Anfängerfrage: Mastering und Kompression

[achichbindas]

Hallo zusammen,

ich befasse mich erst seit kurzer Zeit mit Mastering - bislang habe ich auf meine Songs (Hip Hop / Beats + Raps) einen Lowcut bis ~20hz und nur einen Limiter gelegt.

Nun lese ich öfter, dass beim Mastering gerne Multiband-Kompressoren verwendet werden. Ich komprimiere manche Spuren allerdings schon im Mix, vor allem die Vocals. Nun stellt sich mir, trotz versuchter Recherche die Frage: Ergibt das überhaupt Sinn? Wird also auch bei professionellen Produktionen im Mix komprimiert und dann per Multibandkompression auf der Summe zusätzlich? Das scheint mir doppelt gemoppelt.

Oder mische ich einfach komplett unkomprimiert und mache das dann nur in der Summenbearbeitung? Ich habe nach ersten Versuchen immer das Gefühl, dass der Mix mit einem Multibandkompressor deeuuutlich an Transparenz verliert.

Und wo ich schon dabei bin: Ist ein Noise Gate auf dem Master-Channel sinnvoll?

Vielen Dank schon mal für Antworten!

 

[TonyPizza]

 

[Nachtschicht]

gibt da keine defaults und kommt immer drauf an was der mix schon mitbringt. wenns ohne toll klingt, dann immer ohne, weil jede weitere bearbeitung ja immer auch "verschmiert".

ich persönlich komprimier gerne mal bisschen im bassband rum (meist aufgeteilt in "bauch und brustbässe")
ums da unten noch bisschen wuppen und wippen zu lassen. klingt oft sexy, aber durchaus oft auch nicht, dann halt nicht.

full on multiband auf allen frequenzen finde ich in der regel nicht so meins. das neigt oft dazu, den mix son bisschen stoffig-flach zu machen, selbst wenns nur ganz subtil ist. da brauchts dann m.m.n. schon nen guten grund für, sowas mach ich gelegentlich bei live-mitschnitten die frequenzmässig noch etwas "gezähmt" werden müssen damit nicht dauernd auf irgendeinen frequenzband was raushüpft weil sich zwei signale in einem bereich zu doll überlagern oder so. aber bei nem kontrollierten studiomix wo sich solche problematiken nicht stellen würde ich das i.d.r. nicht machen.

ausser man geht auf "flach / flächig" als bewusst erwünschte ästhetik. gibts ja auch manchmal, manchen songs steht sowas ganz gut, "summertime sadness" z.b. würde einiges von seinem appeal verlieren, wenn die signale griffiger und konkreter und strikt tontechnisch gesehen "besser" gemischt wären. in solchen momenten sind dann mix und mastering weniger tontechnik als emotionales / ästhetisches werkzeug, wo man gerne auch mal die tontechnische tugend tontechnische tugend sein lassen darf und soll

 

[BasementBluesBoy]

Hallo,

mit Rap etc. kenne ich mich nicht so aus, da ich Rock und Blues mache. Bei mir landet eigentlich regelmäßig auf der Summe ein Kompressor, um die Summe der Einzelsignale zu verdichten und auch lauter zu machen. Der Limiter als Brickwall fängt dann nur noch die Spitzen ab.

Wie heißt es so schön, der Kompressor gibt dem Song den "Glue", also schweißt die Spuren des Mixes etwas mehr zusammen, damit sich das nicht so steril und separiert anhört.

Aber mit einem Multibandkompressor muss man vorsichtig hantieren, da der das ganze Frequenzspektrum durcheinander wirbeln kann und aus einem guten Mix wird dann ein bescheidener Mix, wenn man nicht weiß, was man da macht.

Gruß

bbb

 

[TheTick]

Noise Gate auf dem Master verstehe ich nicht. Wenn ein Signal anliegt, und das ist ja bei Songs eigentlich immer der Fall wäre das Gate ja immer auf und damit ohne Funktion. Und wenn wirklich eine vollständige Pause in dem Lied ist würde ich das von Hand frei schneiden.

 

[ranzman]

imho sind es doch ziemlich unterschiedliche Ziele und Auswirkungen, ob du eine Spur einzeln komprimierst oder den kompletten Mix. Ist vllt. auch von Aufnahme zu Aufnahme unterschiedlich. Ich sehe jedenfalls keine Regel, dass man das so oder so machen "muss". Gut so.

 

[der_wahre_Noplan]

Also, ich bin kein Freund vom Mastering der eigenen Songs. Man sollte das nach Möglichkeit jemand anderem überlassen, der mit neutralem Ohr und anderer Abhöre nochmal skeptisch drüber lauscht und somit sinvolle Korrekturen vornimmt.

Alles selber machen zu wollen, finde ich zu viel des Guten. Dann lieber alles auf einen ordentlichen Mix setzen.

Denn ansich muss der Song schon vor dem Mastering gut klingen. Beim Mastering wird nur der Feinschliff gemacht. Wer jetzt meint beim Mastering Wunder zu erleben, irrt!

 

[Saurus]

Es ist ganz normal, dass sowohl auf Einzelspuren, Subgruppen (Bussen) und der Summe komprimiert wird und zwar jeweils, aber muss nicht zwingend, so wie oben schon beschrieben wurde. Es gilt wie immer: Es kommt drauf an

Nach meinem Geschmack klingt das Ergebnis häufig am besten, wenn man nicht einen Kompressor viel machen lässt[sup]1[/sup], sondern mehrere weniger - z.B. Peaks abfangen auf den Einzeldrumspuren, dann einen weiteren Kompressor mit moderaten Settings auf der Drumgruppe und auf dem Masterchannel ebenfalls nochmal ein sanftes ´Compressing´.



[sup]1[/sup] Ausnahme wäre Sounddesign, wo der Kompressor auch mal tüchtig zupacken darf.



.

 

[Kollege]

Ich beziehe ein Mastering schon beim Mixen mit ein. Das schließt ein externes Mastering ja nicht aus.
Ich jage das Signal meistens in irgendeinen comp auf der Summe, Entscheidungen sind so einfacher zu treffen für mich und ich bekomme eine bessere Vorstellung vom Endergebnis. Geht das Material zum Mastern, fliegt der Summen Klimbim raus. Aber man kann dem Masterer seine Soundvorstellung vorab zeigen.

Das Mastern ausschließlich extern geschehen kann, ist ein Internet Mythos. Klar ist es gut, wenn sich jemand anderes das Material anhört und bearbeitet, aber für Hobby und Demo Zwecke kann man das auch selbst machen.

Einen Multiband Comp beim Mastern nehme ich um Bässe zu bändigen oder die Höhen etwas seidiger zu machen. Das ist aber eher Faulheit, eigentlich ist das besser im Mix zu fixen.

 

[achichbindas]

Also, ich bin kein Freund vom Mastering der eigenen Songs. [...]

Das hat bei mir natürlich primär finanzielle Aspekte - es wird wohl als Notlösung darauf hinauslaufen, dass ich mich mit einem Freund zusammensetze für das Mastern, der am Mix nicht beteiligt war.

Noise Gate auf dem Master verstehe ich nicht. [...]

Mist, wollte die Frage noch löschen - war wohl doch schon zu spät!


Ich habe mir schon gedacht, dass es da nicht "die" Vorgehensweise gibt. Das wurde hier bestätigt - vielen Dank für die umfassenden und hilfreichen Antworten!

 

[Saurus]

Noise Gate auf dem Master verstehe ich nicht. [...]

Mist, wollte die Frage noch löschen - war wohl doch schon zu spät! ...

Vllt. meintest Du einen DeNoiser und den könnte man schon eher mal auf eine verrauschte Summe legen.

 

[der_wahre_Noplan]

Das hat bei mir natürlich primär finanzielle Aspekte - es wird wohl als Notlösung darauf hinauslaufen, dass ich mich mit einem Freund zusammensetze für das Mastern, der am Mix nicht beteiligt war.

Du sollst das auch nicht professionell und teuer mastern, sondern von jemandem der das aus Leidenschaft und kostenlos als Hobby/Herausforderung/Übung macht. Hier im Forum rennen genug davon rum.

 

[AWF]

Ich habe mir schon gedacht, dass es da nicht "die" Vorgehensweise gibt. Das wurde hier bestätigt - vielen Dank für die umfassenden und hilfreichen Antworten!

Das Einzige das du machen kannst wären diese 3 Schritte:

Lowcut und Highcut - durch zu kleine Boxen werden meist zuviel Bässe hinzugemischt und durch die Verwendung von Soft Synths und Samples hat man meistens irgendwelche eklige Höhen die ab 17kHz herumflattern. Lowcut könntest du bei 30 Hz mit 6dB Flankensteilheit einstellen, lieber weniger BOOOOM , klingt meist besser.

Mit dem EQ nach Resonanzen suchen. Diese absenken um ein paar Dezibel.

Clipper statt Limiter verwenden und den nicht zu heiss anfahren.


Das ist wirklich nur grob und hilft auch nicht wirklich, wenn der Mix an sich nicht stimmt.

 

[com]

Clipper statt Limiter

Der GClip ist super von der handhabung. Vom Sound her fand ich den Clipstar (auch freeware) besser, hat aber kein oversample. Wenn der nicht zu heiss gefahren wird höre ich keine Artefakte. Macht sich das dann bei höheren Lautstärken erst bemerkbar?

 

[Signalschwarz]

Bitte was soll an einem Clipper besser sein als an einem Limiter? Wirkt wie Finger abschneiden, statt Fingernägel schneiden.

 

[com]

eher fingernägel abfeilen statt abschneiden.

 

[AWF]

Bitte was soll an einem Clipper besser sein als an einem Limiter? Wirkt wie Finger abschneiden, statt Fingernägel schneiden.

Es zerrt schön, wenn man zuviel reingibt, selbst ein Anfänger merkt dann das etwas nicht stimmt.

Je nach Limiter kann man noch Attack und Release einstellen, ich glaube der Schaden kann durchaus grösser werden, musikalisch gesehen.

Der Spruch: nur Spitzen abfangen funktioniert doch selten.

 

[AndyGallas]

Hallo zusammen,

ich befasse mich erst seit kurzer Zeit mit Mastering - bislang habe ich auf meine Songs (Hip Hop / Beats + Raps) einen Lowcut bis ~20hz und nur einen Limiter gelegt.

Nun lese ich öfter, dass beim Mastering gerne Multiband-Kompressoren verwendet werden. Ich komprimiere manche Spuren allerdings schon im Mix, vor allem die Vocals. Nun stellt sich mir, trotz versuchter Recherche die Frage: Ergibt das überhaupt Sinn? Wird also auch bei professionellen Produktionen im Mix komprimiert und dann per Multibandkompression auf der Summe zusätzlich? Das scheint mir doppelt gemoppelt.

Oder mische ich einfach komplett unkomprimiert und mache das dann nur in der Summenbearbeitung? Ich habe nach ersten Versuchen immer das Gefühl, dass der Mix mit einem Multibandkompressor deeuuutlich an Transparenz verliert.

Und wo ich schon dabei bin: Ist ein Noise Gate auf dem Master-Channel sinnvoll?

Vielen Dank schon mal für Antworten!

Das hängt immer ganz von Deiner Produktion ab. Ein Noisegate ist meistens im Mix auf den einzelnen Spuren effektiver als auf der Summe wenn man den einen Grund hat dieses einzusetzen.

Zum Multiband Kompressor: Du möchtest einen Multibandkompressor einsetzen obwohl der Dir die Transparenz nimmt, nur weil Du das irgendwo so gelesen hast?

Ich an Deiner Stelle würde es simpel halten, mehr hin hören und erst dann wenn Du einen wirklichen Grund hast ein entsprechendes Werkzeug einsetzen.

 

[AWF]

Ich an Deiner Stelle würde es simpel halten, mehr hin hören und erst dann wenn Du einen wirklichen Grund hast ein entsprechendes Werkzeug einsetzen.

Ich glaube das hinhören versuchen alle. Nur ist das was man hört meist nicht die Realität (schlechte Boxen/Raum).

 

[karumba]

Hallo zusammen,

ich befasse mich erst seit kurzer Zeit mit Mastering - bislang habe ich auf meine Songs (Hip Hop / Beats + Raps) einen Lowcut bis ~20hz und nur einen Limiter gelegt.

ich finde das ist ein guter ansatz. wenn ich ungemasterte mixe zum kunden gebe ist das mix+limiter (humaner pegel). wenn das schon nicht überzeugt, ist der mix auch nicht gut.

Nun lese ich öfter, dass beim Mastering gerne Multiband-Kompressoren verwendet werden. Ich komprimiere manche Spuren allerdings schon im Mix, vor allem die Vocals. Nun stellt sich mir, trotz versuchter Recherche die Frage: Ergibt das überhaupt Sinn? Wird also auch bei professionellen Produktionen im Mix komprimiert und dann per Multibandkompression auf der Summe zusätzlich? Das scheint mir doppelt gemoppelt.

Oder mische ich einfach komplett unkomprimiert und mache das dann nur in der Summenbearbeitung? Ich habe nach ersten Versuchen immer das Gefühl, dass der Mix mit einem Multibandkompressor deeuuutlich an Transparenz verliert.

Und wo ich schon dabei bin: Ist ein Noise Gate auf dem Master-Channel sinnvoll?

Vielen Dank schon mal für Antworten!

vorab: ich habe noch nie ein noise gate beim mastering gebraucht.

bei kompression (oder jeglicher bearbeitung ansich) sehe ich drei "zoom-stufen":
1. einzelspur
2. subgruppe
3. master

wo man wieviel macht hängt wirklich vom ausgangsmaterial ab & davon was man erreichen will. ist letztendlich ein iteratives ping-ping bis man da ist wo man landen möchte. manchmal mache ich wenig auf den einzelspuren & mehr in den subgruppen. es gibt mixe da verwende ich sogut wie keine kompression, hole mir dann aber auf dem masterbus wieder etwas mehr ab, usw.

multiband kompression kann schnell mal die performance zu stark zügeln & ist daher nichts worauf ich hinarbeite, sondern meist nur "fixing".

Ich an Deiner Stelle würde es simpel halten, mehr hin hören und erst dann wenn Du einen wirklichen Grund hast ein entsprechendes Werkzeug einsetzen.

Ich glaube das hinhören versuchen alle. Nur ist das was man hört meist nicht die Realität (schlechte Boxen/Raum).

abhörsituation ist ein wichtiger punkt. aber ich denke abstand-bekommen ist wohl der dominierende faktor.