Akustische Behandlung eines sehr großen Raums

[Maelvibe]

Hallo zusammen,

1.) Der Raum
- misst 9,78l/6,03b/3,50h, was mich natürlich grundsätzlich sehr sehr glücklich stimmt
- ist gerade im Bass halt noch die erwartete Katastrophe. Sämtliche Wände sind aus Beton.
- hat drei Außenwände und es besteht definitiv keine Möglichkeiten, die Wände vollflächig zu verkleiden (mehr dazu unten), Wandabstand zwingend!
- es besteht keine Möglichkeit, die Decke zu behandeln, außer ggf. leichte (!) Diffusoren aus Plastik etc. an die Decke zu kleben

2.) Derzeitige Situation
-siehe angehängten REW Datei (UMIK1, bin alles andere als ein Profi und hoffe, keinen Bulllshit gemessen zu haben)
- hinter und neben den Boxen ("dead end"): fünf Ikea Regale (das ganz billige mit einem Brett, war mal Selbstbautipp im Netz) gefüllt mit Steinwolle (je 2m/0,6m/0,25m), drei an der Vorderwand, jeweils eines links und rechts
-ER links und rechts sowie neben dem Hörplatz sechs Basotect Platten a 1m/1,5m/0,1m
- verteilt im Raum (vor allem auf den Platten/CD-Regalen): 14 sog. ASC Tube Traps (besser nicht googlen ),
- links und rechts neben und oberhalb Hörplatz 12 Vicoustics DC2 2D Diffusoren
- links und rechts und hinter Hörplatz: 4 Plattenregale (Ikea Kalax) und 10 CD Regale (ebenfalls Ikea, das schmale/hohe)
- großes Sofa, Perserteppich zwischen Hörplatz und Boxen.

3.) Zweck des Raums
Wie man meinem Geschreibe wahrscheinlich schon entnehmen kann, gehöre ich zur (oftmals völlig zurecht belächelten) Fraktion der "Audiophilen", d.h. ich höre da ausschließlich Musik, mache da aber keine Aufnahmen etc. Physik gibt es nur einmal, insofern wird natürlich ebenfalls ein gleichmäßiger, recht kurzer Nachhall angestrebt, der im TT aber nicht unbedingt 500ms erreichen muss...aber eben auch keine 2000ms

4.) Rahmenbedingungen und Überlegungen
- Um den Tiefbass bis ca. 200hz einigermaßen (!) in den Griff zu kriegen, Bau von Tieftonabsorbern im Format 200h/120b/40t (drei Stück hinter den Boxen an der Wand) und ggf. 200h/120b/40t-60t (vier Stück hinter dem Hörplatz an der Wand), jeweils auf Möbelrollen mit Wandabstand 10-15cm. Füllung am Liebsten mit Thermohanf, WENN das denn für meine Probleme wirkt. Siehe auch Thread hier:

https://recording.de/threads/warum-immer-sonorockisover-tp1-als-bessere-alternative.255430/

- dito vier solcher Absorber (je zwei) im vorderen Bereich der Seitenwände
- 1D Diffusoren (sowie die vorhandenen 2D Diffusoren) neben und hinter dem Hörplatz auf den o.a. Absorbern bzw. Plattenregalen (damit fast deckenhoch)
- ER links und rechts wie bisher mit Basotect (an der Decke leider nicht möglich, dort ggf. leichte Diffusoren, die man kleben kann)
- Da der Raum drei Außenwände hat und es ein Altbau ist, ist Schimmel/Feuchtigkeit definitiv ein Thema! Daher werde ich nichts direkt an die Wände schrauben/stellen und es MUSS mit Wandabstand mind. 10cm gearbeitet werden. Mir ist klar, dass ich i.S.d. der "Studiolehre" niemals ein super gutes Ergebnis erreichen werde.

5.) Bisherige laienhafte Würdigung der REW-Messung
Wenn ich das Ergebnis mit der Modenverteilung laut amroc vergleiche, habe ich die leise Hoffnung, dass nahezu alle wesentlichen gemessenen Bassprobleme derzeit (!) - mir ist klar, dass sich das sukzessive nach Treatment verändern kann - vor allem der 2-0-0, 3-0-0, 4-0-0 etc (1-0-0 sollte bei den Raummaßen ja keine Rolle spielen) zuzuordnen sind, ergo vor allem die Behandlung von Vorder- und Rückwand enorm was bringen könnte.

Ich erhoffe mir Input von der geballten Sachkompetenz hier, ob ich mit meinen Überlegungen völlig auf dem Holzweg bin oder ob man ggf. mit Thermohanf-Absorbern (wäre tatsächlich mein absoluter Wunsch!) da was reißen könnte!

DANKE FÜR JEDEN INPUT!!!

 

[engineer]

Thermohanf-Absorber ... wir warten gespannt auf einen link.
Am Besten du malst das Ding mal auf - vor allem, wo der Hörplatz ist und Türen
Was du schon mal verschieben darfst, sind die Diffusoren: Es gibt keinen einzigen vernüftigen technischen Grund, sie in der Mitte anzulegen, wenn hinten nichts ist. Die gehören weit nach hinten, weit hinter den Hörplatz. Immer dran denken: Ein richtig gebauter Diffusor ist KEIN Vernichter, sondern ein Verteiler.
Wenn der Raum wirklich 9m tief ist, würde ich über sehr tiefe vollflächige Wandschränke nachdenken, die im hinteren Bereich platziert werden. Oben drauf komplett Bassdämmung mit einer 10cm Restkante für Blumen, Bilder, Pokale, Lampen. Alternativ eine Kombi mit tiefen Regalen, halbtief mit Absorbern zubauen, die Kleinteile wie einzelne Bücher, Deko, Vasen, davor platzieren.

 

[Maelvibe]

Thermohanf-Absorber ... wir warten gespannt auf einen link.
Am Besten du malst das Ding mal auf - vor allem, wo der Hörplatz ist und Türen
Was du schon mal verschieben darfst, sind die Diffusoren: Es gibt keinen einzigen vernüftigen technischen Grund, sie in der Mitte anzulegen, wenn hinten nichts ist. Die gehören weit nach hinten, weit hinter den Hörplatz. Immer dran denken: Ein richtig gebauter Diffusor ist KEIN Vernichter, sondern ein Verteiler.
Wenn der Raum wirklich 9m tief ist, würde ich über sehr tiefe vollflächige Wandschränke nachdenken, die im hinteren Bereich platziert werden. Oben drauf komplett Bassdämmung mit einer 10cm Restkante für Blumen, Bilder, Pokale, Lampen. Alternativ eine Kombi mit tiefen Regalen, halbtief mit Absorbern zubauen, die Kleinteile wie einzelne Bücher, Deko, Vasen, davor platzieren.

Das Thermohanf bzw. die Platten kannst Du Dir bspw bei baustoffshop.de zuschneiden lassen...und die Werte -insbesondere der längenbezogene Strömungswiderstand - sind ja bekannt. Von daher wundert es mich schon ziemlich, dass hier im Forum kaum jemand seine Projekte damit realisiert. Klar, Sonorock ist günstiger, aber die Aspekte Gesundheit, Unbedenklichkeit und Nachhaltigkeit sollten ggf ja auch Leute zur Umsetzung solcher Projekte animieren. Zumal - ich wiederhole mich - die einfache Simulation im PA Calculator sehr stark eine Verwendung von Thermohanf nahelegt, wenn denn wirklich tiefe Raummoden gemindert werden sollen und keine "Tricks" (bspw. Verbretterung) angewendet werden.

Die Diffusoren sind in der Mitte des Raumes, aber deutlich oberhalb des Ohres angebracht. Ist bei 2D Diffusoren meines Wissens nach angebracht, weshalb die Dinger idR an der Decke oder eben in hohen Räumen oben an den Seiten bzw. an der Hinterwand angebracht werden.

Warum Wandschränke? Das ist ein reiner Hörraum, da brauche ich keine Schränke für Zeugs, abgesehen von den zahlreichen Platten und CDs

Skizze fertige ich die Tage gerne mal an!

Sollte jemand was zu der angehängten mdat sagen können, fände ich's natürlich mega

 

[HannesMac]

Thermohanf war bei mir in der Gegend letztes Jahr nicht lieferbar. Platten aus Jute sind nicht so gut, aber waren lieferbar. Taugen aber nicht für Akkustikmaßnahmen.

 

[rocking.xmas.man]

Von daher wundert es mich schon ziemlich, dass hier im Forum kaum jemand seine Projekte damit realisiert.

ich kenn zwei Studios die mit Thermohanf gedämpft sind, sowie weitere Räume in denen Absorber aus Papprahmen um eine Thermohanf-Matte an die Wände angebracht sind. Die Studios bei denen die Wände quasi vollflächig mit 40cm Thermohanf behandelt sind, sind top. Das eine war die Synchronmischung in der ich Jahrelang gearbeitet habe, das andere die größere Synchronmischung nach der die andere Nachgebaut wurde.

20cm dicke Thermohanf-Absorber die sonst 1x2m groß sind, sind eher so Alibi-Lösungen. Wir haben da einen Raum, bei dem 2 Wände nur aus Fensern bestehen, die zwei restlichen Wände und die Decke sind mit solchen Absorbern optisch ansprechend verkleidet - also mit hübschen Zwischenräumen und es ist ein sehr wohlklingender Raum, wenn es um Sprache geht. Im Bassbereich aber nützt das ehrlich kaum was.

 

[Maelvibe]

1.) Aus welchem Material/Brettern habt ihr euren (großen) Absorberschränke gebaut? Momentan favorisiere ich Spanplatte in 19mm oder 22mm:

Rohspanplatte nach Maß (Max. Zuschnittsmaß: 2.800 x 2.070 mm, Stärke: 19 mm) | BAUHAUS

Rohspanplatte nach Maß kaufen bei BAUHAUS: Max. Zuschnittsmaß: 2.800 x 2.070 mm, Stärke: 19 mm Online bestellen oder Reservieren & Abholen im Fachcentrum

www.bauhaus.info

22mm hätte ggf. den Vorteil, dass man die Platten besser miteinander verschrauben kann (zusätzlich zu den Winkeln, die ich nutzen werde).
In diesem - inhaltlich wie dramaturgisch legendären - Thread hat der TE bspw. 15mm OSB Platte genutzt:

https://recording.de/threads/raumoptimierung_rew_flipnaut.235357/

Wer hat noch OSB Platten genommen? Welche Stärke? Warum keine Spanplatte?
2.) Ich werde wahrscheinlich drei verschiedene Typen von Absorberschränken bauen, die 250cm, 280cm und 330cm hoch sind, und die ich definitiv alle auf stablie Möbelrollen stellen werde (Abstand zur Wand, Beweglichkeit etc. Dieser Aspekt ist gesetzt). Bei dem zu erwartenden Gewicht plane ich, jeweils zwei Absorberschränke aufeinander zu stellen, also 2x125cm, 2x140cm und 2x170 (Breiten jeweils wohl 125cm, Tiefe je 50cm). Wer hat ebenfalls eine solche modulare Bauweise realisiert und aus welchem Grund?
@altessockenfach hat ja ebenfalls modular gebaut:

https://recording.de/threads/raumoptimierung_rew_altessockenfach.233316/

Dito der oben bereits zitierte Fliponaut.
@coffee boy hat in dem Fliponaut Thread geschrieben, dass modular gebaute Absorberschränke - unter der Voraussetzung, dass sie miteinander verbunden sind respektive keine "Lücken" zwischen diesen sind - einem großen Absorberschrank sogar überlegen seien. Welche Theorie steht dahinter?

 

[Ralfe13]

1.) Aus welchem Material/Brettern habt ihr euren (großen) Absorberschränke gebaut? Momentan favorisiere ich Spanplatte in 19mm oder 22mm

Hier gilt es einen Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht zu finden, speziel wenn Du die schränke nicht mit den Wänden verbinden möchtest. Bitte immer vorbohren

Wer hat ebenfalls eine solche modulare Bauweise realisiert und aus welchem Grund?

Kannst Du in meinem Projekt ebenfalls finden:

https://recording.de/threads/rew-messung-ralfe13-brauche-hilfe-in-dieser-sardinenbuechse.236821/

@coffee boy hat in dem Fliponaut Thread geschrieben, dass modular gebaute Absorberschränke - unter der Voraussetzung, dass sie miteinander verbunden sind respektive keine "Lücken" zwischen diesen sind - einem großen Absorberschrank sogar überlegen seien. Welche Theorie steht dahinter?

Ist eigentlich ganz einfach: großflächig dämmen ist weitaus effektiver als kleinflächig und dick. Ergo besse komplette Wand mit 20 cm als nur superchunks mit 40 cm in die Ecke.
viel Erfolg

 

[Maelvibe]

Ist eigentlich ganz einfach: großflächig dämmen ist weitaus effektiver als kleinflächig und dick. Ergo besse komplette Wand mit 20 cm als nur superchunks mit 40 cm in die Ecke.

Das ist klar, aber das habe ich nicht gemeint
Angenommen, man dämmt eine Fläche von 3m Breite und 2m Höhe. Dann kann man zB einen Riesenabsorber/-kasten in dieser Größe bauen oder zB 3 x 1x2m große Kästen. @coffee boy meinte in dem Thread von Flipnaut, dass mehrere Kästen effektiver wirken als ein großer. Hierum ging es mir.

 

[Maelvibe]

Hier gilt es einen Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht zu finden, speziel wenn Du die schränke nicht mit den Wänden verbinden möchtest. Bitte immer vorbohren

Ich baue jetzt einen "Probekasten" mit 22mm Spanplatte in der Größe 120cmx125cm. Das DIng wird mit Steinwolle befüllt und beplankt dann um die 70kg wiegen. Just for info für jeden, der so was nachbauen möchte.

 

[Ralfe13]

Das ist klar, aber das habe ich nicht gemeint
Angenommen, man dämmt eine Fläche von 3m Breite und 2m Höhe. Dann kann man zB einen Riesenabsorber/-kasten in dieser Größe bauen oder zB 3 x 1x2m große Kästen. @coffee boy meinte in dem Thread von Flipnaut, dass mehrere Kästen effektiver wirken als ein großer. Hierum ging es mir.

Coffee hat sich hier glaube ich ausgeklinkt, sehr schade, er war der Teilnehmer mit dem meisten Akustik Know-how. Ich denke, mehrere Kästen wirken gleich gut, wie ein großer.

Ich baue jetzt einen "Probekasten" mit 22mm Spanplatte in der Größe 120cmx125cm. Das DIng wird mit Steinwolle befüllt und beplankt dann um die 70kg wiegen. Just for info für jeden, der so was nachbauen möchte.

Wow 70 kg ? Wie willst Du hier später einen Kasten auf den anderen stapeln ? Mit nem Kran ? Ich habe die Kästen raumhoch und 60cm breit gebaut, fand ich praktischer.