.

Hi Frank,
zugegebenermaßen sind Probleme immer ein guter Grund, einen Song zu schreiben. Aber ich werde mir wohl kaum Probleme suchen, nur um einen tollen neuen Text machen zu können. Um mich schlecht zu fühlen brauche ich auch keine Drogen (das geht mir schon seit meinem 30en so). Klar hätte ich "Prima Kerl" nie geschrieben, wenn ich in der Vergangenheit immer nur Orangenlimo getrunken hätte. Du kannst Dich aber drauf verlassen, dass ich beim Schreiben und beim Aufnehmen stocknüchtern war. Insofern sind Drogenerfahrungen natürlich ebenso gut in einen Song zu verarbeiten wie jede andere Erfahrung des Lebens auch.

Ob jemand Alkohol, Zigaretten und Kaffee in rauhen Mengen zu sich nimmt oder irgend was anderes ist mir auch relativ schnuppe. Zum Musikmachen braucht man es jedenfalls nicht und mich bremst es sowohl in musikalischer als auch in kreativer Hinsicht aus.

Sorry for papsting.

Gruß Stephan
 
Stevo,

da haste mich etwas falsch verstanden, es geht nicht darum, sich Probleme zu suchen, die kommen von alleine, denn das heißt auch am Leben zu sein.

Die Summe unserer Lebenserfahrungen bestimmen auch unser künstlerisches Schaffen mit und ich kann nicht den Blues spielen (um mal bei diesem Beispiel zu bleiben), wenn ich mein ganzes Leben als Sunnyboy durch die Weltgeschichte gewandert bin, nie mal so richtig auf die Fresse gefallen bin.

Ich weiß, wir kommen da wahrscheinlich nicht zueinander, wir hatten höchstwahrscheinlich unterschiedliche Sozialisationen durchlebt aber ich wäre bestimmt nicht der, der ich jetzt bin, ohne meine diversen Erfahrungen.
Ob das nun unter anderen Umständen besser gelaufen wäre, bleibt rein hypothetisch, niemand kann die Zeit zurückdrehen.

Ich will nun auch nicht mit aller Macht einen Lebenswandel führen wie z.B. Johnny Cash, aber beim Anhören seines Albums "a hundred highways" wird mir klar, daß ich eigentlich nix zu erzählen habe und das macht mich schon etwas neidisch.
Nur glaube ich andererseits auch nicht, daß mich Drogenkonsum zu einem neuen Johnny Cash macht.
Ich habe jedenfalls schon lange keine so "wahrhaftige" Musik gehört, wie auf diesem Album.

Ich wollte auch kein Plädoyer pro Drogenkonsum halten, nur ein statement für menschliche Schwächen abgeben.
 
Hi Frank,
ich denke, ich habe Dich verstanden, gehe mit Deiner Meinung konform und kann auch diesen "Neid" verstehen (den sicherlich auch viele deutsche Kleinstadtrapper gegenüber ihren Kollegen aus den US-Großstädten haben). Blues und gelebtes Leben gehören nunmal zusammen, das ist mir natürlich auch klar. Aber es nützen einen alle Drogen-, Frauen- und Lebenserfahrungen nichts, wenn man sie nicht in Text oder Musik umsetzen kann. Und dabei hilft Dir keine Pille, keine Pfeife und kein Pilz(s) der Welt.

Wie gesagt: Wenn jemand gute Musik machen will, dann macht er sie nicht, weil er er eine bestimmte Droge genommen hat und schon gar nicht auf Droge. Die Musik der 60er/70er ist stärker durch die Musik anderer Kulturen beeinflusst, als durch konische Zigaretten.

Der Mainstream, der heute in kommerziellen deutschen Radiosendern zu hören ist, lässt solche "wahrhaftige Musik", wie Du sie nennst nicht mehr zu (mal abgesehen davon, dass Johnny Cash auch über Knasterfahrungen sang, die er selbst nicht erlebt hatte). Vielleicht scheint es deshalb heute weniger gute Musik zu geben als früher, in Wahrheit muss man einfach nur besser suchen.

Ich wollte auch kein Plädoyer pro Drogenkonsum halten, nur ein statement für menschliche Schwächen abgeben.
Finde ich okay, hab' ich selbst genug von. Aber es ist meines Erachtens vollkommen daneben, wenn hier Leute unreflektiert drogenverherrlichende Statements ablassen.
 
Beethoven war ein besserer Komponist als Stock, Aitken und Waterman zusammen. Unbestreitbar.

Bei anderen Sachen mag es nicht so eindeutig sein, aber bei "SAW vs Hendrix" ist es noch sehr eindeutig.

Ich habe doch nie gesagt SAW wär besser als Hendrix.

Ich wollte damit zeigen, dass jede musikalische Epoche ihr eigenes Image hat. Die 60/70er wollten sich halt so darstellen. Frei in allen Belangen. Wenn dazu der Drogenkonsum dazugehört, bitteschön.

Die 80er dagegen wollten bunt und lustig sein. Jedenfals nicht zugekifft und psychedelisch wie die 60/70er. Schau dir doch mal die "Die besten Songs aus den 80ern"-Sendungen an. Was ist denn da noch übriggeblieben von den 80ern?

Wie schon gesagt wurde, hat Musik immer einen Bezug zum vorherschenden Zeitgeist.
 
Beethoven, die Beatles, Pink FLoyd, Hendrix oder heute Radiohead - das sind einfach sehr gute Musiker, die viel Talent hatten/haben und viel daraus gemacht haben.
Daß dabei mehr oder weniger Drogen dabei waren, ist nicht der Hauptgrund für die gute Musik. Es war halt irgendwie dabei und hat hier und da wohl was beschleunigt oder sogar erst in Gang gebracht, ganz bestimmt aber nichts erschaffen.
Übrigens: die Beatles waren bereits gut, bevor sie gekifft haben. Bin aber nicht traurig, daß ihr Marihuana-Konsum so Platten wie Rubber Soul hervorgebracht hat.
Musik muß man einfach lieben, egal, ob man reich oder arm ist, dann klappt das schon. Liebe ist aber etwas, was auch ohne Drogen funktioniert.
 
Sorry, ich habe die 80er als trist in Erinnerung, erst in den 90ern ging es wieder ab ... Rave!

PS: Punk zähl ich zu den Seventies.
 
artcore schrieb:
Sorry, ich habe die 80er als trist in Erinnerung, erst in den 90ern ging es wieder ab ... Rave!
Aber unser "Experte" Alienposer meint, die 80er wollten bunt und lustig sein ... ich weiss auch nicht wie er das mit der den "no future" Slogans, New Wave, Gothik, den oftmals düsteren Synth pop und elektro wave tracks der 80er unter einen Hut bringt - aber er hat mal im Fernsehen. "die hundert besten Songs der 80er gesehen" und meint wohl, das wäre eine seriöse Informationsquelle und jetzt kenne er sich aus. :D

Also die 80er waren ja schon teilweise sehr düster, aber doch musikalisch interessant, trist würde ich nicht sagen.

PS: Punk zähl ich zu den Seventies.
Das ist schwer zu definieren. Klar gab es in den 70ern den ersten durchbruch des Punk mit den Sex Pistols 1977, und natürlich spielten die Ramones und die STooges noch deutlich früher punkrock. auch in den 60ern gab es schon Garage bands, die man als Punk bezeichnen könnte.
Dennoch gehört punk stilistisch für mich eher zu den 80ern in den Kontext von New Wave usw.

Bands wie Cure und U2 haben ja auch in den späten 70ern begonnen, wurden aber erst in den 80ern richtig erfolgreich und prägend. Viele sagen deshalb auch, dass die "musikalischen 80er" eigentlich schon 77 begonnen haben. Das ende dieser Ära wird dann auch eher erst 1991 angesiedelt mit dem Durchbruch des Grunge (Nirvana: Nevermind).
 
Mann Jungs, ihr labert zu viel.

Es soll sich jetzt jeder, wie er's mag, sein Spritzchen setzen, die Tüte bauen, die Flasche einschenken oder die Linie ziehen.

Es ist wie immer in der Musik: Nicht drüber reden, sondern einfach machen ..

:-D
 
Ich kenne die 80er nicht nur aus dem Fernsehen.

Ich bin 75 geboren.
Wann bist du geboren floppy8?
 
Alienposer schrieb:
Ich kenne die 80er nicht nur aus dem Fernsehen.
Dann solltest du ja etwas mehr darüber wissen. Bunt und lustig ist jedenfalls arg verkürzt und verfälscht.

Die 60er und 70er als Drogen-Ära zusammenzufassen, ist eh ganz und gar unssinnig. Es war ein langer weg von den ersten Beatles und Stones Platten über die psychedelischen Experimente der späten 60er und den Hardrock der 70er zu Funk, Disco, Punk und New Wave am Ende der 70er. Das kann man nicht alles in einen Topf werfen, auf den man dann "Drogen und freie Liebe" schreibt ... ;)

Alienposer schrieb:
Ich bin 75 geboren.
Wann bist du geboren floppy8?
Bin älter als du. Das tut aber nichts zur Sache.
 
Neulich kam im Fernsehen eine dreiteilige Serie über sogenannte Savants.
Das sind eine Art hochspezialisierte Genies.
Bei einem ehemaligen Schläger ist - natürlich bei einer Schlägerei
- eine Ader im Gehirn geplatzt und die einzige Folge:
Die Aggressionen waren verschwunden und er ist zum Künstler
mutiert.
Auch andere Savants haben ihre Fähigkeiten erst durch Unfälle oder
durch künstliches Abschalten bestimmter Hirnregionen erhalten.

Ich halte es für möglich, dass Drogen unter bestimmten Umständen
bei bestimmten Menschen vorübergehend ungeahnte Fähigkeiten
freisetzen können, indem oben genannte Hirnregionen chemisch
gestört werden.

Aber: Die Nebenwirkungen sind leider auch ungeahnt. Man kann dann
vielleicht die tollsten Dinge, hat dann aber trotzdem nicht mehr so viel
davon.
 
floppy8 schrieb:
artcore schrieb:
Sorry, ich habe die 80er als trist in Erinnerung, erst in den 90ern ging es wieder ab ... Rave!


PS: Punk zähl ich zu den Seventies.
Das ist schwer zu definieren. Klar gab es in den 70ern den ersten durchbruch des Punk mit den Sex Pistols 1977, und natürlich spielten die Ramones und die STooges noch deutlich früher punkrock. auch in den 60ern gab es schon Garage bands, die man als Punk bezeichnen könnte.
Dennoch gehört punk stilistisch für mich eher zu den 80ern in den Kontext von New Wave usw.

hey,

punk ist als gegenbewegung zu den hippies entstanden.
das war die grundidee und der vorläufer zur generation x in den 80ern.
ich sehe die zusammenhänge zum wave nur bedingt.

sex pistols werden zwar als die uirväter angesehen, ich persönlich würde dieses zepter allerdings eher the clash übergeben...
 
Der Wave war doch nur eine Randerscheinung und nicht der Mainstream. Bunt ist nun mal die Essenz der 80er. Schau doch mal was im Fernsehen und Kino abging, die Klamotten.

Wiki
 
Ist immer schwierig zu sagen, wer nun zuerst eine bestimmte Musikrichtung kreierte.

In Sachen Punk bin ich aber bei Floppy.

Ich denke schon, daß man The Stooges (mit Iggy Pop) und vlt. auch MC5 als Wegbereiter nennen kann.

Das, was Mitte der 70er im legendären CBGB Club in New York abging, war definitiv Punk, auch wenn es niemand so nannte und die Bands auch außerhalb von NY damals kaum bekannt waren.
Ich denke da an Bands wie den Ramones, New York Dolls, Patti Smith, Johnny Thunders, Blondie etc.

Erst über den Umweg London wurde dann Punk weltweit bekannt und eine kommerziell erfolgreiche Geschichte, forciert vor allem durch den Sex Pistols Manager Malcolm McLaren.

Der Name kommt übrigens von dem gleichnamigen Szenemagazin, das in NY erschien.

New Wave war eine Art Ableger/Weiterentwicklung des Punks.
 
Auf einmal bröckelt die distanzierende Mauer im 19" Format zwischen den Köpfen der User und die Musikliebhaber, Denker, Kunstversteher und Freigeister kommen zum Vorschein. Ich glaubs ja nicht... da hätte ich entgegen meiner Gewohnheiten der letzten 10 Jahre glatt mal wieder Bock mir ein Tütchen zu drehen.
 
stevo schrieb:

@bensommerfeld
ein mensch mit gesundem menschenverstand und halbwegs gesundem geist wird nicht zum junkie oder seelischen wrack, nur weil er öfter mal einen joint raucht. genauso wenig, wie jemand, der gerne mal einen mit freunden hebt, automatisch zum alkoholiker wird. meine meinung und erfahrung.

Du machst es Dir etwas sehr einfach, finde ich. So funktioniert das aber nicht und Drogensucht hat nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun.

darum lies mal bitte genau, was ich geschrieben habe. gesunder verstand und(!) geist. wenn es keine drogen gibt, sucht die kranke seele in anderen dingen endlos nach ersatzbefriedigung / zuflucht. darum bin ich wie gesagt der meinung, nicht das verbieten oder plakative propagieren von "drogen sind scheisse" verbessert langfristig unser leben, sondern die auseinandersetzung mit den themen, die uns im innern wirklich beschäftigen und eine große kluft zwischen dem, was uns eigentlich ausmacht und dem, wohin sich unsere gesellschaft entwickelt, aufreisst. dein song "sag mir" geht für mich übrigens in ne ganz ähnliche richtung von der aussage her.
ich verherrliche keine drogen.

aber ich kann durchaus verstehen, dass du die sache kritisch betrachtest und da mögliche "verherrlichungen" liest in diesem thread. ist ein brisantes thema und jeder macht damit seine eigenen erfahrungen, ganz klar. ich hoffe jedenfalls, du verstehst mich jetzt besser.
 
drogen.jpg


:D
 
@dave1978 Bei 10 Jahren Pause fährts wenigstens ein.
 
@bensommerfeld
Danke für's Klarstellen, ich kann Deinen Standpunkt jetzt nachvollziehen.

@wyrm
Syd Barrett wurde ja schließlich auch durch die Folgen seines LSD-Konsums ziemlich verstört und gesellschaftsunfähig und wurde mehr oder weniger aus der Band geworfen...
Merkste was? Drogen waren weniger dafür verantwortlich, dass gute Musik gemacht wurde, als dafür, dass irgendwann die betreffenden Menschen gar keine mehr gemacht haben. Und was hat Syd Barrett nach Pink Floyd bitte für grauenhafte Platten verbrochen! Auf der anderen Seite haben Leute wie Zappa oder Genesis mit Peter Gabriel auch ohne Drogen sehr abgefahrene Musik gemacht. Wieso? Weil sie sich offensichtlich mit Musik anderer Kulturen und Gesellschaften beschäftigt haben. Des weiteren hat Fantasie (ich denke an Peter Gabriel Texte) auch nix mit Drogen zu tun, wer sich hin und wieder z.B. mit Kindern auseinandersetzt bekommt das schnell mit.

Ausserdem oder allerdings - und da schließe ich an einem von Franks Posts an - muss man unterscheiden, ob jemand Drogenerfahrungen mit seiner Musik aufarbeitet oder ob er unter Drogen Musik macht.

Klar hätte Curt Cobain oder Layne Staley andere Texte geschrieben und vielleicht auch andere Musik gemacht, wenn sie nicht heroinabhängig und hochgradig depressiv gewesen wären (ob die dann besser oder schlechter gewesen wäre lässt sich ja leider nicht feststellen). Und abgesehen davon hätten Nirvana vermutlich weniger Platten verkauft, wenn Cobain sich nicht auf spektakuläre Art und Weise dem Leben entzogen hätte. Ob man das jetzt in seine eigene Marketing- Strategie einfließen lässt oder nicht, kann ja jeder für sich selbst entscheiden...

Musik ist - wie die Kunst überhaupt - ein Spiegel der Gesellschaft. Und natürlich hat dementsprechend der Drogenkonsum einer Gesellschaft, so wie alle anderen Aspekte innerhalb der Gesellschaft auch, einen Einfluss auf die Musik. Ich weigere mich jedoch strikt, eine Aussage anzuerkennen, die behauptet, Musik würde durch Drogenkonsum besser. Musik wird besser und authentischer, wenn man Leben bewusst erlebt und reflektiert. Dann stellt man vielleicht sogar fest, dass man auch als jemand ohne Drogen- und Knasterfahrung seinen Zuhörern was zu erzählen hat, ist ja nicht so, als wäre das Leben ohne solche Dinge langweilig...

Drogenfreie Grüße
Stephan
 

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