Beute

[Turquoise]

Dieses Projekt lag lange unumgesetzt auf meiner to-do-liste. Jetzt habe ich es getan. Es ist ein bisschen extrem, und soll dennoch kein reiner Sprechtext sein, sondern mit Musik funktionieren. Die Musik wird eher fließend sein und ihren Ausdruck über längere Zeiträume ändern oder freie Akzente setzen. Ich denke jedenfalls, dass es gehen wird. Aber es wird kein Lied mehr. Eher Musiktheater. In dem Tempo, wie ich es mir vorstelle, gesprochen, dauert der Text ungefähr 10 Minuten.

Eindrücke, Meinungen, Ansichten dazu?

___________________________________


Beute


erste Szene

Es zogen aus auf viel Gewinn
zwei Jäger, zwei Geschlechter
zwei Welten, zwiefach Doppelsinn
zwei feindselig Verfechter

Sie, äußerlich urban, gepflegt
war innerlich Empörung
ihr wortreich Handwerk angelegt
auf Pranger und Zerstörung

für ihn, der wie durch ein Visier
die Welt besah und straffer
schien als ein hochgespanntes Tier
war Jagen auch Metapher

sie log, es wäre Empathie
auf dass sie ihn beförder
zur Ächtung denn er war für sie
nichts and'res als ein Mörder

sein scharfgeübter Blick indes
erfasste sie recht zügig
als eine Bolschewikin, kess,
steinhart und ungefügig

Er:
(So komm nur, komm, begleite mich
sollst sehen das Geheimnis)

Sie:
(Wohlan, ich will und streite nicht
bis mein sein wird was dein ist)


zweite Szene

der Jäger fuhr - nicht sanft, nicht sacht
weit über Felderflächen
er schwieg, drum fand sie's angebracht
ihn nicht zu unterbrechen

dann ging es aus der Ebene
auf unbekannten Wegen
durch Nebel und durch Regen
durch Schneegestöber fegend
in gottverlass'ne Gegenden
auf hochgeleg'ne Ebenen

für sie durchaus bewegend denn
die Landschaft war erhebend und
sein Tempo sehr erregend denn
auf diesen wilden Fährten schien
er mehr und mehr zu werden wie
ein heiß jagendes Tier

in die Berge, immer munter
rauf, der Wald ward stetig dunkler
höher, tiefer, stärker, jäher
knarzig krächzt' der Eichelhäher
Stund' und hundert Kilometer
steinig enge Kurven später
kam der Ort dann endlich näher
den der Jäger ausersehen

sollte es ihr dort geschehen
bei den Hirschen, bei den Rehen?
welch ein albernes Klischee
also prüfte sie die Waffen:
Kamera und Dekolleté -
alles gut und wohlbeschaffen
trotzdem suchte ihr Sonar
ob all dies nicht dumm, ja gar
ein g r o ß e r F e h l e r war

sie räusperte sich vorsichtig
"Darf ich mal etwas fragen?
Was machen wir hier eigentlich?"
er brummte mürrisch: "jagen"


dritte Szene

vor Ort schien ihr als ob er sich
an irgendwas erfreue:
"der Wind is gut, 'sis net zu frisch
sogar ae leichte Neue
und Mond hammarae mehr als g'nua
wenn's Glück ham gibt's a Beute"
dann ging er los und trat die Spur
behutsam ins Verschneite

sie folgte ihm, die Tasche streng
geschultert, sehr entschlossen
und doch war ihr die Kehle eng -
die Vorstellung: erschossen

(nur zu, mein Freund, ich fürcht' mich nicht
ich werd's dir schon verderben
wenn's kommt dann tu' ich meine Pflicht
heut Nacht wird kein Tier sterben)

sein Urteil wiederum war harsch:
Reporterungeziefer
so schlichen sie im Gänsemarsch
zum Hochsitz an der Kiefer

Nach einer Stunde Warten fing
sie sichtbar an zu frieren
er reichte ihr ein Fell: "umschling
ma uns damit die Nieren."

Ihr beider Atem, weiß wie Rauch
sich wölkte und durchquerte
da war sie ihm doch dankbar, auch
wenn die Moral sich wehrte


vierte Szene

"Dahier, schaun's einmal durch das Glas!
Ein Hirsch, dort auf der Wiesen"
Sie nahms. "Gebn's zu - es macht Ihn' Spaß
die Tiere zu erschießen!"

Er schüttelte den Kopf und sprach
"Sein's bittschön etwas leiser.
Am End' wern sie's scho sehn, Gemach,
dann sammer alle weiser."

Der Hirsch zog langsam an den Rand
der mondbeschien'nen Lichtung
besann sich aber dann und fand
dass links die bess're Richtung

er schritt so majestätisch drein,
im grauen Schattenwandel
ein König, gravitätisch, fein
mit Krone und mit Mantel

in Zeitlupe ging das Gewehr
nach vorne in den Anschlag
ihr Blick ganz starr, das Herz ganz leer
wie unter einem Bann

der Jäger konnte wie kein Mann
Erregung beinah' wittern
er rührte sie beruhigend an
da legte sich ihr Zittern

nun wusste er, er hatte sie
obwohl sie beide schwiegen
er nahm die Hand von ihrem Knie
und ließ die Kugel fliegen

der Schussknall ließ sie mucken
derweil sie durch das Fernglas sah
des Hirsches Flanke zucken
doch der stand weiter reglos da
als könnt' er nicht verstehen
wie's nun sollt' weitergehen
eine halbe Ewigkeit
in Wahrheit nur recht kurze Zeit
dann brach er über Tannen-
Reisig krachend laut zusammen


fünfte Szene

sie stierte ganz betroffen
als stünd' die alte Pforte
zum Jenseits gähnend offen
und rief sie zu dem Orte

sie konnte nicht mal weinen
auch wütend war sie nicht
nur Kälte in den Beinen
und Hitze im Gesicht

ein ungeheures Beben
das keinen Kompromiss
mehr wollte, nur noch Leben
so dass sie fast zerriss

als läg' sie selbst verwundet
und blute grade aus
vergessen, unerkundet
ein hingeworfner Strauß

der niemals etwas schmückte
der stets sich unterdrückte
der niemandem erblühte
und nur nach innen glühte

verschwendet an die Leere
so schwer, unsagbar schwer
es stach wie tausend Speere
und ging, nein ging nicht mehr

der Jäger wandte ihr Gesicht
sich zu, merkwürdig weich
sie war im hellen Mondenlicht
erschütternd schön und bleich

doch spielten ihre Augen nicht
ihm einen schlechten Streich?
ihm schien, was er da klar und schlicht
erblickte, viel zu reich

ein irr tanzender Film, entfacht
mit all den Möglichkeiten
an die er ach so oft gedacht
in längst vergang'nen Zeiten

Sie:
(So komm nur, komm, begleite mich
sollst sehen das Geheimnis)

Er:
(Wohlan, ich will und streite nicht
bis mein sein wird was dein ist)


sechste Szene

es kamen auf verschlung'ner Bahn
die Lippen sich entgegen
und alles wurde Ozean
und alles sank dahin
im Ruhen und Bewegen
kein Ende kein Beginn
ein Schwelgen ohne jeden Plan
ein Balsam wider allen Wahn
als könnte nie ein anderer
Moment je existieren
als wärn sie Pilger, Wanderer
die am Altar campieren

die Hand fuhr gütig durch ihr Haar
er sah nur noch die Frau
und wieviel da an Leben war
begriff er ganz genau

sie flüsterte ihm in sein Ohr
"Ich muss noch einmal fragen:
wir machen uns doch etwas vor?"
er lächelte: "wir jagen"

da riss ein lauter Vogelschrei
die Stille dieser Nacht entzwei
die Frau sah ernst an ihm vorbei:

"Ich kann jetzt niemals mehr zurück
ich bin geflogen und gefallen"

"Ich weiß. Es liegt bereits im Glück
der Schmerz. So geht's uns allen"

"Ist das die Weisheit, die du meintest - "

"Still. Ich will nicht, dass du weinst!"

" - als du die Lust am Tod verneintest?"

"Vielleicht verstehst du's ja dereinst..."

"Immer diese überhöhten
Reden. Siehst du's denn nicht? Nein?
Wonach ich jetzt grade strebe?"

"Man ist auf der Welt allein...
darum muss ich manchmal töten:
um zu spüren dass ich lebe..."

"Ach du Narr, du Narr der Narren
dazu musstest du mich karren
hierher in den kalten Wald?"

"Du bist jung und kannst's nicht wissen
ich hingegen längst verschlissen
bin ja älter schon, bald alt"

"Hat denn nicht der Hirsch sein Leben
auch für meines hergegeben?
Komm ich, ob's mir nun gefällt
nicht auch heim in d e i n e Welt?"

"Nein. Nur in Erinnerung
du stolzes Mädchen aus der Stadt
bleiben wir Gewinner
in Wahrheit sind wir längst schachmatt
Beute sind wir. Du bist meine
und auf immer ich die deine
jener Wunsch und dieses Leiden
lässt sich scheinbar nicht vermeiden"

"Wie du willst. Ich glaub es nicht!
werde immer weiter suchen
wo man schweigt und wo man spricht
unter Haselnuss und Buchen
bis der Krug am Stein zerbricht"

 

[Teestunde]

Ich bin erst mal nur bis zur 2. Szene gekommen. Morgen nehme ich noch mal Anlauf.

 

[Clandon]

Also mich hat die Wortgewalt schon beim ersten überfliegen gefesselt. Hier und da bin ich etwas raus gekommen, zum Beispiel bei Kamera und Sonar. Aber das ist jammern auf einem verdammt hohen Niveau.

 

[mWermut]

Hi @Turquoise,

das spielt, wie auch vieles an deiner Musik, in einer eigenen Liga. Und dies ist für mich deutlich anstrengender als die Songs, die ich von dir kenne. Ich glaub vor allem deshalb, weil die Geschichte mir kaum Raum zu interpretieren gibt und weil ich nicht an Empfundenen teilhabe. Der Plot spielt in einer fremden Welt, das Handeln ist mir fremd.

Abseits dessen ist die Umsetzung beeindruckend. Sprachrhythmus und Reime sind schlüssig und nach meiner Einschätzung auch gut zu vertonen.

Also freu ich mich auf deinen nächsten Text, der mir vielleicht sogar mehr entgegen kommt.

Viele Grüße, m

 

[Teestunde]

Überhaupt nicht mein Ding. Einige Formulierungen sind ganz lustig, aber insgesamt ist es mir zu hölzern. Ich könnte es mir als Puppentheater für Erwachsene vorstellen. Mit bewusst antiquierter Sprechweise. Aber so richtig zündet es bei mir nicht.

 

[Turquoise]

Überhaupt nicht mein Ding.

Das war mir schon gestern Abend klar und ich wollte Dir fast empfehlen, es gar nicht noch mal zu versuchen.

@mWermut

Ja, der Text gibt eine Handlung vor. Wenn man sich auf die nicht einlässt oder nicht einlassen kann, wird es schwer. Da zu Zeit bildreiche, unkonkreteTexte mit möglichst großem Interpretationsspielraum angesagt sind, war mir auch klar, dass dieser es schwer haben wird.

Dennoch gibt es jede Menge zu interpretieren. Allerdings auf einer anderen Ebene. Es sind weniger die Details, sondern die großen Stränge. Wer ist der Jäger? Wer ist die junge Reporterin? Welche Gegensätze kollidieren hier? Was ist es, was im Wald passiert? Welche Rolle spielt der Hirsch? Und so weiter.

Doch wie gesagt - das ist heute alles etwas aus der Mode. Für Dich - Teestunde - mag es hölzern und antiquiert klingen. Ich sehe es eher so, dass ich versucht habe, etwas Zeitloses zu schreiben. Die Geschichte ist es mMn jedenfalls.

 

[Teestunde]

Deswegen kam ich ja auf Puppentheater. Mit Wagnerklängen untermalte Handlung. Das stelle ich mir witzig vor.
Ich wollte dich nicht kränken, vielleicht hab ich auch einfach nur keinen Kanal für diese Art von Text.

 

[Turquoise]

vielleicht hab ich auch einfach nur keinen Kanal für diese Art von Text.

Hast Du nie Schiller, Shakespreare oder das Nibelungenlied gelesen? Immer nur Lied- und Schlagertexte?

 

[Teestunde]

Ich habe Schiller, Shakespeare und das Nibelungenlied gelesen. Ich hab bei deinem Text allerdings an keins dieser großen Werke gedacht, muss ich gestehen.

Puppentheater war keineswegs abwertend gemeint. Ich war mal mit einer Puppenspielerin befreundet, die es sehr bedauerte, dass heute so wenig wirklich talentierte Leute fürs Erwachsenen-Puppentheater schreiben. Deswegen kam ich drauf.

Übrigens, der Theaterkahn Dresden ist immer auf der Suche nach witzigen Stücken, die sich ohne viel Aufwand mit wenigen Darstellern und möglichst nur einem Bühnenbild realisieren lassen.

 

[Turquoise]

Ich habe Schiller, Shakespeare und das Nibelungenlied gelesen. Ich hab bei deinem Text allerdings an keins dieser großen Werke gedacht, muss ich gestehen.

Das habe ich zwar auch nicht erwartet. Aber zumindest die strukturelle Verwandtschaft - sprich das Konkrete und Erzählerische - hätte Dir aufgefallen sein können.

P.S.: Warum sind denn die drei genannten Deiner Meinung nach "große Werke"?

Puppentheater war keineswegs abwertend gemeint.

Vielleicht ist das wirklich ein Gedanke.

immer auf der Suche nach witzigen Stücken

Da Du in drei Beiträgen den Text drei mal mit "lustig" bzw. "witzig" in Verbindung gebracht hast nur eine kleine Anmerkung:

er ist weder lustig noch witzig.

Wenn man den Text so schnell verstehen will, wie einen Poptext, wird man scheitern, das ist klar.

 

[Teestunde]

Ich empfand den Text als witzig. Teilweise musste ich sogar lachen. Wie der Text bei mir ankommt, musst du mir schon zugestehen. Ich werde ihn nicht durch deine Brille sehen.

 

[Andaraginga]

Ich finde das Teil sehr gut.
Ich mag die Story, den Spannungsbogen, die Haltung dahinter und die handwerkliche Umsetzung und hab das Stück in einem Ruck durchgelesen.

Großen Respekt für alles.
Da könnte was echt besonderes draus werden.

Gerade deswegen würde ich im Detail noch mal drübergehen.

Du hast in irgendeinem anderen Thread, glaub ich, mal Parameter wie Thema, Inhalt, Haltung erwähnt.

Da würde mich interessieren:
Hast du beim vorliegenden Text so was angelegt?
Und da es für die Geschichte so zentral ist, folgt die Beschreibung der beiden Charaktere und deren Entwicklung einem (für dich stimmigen) Plan?
Oder hast du da einfach geschrieben und dich treiben lassen?

Ich find die beiden Charaktere, deren Ausgangslage am Anfang der Geschichte und die daraus folgende Entwicklung gelungen und packend, zum Ende hin verliert es sich aber etwas.
Speziell der Schluss, ist für mich nicht richtig befriedigend.

Ich *empfind* es so, dass beide sich und die Geschichte zu erklären suchen, dabei aber zu geschwätzig werden und inhaltlich nichts mehr bringen. Kein kontroverser Knall, kein harmonisches Zueinanderfinden, keine Überraschung, keine Überwindung von irgendwas, sondern ein halbgares "Erklärung hier, Erklärung da, verstehen tun wir uns nicht, ist aber auch egal".

Das ist weniger als ich mir während des Lesens erhofft hatte.

Dazu auch eine spannende Frage:
Wie könnte die Geschichte sonst enden? Hattest du auch andere Auflösungen angedacht?

Ich hätte mir durchaus vorstellen können, dass einer stirbt oder dass die Geschichte in gänzlich andere Gefilde kippt (Fantasie, Splatter) oder dass beide irgendein Geheimnis verbergen, dass dann in der speziellen Situation (pseudoerotisch) (auf)gelöst wird.

Im Kern:
Mir gefällt der Text sehr. Bei den genannten Kritikpunkten würde mich interessieren, wie du es siehst.
Über die tiefere Bedeutung von allem zu spekulieren, finde ich spannend. Hatte auch bereits eigene Ideen, wollte da aber nicht sofort um mich werfen.

 

[Turquoise]

Ich finde das Teil sehr gut.

Danke, das freut mich.

Du hast in irgendeinem anderen Thread, glaub ich, mal Parameter wie Thema, Inhalt, Haltung erwähnt.
Da würde mich interessieren:
Hast du beim vorliegenden Text so was angelegt?

Wenn Du fragst, ob der Text um eine größere Frage kreist, ob es sowas geben soll wie "und die Moral von der Geschicht' "
-> Ja, in gewisser Weise schon. Obwohl ich zunächst nur vorhatte, möglichst große Gegensätze kollidieren zu lassen, wurde mir doch klar, dass Gegensätze nur deshalb Gegensätze sind, weil es auch so etwas wie Verbindendes gibt. So wie es Schatten eben nur gibt, weil es Licht gibt.

Und da es für die Geschichte so zentral ist, folgt die Beschreibung der beiden Charaktere und deren Entwicklung einem (für dich stimmigen) Plan?
Oder hast du da einfach geschrieben und dich treiben lassen?

Nein, ich hatte von Anfang an für beide eine Art "prototypischen" Charakter im Kopf. Und an diesem habe ich mich auch entlang gehangelt.

Speziell der Schluss, ist für mich nicht richtig befriedigend.

Ich *empfind* es so, dass beide sich und die Geschichte zu erklären suchen, dabei aber zu geschwätzig werden und inhaltlich nichts mehr bringen. Kein kontroverser Knall, kein harmonisches Zueinanderfinden, keine Überraschung, keine Überwindung von irgendwas, sondern ein halbgares "Erklärung hier, Erklärung da, verstehen tun wir uns nicht, ist aber auch egal".

Das ist weniger als ich mir während des Lesens erhofft hatte.

Dazu auch eine spannende Frage:
Wie könnte die Geschichte sonst enden? Hattest du auch andere Auflösungen angedacht?
(...) Bei den genannten Kritikpunkten würde mich interessieren, wie du es siehst.

Der Schluss war auch für mich das größte Problem. Ich hatte in der Tat mehrere Schlüsse. Die alternativen wären gewesen:

1.) die beiden schlafen im Auto miteinander. Im Folgenden benutzt aber jeder die Erfahrung, die er mit dem anderen gemacht hat, gegen den anderen.
Problem: ich hätte alles, was danach kommt, wenigstens so ausführlich darstellen müssen, dass es gegenüber dem Rest der Geschichte zu dominant gewesen wäre. Außerdem hätte bei den Charakteren keine wirkliche Entwicklung statt gefunden

2.) die beiden schlafen miteinander und die Frau gesteht ein, dass sie erst durch dieses Erlebnis zu einer Frau geworden ist - etwas, was sie bis dahin wegen ihrer strengen Ideologie (Feministin???) verleugnet hat
-> War mein ursprünglicher Ansatz, als ich noch vorhatte, das Ding zu einer Satire zu machen. Doch irgendwann ging es mir wie Shakespeare in Love: irgendwann merkte ich, dass es unmöglich mehr eine Komödie werden kann, weil das Leben einfach nicht so ist.

3.) der Jäger fordert die Frau auf, mit ihr gemeinsam den Hirsch zu bergen, um wenigstens eine einzige Sache gemeinsam getan zu haben, an die man sich für später immer erinnern kann.
-> kompliziert und auch nicht viel wirkungsvoller, als der jetzige Schluss

4.) eine Art Negativ zur ersten Strophe, eine Art Fazit: es kehrten heim.... usw.
-> zu schwülstig und zu geschlossen

Der Schluss, für den ich mich letztlich entschieden habe, gefällt mir von allen Versionen am besten: die Frau versteht, dass Liebe kein reaktionärer Scheiß ist und beschließt, danach zu suchen, obwohl der Jäger ihr zu verstehen gibt, dass das keinen wirklichen SInn macht.

Ich fand das deswegen am besten, weil hier auch die Motive Jugend / Hoffnung vs. Alter / Desillusionierung zu einer Art Klimax kommen, nachdem der Text schon die ganze Zeit mit den Gegensätzen gespielt hat. Und natürlich wollte ich den Text nicht mit einer deprimierenden Botschaft enden lassen.

Was mir noch an dem jetzigen Schluss gefällt ist, dass die Story im Dialog ende. Ich finde, ein Dialog hat oft mehr Dramatik, als rein Erzählendes. In dieser Hinsicht durchläuft der Text auch eine Steigerung. Über rein Erzählerisches, dann einzeln eingestreute Gedanken (immer das im Klammern), über teilweise Dialog, bis hin zu ausschließlich Dialog.

Über die tiefere Bedeutung von allem zu spekulieren, finde ich spannend. Hatte auch bereits eigene Ideen, wollte da aber nicht sofort um mich werfen.

Das interessiert mich.

 

[Andaraginga]

Über die tiefere Bedeutung von allem zu spekulieren, finde ich spannend. Hatte auch bereits eigene Ideen, wollte da aber nicht sofort um mich werfen.

Das interessiert mich.

Ich werf mal alles rein, was während des Lesens so irgendwie in meinem Kopf gespukt hat, ohne Rücksicht auf Plausibilität und Niveau, sind meist so Klischee-Referenzen.

* "Wer hat Angst vor Virginia Woolf"
Die beiden verbindet irgend ein gemeinsamer Schmerz, der sie auf jeweils unterschiedliche Art hat werden lassen, wie sie sind. Durch den Verlauf der Geschichte wird dieses Trauma irgendwie aufgedeckt und gelöst.

* "Die 12 Geschworenen"
Einer oder beide hassen sich, weil sie im jeweils anderen den eigenen Vater, die eigene
Tochter oder irgendwas ähnliches sehen.

* Diverse Sex und Tod Szenarien
Er kriegt nur einen hoch, wenn er Macht (über Leben und Tod) spürt, sie kann sich nur komplett fallenlassen, wenn sie sich dem Tod nahe fühlt.

* Shock Horror Splatter
Er ist "Jäger" in einem irgendwie anderem Sinne. Düster, böse, ekelhaft. Sie stirbt.

* Die Abenteuergeschichte mit überraschender Wendung
Er erscheint übermächtig, doch in Wahrheit hat sie alles im Griff und verfolgt einen perfekt ausgeklügelten Plan. Er stirbt.

 

[SoulFrontier]

Eine Menge Text! Es hat schon was vor allem tatsächlich ist es theatralisch und auf der Theater Bühne wäre es gut aufgehoben.

Ich kann ansonsten nicht so viel dazu sagen. Eine tiefere Bedeutung erkenne ich nicht.

So ganz ernst nehmen mag ich, ähnlich wie Teestunde, den Text nicht.
Ich sehe es auch eher als mit Augenzwinkern erzählte Geschichte.

 

[Turquoise]

Ich werf mal alles rein, was während des Lesens so irgendwie in meinem Kopf gespukt hat, ohne Rücksicht auf Plausibilität und Niveau, sind meist so Klischee-Referenzen.

* "Wer hat Angst vor Virginia Woolf"
Die beiden verbindet irgend ein gemeinsamer Schmerz, der sie auf jeweils unterschiedliche Art hat werden lassen, wie sie sind. Durch den Verlauf der Geschichte wird dieses Trauma irgendwie aufgedeckt und gelöst.

* "Die 12 Geschworenen"
Einer oder beide hassen sich, weil sie im jeweils anderen den eigenen Vater, die eigene
Tochter oder irgendwas ähnliches sehen.

* Diverse Sex und Tod Szenarien
Er kriegt nur einen hoch, wenn er Macht (über Leben und Tod) spürt, sie kann sich nur komplett fallenlassen, wenn sie sich dem Tod nahe fühlt.

* Shock Horror Splatter
Er ist "Jäger" in einem irgendwie anderem Sinne. Düster, böse, ekelhaft. Sie stirbt.

* Die Abenteuergeschichte mit überraschender Wendung
Er erscheint übermächtig, doch in Wahrheit hat sie alles im Griff und verfolgt einen perfekt ausgeklügelten Plan. Er stirbt.

Ich denke, dass vieles von Deinen Gedanken im Text tatsächlich wenigstens angeschnitten ist. Meine Hintergrundstory ist aber etwas "einfacher". Ein Schlüssel ist die erste Strophe, dort wird vieles angekündigt. Insbesondere...

(hier stand einmal eine Erklärung zum Text)

 

[mWermut]

Hallo @Turquoise,

@mWermut

Ja, der Text gibt eine Handlung vor. Wenn man sich auf die nicht einlässt oder nicht einlassen kann, wird es schwer. Da zu Zeit bildreiche, unkonkreteTexte mit möglichst großem Interpretationsspielraum angesagt sind, war mir auch klar, dass dieser es schwer haben wird.

Nimm bitte entgegen, dass ich dir ein persönlichen Kommentar zu deinem Werk geschrieben habe. Das hat nichts mit einem Zeitgeist zu tun.

Wenn du einen fehlenden Willen oder eine Unfähigkeit sich auf dein Werk einzulassen aus meinem Beitrag ableitest, nimm entgegen, dass ich dies für eine Frechheit halte.

Viele Grüße, m

 

[Turquoise]

nimm entgegen, dass ich dies für eine Frechheit halte.

Ich glaube, für mich ist der Zeitpunkt gekommen, dem Texter-Forum adieu zu sagen.

Ich habe keine Lust mehr drauf, nur noch angegangen und herunter gekanzelt zu werden.

Macht's Euch eine schöne Zeit. Ihr werdet mich sicher nicht vermissen.

 

[Gel Mitglied 86343]

Ich habe keine Lust mehr drauf, nur noch angegangen und herunter gekanzelt zu werden.

Deine Enttäuschung ist verständlich. Selbst habe ich leider auch dazu beigetragen. Deine Ziele sind in meinen Augen aber zu hoch gesteckt. Da darf man sich nicht wundern, wenn nur wenige folgen können. Kryptisch ist in etwa eine zutreffende Beschreibung. Das Leben und seine Gegensätze nach zu konstruieren gelingt auch nur, wenn man lange genug beobachtet hat. Beobachtung allein gibt doch schon genug zu denken.

 

[Gel Mitglieder 84964]

Ich wollte mir das gerade nochmal durchlesen, war ja nicht unbedingt die leichteste Kost. Deine musikalischen und textlichen Ergüsse sind durchaus eine Bereicherung, weil du eine gewisse Virtuosität besitzt, die ich durchaus schätze. Ich weiß, dass ihr Texter hier keinen Schiedsrichter braucht, aber wenn sich alle Seiten mal wieder etwas zusammenreißen und auch die kleinen Retourkutschen hier und da sein lassen, dann wirds auch wieder ganz fluffig und jeder kann das Forum nutzen, ohne ein Magengeschwür zu bekommen!