Wird das Latenz-Problem künftig weichen?

Es ist trotzdem ein Unterschied. Wenn ich in ne E-Gitarre reinhaue und der Amp steht ein paar Meter weg, spüre ich ja trotzdem die Gitarre als solche. Bei nem Keyboard ist das irgendwie etwas anderes. 3ms sind natürlich nicht viel. Aber wenn es nur ein bisschen mehr wird, empfinde ich es als störend.
 
Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man 2 Meter von seinem Monitor oder Drumkit entfernt steht hat man schon eine akustische Latenz von 5ms. Die Dimensionen sollten für den Liveeinsatz zumindest keine große Rolle spielen.

Dem pflichte ich nicht uneingeschränkt bei. Es gibt für jeden Musiker einen gewissen Punkt, an dem Latenz die Grenze von "merkt man nicht" zu "nervt" überschreitet.
Ich befasse mich aus diversen Gründen (nicht zuletzt aus Faszination und Neugier) schon wirklich lange mit dem Thema und habe festgestellt dass die Grenzen von Person zu Person recht weit auseinanderdriften (so kommen einige mit 10-15ms prima klar, für andere sind 5ms schon zu viel - ob sich darüber Aussagen über musikalische Qualifikationen treffen ließen, das sollten wir hier nicht diskutieren) wohingegen der Rahmen, innerhalb dessen es von "geil" zu "doof" mutiert meistens ein ganz enger ist. Als Beispiel: Bei 7ms ist noch alles im Lot, bei 9ms will man nicht mehr. Und das, obwohl es sich ja nur um weniger als einen Meter in der echten Welt handelt.

Beim Recording gleicht die DAW das über Prefetch ja auch wieder aus.

Nein. Wenn ich will, dass das, was während der Aufnahme aus den Monitoren kommt, wirklich 100% auf dem Klick ist, dann muss ich dazu zwingend etwas früh spielen. Und diese frühe Performance ist dann die, die aufgenommen wird. Und da das Playback sampleakkurat ist, wird es auch so wiedergegeben. Das ist eine der zwingenden Notwendigkeiten, damit digitale Aufnahmen überhaupt funktionieren. Aufgenommen (und auf der "Timeline" platziert) wird immer so, wie das Signal eintrifft. Das kann man in einigen Hosts global kompensieren, aber diese Funktion ist an sich dafür gedacht, den Aufnahmeversatz von einigen nicht so geilen Interfaces zu korrigieren, nicht für die "humane" Latenzkompensation. Denn bei dieser weiß niemand, wie sie genau funktioniert. Orientiere ich timingmäßig an dem, was aus den Speakern kommt? In dem Fall spiele ich etwas früh. Oder orientiere ich mich am Gefühl des Plektrums, welches die Saiten trifft? In dem Fall spiele ich in time aber das über Speaker während der Aufnahme gehörte ist etwas spät dran.

Dieses Problem wird *niemals* über eine Software in den Griff zu bekommen sein. Weshalb es umso wichtiger ist, alles an Latenzen so klein wie nur möglich zu halten, damit es gar nicht erst ein Thema wird.
Und auch wenn man nicht selber zu denjenigen gehört: Es gibt Leute, die 5ms Latenz hören (und nicht nur beim selber spielen fühlen, das sind ja nochmal zwei paar Schuhe). Der menschliche sensorische Apparat ist dazu ja ohnehin locker in der Lage, ansonsten würden wir über keinerlei akustische Raumortung verfügen.
 
Kleines Gedankenexempel, aber sicherlich nicht zu abwegig, um komplett ohne praktische Relevanz zu sein:
Das System hat eine Gesamtlatenz von 5ms (was selbst nach heutigen Maßstäben bereits im recihlich guten Bereich ist).
Spieler 1 nimmt einen Track auf.
Spieler 2 nimmt dazu etwas auf, orientiert sich von der Time her an Spieler 1 und kompensiert beim Einspielen so, dass während der Aufnahme über die Monitoren alles perfekt ist.
-> Die Aufnahme wird jetzt 5ms zu früh sein.
Kein Drama? Vielleicht.
Jetzt kommt Spieler 3 und nimmt nochmal was dazu auf, weil der Take von Spieler 2 aber so geil ist, dient der als Timingreferenz. Beim Einspielen kommen also jetzt die Time von Spieler 2 und 3 perfekt aus den Monitoren.
-> Im Vergleich zu Spieler 2 wird Spieler 3 5ms früh sein. Und im Vergleich zu Spieler 1? Richtig, da wird es 10ms früh sein.

Und so geht das weiter. Bis es nur noch ein einziger Timingsalat ist und wir die Aufnahmen wie blöde rumschieben, womit wir von vornherein alles an natürlicher Time kaputt machen.

Das Rechenbeispiel ist zwar nur ein rechnerisches, weil eben nicht wirklich wasserdicht gesagt werden kann, wer sich jetzt wie und an was orientiert, wenn man beim Einspielen mit Latenzen zu leben hat, aber die möglichen Auswirkungen stellt es desungeachtet gut dar.
 
Nein. Wenn ich will, dass das, was während der Aufnahme aus den Monitoren kommt, wirklich 100% auf dem Klick ist, dann muss ich dazu zwingend etwas früh spielen.

Die DAW liest die Latenzzeit ja aus dem ASIO-Treiber der Hardware. Und wenn du punktgenau zum Playback spielst, korrigiert die DAW die frische Aufnahme wieder samplegenau nach vorne. So kenne ich es und so simpel ist es. Du darfst nur nicht das eingetroffene Aufnahmesignal der DAW wieder auf die Monitore routen, sondern brauchst dort ein Live-Signal. Den Rest macht die DAW schon richtig. Und das war vor 15 Jahren schon so - ich hätte sonst niemals mit meinen 40ms Latenz irgendwas Sinnvolles produzieren können.
 
Die DAW liest die Latenzzeit ja aus dem ASIO-Treiber der Hardware. Und wenn du punktgenau zum Playback spielst, korrigiert die DAW die frische Aufnahme wieder samplegenau nach vorne. So kenne ich es und so simpel ist es. Du darfst nur nicht das eingetroffene Aufnahmesignal der DAW wieder auf die Monitore routen, sondern brauchst dort ein Live-Signal. Den Rest macht die DAW schon richtig. Und das war vor 15 Jahren schon so - ich hätte sonst niemals mit meinen 40ms Latenz irgendwas Sinnvolles produzieren können.

Ich weiß nicht, ob wir aneinander vorbeireden, aber die DAW nimmt die Aufnahme so auf, wie sie eintrifft. Wenn ich einen Klick ausspiele und den wieder aufnehme, dann ist der aufgnommene Klick, wenn der Treiber nicht Murks ist, danach an *exakt* derselben Stelle zu finden wie der ausgespielte. Das ist vollkommen unabhängig von der Puffergröße (und folglich der Latenz).
Mit anderen Worten: Wenn ich etwas früh einspiele (warum auch immer, aber eben u.U. auch um Latenzen zu kompensieren), dann wird das auch früh aufgenommen.
Das ist eines der Grundprinzipien, damit digitale Aufnahmen überhaupt funktionieren können.
 
Ich weiß nicht, ob wir aneinander vorbeireden, aber die DAW nimmt die Aufnahme so auf, wie sie eintrifft. Wenn ich einen Klick ausspiele und den wieder aufnehme, dann ist der aufgnommene Klick, wenn der Treiber nicht Murks ist, danach an *exakt* derselben Stelle zu finden wie der ausgespielte. Das ist vollkommen unabhängig von der Puffergröße (und folglich der Latenz).

Natürlich ist er das, weil es die DAW intern ausgleicht. Das meinte ich ja. Wenn die Output-Latenz 7ms und die Input-Latenz 10ms ist, muss die DAW einen Offset von -17ms für die Aufnahme berücksichtigen. Damit ist intern alles synchron im Timecode.
 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich ist er das, weil es die DAW intern ausgleicht. Das meinte ich ja. Wenn die Output-Latenz 7ms und die Input-Latenz 7ms ist, muss die DAW einen Offset von -17ms für die Aufnahme berücksichtigen. Damit ist intern alles synchron im Timecode.

Bei der Aufnahme muss eigentlich nur die Eingangslatenz korrekt übermittelt werden und das Signal dementsprechend platziert werden.
 

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