Der rote Apfel

[artname]

Ach, meine Hand auf deiner Brust
fühlt keinen Schmerz und keine Lust
Mein Finger spürt nur Schlag für Schlag
wie dein Herz klopft, nicht was es sagt

Mein Ohr das streift dich ab und an
es hört dir gerne zu doch dann
kommt die Musik von ferne her
und übertönt dich mehr und mehr

Die Sonne scheint der Hund ist krank
Ein roter Apfel fault im Schrank
die Gegenwart entrückt so weit
wir lauschen in die Ewigkeit

 

[Gel Mitglied 86343]

-in jedem Vers ist Bewegung. Fein, wie die Aufmerksamkeit immer wieder entwischt. So mitten im Leben, im Flow sozusagen, möchte man doch gerne reflektieren: Was genau macht mich denn so schön weltvergessen? Damit man es wiederholen kann, wenn man die nächste Ausflucht aus dem Alltag braucht. Ist damit eher ein gutes oder ein schlechtes Gefühl verbunden? Manche Lieder entfalten ihre Wirkung ebenso, wenn man sie sich nur laut vorliest. Dies hier könnte so eines sein. Ich beiß auch vom roten Apfel und falle in den Märchenschlaf.

 

[artname]

Was genau macht mich denn so schön weltvergessen?

Tja, das weiß ich nicht. Die Poesie liegt im Auge des Betrachters. In meinen liegt eine etwas andere Farbe. Aber dafür ist der Text ja relativ neutral geschrieben. Heute Nachmittag habe ich noch intensiv Worte ausgetauscht, Nuancen verschoben.

Ist damit eher ein gutes oder ein schlechtes Gefühl verbunden?

s.o.

Ich suche schreibend scheinbar die Ambivalenz. (Und streitend das Eindeutige.)

lg

 

[En A I Zeh Ka E]

Hallo,
liest sich sehr angenehm und regt die Gedankengänge an. Das fetzt.
Beim oder nach dem Ersten lesen habe ich es so verstanden, dass der Blick oder der Wunsch in die Ferne/das Ungewisse/das "Bessere" das Jetzt gar nicht zu Wort kommen lässt. Dass man das Besondere woanders sucht, obwohl es direkt neben einem ist, man es wahrnimmt, aber nicht wirklich er(be)greift.
Fände ich ne schöne Aussage/Sensibilisierung.
Es könnte auch ein Text über eine "Liebe" sein, die nicht tief genug geht, so dass man sich, neben dem Funktionieren, nur in die Ferne träumen kann. (achherrje, unangenehme Situation)
Vielleicht auch einfach die lange Weile über Bekanntes?
Hat schon einen gewissen Fluchtcharakter, der aber auch positiv wirkt, z.B. durch das Wort "lauschen". Das übersetze ich mit Ruhe, Interesse, Bleiben. Und wenn die Gegenwart ganz weit entrückt, findet man sie in der Ewigkeit ja wieder, hat auch was.
Und ewig sucht man das richtige Jetzt, wa.
Resüme: Der Text lässt Spielraum, das gefällt mir.

 

[SoleLuna]

Lieber artname

Nur ganz kurz, diese 3 Strophen wachsen zu meinem Lieblingstext deiner hier geposteten
Sie sind mir heute sogar auf dem Fahrrad nachgegangen. Vielen Dank.

Ich mag die Bilder, die er erzeugt, und dass er keine eindeutige Bedeutung hat also scheinbar mehrere zulässt.
(Oder ich verstehe sie zur Zeit einfach noch nicht?)
Das fasziniert mich.

Er wirkt vertraut aber auch bedrohlich.
Gemeinsamkeit und Zweisamkeit.
Heile Welt, die etwas zu verstören scheint?
Der rote Apfel, giftig oder fein?
Gut dass er verfault, oder schade?

So viel von meiner Seite

Muss leider schon wieder los.
lg

 

[Gel Mitglied 86343]

Ich suche schreibend scheinbar die Ambivalenz. (Und streitend das Eindeutige.)

Im Schwebezustand zwischen den möglichen Realitäten hilft entweder, sich auf Grundwerte zu besinnen oder das eigene Herz für neue Entwicklungen in die Hand zu nehmen. Wie dem auch sei -Deine Zeilen stellen eine treffende Beschreibung dieses schwerelosen Zustands dar, mit dem sich wohl so mancher Leser gut identifizieren kann.

 

[artname]

Ich habe sehr selten das Gefühl, einem angesteuerten Moment nah genug gekommen zu sein. Hier vielleicht.

Ich weiß nicht, wie intensiv ihr sie täglich fühlt: die wechselnden Gefühle auf engstem Raum. Ich brauche gewöhnlich nur eine Minute einem Gedanken zu folgen.... und schon fühle ich innerlich Aprilwetter...

Ich danke Euch für die bisherigen Kommentare. Sie machen mich sehr glücklich ob ihrer Vielfalt. Man könnte meinen, meine Figuren handelten oder fühlten unentschlossen - doch das Gegenteil kann der Fall sein... vielleicht ist es meine Eigenheit, Entscheidungen gern nachzuschmecken. Ohne sie bewerten zu wollen. Ich frage mich viel lieber, welche Kräfte diese wohl bewirkt haben könnten. Wie ein Autoschlosser, der gern unter Motorhauben schaut

 

[holgi]

schöner Text

 

[Klauski]

Schöne Bilder, die Deine Worte beschreiben
- für das Leben und damit für
- die Vergänglichkeit.

Ich frage mich viel lieber, welche Kräfte diese wohl bewirkt haben könnten.

Kräfte? hm
Je nachdem in welcher Lebensphase man sich gerade befindet
und wie man sich auf den Text einlässt kommen so die Kommentare

Das ist wie ein Pudding,
man kann ihn sich anschauen
kann an ihm "wackeln"
man kann darüber reden
man kann darüber lachen
man kann ihn einfach essen
man kann ihn aber auch genießen -ohne schlechtes Gewissen
und versuchen rauszufinden was da wohl alles drin ist.
und ein Buch darüber schreiben.
- Meine Gedanken beim Puddingessen...

 

[SoulFrontier]

Die Sachen, die Du uns hier präsentierst fangen an mir echt zu gefallen!

Hier ist es das sehr zurück Genommene, die sparsame und doch schöne Beschreibung.

Lässt halt Deutungen zu und genau das liebt ja das Publikum, oder?

Ich hatte spontan Silly im Ohr mit “schlohweißer Tag“. Ist er Text von Karma? Ich glaub ja, glaub Tamara fing erst später an selber Texte zu schreiben, wobei sie imo auch tolle Texte schrieb. Karma aber ist so ein besonderer Texter...jedenfalls erinnerte mich Dein Text an den Silly Song von der Stimmung her.

Jedenfalls echt super imo!

 

[artname]

Danke @SoulFrontier : Ja, "schlohweißer Tag" ist von Werner Karma. Ich freu mich sehr über deinen Vergleich.