Hallo Popnapp,
Danke fürs Mitschreiben. Genau SO stelle ich mir die Diskussion vor. Rein ins Geschehen:
Bei den kurzen artname-Zeilen hat man beim Vertonen aber mehr Möglichkeiten, denke ich mir. Es ist einfacher und man kann in den Pausen jeweils noch ein bisschen Abwechslung reinbringen, ein Klatscher hier, ein Soloinstrument dort.
Die kurzen Zeilen sind natürlich kein Zufall. DARUM ging es mir. Meine Lieblingsautoren schreiben eigentlich alle so. Bin ja auch Musiker und Komponist. Wenn ich vertone, dann wird der Text plötzlich zu Gesang, zu nichts anderem als Frequenz, Velocity und Panorama. Und somit konkurriert der Text indirekt mit den anderen Musikinstrumenten. Je kürzer die Zeile, um so mehr Möglichkeit für Fillins, oder freistehenden Schwerpunkttöne aus der Rhythmussection. Ok==> Knappe Textzeilen.
Knappe Textteilen haben aber einen weiteren Vorteil: Als erstes streicht man ja alles Überflüssige, Geschwätzige. DAS kommt auch der rein poetischen Wirkung entgegen. Plötzlich stellt man fest, dass ein Ausruf wie: „Was soll das?!“ die Qualität mehrerer Textzeilen bekommt. Nimm „DaDaDa““ eine Textzeile, die halbe Romane ersetzt. HIER liegt die Qualität des Musiktexters! Sein „Instrument“ übertönt nicht die Musik.
Ein weiterer Vorteil meiner Textstruktur (darum ging es mir hier nämlich, um die Struktur) ist, dass man mühelos Textzeilen streichen, austauschen oder schärfen kann. Die meisten Zeilen sind stand alone.
Ok. mal aus dem Nähkästchen geplaudert.
Meine Pop-Hörgewohnheiten sagen beim Teestunde-Text wiedermal (das kennt sie vielleicht schon von mir): der Titel ist zu literarisch, kommt gar nicht im Refrain vor, schon gar nicht öfters wiederholt und ist daher nicht ganz Pop-Lied-typisch.
Das sehe ich genau so. Begründe es anders. Es ist die Textstruktur. Sie braucht zu lange, um auf den Punkt zu kommen. Musiker(innen) müssen aus o.g. Gründen beim Musikmachen mal dabei sein, um zu spüren, dass jede Gesangsnote andere, reine Musikparts verdrängt oder zumindest überlagert, weil ja der Text an und für sich immer recht laut in der Mischung angesetzt wird..
Aber es gibt auch Komponisten, die würden Teestundes Text gern vertonen. Zum Beispiel für Veranstaltungen, die mehr im kammermusikalischen Bereich liegen: Konzerte in Theatern, Kirchen, Liedermacherkluns usw. Teestundes Text wirkt sehr persönlich, Mein Gegenentwurf eher cool, als könne mich nichts erschüttern.
Hier mach ich mal stopp.
Hallo Rex
Danke für das nette Feedback.
Hallo Teestunde,
Deine erste Antwort hatte mich verärgert, weil sie mir viel zu schnell kam. Und vor allem, weil „eingängig“ das vielleicht wichtigste Kriterium eines Musiktextes ist. Weil „eingängig“ bedeutet, es lastet nicht zuviel Aufmerksam auf der Entschlüsselung des Textes. JDas ganzen Leben ist im Grunde „eingängig“. Oder stehst du vor einem Wald und sagst „Hä???“ . Nein. Alles geht am Verstand vorbei direkt ins Herz. Das Gegenteil von eingängig ist nicht anspruchsvoll, sondern kompliziert. Meine ich.
Und es ist auch nicht MEIN Text. Wenn ich den Text zum Erfolg brächte, würdest du mich aber sofort (berechtigt!) auf Mitwirkung verklagen. Wenn nicht, wärste ganz schöne doof
ne Menge Bilder und Gedanken stammen eindeutig von DIR.
Also was veranlasst Dich, mir diese Gedanken einsilbig schenken zu wollen. Ich meine: Frust...
Mir wäre lieber gewesen, du hättest gefragt: Was soll denn das???....
Hallo Annette,
Auch Grönemeyer steht ja an einem bestimmten Punkt seines Lebens und das merkt man auch in der Entwicklung seiner Texte, finde ich. Ob lustig oder traurig, wir lassen miteinfliessen wo wir angekommen sind. Das meinte ich.
ich hatte vermutet, dass Du es so meinst, liebe Kollegin. Ein reifer Dichter denkt so.
Wenn Du im Musikgeschäft bist, verwirren einen viele unterschiedliche Energien. Kommt man als Texter schnell von solchen Fragen ab. Den alle Leute fühlen gute Texte. Wenige wissen oder interessieren sich für die Mixtur.
Für mich ist deshalb der Gedanke, nicht die Figur muss authentisch sein, sondern die Lebenslust des Erzählers, ein Gedanke, der mir eventuell noch viel Freude bescheren wird.
Bist eben in so manchen Belangen klüger bist als ich.
Möchte nie auf deinen Rat verzichten.
Lg
