Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man 2 Meter von seinem Monitor oder Drumkit entfernt steht hat man schon eine akustische Latenz von 5ms. Die Dimensionen sollten für den Liveeinsatz zumindest keine große Rolle spielen.
Dem pflichte ich nicht uneingeschränkt bei. Es gibt für jeden Musiker einen gewissen Punkt, an dem Latenz die Grenze von "merkt man nicht" zu "nervt" überschreitet.
Ich befasse mich aus diversen Gründen (nicht zuletzt aus Faszination und Neugier) schon wirklich lange mit dem Thema und habe festgestellt dass die Grenzen von Person zu Person recht weit auseinanderdriften (so kommen einige mit 10-15ms prima klar, für andere sind 5ms schon zu viel - ob sich darüber Aussagen über musikalische Qualifikationen treffen ließen, das sollten wir hier nicht diskutieren) wohingegen der Rahmen, innerhalb dessen es von "geil" zu "doof" mutiert meistens ein ganz enger ist. Als Beispiel: Bei 7ms ist noch alles im Lot, bei 9ms will man nicht mehr. Und das, obwohl es sich ja nur um weniger als einen Meter in der echten Welt handelt.
Beim Recording gleicht die DAW das über Prefetch ja auch wieder aus.
Nein. Wenn ich will, dass das, was während der Aufnahme aus den Monitoren kommt, wirklich 100% auf dem Klick ist, dann muss ich dazu zwingend etwas früh spielen. Und diese frühe Performance ist dann die, die aufgenommen wird. Und da das Playback sampleakkurat ist, wird es auch so wiedergegeben. Das ist eine der zwingenden Notwendigkeiten, damit digitale Aufnahmen überhaupt funktionieren. Aufgenommen (und auf der "Timeline" platziert) wird immer so, wie das Signal eintrifft. Das kann man in einigen Hosts global kompensieren, aber diese Funktion ist an sich dafür gedacht, den Aufnahmeversatz von einigen nicht so geilen Interfaces zu korrigieren, nicht für die "humane" Latenzkompensation. Denn bei dieser weiß niemand, wie sie genau funktioniert. Orientiere ich timingmäßig an dem, was aus den Speakern kommt? In dem Fall spiele ich etwas früh. Oder orientiere ich mich am Gefühl des Plektrums, welches die Saiten trifft? In dem Fall spiele ich in time aber das über Speaker während der Aufnahme gehörte ist etwas spät dran.
Dieses Problem wird *niemals* über eine Software in den Griff zu bekommen sein. Weshalb es umso wichtiger ist, alles an Latenzen so klein wie nur möglich zu halten, damit es gar nicht erst ein Thema wird.
Und auch wenn man nicht selber zu denjenigen gehört: Es gibt Leute, die 5ms Latenz hören (und nicht nur beim selber spielen fühlen, das sind ja nochmal zwei paar Schuhe). Der menschliche sensorische Apparat ist dazu ja ohnehin locker in der Lage, ansonsten würden wir über keinerlei akustische Raumortung verfügen.
