Die Schauspielerin - Chansontext

[Teestunde]

Die Schauspielerin

Das wusste ich, du kommst wieder zurück!
Mit diesem Darf-ich-bei-dir-bleiben-Blick
siehst du - wie jedes Mal - mich ganz groß an.
Bis ich nur noch entwaffnet seufzen kann.
Und immer wieder falle ich drauf rein.
Die Masche zieht, als müsse das so sein.
So oft hab ich mich schon zum Hans gemacht,
der folgsam sein „Hallo, Anita!“ lacht.
.
Ist ja schon gut, genug gespielt!
Deinen Erfolg hast du erzielt.
Eh dein Erpressertränchen rinnt,
gebe ich hier den Clown, mein Kind!
.
Zur Sicherheit kommt jetzt der Wimpernschlag,
so schicksalsschwer, dass ich es kaum ertrag,
so engelhaft, du kleine Teufelin,
dass ich im Nu total erledigt bin.
Dazu noch dieses hingehauchte „Na?“
Im Zwielicht auf der Treppe stehst du da...
Die schmalen Schultern drücken Frieren aus,
damit ich endlich sage „Komm ins Haus!“
.
Ist ja schon gut, genug gespielt!
Deinen Erfolg hast du erzielt.
Eh dein Erpressertränchen rinnt,
gebe ich hier den Clown, mein Kind!
.
An Aufwand klein, an Wirkung kolossal,
vollführst du dein geliebtes Ritual.
Ich lasse deinem Triumphieren Zeit
und demonstriere Unterlegenheit.
Mein Herz, wo sich's bezwungen präsentiert,
hat nie umsonst auf Liebe spekuliert.
Erweise dich auch hier als Könnerin
und tröste mich, geschlagen, wie ich bin!
.
Ist ja schon gut, genug gespielt!
Deinen Erfolg hast du erzielt.
Eh dein Erpressertränchen rinnt,
gebe ich hier den Clown, mein Kind!

 

[Norro]

Ich finde der Text ist dir gelungen. Bin zwar kein Experte in Texterfragen.

Ich gehe immer nach meinem Gefühl. Und da kann ich ganz klar sagen. Der Text spricht mich an und ich konnte sofort erfassen um was es geht. Er ist nicht kitschig und allzu klischeehaft Das reicht mir um zu sagen es ist ein guter Text!!

Liebe Grüße

Norro

 

[Saurus]

Ich hab auch verstanden, um was es geht - nicht, wie der Threadtitel es vermuten lässt, um eine Filmschauspielerin

Und ja, ich kenne derartiges Gebaren und mag es nicht. Manchmal versperrt einem leider die rosarote Brille die Sicht/die Rationalität.

 

[artname]

Liebe Teestunde,

Na, das ist wirklich ein interessantes Unikat. Ich lese sehr interessiert, wie eine Autorin eine andere Verführerin seziert. Und dem Sänger(?) gleich noch ne Rolle als armer Gigolo verpasst. Sehr schönes kleines Kabinettstückchen. Psychologisch fein gesponnen. Sehr schön.

Von der metrischen Form mit 5-hebigen Langzeilen für Komponisten schon eine Herausforderung. Eine Chance für ungewöhnliche Musik. Meine Herren, hier könnt ihr Euch beweisen. Falls sich kein Genie findet, könnte man es sicher auf 4-hebige Ballade umschreiben. Aber damit würde ich aus guten Gründen warten.

Ich hab den Text mal metrisch durchanalysiert. Eigentlich ist er metrisch kongruent. Ich seh kleinere Problemchen, die die Schar der interessierten Komponisten hoffentlich nicht so sieht.oder die mit etwas Aufwand lösbar sind. Biete meine interne Hilfe für den Fall an.

Lg

 

[artname]

Ich hab nun doch mal an dem Text rumgeschraubt, um die Metrik offensichtlicher zu machen. Das Augenmerk stärker auf das äußere und weniger auf innere Geschehen gelenkt. Der Refrain steht da, damit ein Refrain da steht

Die Schauspielerin

Ich hab es immer gewusst: du kommst zurück,
mit grünen Katzenaugen und Hundeblick.
Schön, auf blass geschminkt, stehst du vor mir.
Die Wolken wetten mit dem Mond, wann ich verlier.

Dein hingehauchtes: "Na" - ein schweigsames Lied!
Im Zwielicht steht du da und nichts geschieht.
Die schmalen Schultern drücken nur Frieren aus,
solange ich nicht sag: "Komm ins Haus"

Du bist gut, so gut.
Ich freu mich auf Dich.
Du bist gut, richtig gut,
So wie Du bist
Du bist gut, saugut,
Alles muss wohl so sein.
Du bist gut, is ja gut
Komm rein

Ein langer Wimpernschlag: Ach, wie schlimm 's dir doch geht!
Steine schmelzen, Zorn verglüht, vom Winde verweht
Nur die Sterne säuseln: Rache ist süß...
Ich bin der Clown - Du das Biest

Schicksal hat Humor. Und wir sind allein.
Wer macht den Anfang? Wer fällt drauf rein?
In der Liebe ist das Herz viel zu gern Untertan.
Und so öffne ich die Tür: Komm, zeig was du kannst.

Du bist gut, so gut.
Ich freu mich auf Dich.
Du bist gut, richtig gut,
So wie Du bist
Du bist gut, saugut,
Alles muss wohl so sein.
Du bist gut, is ja gut
Komm schon rein

 

[Saurus]

Die beiden Schreibfehler noch raus und

die Sternen wetten mit dem Mond

im Zwilicht steht du da

 

[artname]

Hallo Saurus,

Danke. War ein Schnellschuss (2 Stunden) Einige schöne Gedanken Teestundes sind draußen geblieben. Leider. Aber ich glaube, wer die Metrik meines Text-Entwurfs SPÜRT, der kann vielleicht auch den originalen Text besser rhythmisieren. - Da ich versuche, mich niemals voreilig in meine Arbeit zu verlieben, wäre DAS ein Erfolg.

Lg

 

[Teestunde]

Danke. War ein Schnellschuss (2 Stunden) Einige schöne Gedanken Teestundes sind draußen geblieben.

Es ist nun DEIN Text. Ich würde beide gleichberechtigt nebeneinander stellen. Deiner ist eingängiger. Allerdings hänge ich an meiner Version aus privaten Gründen. LG T.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

Du klingst pikiert. Schade. du hast mich falsch verstanden. Was du mit "eingängig" abtust, war ja gerade der Sinn meiner ÜBUNGEN ( meine eigenen Texte schreib ich auch mit eigenen Ideen )
Einem Musiktext schmallippig Eingängigkeit vorzuwerfen, zeugt nicht gerade von ...ähm... Erfahrung.

Ich hatte den Eindruck, dass dein schöner Text eher einem Gedicht, als einem Liedzext ähnelt. Ich wollte dich auf etwas aufmerksam machen. Wenn du mit Langzeilen arbeitetest, und pro Langzeilen EINE Sinneinheit nimmst wie zum Beispiel: "mit diesem Darf-Ich- bei-Dir Bleiben-Blick"., dann zwingst du den Komponisten (nach meinem musikalischem Empfinde) zu einer langen (!) Melodiephrase. Die kann ja in der ersten Strophe sehr reizvoll sein, muss dann aber für ALLES Strophen passen! -

Deshalb mein didaktisch gemeintes (!) Gegenbespiel: mit grünen Katzenaugen / und Hundeblick.
Natürlich ist das plakativer. Aber es bietet dem Komponisten mMn mehr Möglichkeiten.

Allgemein gesagt: Popkomponisten sind meistens auf,Zeilen mit 3-4 Betonungen eingerichtet. ihre Hörgewohnheiten Sind so geprägt. Die meisten wissen das noch nicht mal. Aber sie spüren es. Ich habe des öfteren 5hebige Zeilen angeboten. Die meisten könnten damit wenig anfangen. Ich werd dieser Tage mal hier so einen EIGENEN Text reinstellen. Als Beispiel.

"über 7 Brücken" ist eines der seltenen Beispiele für erfolgreich vertonte 5hebige lyric. Vergleich aber mal den Text. Er ist sehr sachlich. Das war vermutlich einer der Gründe, der Ed Swilms zum Vertonen brachte. Dein Text hat mMn als zweites Manko einen teilweise exaltierte Tonfall: weitere Hürde für einen Komponisten.

Fazit:

1. Langzeilen,vertonen sich offenbar schwieriger als Kurzzeilen
2. deshalb benutze ich innerhalb von LZ gern Zäsuren, 2-3 Sinneinheiten (wie demonstriert
3. ein Musiktexter sollte nicht zuviel exaltierten Tonfall reinbringen. sonst bleibt dem Komponisten nicht mehr viel zu tun.

Auch private Gründe sollten auf der Suche nach Komponisten der unwichtigste Grund sein! Meiner Meinung nach.

Interessantes Thema, was meinen die Komponisten?

 

[house12]

@Teestunde
Eine Frage: Warum nutzt du artname's männliche Perspektive nicht einfach, um deinen Text zu bearbeiten? Sein LI seufzt nicht und trägt weniger schwer an seinem "Schicksal". Er geniesst seine Drama-Queen ein wenig mehr und das Spiel drumherum. Mir erscheint das authentischer.

 

[artname]

Danke liebe Annette. Damit habe ich den mir völlig ausreichenden Beweis, dass mein Anliegen verständlich war. Ich schrieb es ja auch dezidiert in #7. und als Subtext in #5.

Herzliche Grüße

 

[artname]

Ok. Ruhe im Wald. Von mir aus. Aber house12 schrieb etwas, was mich den ganzen Tag bisher beschäftigt. „Das finde ich authentischer“.

Und ich hatte plötzlich das Gefühl, sie meint vielleicht gar nicht das Authentische der Textfiguren, sondern den Spass am Schreiben, die Absichten, die der jeweilige Autor aus seinem aktuellen Lebensgefühl heraus, rüber bringen will. So hab ich das noch nie gesehen. Aber es könnte stimmen. Vielleicht lieben wir die Freude des Autoren an seinem Stoff mehr, als seine Freude an seinen.. ähm...Stofftierchen.

Annette, Du könntest zum Meilenstein meiner Karriere werden.

Auch diese Frage ergibt sich aus unseren zahllosen Diskussion . Ich werd mich die nächsten Wochen mal dabei beobachten, wie stark ich meinen individuellen Schreibspass in den Text fließen lasse. DAS ist wahrscheinlich der viel gerühmte Autorenstil.

Das wäre auch ein versöhnliches Ende für den Konflikt (ich spüre, dass es ein Konflikt ist) mit Teestunde. Sie muss sie eben, bei ihrer Anhänglichkeit an private Erinnerungen, quasi mit privatem Einsatz versuchen, ihren Stil an die Komponisten zu bringen. Ich kann ihr da wohl nicht helfen.

Ende oder vorläufiges Ende. Ganz wie gewollt.

 

[house12]

Und ich hatte plötzlich das Gefühl, sie meint vielleicht gar nicht das Authentische der Textfiguren, sondern den Spass, die Absichten, die der jeweilige Autor aus seinem aktuellen Lebensgefühl heraus, rüber bringen will. So hab ich das noch nie gesehen. Aber es könnte stimmen. Vielleicht lieben wir die Freude des Autoren an seinem Stoff mehr, als seine Freude an seinen.. ähm...Stofftierchen.

Für mich ist das ein und dasselbe. Jeder Text formuliert sich für mein Empfinden aus der Basis des aktuellen Lebensgefühls heraus.

Wenn ich also lese, welche Reaktionen z. B. Teestunde diesem Herrn hier verpasst, gleite ich erstmal mit meiner - ebenfalls weiblichen - Sicht durch die Zeilen. Und dann merke ich das was nicht stimmen könnte. Und ich würde mal einen Mann lesen und kommentieren lassen. Wenn ich denn einen finden könnte, der auch schreibt

 

[artname]

Für mich ist das ein und dasselbe.

Für mich momentan gerade nicht!

Angenommen, ich bekomme eine melancholische Musik. Der Interpret eicht mich vorher sogar noch, dass sie ihm irgendwie traurig vorkommt. Dann hätte ich früher eine traurige Story gesucht. sagen wir mal etwas, was sich für eine Trauerveranstaltung eignet. Und da scheint sich ja immer mehr zu eignen

Eben bringst du mich aber auf eine andere Idee. Ich werde künftig probieren, diesen angeblich traurigen Musiken ihre lustige Seite abgewinnen, wenn mir gerade danach ist. Oder ihr strahlend schöne Seite. Wenn mir so ist.

Nimm mal Grönemeyer. Seine Balladen würde sich alle eignen, schaurige Klagelieder daraus zu machen. Flugzeuge im Bauch eben. ABER: Mit ähnlichen Melodien Tempi, Harmonien schreibt er eine riesige Bannbreite an Gefühlen. Da sind sind auch lustige Sachen dabei: ANNA oder positive strahlende wie „Marie“ usw.

Und selbst wenn ich gerade sehr traurig bin: ist es nicht generell wichtig, die Freude am Leben heraus zu stellen? Auch wenn der Geist schaurige Bilder (denTod naher Menschen, oder die internationale Lage) vors geistige Auge führt?

 

[popnapp]

Donnerwetter, jetzt gibt es schon zwei Texte. Der zweite so geändert, dass es schon ein eigener Text ist. Und beide Texte sehr gekonnt, wie ich finde. Hut ab!


artname schrieb:

Interessantes Thema, was meinen die Komponisten?

Was meine ich als Komponn....chrrzu....hust (an dem Wort verschlucke ich mich immer, weil ich mir nicht wie Beethoven vorkomme, keine Noten schreibe und es sehr spät merken würde, wenn im Orchester alle Bläser im Urlaub wären) ... was meine ich als Songschreiberling dazu:

artname schrieb:

Von der metrischen Form mit 5-hebigen Langzeilen für Komponisten schon eine Herausforderung.

Dieser Satz ließ mich gestern schon aufhorchen und hat schonmal ein bisschen meine Motivation gesteigert, diese Herausforderung bei Gelegenheit mal anzunehmen. Aber stimmt natürlich, das Teestunde-Original ist von den Zeilen her etwas länger, aber nicht unregelmäßig (soweit ich das durch Mitsummen überschaue). Vermutlich meine ich damit, dass das Metrik-Schema zumindest durchgängig eingehalten wird. Und das macht es dann ja wieder möglich und einfacher, eine vernünftige Melodie für alle Verse zu finden.

Bei den kurzen artname-Zeilen hat man beim Vertonen aber mehr Möglichkeiten, denke ich mir. Es ist einfacher und man kann in den Pausen jeweils noch ein bisschen Abwechslung reinbringen, ein Klatscher hier, ein Soloinstrument dort. Andererseits bieten lange Zeilen und eine etwas längere, komplexere Melodie ja vielleicht auch Chancen. Der Bogen wird länger, man kommt an mehr Harmonien vorbei und kann sich vielleicht etwas besser absetzen vom Einheitsbrei der großen Pop-Menge aus kurzen Phrasen. Mehr Risiko, vielleicht mehr Gewinn.

Meine Pop-Hörgewohnheiten sagen beim Teestunde-Text wiedermal (das kennt sie vielleicht schon von mir): der Titel ist zu literarisch, kommt gar nicht im Refrain vor, schon gar nicht öfters wiederholt und ist daher nicht ganz Pop-Lied-typisch. Da sehe ich beim artname-Text sofort den Titel: "Du bist gut". Der Titel "Die Schauspielerin" wäre für ein Gedicht vermutlich sehr passend, aber das Lied müsste nach meinem Empfinden so heißen wie es klingt und was der Hörer nachher bereits beim zweiten Hören mitsingt, während er den Rest erstmal nur mitsummt. Entsprechend würde ich Teestundes Lied "Ist ja schon gut" taufen.

So oder so, zwei neue, erstklassige Texte, die zum Vertonen einladen. Wir Kompo...röchel können uns wirklich nicht beklagen, hier im Forum. Vielen Dank!

 

[Rex]

Das ist ja mal ein toller service von artname.

Teestunde`s Original ist authentisch, persönlich, hat aber eher Tagebuchcharakter.

Artname`s Variante ist nach Feinschlif (aufgrund von ihm schon benannter Gründe) weitaus einfacher kompositorisch umzusetzen. Der Refrain vertont sich ja beinah schon von selbst.

Teestunde sollte nicht eingeschnappt sein (falls sie es denn sein sollte) sondern das beste daraus machen.

 

[popnapp]

Ach ja, bei der Frage, welche Mannes-Reaktion nun authentischer ist, würde ich spontan tippen: beide.

Ich persönlich finde mich eher bei Teestunde wieder. Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Ambivalenz in einem Mann schon recht groß werden kann, einerseits genervt zu sein von den offensichtlichen und durchsichtigen Tricks einer Frau und andererseits aber trotzdem hilflos zusehen zu müssen, wie mann auf alle diese Tricks in Zeitlupe und mit Ansage immer wieder reinfällt. Das würde ich durchaus als Kränkung, Demütigung und Relativierung einer eigenen Souveränität verstehen. Wir Männer sind eben doch ganz arme, kleine und nicht ernst zu nehmende Würstchen.

 

[popnapp]

Teestunde sollte nicht eingeschnappt sein

Ihr seid alle viel feinsinniger als ich. Ich kriege diese kleinen Nuancen anscheinend nicht mit. Für mich wäre Teestunde erst eingeschnappt, nachdem sie geschrieben hätte: "artname, du dämlicher alter... #"%%&%, du Riesen.&%&"§!, zum Tonnerwetter nochmal!!!!"

Das hat sie aber nicht geschrieben, sonst hätte ich das bestimmt beim Überfliegen bemerkt. Wegen der vielen Ausrufezeichen. Zwischen den Zeilen lesen ist oft Glückssache.

 

[Teestunde]

Du klingst pikiert. Schade. du hast mich falsch verstanden. Was du mit "eingängig" abtust, war ja gerade der Sinn meiner ÜBUNGEN

Oh, pikiert sollte es nicht klingen, wirklich nicht! Sorry, wenn das in den falschen Hals gekommen ist. Das nächste Mal setze ich ein Smiley. LG T.

 

[Teestunde]

@Teestunde
Eine Frage: Warum nutzt du artname's männliche Perspektive nicht einfach, um deinen Text zu bearbeiten? Sein LI seufzt nicht und trägt weniger schwer an seinem "Schicksal". Er geniesst seine Drama-Queen ein wenig mehr und das Spiel drumherum. Mir erscheint das authentischer.

Wieso trägt mein LI schwer an seinem Schicksal? LG T.