Sehr interressante Beiträge hier. Sehr offen und ungeschönt.
Träume soll man leben heißt es, was viele hier auch gemacht und irgendwann mal den Anker geworfen haben, spätestens wenn man Familie gründet oder Kinder bekommt.
Einen 17jährigen dies zu vermitteln kann schwierig werden, denn man ist ja stur und glaubt an sich. Ich bin froh, dass meine Eltern mich damals zur einer klassischen käufmännischen Ausbildung getreten haben, auch wenn mich das damals null intressiert hat. Heute bin ich dankbar, denn Träume können aus der unterschiedlichsten Gründen enden. Krankheit, Unfall, Strukturwandel, Nachwuchs uvm.
Mein Traum war es ein hochwertig ausgestattetes Studio zu gründen und mit gescheiten Leuten zusammen zu arbeiten. Die Ausstattung habe ich damals (beginnend in den 90igern, damals gabs keine UAD, geile Rechner und Co) vom Mund abgespart dh scheiß Klamotten, kein Urlaub, billiges Essen etc zudem jeden Nebenjob angenommen um Extrakohle zu machen neben dem verhassten Vollzeitjob in einer Agentur. Als es dann los ging habe ich das Verdiente gleichfalls wieder investiert während mein Kollege es verlebt hat.
Gescheite Leute waren damals für mich all jene, die schon einen Fuß in der Medienlandschaft und einen gewissen Namen haben. Um die für mich zu gewinnen habe ich jede Menge Süßholzraspeln und Nachlässe eingeräumt die Kunden findend in teuren Nachtclubs, Gallerien und anderen Societyevents wo die Medienlandschaft auftaucht (einen guten Anzug hatte ich dann doch im Schrank).
Wenn man wochenlang mit jemanden zusammenarbeitet bekommt man einen guten Eindruck über dessen wahren Stand, seinen Charakter, seine Verhältnisse samt Zahlungsmoral. Mehr Schein als sein und manchmal noch talentfrei und vollgekokst, unpünklich und Entouragen mitbringend um sich als Macher aufzuspielen.
Von gut bis schlecht war die Spannweite ausgeglichen.
Es gab einen sehr traurigen Fall, wo ein sehr talentierter junger Mann sich als DJ verwirklicht hat, der nun selbst Produktionen deligieren wollte. Anfangs das nötige cash gehabt durch seine Engarements in den Clubs, ständig auf Reisen die Nacht zum Tage machend am Ende von Drogen zerfressen. Den Niedergang haben wir binnen 4-5 Monaten der Zusammenarbeit von A-Z mitbekommen bevor wir die Schnauze voll hatten. Termine für 14:00 wurden dann mit 2 Uhr morgens verwechselt, auf dem Klo Pulverreste gefunden, unkonzentriert und der Gipfel war in unserem Treppenhaus Drogendeals abzuwickeln. Zuvor hatte dieser etwas gemacht, was uns hätte in den Knast bringen können. Er sponsorte einen schönen Mietwagen und lud uns ein in den angesagesten Clubs in München gratis zu feiern und neue Kontakte zu bekommen, nur er habe keinen Führerschein und wir sollten selbst fahren. Lange Rede kurzer Sinn, er hat uns unbewußt zu Kurierfahrern gemacht.
Mein Kollege von damals ist nun Pianist auf der Aida, verdient ohne Trinkgeld 2000 EUR und auch das wird er nicht ewig machen, denn auch wenn dann und wann schöne Länder angesteuert werden. Landgang gibt es nicht immer und dazwischen ist er auf dem Boot gefangen Lieder klimpernd, die er nicht mag.
Träume sind eine schöne Sache aber bitte mit Plan B. Ohne diesen Plan B wäre ich heute Hartz 4 aber ohne meinen Traum Hausbesitzer mit schickem Sportwagen.
