Wir Ichlinge - Hip - Hop Text sucht Vertonung

[MamaMuuht]

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[Teestunde]

Muss ich nachher noch mal etwas ruhiger lesen. Erster Eindruck: Toll! Ich mag jetzt nicht alle Zitate anführen, die mir gefallen. Es sind zu viele. LG T.

 

[Gelöschtes Mitglied 80290]

Cool. Und endlich mal ein schöner Raptext! Gefällt mir sehr gut.

Eines ist mir aufgefallen, vllt bin ich auch zu doof:

Wasch meine Hände in Blut

Der Text redet für mich vom Dummen Konsumenten, während der letzte Satz den Eindruck macht, als wäre es Absicht so zu sein.

Oder hab ich das falsch verstanden?

 

[helge1973]

Mama, Du bist die beste Mama

Trifft den Zeitgeist verdammt gut.

Während andere versuchen kitschig und krampfhaft,
aufgesetzt und pathetisch nen zeitgemäßen Text abzuliefern, liest sich Dein Stuff hier wohlemperiert - und trotzdem "voll in die Fresse!".

Sehr, sehr stark Großmeisterin Mama!

Einzig

doch mein WLAN ist gut.

will mir nicht so recht gefallen - ich finde so Fachbegriffe in grade SOLCHEN tief-emotionalen Textstellen völlig unpassend.

Dazu mal die stärkste Stelle:

Ich grase unterm Galgen,

DAS, mein Freund, macht Dir so schnell keiner nach!

Und das genau meine ich: während so viele krampfhaft nach Allegorien suchen, wirkt es bei Dir so, als ob es ganz einfach da ist - genial!

Vertonung ... würd ich liebend gerne machen, aber weisst ja: GEMA.
Da ist ja eh noch n Gespräch zwischen uns "Feingeistern" offen.

Weiter so, Lil' Big Man!

 

[popnapp]

Mama hat Mut und rappt. Wenn ich den auch hätte, hätte ich fast Lust, einen Rundumschlag-Anklage-Rap-Text zu schreiben über das Phänomen, dass selbst sehr vernünftige Leute bei dem Versuch zu rappen in diese weinerliche Ich-Gegen-Die-Welt-Sprache zu verfallen.

Ein paar Zeilen bleiben für mein Gefühl von diesem merkwürdigen Effekt verschont. Aber der erste Vers komplett und der zweite Vers bis auf die letzten beiden Zeilen klingt in meinen Ohren wie das, was ich am Rap eben einfach nicht so richtig leiden kann. Die Selbstüberhöhung, das Pathetische, das große Wort von der ganzen Welt, von den ganz großen Problemen, alle überzeichnet und in markigen Worten ohne Selbstzweifel gemeißelt. Diese Attitüde ist mir persönlich, rein geschmacklich eben einfach ein Dorn im Auge.

Die Zeilen, die mir dann trotzdem sehr gut gefallen:

Doch ich bleibe in Deckung, ich lasse mich nicht berühren,
ich will den Schmerz einer Welt nicht in meinem Herz spüren.

Der Refrain und die beste Stelle:

Ich will nicht sein sondern haben,
wasch meine Hände in Blut.

Für einen Rap-Text ziemlich gut, vermute ich. Es ist wohl eher die Idee an sich, einen Rap-Text machen zu wollen, die mich zweifeln lässt. Bei der Volksmusik-Szene fehlen einem vielleicht Ehrlichkeit und Authentizität. Bei der Rap-Szene allgemein vermisse ich Humor, Selbstironie, überhaupt Ironie, Wärme und Bescheidenheit. Humor hat der vorliegende Text in Ansätzen durchaus. Insofern kommt er mir nicht völlig typisch vor. Immerhin.

Sorry, dass ich meine ganz eigenen Geschmacks-Überlegungen hier jetzt so ausbreite. Ich finde es nur mal interessant, mir zu überlegen, was mich eigentlich am HipHop so stört und da mal einen weiteren Formulierungsversuch zu unternehmen.

 

[SoulFrontier]

Freilich es ist gut gereimt, ich muss da aber doch dem Popnapp zustimmen.

nun ist hip Hop mit dieser Attitude auch überhaupt nicht meins, die Fanta 4 und Co mag ich einfach lieber

Ich finde es schade das dieser Text so sehr im Negativen verharrt. Irgendwie fehlt da imo etwas Wichtiges.

die Zeile ich wasche meine Hände in Blut, die würde ich sehr gerne verstehen, wie ist das gemeint? Das kommt sehr unerwartet.

 

[popnapp]

die Zeile ich wasche meine Hände in Blut, die würde ich sehr gerne verstehen, wie ist das gemeint?

Ich verstehe es so, dass das lyrische Ich lieber nach materiellem Besitz strebt und ihm Haltung und Moral dabei nicht so wichtig sind. Und im Gegensatz zum üblichen "die Hände in Unschuld waschen" gibt er freimütig zu, nicht unschuldig zu sein. Das drückt für mich das schlechte Gewissen von uns Reichen aus, die wir hier in Deutschland den Wohlstand sicher auch der Ausbeutung und dem unfairen Handel mit schwächeren Ökonomien verdanken. Immerhin ist Deutschland auch leidenschaftlicher Waffenhändler. Unser Geld wird am Hindukusch verteidigt. Und an unseren Händen klebt das Blut der dortigen Kriegsopfer.

Zumindest denke ich mir, dass das so ungefähr gemeint sein könnte.

 

[Andaraginga]

Der Text ist handwerklich gut, doch was seine Wirkung auf mich betrifft, stimme ich popnapp zu 100% zu. Ich empfinde es haargenau gleich und kann es nicht besser formulieren.

 

[MamaMuuht]

@all

Danke für die Meinungen. Die ja, welch Überraschung, tatsächlich geteilt sind.
Ich bin vor allem gespannt, wie er sich vertont anhört.

 

[artname]

Hallo lieber Jörg,

du zeigst wiedermal, was du drauf hast. Und das ist überdurchschnittlich viel! Großes Talent gepaart mit Fleiß. Du hast einen ungewöhnlich ausgeprägten Sinn für die richtige lyrische Form (Metrik, Reim, origielle Wortschöpfungen). Und mMn hast du auch das Herz am rechten Fleck!

Bin leider sehr im (positiven) Stress und will deshalb unvermittelt zum wunden Punkt deines HipHop-Textes kommen. Es ist mMn seine falsche Attitüde für das Genre. Bin in der Zwischenzeit vielleicht firmer im Rap als im HipHop. Denke aber, dass beide Formen sich in einem ähneln: der Wiedergabe von Action! Das Ich- Wir-Ihr-Gefühl! Ich gewinne doch, trickse Euch alle aus, mach mein Eulenspiegelding.

Dein "Held" hat hingegen hat keinen Plan und keinen Feind. Er jammert nur auf hohem Niveau. Besonders deutlich wird es, wenn er die Flüchtlinge für ihren Mut bewundert! Und gleichzeitig behauptet, er ließe sich nicht berühren.

Dein "in medias res" lautet: "ich geh mit dem Kopf durch die Wand... würde es wagen, uns(?) anzuklagen... doch ich halte den Mund!" Das ist...ähm... unfrech...und somit mMn weder HipHop noch Rap. Das ist verzeih, lieber, geschätzter Freund, verzagter Liedermacherstyle.

Dabei wäre es mit deinem Talent nicht allzu schwer, dem Text einen anderen Dreh zu geben. Nimm die Verursacher deiner Schmerzen aufs Korn. Drohe ihnen oder verhöhne sie wenigstens ohnmächtig. Befreie dein LI aus seiner Lethargie. Das erwarten die Ichlinge! Spiele für sie die gedachte oder gemachte rhetorische Revolution.

Lieber Jörg, die Schöpfung (was immer das sein mag) gab uns nicht unsere Talente, um das Unschöpferischen zu huldigen! Ich nehme an, wenn wir jetzt telefonieren würden, hätten wir große Übereinstimmung bei der Bewertung der traurigen Lage der Dinge! Aber solche Telefonate sollten uns lediglich oder vor allem ermutigen, frecher, angriffslustiger, freier zu schreiben.

So, jetzt lege ich den Hörer wieder auf. Heute war keiner zu Hause. Hoffe, du schreibst dir gerade rotzfrech die Seele aus dem Leib.

Liebe Grüße

Dein... Artname

 

[helge1973]

Das Ich- Wir-Ihr-Gefühl! Ich gewinne doch, trickse Euch alle aus, mach mein Eulenspiegelding.

Dein "Held" hat hingegen hat keinen Plan

Ich weiß nicht, ob das Wiedergeben von Lösungsansätzen, der sogentannte "Turn", den Du hier gerne lesen wollen würdest, das richtige Ding für diesen doch sehr melancholisch-anklangenden Text wäre.

Ich stimme Dir zu, dass man das im Rap so gerne macht (fast jeder Track bietet "Lösungsansätze", selbst wenn es ein "ich f**k euch-alle-"Ding ist), aber ob die Turns da immer so richtig sind/waren ... da hab ich berechtigte Zweifel, wenn ich mir so Lyrics von Ice Cube zb anlache.

Ich finde, Jörg sticht hier - als verwundeter Mensch - auf einen verdammt wunden Punkt, für den es - wie schon mal in nem anderen Thread - zurzeit keinen universellen Lösungsansatz gibt.

Wemma sich die aktuelle Lage anschaut, wird es leider NOCH deutlicher.

Mögliche "freche" Eulenspiegel-Varianten wären dem Thema völlig ungerecht; dafür ist der Ton - das stimmt - zu "unfrech" - und so soll es auch sein, dafür ist MIR auch das Thema viel zu ernst, sprich: ICH würde das auch als völlig unpassend hier im Text finden.

Andere Möglichkeiten einer Wende, wie "Aber, hey - lasst uns weiter hoffen und dranbleiben" wären mir zu dünn, zu plakativ, zu pathetisch vielleicht ("Lasst uns in einer besseren Welt leben!" - Igitt!).

Ich finde den beobachtenden Protagonisten von je her besser, lässt er dem Zuhörer doch viel mehr Freiraum für Interpretationen, Denkanstößen und - maybe - sogar auch erste schüchterne "Lösungen".

Dein ... Hellgay

 

[MamaMuuht]

@artname

Ich bin echt gerührt vor deinem ausführlichem und so wohlwollend kritischem Kommentar. WOW!
Ja, und du hast da einen Punkt getroffen, der mir gar nicht so klar war. ( Da fehlt es dann beim Schreiben am kritischen Abstand) Obwohl ich sehr, sehr lange an diesem Text gearbeitet habe, habe ich die Grundkonzeption des lyrischen Ichs gar nicht mehr geprüft.
Ich hatte gestern Abend ein langes Gespräch mit zwei wundervollen Menschen und Musikern.
Und der Gesprächsanlass war dieser Text. Und beide waren sehr berührt und auch faziniert von dem Text. Er bot uns tatsächlich so viele Möglichkeiten,über die Weltlage, aber auch über uns und unsere ganz persönlichen Verstrickungen an ihr in's Gespräch zu kommen.
Das fand ich bemerkenswert und passiert mir nicht allzuoft.
Nur: Wir waren hinterher irgendwie alle etwas mutlos.
Klar, die Situation kann einen mutlos machen, keine Frage. Natürlich auch mich. Die Zunahme von offenem Rassismus und Rechtsterrorismus zum Beispiel und das Erleben von so viel Gleichgültigkeit schmerzt mich sehr.
Ich habe vor einigen Jahren mal einen Aphorismus getextet, der mir immer häufiger durch den Kopf geht:

" Schultern zucken ohne Wimpern ".

Was ich beim Texten allerdings aus dem Blick verloren habe ( passiert mir bei Auftragstexten komischerweise nicht) ist die WIRKUNG des Textes.
Und das mir, wo ich doch gerne was von Wirkungsbewußtsein erzähle..
Dabei könnte ich auch etwas Selbstermutigung gut gebrauchen. Gerade was meine politische Arbeit angeht.
Und ich frage mich gerade ob ich das will, das gerade dieser Text auch das Publikum, den Zuhörer, eher etwas mutlos zurück lässt.
Sicher, ich mag auch kein " Durchhaltkauderwelsch" wie H.R.K. mal so schön gesagt hat. Und auch kein zwar gut gemeintes, aber doch letztliches Pfeifen im Walde.
Aber einen Silberstreif am Horizont, etwas Mut und auch etwas positiv Freches stünde dem Text gut.
Und da ich eh schon so lange an ihm gearbeitet habe ( ungelogen sicher 100 Stunden seit ca. einem Jahr) kommt es auf ein wenig Zeit mehr nun auch nicht mehr an. Auch wenn ich zugebe, das ich am Schluss tatsächlich etwas ungeduldig wurde..
Also tausend Dankeschöns für deine Worte, ich geh noch mal in Ruhe bei und schau mal, wie ich das ein wenig gedreht bekomme.

@all

Ja, also schon mal hier eine kurze Nachricht an die User, die sich gemeldet hatten um den Text zu vertonen:

Ich gehe, wie oben geschrieben, noch mal in eine Überarbeitungsrunde mit dem Text. Da es ja schon um eine kleine Richtungsänderung des Textes geht, geht's auch nicht ganz so schnell.
Metrik, Länge und auch Form werden grundsätzlich so bleiben.....
Ich werde den Text dann, wenn ich soweit bin aktualisieren.

 

[MamaMuuht]

@Helge 1973

Auch dir Danke für deinen Kommentar! Und die Verwundung des Protagonisten,der mir ähnlich ist, werde ich nicht aufgeben. Auch nicht die grundsätzliche Melancholie. Aber hör dir mal " Melancholie " von Gisbert zu Knyphausen an. Da heißt es dann an einer Stelle " #### dich in's Knie, Melancholie "
Das hat dann sowas von Rotz und Trotz, den ich, gerade als melancholischer Mensch, so gut brauchen kann...

 

[MamaMuuht]

@ Helge 1973

Die drei Kreuze heißen Flck ..

 

[artname]

Jörg, eine solche wache Antwort hatte ich von dir erwartet!

Helge, Genres haben jeweils ein spezielles Publikum mit speziellen Erwartungen. Die Kunst des Profis besteht darin, in verschiedensten Kostümen aufzutreten. Und Clown, Herrscher, Rebell oder Bauer sprechen nun mal unterschiedlich. Und können doch das Gleiche wollen: eine bessere Zukunft!

 

[DHG]

Ich find den Text gut. Reime wirken relativ gewöhnlich stört aber nicht weiter, da der Inhalt für mich entscheidend ist.
Nur die Hook kann ich mir irgendwie noch garnicht so recht vorstellen. "ichlinge", find ich sehr ungewöhnlich, werd damit nicht so recht warm.

Regt für mich zum Nachdenken an, trostlos macht mich das allerdings nicht.
Ein Lösungsansatz wie er angeblich beim Rap immer erforderlich ist um das Publikum anzusprechen brauch ich nicht....
..in einem Genre können sich die Erwartungen durchaus unterscheiden bzw. muss man nicht jedes mal in die gleiche Kerbe hauen.

Ein wenig ungewöhnlich für einen Raptext aber das find ich gerade gut! Gibt eh schon zuviel Einerlei! Bin gespannt auf die Vertonung.

 

[artname]

Lieber Helge,

Jetzt ist Nacht. Ich bin grade aufgewacht, habe mir wiedermal Karl Popper reingezogen und will nun etwas konzentrierter antworten.

1. Ich gehe davon aus, dass jedes Lebewesen eine bessere Zukunft sucht, Eine Überlebensnische.
2. Wahrscheinlich ist DIES eine Folge der Wahrnehmung drohenden Unheils: wie das von Jörg hinreichend gut Beschriebene.
3. Die Lebewesen, die sich im Moment der Gefahr tot stellen ( so stellt sich das LI dar), haben mMn die geringsten Überlebenchancen. Sie können sich zwar bis zur Katastrophe in sich verstecken, aber sie haben sich schon als "Fleisch für den Schlächter" aufgegeben. Sie sind nur noch aktivierbar, wenn ihnen jemand wie einem Hund das bessere Leben vor die Nase hält!
4. Andere Lebewesen schwärmen vorher ausaus, suchen sich Nischen oder bauen sich eigene. Das gefährdende System erkennt diese aktiven Lebewesen als Feinde, schüchtert sie ein, bringt sie in Kerker oder gänzlich um. Keine guten Aussichten...
5. Aber solange es Leben gibt, gibt es Weiterentwicklung. Die Feinde von heute sind teilweise die Herrscher von Morgen. Die überlebenden Mitläufer bleiben meistens auch morgen Miläufer... und damit unglücklich.

FAZIT: Ich glaube, das oben Geschriebene ist banal. Mehr oder weniger teilt jeder Mensch diese Theorie. Sie klingt grausam, enthält aber eben auch Hoffnung. Auf diesem Boden wachsen Schlager wie" Liebeskummer lohnt sich nicht, my Darling" genauso wie Rapsongs Marke " Ich zerquetsche dich, du Ratte". Und nicht nur Schlager, Rap oder Metal enthalten die Botschaft. Auch Mozart, Beethoven oder Bach verbreiten sie. Und die Literatur von Walther von der Vogelweide bis zu den Aktuellen Bestsellern. Von Leonardo da Vinci bis Gerhard Richter Und so weiter.....

Diese Botschaften kann man natürlich "Lösungsansätze" nennen. Aber vor allem scheinen sie ein in den Genen aller Lebewesen schlummernde Botschaft zu enthalten: Gib nicht auf. Such dir eine Überlebensnische!!

Du schreibst für "Eulenspiegeleien" sei die Zeit viel zu ernst. Nun "Eulenspiegel" erschien und verbreitete sich in einer Zeit, als die Bauernkriege überall in Deutschland die Erde mit Blut überströmte....

Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich liebe Melancholie!!!! Aber schau mal an, was die Menschheit als ihre Kulturschätze hütet: es sind trotz aller geschilderten Ängste und Qualen vor allem Überlebensphantasien! Visionen einer besseren Welt!

lg

P.S. Klingt auf die Schnelle ziemlich langweilig, meine Vorliebe für die Überlebensbotschaft. Aber DIESE Botschaft läßt sich doch völlig verrückt verkaufen. Ich hätte keinerlei Skrupel, meinen Überlebenkünstler pausenlos kläglich scheitern zu lassen!! Von den Lethargischen pausenlos ausgetrixt, an die Wand gespielt, KO geschlagen. (Natürlich käme er durch die Hintertür immer wieder rein)....

 

[popnapp]

Ich komme da irgendwie nicht mehr so ganz mit. Drohendes Unheil? Moment der Gefahr? Wie Artname schreibt, was ist damit eigentlich gemeint?

Um die Hoffnung auf Antwort zu erhöhen, formuliere ich mal ein paar ganz konkrete Fragen zum Text. Vielleicht wird mir dann klarer, was denn eigentlich das Problem ist:

ich bin nur ein Stück Fleisch für die Schlächter die ich wähle.

Wer sind die Schlächter, die ich wähle? Was ist mit dem Wort "Schlächter" gemeint?

Denn wenn ich gierig konsumiere, merk ich nicht wie ich Halt verliere.
Krank vor Gier vom Kaufrausch hier werd ich zum trägen Herdentier.

Welchen Halt verliert das LI da? Und wieso? Was ist das Problem des LI? Findet es keinen Sinn in seinem Leben? Oder geht es um berufliche Perspektiven?

Ich steh hier neben mir am Abgrund einer Welt voll bunter Trümmer,
Schutt und Asche glanzlackiert, doch Illusion macht noch dümmer.

Wieso steht das LI am Abgrund? Was ist mit "Schutt und Asche" gemeint? Was wurde von wem zerstört?


Sind mit diesen Ausdrücken und Bildern wirklich konkrete Probleme gemeint? Oder stellen sie eher Allgemeinplätze des Trübsinns da, die von jedem Hörer dann mit eigener Phantasie ausgefüllt werden sollen?

 

[MamaMuuht]

@popnapp

Das sind viele Fragen. Und ein Ziel dieses Textes ist es auch, das der Leser/ Hörer sich Fragen stellt.
Von daher würde ich sagen, habe ich ein Ziel ja vielleicht bei dir erreicht.
Die Antworten auf diese Fragen werden sicher bei jedem anders ausfallen.
Und natürlich gibt es Menschen, höchstwahrscheinlich sind sie in der großen Mehrheit, die sich keine Fragen auf Grund dieses Textes stellen. Oder darin auch eine "Selbstüberhöhung, das Pathetische, das große Wort von der ganzen Welt, von den ganz großen Problemen, alle überzeichnet und in markigen Worten ohne Selbstzweifel gemeißelt" sehen.
Das ist nun bei jeder Form von Lyrik so, das Menschen Zugang finden oder eben auch nicht.
Dabei kann der Zugang auch durchaus negativer Art, also in einer Form der Ablehnung oder massiver Kritik sein.
Das geht jedenfalls mir bei vielen lyrischen Texten so. Selten sind es handwerkliche Mängel, die mich einen eher ablehnenden Zugang, zum Beispiel der Empörung, finden lassen.
Häufiger sind es Inhalte, die Emotionen,Gedanken oder Fragen auslösen.
Nun sollte der Lyriker/ Texter meiner Meinung nach aber eins nicht tun: Anfangen, seine Lyrik erklären oder gar rechtfertigen zu wollen.
Das geht fast immer schief und führt selbst im persönlichen und vertrauten Gespräch oft in die Irre.
Ist jedenfalls meine Erfahrung.

Ich nehme substanzielle Kritik oder auch Ablehnung an meinen Texten grundsätzlich ernst. Und verarbeite sie, so oder so. Manchmal hilft sie mir bei einem neuen Text, manchmal auch bei dem Text, an dem sie geäußert wurde. Und manchmal hilft sie mir auch nicht.
Mich aber an einer öffentlichen, inhaltlichen Debatte über sie zu beteiligen hielte ich für grundfalsch.
Das hat mich auch oder vielleicht gerade die Erfahrung bei recording.de gelehrt.
Handwerkliche Fragen lassen sich schon eher öffentlich diskutieren. Und auch das führt, wie wir ja hier schon häufig erlebt haben, nicht gerade selten zu einer hochemotionalen Debatte.

Ich hoffe also, das du es mir nicht übel nimmst, wenn ich dich nun mit deinen vielen Fragen gewissermaßen im Regen stehen lasse.

 

[popnapp]

@MamaMuuht
Danke für deine Erläuterung! Und das bisschen im Regen stehen ist nicht so schlimm. Da geht es mir bestimmt noch viel besser als dem armen LI. Obwohl, wenn das kalte Wasser zum hochgeschlagenen Kragen herein und dann am Rücken runterläuft, schön ist das nicht