Zerbrochene Freundschaft - Bitte um Kritik

  • Ersteller Campino
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Genau! Michel de Montaigne schrieb einen wunderbares Essay über Freundschaft. Darin kommt sinngemäß folgende Szene vor:


Ein Freund soll ein verheerendes Feuer gelegt haben. Der andere Freund ist als Zeuge vor Gericht geladen.

Richter: Trauen Sie ihrem Freund dieses Verbrechen zu?
Freund: Natürlich nicht!
Richter: Was, wenn aber bewiesen würde, dass er es tatsächlich tat?
Freund: dann bin ich überzeugt, dass er sehr gute Gründe dafür gehabt haben MUSS !!

Ja, das ist Freundschaft und Loyalität schön ausgedrückt :)

Eine Freundschaft, in der man keine Angst haben muss, den Freunden zu verlieren, wenn man mal einen "Fehltritt" macht, sonder sich immer auch rechtfertigen darf! Das ist gar nicht so einfach, aber ein Riesengewinn fürs Leben! Daran wächst aber eine Freundschaft :)

Auf den Text bezogen müsste der Texter ja dann sagen:

... dann bin ich überzeugt, dass er sehr gute Gründe für diese "Lüge" gehabt haben muss!!

Anscheinend war die Freundschaft noch nicht so stark, oder aber sie könnte so stark werden, wenn sie diese Kriese überwindet.

Das heisst dann die Freunde im Essay (was genau ist ein Essay?) haben mit grosser Wahrscheinlichkeit schon manch solcher "Krisen" überwunden, was dann das Vertrauen schafft, so überzeugt vor Gericht zum Freunden zu stehen! :)


a. Hass gibt es umsonst. Die Pflege einer kriselnden Freundschaft kostet Arbeit. Das gilt auch für Texter

Dafür erntet man dann die Früchte, dass es zu solchen Freundschaftsbeweisen wie oben erwähnt kommen kann :) oder man scheitert und klagt mit der ganzen Welt, niemals einen solchen Freunden finden zu können :(

Dann geht die Arbeit bei einem selber los und man meidet die Eigenschaften, die zum Bruch geführt haben beim alten Freunde beim Suchen eines Neuen. Oder lernt anders damit umzugehen.

"Man kann andere nicht ändern, nur wie man selber mit ihnen umgeht!" Vom wem das ist, weiss ich jetzt nicht, aber passt doch irgendwie hier rein :)

Und Hass entsteht nur in einer Abhängigkeit zu Jemandem, gegen den man sich nicht wehren kann und der diese Abhängigkeit missbraucht, also dem Abhängigen zu seinem eigenen Nutzen schadet.
 
Auf den Text bezogen müsste der Texter ja dann sagen:

... dann bin ich überzeugt, dass er sehr gute Gründe für diese "Lüge" gehabt haben muss!!

Ja! genau das! Ich praktiziere dieses blinde Vertrauen auch tatsächlich bei meinem besten Freund! Zum Leidwesen meiner Freundin ( "Du und dein ..").;)

Montaigne vergleicht die echte Männerfreundschaft mit einem ruhigen, wärmenden Feuer....
.... im Gegensatz zur Freundschaft mit einer Frau, die er mit einer heftig züngelnden Flamme gleich setzt. - Eigentlich bezweifelt er sogar, dass Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich ist.

Ich erwähne das nur, weil mir damals beim Lesen dieser Unterscheidung klar wurde, wie unersetzlich ein guter Freund ist.

was genau ist ein Essay?

Eine kurze, geistreiche Erörterung eines wissenschaftlichen Phänomens. Also etwas so kluges wie unterhaltsames - irgendwo zwischen wissenschaftlicher Abhandlung und journalistischem Feuilleton.
 
Ja! genau das! Ich praktiziere dieses blinde Vertrauen auch tatsächlich bei meinem besten Freund!

Muss man sich dieses Vertrauen nicht zuerst erarbeiten? Etwas, was nur langsam entstehen kann und Kriesenüberwindung beinhaltet?

Antoine de Saint-Exupéry schrieb im "Petit Prince" über die Entstehung von Freundschaft:

"Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzen können ..."

Die wichtigste Voraussetzung ist wohl, dass man sein eigenes Verhalten, dem andern verständlich erklären kann. Das ist eine hohe Kunst, die ich zum Leidwesen Vieler doch stets zu praktizieren und verbessern versuche.

Zum Leidwesen meiner Freundin ( "Du und dein ..").

Ist die eifersüchtig? :)


Montaigne vergleicht die echte Männerfreundschaft mit einem ruhigen Feuer im Gegensatz zur Freundschaft mit einer Frau, die er mit einer stets heftig züngelnden Flamme vergleicht.

Das ist auch eine sehr interessante und komplexeThematik, die uns im Leben ständig vor neue Herausforderungen stellt!

Insofern bezweifelt er sogar, ob Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich sei.

Ich behaupte, dass ist sehr wohl möglich, wenn es einem gelingt, diese "stets heftig züngelnde Flamme" zu einem "ruhigen Feuer" zu bändigen?


Eine kurze, geistreiche Erörterung eines wissenschaftlichen Phänomens. Also irgendwo zwischen wissenschaftlicher Abhandlung und journalistischem Feuiletton.

Vielen Dank für die kurze Erklärung ;) , somit les ich Essays bedeutend lieber als reine wissenschaftliche Abhandlungen oder journalistischen Feuilettons.

So, lieber artname, jetzt brauch ich meine Gedanken für die Vorbereitung meines morgigen Vorstellungsgespräch für eine Stelle, bei der ich auch meine Brötchen mit meiner Leidenschaft verdienen könnte :)

auf ein andern mal, denn die Freundschaft beinhaltet noch viele unbeantwortete Fragen :)
 
Muss man sich dieses Vertrauen nicht zuerst erarbeiten? Etwas, was nur langsam entstehen kann und Kriesenüberwindung beinhaltet?

Es entsteht langsam (tolles Zitat aus dem kleinen Prinzen)...
.... und entpuppt sich übrigens auch erst langsam als Geschenk, -.
Nämlich frühestens dann, wenn man aufhört, große Parties zu feiern;
wenn man plötzlich statt von 50 Freunden nur noch von 3- 5 Freunden spricht.

Wenn man ohne Party ruft und der Andere ist immer da für Dich. Weil ein Freund einen Freund ernst nimmt!

Ist die eifersüchtig?

Ich weiß nicht... :schulterzuck: Würde meinen, nein.

Freunde können sich aber gegenseitig wirklich leichter lesen. Da kommt es seltener über Mißverständnissen zu Streits....
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[Geändert von <a href="https://recording.de/myRecording/Profil/artname">artname</a> am 29.06.2010 16:21 Uhr]
 
Wie gesagt, wenn man die ganz genaue Story nicht kennt kann man viel darüber rätseln.

Fakt ist einfach, dass ich tatsächlich nicht die Gründe für die Lüge weiß, bzw auch wohl nie herausfinden werde.

Und wenn er es absichtlich gemacht hat, dann ist er tatsächlich als Sieger vom Platz gegangen... denn ich denke dann hat er unsre "Freundschaft" bewusst aufs Spiel gesetzt...
 
@artname

.... und entpuppt sich übrigens auch erst langsam als Geschenk, -.

Nämlich frühestens dann, wenn man aufhört, große Parties zu feiern;

wenn man plötzlich statt von 50 Freunden nur noch von 3- 5 Freunden spricht.


Ja, mit dem Alter schätzt man wohl Qualität mehr als Quantität, in allen Lebensbereichen, das geht mir auch so. Ist das vergleichbar mit dem Ausmisten der CD-Sammlung?

Freunde können sich aber gegenseitig wirklich leichter lesen. Da kommt es seltener über Mißverständnissen zu Streits....

Das gehört wohl in den Bereich der Kommunikation, je näher und offener man mit jemandem ist, desto verletzlicher wird man auch...

@campino


Wie gesagt, wenn man die ganz genaue Story nicht kennt kann man viel darüber rätseln.

Ja, das macht keinen Sinn, da man sich als entfernter, nicht direkt betroffener Leser kaum ein Bild davon machen kann. Aber den sensiblen Leser berührt der Text und lässt ihn an ähnliche Situationen aus seinem Leben denken und er versucht sich allgemeingültige Regelhaftigkeiten zum Thema Freundschaft aufzustellen, die ihm Sicherheit geben im Umgang mit Freundschaft. Und das sagt bestimmt etwas über die Qualität des Themas des Textes aus?


Fakt ist einfach, dass ich tatsächlich nicht die Gründe für die Lüge weiß, bzw auch wohl nie herausfinden werde.

Hm, jemand der lügt, fürchtet ja die Reaktion des Belogenen auf das Geständnis der Wahrheit (er handelt also aus einer Notlage, aus seiner Sicht)? Wie wärst du denn mit der Wahrheit umgegangen?


Und wenn er es absichtlich gemacht hat, dann ist er tatsächlich als Sieger vom Platz gegangen... denn ich denke dann hat er unsre "Freundschaft" bewusst aufs Spiel gesetzt...

Und was hat er dabei selber, vielleicht ungewollt, verloren? Also, da seh ich keinen Sieger.... ausser du hast bei der Qualität der beschriebenen Freundschaft völlig übertrieben...

[Geändert von <a href="https://recording.de/myRecording/Profil/SoleLuna">SoleLuna</a> am 30.06.2010 22:43 Uhr]
 
je näher und offener man mit jemandem ist, desto verletzlicher wird man auch...

...aber man kann entsprechende Kritik doppelt positiv bewerten:

1. Einem guter Freund kann man am ehesten gute Absichten unterstellen.
2. Ein Freund spiegelt einen am zuverlässigsten und genauesten.

Das gehört wohl in den Bereich der Kommunikation,

... für mich allerdings die wichtigste Disziplin der Texterei. Die Regeln der Kommunikation gelten auch für jeden Text!!
 
1. Einem guter Freund kann man am ehesten gute Absichten unterstellen.

2. Ein Freund spiegelt einen am zuverlässigsten und genauesten.


Verleichst du jetzt "Freund" mit Kollege/Bekanntem oder mit Freundin/Lebenspartnerin?

Und du würdest dann sagen, dass der Geschlechterunterschied ein genaues Spiegeln nicht zulässt, da das andere Geschlecht gewisse Dinge einfach nicht genau nachfühlen bzw. verstehen kann?
Weisst du, da ich beruflich oft nur Frauen um mich habe, habe ich oft das Gefühl, dass die sich manchmal verstehen ohne, dass ein Wort fällt und ich da einfach nicht nachkomme!!

Allerdings gibts das Phänomen auch, wenn man in eine Gruppe kommt, die sich schon länger kennt und die sich gewisse "Verhaltensregeln" unausgesprochen angeeignet hat. Das kann einen Frischling ganz schön irritieren. Wirds wohl auch in einem Forum geben?
Darüber hab ich den Song "Please switch off the light" geschrieben.

für mich allerdings die wichtigste Disziplin der Texterei. Die Regeln der Kommunikation gelten auch für jeden Text!!

Hm ja, nur braucht es für "Kommunikation" mindestens zwei Parteien und welchen Texter trifft man schon um über das Getextete zu kommunizieren? Als normaler Leser mein ich natürlich.
 
Hi Soleluna,

Hm ja, nur braucht es für "Kommunikation" mindestens zwei Parteien und welchen Texter trifft man schon um über das Getextete zu kommunizieren? Als normaler Leser mein ich natürlich.

Die Kommunikationspartner bei Texten lauten:

1. Das lyrische Ich und seine Gegenparts innerhalb des Textes
2. Der Texter und sein imaginäres Publikum
 
1. Das lyrische Ich und seine Gegenparts innerhalb des Textes

2. Der Texter und sein imaginäres Publikum

Schizofphren oder einfühlsam
Wahnsinn oder Genie ;)
 

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