akustik Gitarre Aufnahme check+ Tipps erbeten +rohe tracks

[SoulFrontier]

Ich habe seit ein paar Monaten eine neue Gitarre und bin momentan dabei die ersten Aufnahmen damit zu machen. Bin da überhaupt noch im Experimentier Stadium.
Ich habe absichtlich jetzt keine frischen Saiten drauf sondern die Originalen. Die klingen aber in real nun auch noch nicht übel, nur wärmer und mit weniger Obertönen.

Da ich für den locis etwas einspielen will wo imo nur ein sehr weicher Sound passt lass ich die alten Saiten drauf momentan.

Ich habe zwei Tracks: einmal Preamp Signal aus der Klampfe aufgenommen und einmal mit einem Mikrofon (ich hab nur eins) Standard am ca 12. Bund etwas weg gedreht vom Schallloch und etwa 10...15cm vom Micro aufgenommen.
Beides dann so um die 20% links/rechts gepannt, unterschiedlich bearbeitet, in einen Bus, dort gemeinsam bearbeitet und im Master dann nochmal laut gemacht.

Hier die Tracks:
Mein Versuch:
https://dl.dropboxusercontent.com/s/csarvq0esim2azo/Sonar_Gitarre_Test.wav?dl=0

unbearbeitet Mikrofon:
https://dl.dropboxusercontent.com/s/eihahdjkv6y97sh/ac_ guitar_Micro.wav?dl=0

unbearbeitet Preamp
https://dl.dropboxusercontent.com/s/pe015f1iuhruuzw/ac_guitar_Amp.wav?dl=0

Achtung! Extremer Lautstärkeunterschied vom Test zu den sehr leisen unbearbeiteten Tracks.
Ist meine Bearbeitung okay? Was kann ich besser machen?

Wie würdet Ihr das aufnehmen/mixen?

 

[Kassette]

Hi Soulfrontier,

beim gemixten Track würde ich die Kompression weniger offensichtlich machen, d.h. langsamerer Attack/ggf. schnellerer Release, evtl. auch geringere Ratio. Das ist mir zu stark und zu offensichtlich geduckt.
Mach das meistens mit einem Opto, der von Haus aus schon sanfter und natürlicher komprimiert.
In einem Mix, wo die Gitarre einziges Instrument ist, würde ich so wenig wie möglich komprimieren, nur um wirkliche Spitzen abzufangen und ein wenig zu verdichten. Dafür macht sich der Fairchild (evtl. Kopien muss man probieren) gut.
Tape ist eigentlich immer das erste auf einer Spur, das komprimiert auch schon ganz leicht.

Den Rest...das hängt vor allem vom Track ab, wie der werden soll.
Tendenziell nehme ich weniger Hallfahne (und die meist höher ge-hipassed) und mehr Room für die early reflections, aber wie gesagt, das hängt davon ab, wie das Ding im Mix stehen soll, welche Instrumente dazu kommen usw.
Ich lasse die Mikrofontracks von Akustikgitarren meistens in Mono und mache die dann nur per Room/Reverb breit. Stereo-Gitarren klingen halt Immer etwas unnatürlich und für mich zu breit/übergroß.

Position des Mikros hängt davon ab, das mache ich immer per Gehör. Manchmal ganz nah (7-10cm) auf Höhe des 12. Richtung Schallloch zeigend, manchmal einen halben Meter so ziemlich in Richtung Schallloch. Und alles dazwischen. Ich mag auch ein Mikro aus Hörposition auf die Gitarre gerichtet, von hinten über die Schulter.

Beim Spielen würde ich noch mehr darauf achten, die Saiten nicht ungewollt abzudämpfen. Das passiert dir in der gepickten Passage relativ häufig, klingt halt immer etwas mäh. Versuche auch mal noch, die Diskantsaiten so lang wie möglich ausklingen zu lassen, teilweise ist da noch etwas Luft.
Bei der Nummer kommt es wirklich auf silbrigen Klang an. Ich verstehe deine Idee zwecks Wärme, kann mir aber vorstellen, dass hier relativ frische Saiten noch besser kommen. Obwohl ich meistens auch ältere Saiten nehme, da mir das sonst zu drahtig wird.
Ganz frische Saiten funktionieren bei mir nie. Ich muss die immer ein paar Stunden abspielen (lassen).
Die per DI eingespielte Spur würde ich einfach nur unterstützend einsetzen und sehr dezent. Die kann die höhen Saiten klanglich stabilisieren.
Im Mix vielleicht noch etwas Air drauf, also irgendwo ab 10k leicht anheben. Das geht mit einem guten EQ wie den Pultec oder einen Helios, evtl auch das Höhenband vom 1073, falls du sowas hast. Wenn nicht, Hishelf oder breite Glocke mit jedem herkömmlichen EQ.

Im unteren Bereich, Tiefen und Tiefmitten klingt es soweit in Ordnung im Mix gegenüber dem raw track. Akustikgitarren sind in kleinen Räumen und nah mikrofoniert oft zu stark betont in dem Bereich, das hast du aber schon ganz gut gelöst. Auch hier wieder die Frage, was kommt noch dazu (Bass o.ä.) oder welche Rolle spielt die Klampfe im Gesamtsong.

Soweit doch schon ganz gut.

Welche Gitarre und welches Mikro ist das?

 

[sts]

Beim Spielen würde ich noch mehr darauf achten, die Saiten nicht ungewollt abzudämpfen. Das passiert dir in der gepickten Passage relativ häufig, klingt halt immer etwas mäh.

Das fällt mir auch auf. Ansonsten, was den Sound angeht, hat mir als Grundlage die Variante "unbearbeitet Mikrofon" noch am besten gefallen. Allerdings finde ich, dass es etwas muffig und belegt klingt und außerdem in den tiefen Mitten oder höheren Bässen (kannste Dir aussuchen, aber jedenfalls so um 250 Hz) eine Überbetonung aufweist. Die könnte auch dafür verantwortlich sein, wenn es mit dem Kompressor schnell dröhnt. Unten mal eine schnelle Nachbearbeitung, die ich jetzt nicht spitzenmäßig finde, aber die vielleicht zeigt, was ich meine.

 

[SoulFrontier]

Danke @Kassette und @sts !

Klasse Erklärungen und Tipps und Deine kurze Bearbeitung klingt auch schon ziemlich gut sts!

Das es schlampig gespielt ist ist mir erstmal nicht wichtig gewesen sonst hätte ich es sauberer gespielt. Ich hab bei der Aufnahme zu viel auf Position geachtet

Das Mikro ist ein Audio Technica AT3060, ein Allrounder mit Röhre, dass keine extra Spannungsversorgung braucht. Von da geht's in ein m-audio Firewire Audio Interface, das FW-410.
Ich beabsichtige mal einen extra Preamp anzuschaffen da ich meine die Dinger im FW-410 sind wohl EIN Grund dass meine Aufnahmen nie gut klingen. Solange das Instrument nicht allein steht im Arrangement und Mix ist alles gut.
Aber hier soll das dann wohl so sein!

Die Gitarre ist eine Yamaha LL-TA, ein fantastisches Instrument. Die Gitarre kann sicherlich am wenigsten dafür wenn es nicht gut klingt. Die ist aber richtig groß und voluminös, für Recording gibt's sicherlich einfachere Gitarren, kleinere mit weniger Bass.
Bei der ersten Aufnahme war ich schon ein wenig geschockt, war sehr boomy

Opto Kompressor, muss ich mal schauen, ich habe so viel VST Kram angesammelt, da sind auch etliche Kompressoren dabei.

Ich habe hier mit dem Channelstrip TG12345 experimentiert. Der ist VCA. Mir klingt das Ergebnis bei mir auch zu ploppig!

Da ich nicht mit irgendwelchen Dingern auf den Fingerkuppen spielen kann klingt Picking immer dumpf und damit doof. Hybrid Picking hilft ein wenig, aber so richtig wohl fühle ich mich damit nicht.

Da muss ich dann halt immer aufhübschen, damit es besser klingt.

 

[Kassette]

TG12345

Versuch mal den Mix-Knopf einzusetzen.

Die ist aber richtig groß und voluminös, für Recording gibt's sicherlich einfachere Gitarren, kleinere mit weniger Bass.
Bei der ersten Aufnahme war ich schon ein wenig geschockt, war sehr boomy

Ja, das haben die größeren Schiffe so an sich. Eine Herausforderung beim Miken. Es sind aber vor allem die räumlichen Beschränkungen. So wie ich das höre, spielst du auch in einem recht kleinen Raum (ca. 12-16qm?).

 

[SoulFrontier]

Ja der Raum ist ungefähr so groß. Aber ich bin doch so nah am Mikro dass der Raum keine Rolle spielen dürfte, oder?

 

[Kassette]

Ja der Raum ist ungefähr so groß. Aber ich bin doch so nah am Mikro dass der Raum keine Rolle spielen dürfte, oder?

Zumindest höre ich ihn
Und die übermäßige Verstärkung der Dröhnfrequenzen kommt von den nahen Wänden. Die Raumakustik wirkt ja auch hier.
Deswegen kann Mikrofonposition finden etwas trickier sein. Nahbesprechungseffekt? Wäre eher kontra, oder?

Aber ich denke, du bist schon auf dem richtigen Weg. Bleib etwas vom Korpus weg, dann klappt das schon.
Interessantes Mikro ist das übrigens. Noch nie gesehen, ist schon älter, oder?

 

[SoulFrontier]

Ja, das Mikro ist schon alt und leider gibt es das gute Teil nicht mehr. Es passt für meine vocals ganz prima bin echt froh dass ich das Teil damals gekauft habe!

Mit meinem Equipmentbin ich ja an den PC Standort gebunden. Ich würde zu gerne mal ausprobieren ob das wirklich in einem großen Raum anders wäre! Unser Wohnzimmer ist sehr groß und hat einen angenehmen Hall

Bisher bin ich immer davon ausgegangen dass der Raum keine Rolle spielt, so nah wie ich ran gehe mit dem Mikrofon.

Nahbesprechungseffekt...da denk ich ja ehrlich gesagt auch nur dran wenn ich vocals aufnehme klar, aber ich denke mal so dicht bin ich nicht mit dem Mikrofon.

Das ich definitiv auch ausprobieren werde ist über meine eigene Schulter aufnehmen und auch mal frontal von vorne oben...

Klar, ich achte drauf in das Zimmer hinein zu recorden, also Mikro nicht gegen die FensterFront etc.

 

[Kassette]

Was mir grad einfällt...welches Material hast du gegenüber der Gitarre, also hinterm Mikro?
Etwas schallhartes kann sich da ganz gut machen für die höheren Frequenzen.

 

[SoulFrontier]

welches Material hast du gegenüber der Gitarre, also hinterm Mikro?

Da ist das große Fenster, das geht über die ganze Zimmerbreite .

Ist so c.a. 1m wech vom Mikro und ich sitze so beim Aufnehmen dass ich praktisch aus dem Fenster schaue.

 

[SoulFrontier]

Und das Mikro ist ja absolut puristisch, das ist halt Niere und sonst nix. Keine Schaltung, kein nix.

 

[DocNo]

Einfach nur so:

North Church

Large Wooden

Crystal Plate

 

[BLUE-S-MAN]

Da sind halt ,Raum bedingt ,Resonanzen drin und die müssen raus.
Hier mal mein Versuch alles zu glätten und die Dynamik ein wenig einzuschränken.

 

[georgyj]

Die Gitarre klingt wirklich großartig! Aber es muss jetzt schon mal Klartext gesprochen werden: Der Sound ist, trotz der Resonanzen im Hochbassbereich um Längen besser als deine spielerischen Fähigkeiten...... Lieber mehr üben und weniger am Sound tüfteln. Sorry für die harten Worte, aber man verliert im Equipmentrausch leicht den Blick für's wirklich Wesentliche.

 

[SoulFrontier]

Aber es muss jetzt schon mal Klartext gesprochen werden: Der Sound ist, trotz der Resonanzen im Hochbassbereich um Längen besser als deine spielerischen Fähigkeiten...... Lieber mehr üben und weniger am Sound tüfteln.

Aye, Aey Sir! mein Fehler mich so zu präsentieren

Da gibt's dann halt Haue. Zu Recht, klar

 

[whitealbum]

Da ist ja schon viel Richtiges geschrieben worden:
Das Unwichtigste zu erst:
Eins darf man bei den akust. Gitarren nicht vergessen, jede Form hat ihren Nerv-Resonanzpunkt.
Bei den größeren Dreadnought modellen bei ca. 180Hz.
Deine Gitarre ist ein Concert Modell, also kleiner, da sollte die Resonanz Nervfrequenz höher liegen.
Dies bekommt man bei Nahmikrofonierung auch noch besonders gut um die Ohren gehauen, in dem man Nierenmikros nimmt, die auch noch einen fetten Nahbesprechungseffekt haben.
Dennoch ist auch meine aktuelle Lieblingsposition bei der akust. Gitarre sehr nahe am 7-9 Bund zu gehen (innerhalb 10-20cm).
Leider gibts hier mehr Griffgeräusche, sauber spielen ist MUSS.

Also, die Nervfrequenz kann man mit einem EQ gut rausziehen, das können schonmal gut und gerne 9 dB sein, je nach Gitarre.

Das Wichtigste:
Ich bin bei georgy. Das ist das erste was auffällt, es ist eben schlampig gespielt.
Und das passiert 95 Prozent aller derer, die hier was vorstellen.
DAs passiert mir als erfahrenen Gitarristen auch, wenn man sich mal wieder um zuviel Technik Recording/Mixing und Co. bemüht
Denn, eine präsente und "dicke" Hornhaut auf den Fingerkuppen sind wesentlich, für NICHT-schnarrende Saiten, oder abgedämpfte Saiten.
Gerade das musste ich auch wieder feststellen, als ich meinen Part aufnehmen sollte.
Also erstmal ne Woche Hornhaut draufschaffen und Spielpraxis.

Ansonsten ist die Aufnahme klanglich (roh) oben doch schon gut , daraus kann man was gutes formen,tja, wenn es denn gut gespielt wäre.
Mir ist auch klar, dass das Dir klar ist
Aber das Eine (fehlerfreies Spielen) und Klang/Technik lassen sich nicht trennen.
Und hier würde ich immer der spielerischen Fähigkeit Vorrang geben.

 

[SoulFrontier]

Ich hätte es mir eigentlich selber denken können. Thx @whitealbum ,

Ich hab genug Hornhaut links und spiele das auch fehlerfrei. Aber das glaubt nun eh niemand mehr
Ich bin jedoch nun eher vocalist und kein Gitarrist!
In einer Band jedenfalls würde ich nicht Gitarre spielen, höchstens noch Rhythmus.

Hornhaut hätte ich gerne rechts auf den Fingerkuppen damit das Picking nicht so dumpf klingt.

 

[whitealbum]

Ne alles gut, es reicht ja auch jetzt unsererseits

Stelle das doch mal fehlerfrei rein.
Nur um darzustellen, das der Fokus sofort woanders liegt, und dann merkt man auch das die Aufnahme so wie sie ist sicher klanglich ein guter Start ist.

Nur am Rande:
Für einen Mikrofontest (Röhrenmikros der Luxusliga hatte ich mir gedacht, "Livin' Thing" von ELO Gesang und akust. Gitarre (und zwar gleichzeitig gespielt und gesungen) einzuspielen.
Das ist doch simpel. Ja von wegen
Entweder unsauber/vergriffen oder am Ton vorbei gesungen.
Da fällt einem auf wie gut Jeff Lynne ist, und wie tol lder Song ist.
Also, Mikrotest einen Tag verschoben, und das Dingens richtig geübt.

War dennoch noch schwer genug, dass das total sauber gespielt und gesungen wurde.
Wieder was gelernt

 

[funkyfloh]

Bisher bin ich immer davon ausgegangen dass der Raum keine Rolle spielt, so nah wie ich ran gehe mit dem Mikrofon.

wobei durch die starke kompression der difusschallanteil, also der raum, natürlich auch erheblich angehoben wird, is ja klar.

 

[Gel Mitglied 86343]

Zur Saiten-Dämpfung: Das kann auch an der fehlenden Finger-Kraft liegen. Dafür gibts spezielle Kraftrainer.
Auch zu große Finger können beim Spielen auf einem schmalen Hals stören. Am besten gehts mit meinen auf einem 46er-Hals. Insgesamt klingt das doch richtig gut entwickelt! Um akzentuierter zu zupfen, mache ich Übungsaufnahmen mit Metronom oder Percussionspur.