Was bedeutet "totmastern"?

[Hyp]

Hier wird genau dargelegt, warum der Loudness War keine Zukunft mehr hat:
www.soundonsound.com/sos/feb14/articles/loudness-war.htm
Recht umfangreiche Abhandlung, im "Round Up" gibt es in drei Absätzen die Zusammenfassung.

@ M31
Man kann in jedem MP3 einen Offset-Wert angeben für die Lautstärke, und zwar für ein Album insgesamt und für jeden Song auch nochmal relativ dazu. Zu finden in den ID3v2-Parametern, einsehbar in üblichen MP3-Playern wie WinAmp.
So wird in jedem Fall die Relation zwischen lauten und leisen Stücken eines Albums gewahrt. Auch wenn iTunes jetzt noch nicht mit der Nutzung soweit sein sollte.

Und "laut" bedeutet ja auch nicht "Druck" - der ergibt sich erst durch Dynamik (=Lautsprechermembran gibt nach, bevor sie sich wieder durchdrückt). Mit weniger Loudness War wird also auch der Druck in die Musik zurückkehren.

 

[M31]

@ hyp

Die meisten sind zu gemütlich den Lautstärke Regler zu bedienen und da sollen die irgendwelche Werte eingeben?

Ich habe keine Ahnung wie es überall ablaufen tut, aber bei iTunes kann man glaube ich nichts eingeben. Spotify? Keine Ahnung.

Winamp benützt auch nicht jeder, ich schon mal nicht, ich habe ja mein Monitor-Controller.

Mehr Druck ändert nichts an der Tatsache das sehr viele nur wenig Dynamik zuhause hören. Leise Anteile werden diese Menschen dann nicht mehr hören bei gewohnter Zimmerlautstärke, die gehen einfach unter.

Immer wenn ich Leute bei mir zu Besuch haben sind diese erst mal überrascht was sie alles neues entdecken in ihrer Lieblingsmusik. Irgendwelche Geräusche, Stimmen im Hintergrund etc.
Die haben das vorher nie gehört.

Schau mal wie weit du kommst (bei gewohnter Musik Lautstärke des Rauschen)und dann überlege mal wie weit viele andere Menschen kommen:

 

[Hyp]

Die Werte werden natürlich vom Mastering Engineer festgelegt und eingegeben, das ist doch klar. Wie weit das heute schon Praxis ist, weiß ich nicht.
WinAmp ist nur einer der Player, der diese Werte auch anzeigt, wenn sie im File angegeben sind.

Die Anreize für lautes Mastering werden wie gesagt immer mehr wegfallen, wenn dynamikbelassene Musik genauso laut abgespielt werden wird wie plattgemachte, die dynamikbelassene dann aber differenzierter klingt und mehr Druck hat.

In das Audiocheck-File hör ich nachher rein.

 

[genesysx]

Studenten überm 50. Semester

 

[vanSalt]

Leute so wie ich hören nicht Spotify oder iTunes, drum ist uns das egal.
> Mittlerweile weigern sich immer mehr Künstler ihre Sachen dort zu "vertreiben"
> Manche produzieren sogar wieder auf Vinyl

Das macht mir Hoffnung, dass es da in Zukunft zwei Zielgruppen geben wird:
1.) Leute die auf Tabletendinger und Smart ihr Zeug hören,
2.) Leute die sich wieder mehr der HiFi zuwenden, da ist Dynamik und Quali gefragt

Aber was weiß man wohin uns die allmächtige Musikindustrie hinzwingen will ?

Ich wünsche jedenfalls allen, dass du recht hat und der Lautheitswahn in Zukunft irgendwann kein Thema mehr ist !

Egal ob 1.) oder 2.)..beide werden sich über die Qualität freuen. Ich z.B. höre gern über HIFI am PC mit tollen Kopfhörern. Also nutze ich u.a. auch Spotify und freue mich über Anregungen Genreverwandter Bands.
Und mal ehrlich, warum muss dann der Track auf <5db totkomprimiert werden. 10-13 db reichen da locker aus.

 

[JeZe]

Ich glaube nicht das Loudness bald der Geschichte angehört aus folgenden Gründen:

a) iTunes regelt Lautsstärke? Klingt Katastrophal wenn man sich ein Album von Jarre oder Enigma anhört. Die leisen Tracks die auch leise gedacht sind kommen plötzlich laut daher...ganze Stimmung im ####...bei mir ist diese Funktion deaktiviert.

Sobald die besagten Plattformen die Funktion nicht mehr deaktivierbar machen, ist der Loudness War Geschichte, denn dann hat der Song mit der meisten Dynamik den meisten Impact.

Was passiert denn heute im Radio mit Tracks, die leise gedacht sind?

 

[synthpark]

Studenten überm 50. Semester

die gutgemasterten Tracks von heute haben alle genau die richtige Dynamik und Druck. Mehr Dynamik wäre gar nicht gut für sie.

 

[JeZe]

Studenten überm 50. Semester

die gutgemasterten Tracks von heute haben alle genau die richtige Dynamik und Druck. Mehr Dynamik wäre gar nicht gut für sie.

Im Electro/Dance-Bereich sehe ich das ähnlich, im Rock-Bereich aber nicht.

 

[Hyp]

Schau mal wie weit du kommst (bei gewohnter Musik Lautstärke des Rauschen)und dann überlege mal wie weit viele andere Menschen kommen:

Bis 54 db Abstand, auf einfachen Ohrhörern.
Das ist schon mehr Dynamik als Vinyl abbilden kann...

 

[M31]

Wieso jetzt Kopfhörer? Da gibt es doch keine Umgebungsgeräusche. Sollte schon ein Boxentest sein. Versuche mal das Rauschen auf ein angenehmes Pegel zu stellen und teste es. Hast Laptop Speaker versuche es damit. Da sind keine 54 mehr zu hören. Leute hören zuhause nicht viel mit KH.

 

[Marc1610]

Wenn ein Song gut produziert ist gute Soundauswahl, passende Tiefenstaffelung, Punch hat der sich gut rauschälen bzw betonen lässt, wird der Song schon bei der Mischung gut groß und Laut wirken, warum soll ich die Summenbearbeitung dann nicht voll ausreizen, da sehe ich keinen Sinn.

Bei Balladen wäre es überrieben, aber Rock Pop und Dance muss es knallen, sonst komm das nicht rüber zumindest nicht aus dem Netz gehört wenn der Kunde sich seine Musik aussucht.
Da muss der Künstler schon Glück haben das der Musikkonsument den Song im Club voll und ganz genießen durfte und somit weis das der Song gut knallt, dann macht auch diese Lautheitsangleichung bei zb I-Tunes nichts aus.

Einen David-Guetta Song so Platt zu bügeln das der Song noch gut rüber kommt ist ja mal ne Kunst für sich.
Da hat ein Tischm und und Bob.K nix zu melden mit ihren Ansichten, was eh mehr Sinn bei gewisser Akustischer, Handgemachter Musik macht, im Elektrobereich ist da nicht dran zu denken warum auch, eben so im Rock wo fette Drum gewünscht sind, warum soll ich das klein klingen lassen nur weil ein Bob.K es nicht mag.

Auch glaube ich nicht das Künstler etwas dagegen haben ihre Musik etwas lauter aufblasen zu lassen, Grund siehe oben.

 

[JeZe]

Der Punkt ist doch, dass diese Diskussion sehr schön zeigt, dass sich viele gar nicht mehr vorstellen können, was man im anderen Fall haben könnte.


Wenn man ein Live-Konzert besucht, dann findet man es doch geil, dass einem die Bassdrum in den Magen fährt und die Snareschläge richtig schön knallen, oder etwa nicht?

Ist da irgendwas klein dran??

Das selbe könnte man studiotechnisch beim heute möglichen Dynamikumfang auch reproduzieren, nur macht man's nicht, weil sich alle einig sind, dass der normale Hörer zu blöd ist einen Lautsärkeregler zu bedienen.

Gut wenn das eben Spotify und iTunes in Zukunft übernehmen. Dann wird man nämlich mal sehen, wie platt ein Guetta-Song wirklich ist gegen etwas dynamisches in gleicher Lautstärke.

Ich will Guetta nicht absprechen, dass er innerhalb der heute üblichen Rahmenbedingungen gut produziert, aber das macht die Rahmenbedingungen nicht besser.

Alleine, dass Dynamik hier mit fehlender Kompaktheit gleichgesetzt wird, macht keinen Sinn. Ich kann kompakte Anteile im Song haben und kann diese durch Transienten unterteilen - so wie die Funktion der Schlaginstrumente in der Popmusik ja gedacht ist.

 

[Kollege]

Und wieder einmal wird dem Musikhörer, der vom Mixen keine Ahnung hat, unterstellt, er wäre ein BigMäc fressender Zombie ohne Hirn, Geschmack und Meinung. Faul ist er auch und weiß nicht was ein Lautstärkeregler ist...

Tatsächlich ist es eher so, daß der Hörer einfach lauter macht, wenn er ein Lied geil findet und eben leiser, wenns nicht so seins ist.
Popmusik gehört auch totgemastert, weils einfach geil ist und Dynamik nervt.
Ehrlich gesagt gehört auch Klassik mehr zusammengedrückt. Ein solcher Dynamikumfang funktioniert im Konzertsaal, aber nicht daheim.
Man muß auch unterscheiden zwischen totmastern und kaputtmastern.

Größtmögliche Lautstärke wird Thema bleiben. Viele, die es nicht so hinkriegen, verstecken sich hinter Bob Katz, der einfach mal behauptet hat, die Loudnesschlacht wäre vorbei. Aber mal ehrlich: Wen interessierts?

 

[User70408]

Aber mal ehrlich: Wen interessierts?

All jene die noch nicht an Tinitus leiden

 

[synthpark]

[
Wenn man ein Live-Konzert besucht, dann findet man es doch geil, dass einem die Bassdrum in den Magen fährt und die Snareschläge richtig schön knallen, oder etwa nicht?

Live wird auch komprimiert, was das Zeug hält.

Wenn die BD zu sehr ballert, ist das gefährlich.

Das schlimmste. was ich erlebt habe, sind NY Clubs, wo die ohnehin komprimierte Musik
nochmal durchn Multibandlimiter gejagt wird, damit der Club die Lautstärkenorm nicht
überschreitet. Da klingt dann jede BD wie Pappe. Das klingt so schrecklich, dass ich fast bereit
war, Amok zu laufen.

Hier, was amtliches. Laut trotz fettem Bass, genug Transienten, korrekter Flow.

Da hat ein Tischm und und Bob.K nix zu melden mit ihren Ansichten.

Genau. Wer weiss, ob sie es überhaupt könnten, Tracks so laut zu machen.

Lautmastern ist ja auch ein Ausdruck echter Männlichkeit und Testosteron.
Wenn das wegfällt, könnte es ja jeder.

 

[JeZe]

[
Wenn man ein Live-Konzert besucht, dann findet man es doch geil, dass einem die Bassdrum in den Magen fährt und die Snareschläge richtig schön knallen, oder etwa nicht?

Live wird auch komprimiert, was das Zeug hält.

Wenn die BD zu sehr ballert, ist das gefährlich.

Das ist doch genau das, was ich meine: natürlich wird live komprimiert, was das Zeug hält, aber eine Bassdrum und eine Snare wird eben NICHT auf teufel komm raus in den Mix gedrückt, sondern man dimensioniert die PA einfach so, dass diese Elemente „knallen“. ist ja auch kein problem, denn die Gesamtlautstärke steuert ja sowieso der Mixer.

Das schlimmste. was ich erlebt habe, sind NY Clubs, wo die ohnehin komprimierte Musik
nochmal durchn Multibandlimiter gejagt wird, damit der Club die Lautstärkenorm nicht
überschreitet. Da klingt dann jede BD wie Pappe. Das klingt so schrecklich, dass ich fast bereit
war, Amok zu laufen.

Ev. definieren wir „live“ unterschiedlich...

 

[Saurus]

...Das schlimmste. was ich erlebt habe, sind NY Clubs, wo die ohnehin komprimierte Musik
nochmal durchn Multibandlimiter gejagt wird, damit der Club die Lautstärkenorm nicht
überschreitet. Da klingt dann jede BD wie Pappe. Das klingt so schrecklich, dass ich fast bereit
war, Amok zu laufen...

Kann ich auch bestätigen. War da mal in so einem Schuppen (irgendwo W27th umme Ecke vom Marquee), aus dem die Bässe mich buchstäblich wieder rausgetrieben haben. Umts, umts, umts, umts,...

 

[synthpark]

die Bässe haben mich noch nie rausgetrieben, sondern haben durch den Multibandlimiter quasi jeglichen Biss und Punch verloren. Und das Ergebnis war eher harsh und schrill.

lass Dich missionieren! ums ums ums, aber richtig. Das Gebiss muss wackeln.

 

[JeZe]

Und wieder einmal wird dem Musikhörer, der vom Mixen keine Ahnung hat, unterstellt, er wäre ein BigMäc fressender Zombie ohne Hirn, Geschmack und Meinung. Faul ist er auch und weiß nicht was ein Lautstärkeregler ist...

Falls sich das auf mich bezieht – ich meine ja nicht, dass es so ist, sondern dass die mehrheit das meint, was ich ebenfalls kritisch sehe.

Ehrlich gesagt gehört auch Klassik mehr zusammengedrückt. Ein solcher Dynamikumfang funktioniert im Konzertsaal, aber nicht daheim.
Man muß auch unterscheiden zwischen totmastern und kaputtmastern.

Das sehe ich anders. Was passiert denn, wenn man einem zusammengedrückten Mix noch Transienten hinzufügt? Er wird noch geiler.
Viele verstehen nicht, dass die Alternative zu kaputtmastern nicht das ist, was es früher gab, sondern das, was heute möglich WÄRE.

 

[synthpark]

Viele verstehen nicht, dass die Alternative zu kaputtmastern nicht das ist, was es früher gab, sondern das, was heute möglich WÄRE.

Vinyl klingt weicher als Digital. Warum soll man überscharfe Transienten erzeugen?