Wenn Parts (Verse) sich überlappen..

[R-Kelly]

Moin meine Songwriter Kollegen,

deutsche Sprache nicht nur schwere sondern auch lange Sprache.. Manchmal kommt es beim Schreiben vor das sich Gesangsparts melodisch und textlich leicht überlappen bzw. in einander übergehen..
Im Studio ist das ja kein Problem. Man nimmt dann einfach auf einer zweiten Spur auf. Will man den selben Song allerdings Live performen, sieht das ganze schon schwieriger aus. Je nachdem wie sehr sich die Parts überlappen kommt man ohne Hilfe kaum aus. Entweder kommen die überlappenden Parts dann vom Band oder man hat einen oder mehrere Backround-Sänger am Start.

Am besten wäre es natürlich so, dass man die Songs so schreibt das sich nichts überlappt. So ist der Song dann auch mehr livetauglich und man kann den Song mit natürlichen Atemzügen durchsingen.. Nur ist das ist der Praxis nicht immer so einfach vor allem wenn man keine Kompromisse bei Text und Melodien machen möchte. Es gibt sicher auch kommerzielle Songs und Hits wo sich Parts überlappen bzw. ineinander überfließen

Wie seht ihr denn das ganze? Stellt das für euch ein Problem da?

 

[therealelfatale]

Also ich habe in über 10 Jahren Raptexten gelernt, dass es ein Zeichen von Kompetenz ist, so schreiben zu können, das die Texte sich nicht überlappen und Atempausen als Rhytmisches Element inbegriffen sind.

Überlappende Texte als Stilmittel zum Beispiel in Form eines Echos oder sonstwie gestalteten Übergangs zur Hook kann man machen, aber da muss halt von Beat/DJ Seite dieses Text-Element an der STelle vom Band/Gerät laufen, dass dann überlappt, sodass du live eigentlich kein Problem haben solltest.

 

[Kwaku]

Wie seht ihr denn das ganze? Stellt das für euch ein Problem da?

Nein ich sehe da kein Problem. Wenn es nur einen Sänger gibt und keine andere Möglichkeit beide Parts überlappen zu lassen, dann singt man den Anfang des nächsten Parts und das Ende vom letzen Part wird unterbrochen, damit rhythmisch alles zusammen passt. Ein Rhythmus hat immer Teile, die Priorität haben damit das Gesamtwerk zusammen gehalten wird und etwas weniger wichtige Anteile, die man weglassen kann.
Aber wenn man keinen zweiten Sänger auftreiben kann, dann lässt man einfach ein vorproduziertes Playback abspielen.

 

[mazze]

Wenn es passt dann bspw. statt 4/4 6/4 aber schon in 4er Rhythmik

 

[R-Kelly]

Also ich habe in über 10 Jahren Raptexten gelernt, dass es ein Zeichen von Kompetenz ist, so schreiben zu können, das die Texte sich nicht überlappen und Atempausen als Rhytmisches Element inbegriffen sind.

Überlappende Texte als Stilmittel zum Beispiel in Form eines Echos oder sonstwie gestalteten Übergangs zur Hook kann man machen, aber da muss halt von Beat/DJ Seite dieses Text-Element an der STelle vom Band/Gerät laufen, dass dann überlappt, sodass du live eigentlich kein Problem haben solltest.

ja bei Rap Texten ist das ja nochmal ein bißchen was anderes. Bei einem Gesangstext hat man ja auch noch Melodien und Phrasierungen mit drinnen und die können manchmal z.T. auch leicht bis in den nächsten Takt übergehen. Also je nachdem wie die Melodien halt geschrieben bzw. gesungen werden.

 

[therealelfatale]

ja aber das macht man dann auch mit backupsängerinnen oder eben auch playback niemand kann 2 texte gleichzeitig singen die sich überlappen

 

[Ennui]

Man kann den Refrain-Text so texten, dass er auch noch halbwegs Sinn macht, wenn man die sich überlappende Strophe reinsingt und den Refrain dann "abgeschnitten" weitersingt. Das geht eventuell auch umgekehrt, dafür halt um einen Endreim der Strophe abgeschnitten.

Ein kleiner Instrumental-Break vor dem Refrain kann auch helfen.

Ich persönlich, wenn es denn stört, würde vermutlich umtexten.

Als Kool Savas noch King Kool Savas hieß, hat er massig Überlappungen gehabt, die u.a. seine Backup Rapper und/oder das Publikum übernommen haben. Oder es war ihm damals einfach egal und er hat mal schnell nach Luft geschnappt, statt einen Übergang zu machen. Live geht doch alles, da vergibt man sowas. ^^ Man kann auch extra für den Live-Auftritt ein bisschen umtexten, wie es die Ärzte oft exzessiv machen. R'n'B/Soul-Leute sind bei den Übergängen auch gerne mal etwas freier, siehe z.B. Anderson Paak, Bruno Mars ... (leider keine Zeit jetzt Beispiele zu suchen)

 

[R-Kelly]

Ein kleiner Instrumental-Break vor dem Refrain kann auch helfen.

ja das mit dem kleinen Break im Instrumental einbauen ist gar keine schlechte Idee! Wird ja oft und gern gemacht nur ich denk da viel zu wenig dran..

R'n'B/Soul-Leute sind bei den Übergängen auch gerne mal etwas freier, siehe z.B. Anderson Paak, Bruno Mars ... (leider keine Zeit jetzt Beispiele zu suchen)

was meinst du mit freier? Das sie viel Überlappungen haben in ihren Songs?

 

[Ennui]

was meinst du mit freier? Das sie viel Überlappungen haben in ihren Songs?

Frei erfunden:

Im Song gibt es die Überlappung. Live wird dann z.B.
- die letzte Strophenzeilen einfach schneller gesungen
- ein nicht zum eigentlichen Text gehörender Aufruf ans Publikum gemacht a la "Now, sing with me!" oder "Get up now, woohooo" lol
- die letzte Strophenzeile gekürzt oder komplett umgetextet
- die letzte Strophenzeile durchgesungen und dann ein Break gemacht für was auch immer, Stille oder gar ein Solo

Wenn du möchtest, kannst du den Part deines Songs (oder am besten den gesamten Song) mal posten und man kann konkret überlegen, was sich anbietet.

 

[Teestunde]

Wenn du möchtest, kannst du den Part deines Songs (oder am besten den gesamten Song) mal posten und man kann konkret überlegen, was sich anbietet.

Das würde mich auch interessieren.

 

[Florian Hoffmann]

Das entscheidende ist für mich immer, wie es beim Hörer ankommt.

Zuhörer können nicht zwei Textzeilen gleichzeitig folgen. Wenn du mit dem Text was sagen willst, kommt es bei Überlappung also schlechter rüber. 'ne einzelne Silbe ist noch machbar, aber ein ganzes Wort oder gar mehrere ist schon ein Level bei Nintendos Dr. Kawashima. Besonders wenn es nicht die Muttersprache ist.

Überlappung ist also prinzipiell erstmal unvorteilhaft und dadurch für mich bei einem Otto-Normal-Text fehl am Platz. Kann aber als Stilmittel auch sehr sexy sein:

Wir sind gewohnt, in Phrasen zu reden und auch zu denken. Pausen zwischen zwei Gedanken gehören dazu. Wenn die wegfallen, kann der Text gehetzt oder geschludert wirken, oder Labertaschen-mäßig, "der redet ohne Punkt und Komma". Wenn das das Ziel ist - z. B. du Getriebenheit oder eine Verfolgungsjagd darstellen willst - kann es als Stilmittel passen.

Im Duett überlappt sich ständig was. Hier ist gerade der Reiz, dass zwei Leute durcheinander singen. Sie singen dann beispielsweise ihre jeweils eigene Sichtweise und dass der Hörer nur jeweils einer folgen kann, gehört zum Konzept. Man entscheidet sich, oder schwankt hin und her, hört wiederholt und dann mal die eine, mal die andere Seite.

Überlagerst du bei einem einzelnen Sänger Zeilenenden-/anfänge wie "... in Liebe" mit "Angst frisst ..." erzeugst du einen Konflikt, der die Unvereinbarkeit der Gedanken hervorhebt. Das erfordert dann natürlich Tricks bei der Live-Performance, also Zweitsänger oder Bandaufnahme.

Ein Wort kann durch Überlagerung auch stilisiert werden. In "Why Me" überlagern Mike + The Mechanics "... I heard a [sound]" mit "[Tell] the mother ..." Das Wort "sound" wird zusätzlich verzerrt und dadurch im wahrsten Sinne des Textes zum "Geräusch" deklassiert.

 

[artname]

Wenn ich mich nicht irre, redet ihr von „Enjambements“. Damit gehen die Amis viel lockerer um als die Deutschen.

Man kann auch 2 lange Verse zu einer Melodie-Linie machen. In dem man den Melodiebogen einfach größer macht. Beispielsweise mehr Tonarten als gewöhnlich einbezieht. Mag sicher verkopft wirken, klingt aber, souverän gemacht, völlig easy.

Auch kann man 2 Langverse jeweils als Spielwiese für EINEN Beat benutzten.

Moderne Texte werden momentan weniger als lange Geschichten betrachtet, sondern als raffiniert ausgewählte überraschende Momente, wo irgendwie sensationell die Post abgeht!

Man sollte, mal bildlich gesagt, in der Lage sein, über wenige Stationen mit einige geilen Tricks ein Toooor zu schließen .

Lg