Deathcore Mix. Bitte Kritik!

[Cos]

Das ist schrecklich....

Hab ich doch in #7 schon geschrieben...

Grüße
Cos

 

[chokehold]

Hab doch tatsächlich vergessen, mir das anzuhören gestern.
Hm.

Zuallererst - die Drums gehören laut. Nicht übersteuert, nicht zu hart geclippt usw ... aber einfach LAUT. Die stehen im Vordergrund bei solcher Musik, gemeinsam mit der Stimme.
Dann kommen die Gitarren, und hintendran der Bass.

Ist gemein für die Instrumentalisten, aber ist nunmal so.

Wenn man zuerst den Bass reindreht klaut er den Drums zuviel "Platz", wenn man die Gitarren vor der Stimme dazumischt nehmen die ... eben zuviel "Platz" für die Stimmen weg.

Was mir viel zu deutlich aufgefallen ist: die Floor Tom (also die ganz tiefe) hat zuviel wooooom untenrum, die drückt im Bass für 2-3 Sekunden alles zu wenn sie gespielt wird. Wie schon vor mir jemand angemerkt hat - die Toms knallen nicht.

Aber irgendwie knallt überhaupt das ganze Schlagzeug nicht, scheint mit nem leichten Schleier belegt zu sein der es leise macht. Versuch doch mal, von jeder Trommel die (für den Mix) wichtigsten und deutlichsten Frequenzen mit nem steilen Peak/Bell-Filter etwas anzuheben.
Ich schrieb ETWAS, nicht exzessiv.

Nicht vergessen, bei der Snare schön um die 150/200 Hz rum nach dem Knallen zu suchen, das muss mit rein. Bei der Kick dafür eher großzügiger den Bass entfernen, erstens kommen dann die Subdrops besser, zweitens ist das Gerattere da so schnell, dass zuviel Bassdruck einen Compressor zu sehr drücken würde.

Zum Schluss brauchen die Drums generell etwas mehr "Klick" und "Air" obenrum, und vielleicht noch einen subtilen Transendrücker drauf.

Reverb, so leid's mir tut, kann schon mit dazu, aber ist bei all dem Krach ... ich nenn's mal eher "gefährlich", und wer braucht bei Deathcore schon realistische Hallräume...?! Auf's Maul soll's klatschen, nicht verwaschen und soft klingen.

Bei der Stimme ... mei, musst halt im Verhältnis zu den Drums ein bisschen EQen, so dass keins von beidem heller oder dumpfer klingt als das Andere. Da kann ich dir nicht viel Tips geben, das "muss einfach passen".

Somit ist das Grundgerüst fertig, jetzt geht's an ein komplexes Thema: die Gitarren.
Die sind momentan untenrum viel zu beschnitten, haste den HP bei 400/500 Hz rein?

Highpassen (und zwar nicht allzu steil) würde ich deutlich tiefer, um die 100-150 Hz rum, alles unter 250 Hz passend zu den Drums anheben oder absenken, und von da an bis hoch zu 400/500 Hz mit nem Shelf "ausbalancieren" um das generelle Verhältnis von Tiefen zu Höhen auszugleichen.
Nicht vergessen: der Bass will auch noch irgendwo hin.

Wie ich darauf komme...
Die meisten "bösen" Gitarren sind ja auf ein B/C runtergestimmt, und es wird in dieser Musikrichtung viel mit ner offenen tiefen Saite gespielt. Es liegt also nahe, dass man die irgendwie einfangen und betonen möchte.
Das wäre dann in dem Fall -aus der Hüfte geschossen- so ca. der Bereich um 60 Hz, das sollte auf ein tiefes B/C kommen. (Erfahrungswert / Analyzer / E-Bass)

Aber: die Region um ca. 60 Hz ist wichtig für die Kick, die Subdrops und evtl. noch ein Bisschen den Bass, die würde ich also sicher nicht mit eigentlich unnötigem Gerumpel von Gitarren zumüllen.
Ein Gitarren-Cabinet dürfte wohl eh nicht ganz so tief runtergehen, also alles was bis da unterhalb auf der Aufnahme ist kann man locker Highpassen.

Wenn man jetzt den Bass, rein logisch betrachtet, von der "Höhe" im Mix zwischen Drums und Gitarre einordnet, und ca. 60 Hz die (durch andere Elemente) bereits belegte Grundnote der Instrumente ist, dann rechnet man sich einfach ganz grob von unten hoch:

60 Hz = "echter" Grundton = belegt durch Kick/Effekte.
120 Hz = Grundton x 2 = Grundton im Mix für Bass.
240 Hz = Grundton x 4 = Grundton im Mix für Gitarre.

(Richtwerte, keine Regeln!)

Also nimmst du halt die nächsthöhere und erkennbar verwandte harmonische Zahl, der Einfachheit zugute tut's in diesem Fall das Vierfache des Grundtons, also ca. 200-250 Hz, je nach Tuning. Diesen Bereich vllt. etwas betonen, alles drunter kommt weg.

Von da an bis ca 350 Hz (ca. das Fünf- bis Sechfache der Grundnote, 5x 60 Hz = 300 Hz, 6x 60 Hz = 360 Hz, plus etwas extra obendrauf) schonmal ein klein wenig nach unten ziehen, da muss später der Bass noch hin.

Wenn man mit DI-Spuren und Amp Sims arbeitet, dann unbedingt auf die "kalten, digitalen Höhen" achten. Eigentlich alle Amp Sims mit denen ich bisher zu tun hatte, hatten ein hohes Knistern im Signal. Das hat sich zwar alleinstehend nach "klar und deutlich" angehört, aber später für den Mix den Vocals und den Drums (inkl. Becken) eben diese "klar und deutlich"-keit geklaut. Und es hört sich letztendlich "dünn" an.

Gitarren nicht allzu hart komprimieren, wenn überhaupt. Durch die Zerre sind sie meist schon deutlich komprimiert, und später kommen sie ja i.d.R. noch durch Compressor und Limiter auf der Summe, das ist dann meistens zuviel des Guten.

Jetzt noch den Bass dazu, der wird -siehe oben- bei mir zwischen Grundton und (Grundton x2) abgeschnitten, dann bei (Grundton x2) etwas betont wenn nötig. Die Gitarren sind ja bei (Grundton x4, da also vllt. etwas absenken, und bei (Grundton x6) bis (Grundton x8 ) ein wenig nach ner druckvollen Frequenz suchen die in den Vordergrund gestellt werden kann.

Da der Bass aber bei dieser Art Musik eher im Hintergrund steht, sollte man sich weniger drauf konzentrieren den untenrum in den Mix zu drücken, sondern eher mit Sättigung und Harmonien arbeiten, und dann dafür die Hochmitten bis Höhen irgendwie "klatschig" zu kriegen. Ähnlich wie bei der Kick, wo ja auch der "Klick" obenrum wichtig ist, nur finde ich beim Bass das "Klicken" nicht so schön (siehe das überbetonten Geslappe bei Korn... *würg*) sondern suche meistens entweder nach einem seidigen "Tippen" oder einfach nur Mittenknurren, je nachdem was besser passt. Vielleicht sogar beides zusammen.

Kleine Pi-mal-Daumen-Regel: je mehr die Mitten/Hochmitten betont sind, desto vordergründiger und knurriger ist der Bass - aber je mehr die Höhen betont sind, desto seidiger aber leiser klingt er.

Was von beidem sich besser macht, das ist komplett vom Material und dem aufgenommenen Bass abhängig.
Ich hab hier nen passiven 130€-Hausmarke-Bass rumstehen, der hat wunderweiche Höhen und klingt schön poppig wenn man auf die losgeht, aber sobald man auf die Hochmitten umschwenkt hört sich alles nur noch nach Geklapper an.
Bei nem (ich glaube) G&L Tribute Bass den ich mal aufzunehmen hatte, da war's genau andersrum: Hochmitten betont - knurrig und fett, schön rockig. Aber auf die Höhen gezielt - Zischeln und kratzen und harsch und einfach nur eklig.

Essentiell: unbedingt mit fertigen, "gut klingenden" Aufnahmen von Bands aus dem gleichen Genre vergleichen, immer wieder gegenhören und nach und nach an einen ähnlichen Sound rantasten.
Du musst nur wissen, dass das was du vor dir hast NIE exakt so klingen wird wie das, was du die zum Vergleichen anhörst. Aber man merkt eben schnell solche Dinge wie "woh, meine Kick ist viel zu laut" oder "hm, meine Gitarren sind zu harsch, das klingt dünn" etc.

Viel mehr kann ich jetzt auch nicht mehr beisteuern.
Der Rest heißt "ausprobieren".

Und nicht alles zu ernst nehmen was ich geschrieben habe - wenn sich in dem Fall dieser Mische etwas Anderes besser anhört, dann ist das natürlich vorzuziehen. Ich hab nur aus dem Nähkästchen geplaudert, weil das bei mir üblicherweise so zugeht wie oben beschrieben, das sind alles keine Festfrequenzen oder Regeln aus einem heiligen Buch oder so!

Ob das "richtig" ist oder nicht - keine Ahnung. Aber das klappt ganz gut so.

In diesem Sinne... frohes Schaffen noch.

 

[CharlesMonroe1989]

Vielen dank für diesen sehr hilfreichen post!

Hab ihn mir gut durchgelesen und jetzt alles nochmal neu gemischt.


EDIT NEUER LINK: