"Warum Popsongs im Zeitalter des digitalen Streamings anders klingen, und vor allem: warum sie anders beginnen als früher: intensiver, ungeduldiger, komprimierter. Songwriter würden in die ersten 30 Sekunden von Songs immer mehr hineinpacken, der Grund dafür liege in einem technischen Detail: dem Fakt, dass Spotify, der Marktführer im Streaming-Markt aus Schweden, abgerufene Songs erst ab 30 Sekunden Spieldauer zählt.
...wenn der nächste Song einen auch nicht gleich packen kann, skippt man noch mal weiter, und so weiter. Weswegen es falsch wäre, wenn weggeskippte Songs in die Pop-Charts mit einfließen würden."
www.sueddeutsche.de/kultur/musik-streaming-sekunden-die-den-pop-veraendern-1.3734114
Finde ich einen netten kleinen Impuls nach jahrzehntelanger Songbau-Formelhaftigkeit. Es wird sich zwar nicht groß was ändern, aber man muss kompositorisch, aufbautechnisch tendenziell mehr bringen, um den Song über die übliche Länge zu bringen, wenn man in der ersten halben Minute schon den Refrain voll ausfährt.
Wird hier z.B. super gelöst, Refrain nach 10 Sekunden:
Die im Artikel erwähnten Beispiele passen dagegen gar nicht so sehr. Die neue
P!nk-Single beginnt im Video nach Geräuschintro erst bei 0:41 (nur ein Beispiel, wie Songs heute über die kürzere Radio-Version hinaus in der Video-Version sich weiter entfalten können) - und der Refrain erreicht sein Peak über mehrere Steigerungsstufen erst im letzten Songdrittel.
Der ferner erwähnte Titel von
Kygo & Selena Gomez setzt letztlich erst bei 1:17 voll ein.
Momentan wird häufig als Verlängerungslösung der
Pop Drop verwendet, wie im Artikel erklärt. Aber das lässt Raum auch für andere Lösungen.
"Sogar U2 haben sich kürzlich von dem bereits erwähnten Kygo, der aus Norwegen stammt und bürgerlich Kyrre Gørvell-Dahll heißt, ihre Single "You're The Best Thing About Me" fürs Spotify-Publikum zurechtmixen lassen, inklusive Pop-Drop. Denn auch Bono lässt sich gerne zerhacken, wenn er damit nur irgendwie bei den Millennials landen kann - den 18- bis 37-Jährigen, die 70 Prozent der Spotify-Hörerschaft ausmachen und die EDM-Musik viel lieber mögen als Rock."
Aber sowieso:
"Es gibt die Gegenbewegung zum Spotify-Sound. Der Begriff Deep Cut wird in den vergangenen Monaten im Netz immer häufiger verwendet..."
Also steigt ruhig früh ein in eure Songs und bringt dann mehr Ausbaustufen, aber nicht gerade den
Pop Drop, sondern eher
Deep Cuts.
