Was hört man gerne in deutschen Songtexten? -Umfrage-

[anthe]

Eine gewagte These ... zumal ein Gutteil der erfolgreichen Musiker ( Lennon / McCartney, Grönemeyer, Kravitz ... ) ähnlicher Ansicht ist/waren.

Ist auch nur eine These, kann ja nur erahnen wie es in Kurt ausgesehen hat. Aber hätte er Texte geschrieben, die präziser seine Gefühle reflektiert hätten und sich weniger dem Klang unterworfen hätten, hätte er sich dadurch vielleicht besser verstehen gelernt.
Dass er mit solchen Texten wesentlich weniger kommerziellen Erfolg gehabt hätte, ist sehr wahrscheinlich. Aber ich verstehe nicht ganz, warum du den Erfolg der Musiker, die dieser Ansicht sind, in diesem Kontext erwähnst.

Du hast völlig recht, ich hatte - in Gedanken - zwei Gedanken vermischt. Ich halte Deine These bzgl möglicher therapeutischer Wirkungen etc für gewagt, der Rest bezog sich auf die Tatsache, dass auch andere ( sehr ) namhafte Künstler bzgl Wortklang ähnlich denken/dachten. Eine "Unterwerfung " findet hier mEn nicht statt. Es ist der -wenn- Kunstform geschuldet.

Auch Deine weiteren Thesen halte ich für "weit entfernt" u deshalb gewagt. Weder wissen wir, wie es in ihm aussah, noch ob er nicht ohnedies weitere Texte schrieb, noch inwieweit nicht die *äußeren* Umstände seine Verzweiflung wachsen ließen, noch ob da irgendeine Chance auf Besserung etc bestanden hätte. So wie es lief, wollte er es mit Sicherheit nicht. Erst vorgestern, denke ich. las ich, dass Nirvana als noch rel. unbekannte Band ein Angebot als VorGruppe von U2 bei deren *Welttournee* mit einem 4-Worte-Fax ablehnten ... Muss ich jetzt nat. suchen... http://orf.at/stories/2077903/2077882/ -> "corporate rock still sucks " ok ...

lg
Andi

 

[kenfjohnnydee]

Was habt ihr gegen PUR?


Die Texte haben sich Millionenfach verkauft, das hört man gerne, da gibts Feelings dazu und keine Literaten Tränen Lächeln

Naja, jedem das seine! ist ja auch okay und vollkommen legitim, PUR zu mögen.

Mir kommt dazu allerdings ein Vergleich in den Kopp.

Klopappier besteht aus so ziemlich dem gleichen Material wie ein gutes Buch. Man kann es auch wunderbar bedrucken, mit gar lustigen Tiermotiven oder drolligen Buchstaben. Es wird millionenfach gekauft und gebraucht. Bei weitem häufiger als.., na sagen wir einmal Shakespeares gesammelte Werke. Der olle Shakespeare wird nicht so häufig gebraucht, hat aber mit dem, was er (oder sie, so genau weiß man ja nicht, ob es sich beim Namen W. Shakespeare nicht nur um ein Pseudonym handelte) da zu Papier brachte, einen enormen kulturellen Schub bewirkt (und nebenher Bilder und Gefühle beim Leser erzeugt). Derjenige, der sich die lust'gen Klopapiermotivbilder ausdenkt, bringt zwar sein Produkt massiver unters Volk und ist damit beteiligt an der Befriedigung eines Grundbedürfnisses, aber das war es auch schon.

 

[SillySybok]

Klopappier besteht aus so ziemlich dem gleichen Material wie ein gutes Buch. Man kann es auch wunderbar bedrucken, mit gar lustigen Tiermotiven oder drolligen Buchstaben. Es wird millionenfach gekauft und gebraucht. Bei weitem häufiger als.., na sagen wir einmal Shakespeares gesammelte Werke. Der olle Shakespeare wird nicht so häufig gebraucht, hat aber mit dem, was er (oder sie, so genau weiß man ja nicht, ob es sich beim Namen W. Shakespeare nicht nur um ein Pseudonym handelte) da zu Papier brachte, einen enormen kulturellen Schub bewirkt (und nebenher Bilder und Gefühle beim Leser erzeugt). Derjenige, der sich die lust'gen Klopapiermotivbilder ausdenkt, bringt zwar sein Produkt massiver unters Volk und ist damit beteiligt an der Befriedigung eines Grundbedürfnisses, aber das war es auch schon.

Naja, Dein Vergleich hinkt: Würdest Du Rosamunde Pilcher und Shakespeare vergleichen, käme es vielleicht hin...
Aber auch wenn Du schreibst "Jedem das Seine", mit dem Vergleich hört sich das an wie die Leute, die früher E-Musik deutlich von Pop-Musik (=Hotten Totten Krach) abgrenzten. Ich liebe lyrische Songtexte, die mir nicht platt ihre Aussage vor die Füße werfen. Trotzdem muss ich zugeben, dass es wohl einen nicht unbedeutenden Anteil Menschen gibt, die solche Aussagen brauchen: Die toten Hosen waren mit "10 kleine Jägermeister" und "Ich würde niemals zu den Bayern gehen" kommerziell sehr erfolgreich.
Lyrische Perlen sind auch die Songtexte von den Ärzten nicht (auch wenn "artizukulieren" einfach genial ist).

Übrigens: Shakespeare war auch nur Opium für das Volk, sozusagen auf Bildzeitungsniveau seiner Zeit. Somit von Klopapier zu Klassiker

.

Im Fazit: Bei der Beurteilung der Qualität von Songtexten gibt es keine allgemeingültige Aussage. Und in erster Linie soll es doch unterhalten... (und vielleicht, ganz vielleicht werden in 200 Jahren die Texte von PUR als klassische Texte gefeiert und Gröhle - pardon - Grönemeyer ist vergessen).

 

[Spike_Mirror]

Purple Schulz, immer und immer wieder.
am meisten fasziniert mich, inklusive der genialen instrumentierung, der text von "der kanal"

http://www.simfy.ch/artists/154882-...45072-Purple-Schulz/tracks/14475962-Der-Kanal
und hier die lyrics:
http://www.lyrics007.com/Purple Schulz Lyrics/DER KANAL Lyrics.html

 

[JanNolte]

@DerGipfel: mich widert dieser ganze Klatsch ja auch an. Aber trotzdem sollte man eine sachliche Diskussion nicht aus Erfurcht vor der Person unterlassen. Denn sein Schicksal steht für Viele und führt uns vor Augen, wie schlecht unsere Gesellschaft mit solchen Menschen umgeht. Kurt war ein sehr begabter Junge, aber weil er seine psychischen Probleme durch "auffälliges" Verhalten ausdrückte, setzte man ihn einfach auf Retalin und legte damit den Grundstein für seine spätere Heroinsucht. Auch heute werden noch viele (begabte) Kinder auf diese Weise mißhandelt. Cobains Schicksal sollte uns dafür eine Warnung sein und diskutiert werden, auch wenn das dann ein wenig zur Entmystifizierung seiner Person beiträgt.

@anthe: klar, wenn man es schafft den perfekten Wortklang zu finden, ohne dabei den Inhalt zu mildern, ist das natürlich die höchste Kunst!
Zu dem mit U2: Meinst du damit, Cobain hätte der kommerzielle Erfolg, den er nicht haben wollte, so zugesetzt, das er daran zu Grunde gegangen ist? Ich denke nicht, dass jemand allein wegen soetwas Suizid begeht. Die eigentlichen Gründe liegen immer viel tiefer und weiter zurück.

Zum Thema: Ich kann eigentlich keine Künstler nennen, mir gefällt immer mal der ein oder andere Text von diesem oder jenen Künstler. Aktuell finde ich den Song "Verschieden" von Xavier Naidoo ganz gelungen:

Diese Verbindung von Sozialkritik und Persönlichem mag ich sehr. Dagegen sind mir viele Naidoo-Texte oft zu lyrisch und wirr.

 

[DerGipfel]

Sorry Jan, aber wir müssen nicht einer Meinung sein. Du kannst über Musik und auch über Ritalin diskutieren, aber es fängt schon da an spekulativ zu werden, wo du einen Zusammenhang zwischen Ritalin und Heroin herstellst. Und es wird hoch spekulativ, wenn du glaubst, du könntest für irgendwas, das du öffentllich von Cobain wahrgenommen hast (inkl. seines Selbstmordes), eine Erklärung in seiner Persönlichkeitsentwicklung finden. Das ist geradezu das Gegenteil von Entmystifizierung - du stülpst einfach deine Erfahrungen, deine Logik und deine Klischees über eine Person, der du nie persönlich begegnet bist und deren Entscheidungswege du nicht annähernd nachvollziehen kannst. Meine Meinung (wie gesagt - muss ja nicht deine sein) ist, dass das nicht in Ordnung ist.

 

[JanNolte]

Ich stülpe nichts über, ich spekuliere. Und diese Spekulationen basieren nicht allein auf eigenen Erfahrungen, sondern auch auf psychologischem Fachwissen. Wissen(schaft) fängt immer mit Spekulationen an, denen man dann nachgeht (u.a. auch durch Diskussion mit anderen Sichtweisen). Ich stimme vollkommen damit überein, dass es da extrem viele Faktoren zu beachten gibt (Retalin ist natürlich nur ein Faktor für die Sucht, nicht der Faktor). Aber wenn man meint, dass es deswegen kein Zweck macht, überhaupt darüber nachzudenken, macht man es sich meiner Meinung nach zu einfach.
Nein, gleicher Meinung müssen wir nicht sein, das hatte ich auch nicht erwartet.

 

[DerGipfel]

wenn man meint, dass es deswegen kein Zweck macht, überhaupt darüber nachzudenken, macht man es sich meiner Meinung nach zu einfach.

Ich mach' mir schon so meine Gedanken - zum Beispiel, wie dein "psychologisches Fachwissen" einzuschätzen ist, wenn du noch nicht mal Ritalin richtig schreiben kannst ...

 

[JanNolte]

Wenn du meinst soetwas an Hand der Falschsschreibung eines Produktnamens einschätzen zu können, dann solltest du dir vielleicht erstmal darüber Gedanken machen.

 

[DerGipfel]

Nee, das war nur ein Indiz ...

 

[JanNolte]

ja, ja...

 

[anthe]

[ref=[media=youtube]GW6wEH[/media]-as3w

Skihändler, Attentäter u Drogenhändler

 

[FredTadge]

Die besten deutschen Texte haben meiner Meinung nach folgende Bands:

- ... But Alive
- Muff Potter
- Jupiter Jones
- Kettcar
- Pascow
- Rantanplan (nur die Frühen mit Markus Wiebusch)
- Tocotronic
- Herrenmagazin

Ich liebe Texte, die von Alltäglichem handeln, dabei aber so krytisch sind, dass man erst beim zehnten Hören (wenn überhaupt) versteht, worum es geht (Bsp.: "Ich bin doch kein Idiot" von Muff Potter), ich steh total auf Zynismus, Sarkasmus, Wortspiele, Alliterationen, Mehrfachreime und alles, was Sprache so wunderschön macht, wie sie ist.

Richtig gut find ich z.B. auch einige Kabarettisten und Singer/Songwriter:

- Bodo Wartke
- Gisbert zu Knyphausen
- Niels Frevert
... ich könnte noch unendlich lange weiterschwaddronieren...

 

[FredTadge]

Habe den Thread gerade noch einmal durchgelesen und das ist schon witzig, wie sich solche Threads hier immer entwickeln (sicher mit ein Grund dafür, dass der o.g. Post erst mein Fünfter in diesem Jahr war)

Natürlich sind ein Gedicht und ein Liedtext etwas anderes, da man sich ganz anderen Regeln unterwerfen muss. Aber meiner Meinung heisst es nicht "Wortklang vs. Bedeutung". Erst wenn beides passt, dann wird ein Schuh draus. Und wenn ihr bei eurer Diskussion über Kurt Cobain mal Beispiele seiner Texte angeführt hättet, dann hättet ihr gemerkt, dass das bei ihm so war. Meine Meinung zu dem Kerl (auch wenn das hier überhaupt nicht hingehört) ist, dass er sowohl lyrisch als auch musikalisch ein unglaubliches Talent hatte, das er z.T. aus selbstsüchtigen Motiven heraus einfach weggeworfen hat (nicht durch seinen Selbstmord, schon viel früher). Ich vergleiche das gerne mit Daniel Johns (nicht nur wegen der Ähnlichkeit und der zeitlichen Nähe), der durch seine gesamte Karriere immer wieder ähnliche Probleme hatte wie Cobain, diese aber immer wieder in den Griff bekommen und letztendlich in einem neuen Meisterwerk verarbeitet hat.

Und natürlich hat deutsche Sprache etwas hartes, hakeliges und vielleicht sogar unrythmisches. Aber das kann man auch alles nutzen. Einer der größten Dichter aller Zeiten hat auch in Deutsch geschrieben und seine Lyrik und Prosa ist in vielen Fällen noch heute wunderschön.

Die Ausrede "meine Muttersprache klingt scheiße, also kann ich auch keine guten Texte schreiben" zählt also nicht

 

[Mahone]

Annette Humpe!

+1
wenn ich mir aussuchen dürfte, texten zu können wie...dann wäre das a.h. genial. so einfach und natürlich klingen ist glaub ich das schwierigste überhaupt.

Haha, finde ich gut dass das andere auch so sehen.
Imho aus einem gewissem Blickwinkel die beste Songwriterin im deutschen Raum.

Anderer seits regt sie mich auch echt auf (genau wie ihre Schwester),
es sind halt einfach perfekte aalglatte Pop-Lyrics,
mit denen sich auch noch der dümmste Reihenhaus-Spiesser identifizieren kann.

Im Endeffekt nur die Fortsetzung und Perfektionierung all dieser anderen
seelenlosen Kommerz-Radio-Hits.

Annette Humpel ist Silbermond in gut.

Ein wirklich grosser Songwriter muss imho auch Reibungspunkte haben.

 

[Mahone]

Hmm,
muss mich glaube berichtigen.
Als seelenlos kann man diese Humpel-Schwestern wirklich nicht bezeichnen.

Aber sie sind halt wie gesagt wirklich reibungslos,
und auch nicht besonders scharf- oder tiefsinnig.

Habe aber trotzdem grossen Respekt vor denen.
Es gibt da ja so ein paar Songwriter-ideale:
1. Nie zu genau werden, damit möglichst viele Leute sich da rein projezieren können.
2. Auf der anderen Seite, aber schon immer so nen Clue, dass man sich vom Durch-Schnittsbrei abhebt.
3. Probleme besingen aber gleichzeitig Mut machen. ( Perfektes Beispiel: "Besser gehts nicht" von 2Raumwohnung)
4 Gefühle ansprechen, aber keine wirklich all zu starken.
5. Niemals Selbstkritik (und damit Kritik am Hörer üben)
5. ...
Gibt bestimmt noch ein paar,
weiss nicht.
Punkt 1und2 , eine der allerwichtigsten überhaupt für (Breiten-) Erfolg.

Und nach den Kriterien sind die beiden echt so gut, Wahnsinn.
Wer ins Radio möchte hat da ein ziemlich gutes Modell.

 

[DerGipfel]

Aber sie sind halt wie gesagt wirklich reibungslos,
und auch nicht besonders scharf- oder tiefsinnig.

Ich finde, da gibt es schon einen Unterschied zwischen den aktuellen Ergüssen und den Sachen von Neonbabys (Anette und Inga) oder Ideal (Anette). Die klingen schon bisschen frischer und weniger beliebig.