Unverständliche Latenz bei Ableton Live 9

[MerlinMagic]

Hallo liebe Leser.

Ich habe ein für mich sehr unverständliches Latenz Problem bei Ableton Live 9.
Ich muss alle Spuren in der Latenz auf ca. -30 stellen um annähernd 0 Latenz zu haben.
Auch, und jetzt kommt für mich das Merkwürdige, wenn ich live spiele oder singe. Was mache ich denn da falsch?
Habe ein RME UCX Audiointerface mit sehr geringer Latenz. Daran kann es irgendwie nicht liegen. Und eigentlich kann ich doch die Latenz beim live singen mit Effekten von Ableton nicht ins Minus stellen, damit ich weniger Latenz habe?!

Wer kann mir sagen wo hier der Fehler liegt?

Lg Stefan

 

[tubeless]

Und eigentlich kann ich doch die Latenz beim live singen mit Effekten von Ableton nicht ins Minus stellen, damit ich weniger Latenz habe?!

Doch schon.
Wieso nicht?
Wenn Deine Effekte genug Verzögerung erzeugen beim Berechnen, wirst Du das ja ausgleichen müssen, denke ich.
Natürlich, wenn Live nur abspielt und ausser dem Sound keine Verbindung zum ursprünglichen Tempo besteht, es also unerheblich ist, dass der Sound latenzverzögert kommt, dann muss man da nichts einstellen.

 

[MerlinMagic]

Danke für die Antwort.

Ich sag mal so, natürlich kann ich Latenz durch die Effekte bekommen. Aber ich kann doch nicht die Latenz ins Minus stellen. Das würde ja bedeuten, Ableton wüsste schon vorher was ich singe.
Irgendwann käme dann der Gesang eher als ich singe.

Wieso habe ich vorher eine Latenz drauf die ich mit dem Regler wieder beseitigen kann?

Oder verstehe ich diese Latenzeinstellungen falsch?
Ich dachte, die wären dafür da um einzelne Spuren beim Abspielen zueinander einzustellen. Wobei ich die Einstellung in Minus-Richtung eigentlich nicht verstehe...

LG Stefan

 

[lqud]

Hi, das was Du da einstellen kannst hat ja mit der Latenz, die Du hörst erstmal nix zu tun. Das ist ja die Latenzkompensation für die Aufnahme.

Wie hoch ist denn Deine Buffersize eingestellt? Ich geh mal davon aus, dass Du das schon richtig eingestellt hast.

Aber bei den Plugins entsteht natürlich auch eine gewisse Latenz. Keine Ahnung was Du da verwendest, aber um sicher zu gehen, ob es an den Plugins liegt / bzw. nicht liegt, geh erstmal so vor:

Leeres Liveset laden und alles so einstellen, dass Du im Monitoring keine Latenz verspürst.

Dann nach und nach die Effekte reinladen und überprüfen, wann die Latenz entsteht.

Fall Du einen zweiten Rechner mit AudioSoftware hast, dann sende einen Klick zu Ableton und nimm den gesendeten Klick mit der linken Spur über's HArdwaremonitoring, der Soundkarte und mit der rechten Spur mit dem Softwaremonitoring von Ableton auf.
Somit kannst Du sehr genau Deine Verzögerung von Eingangs und Ausgangssignal messen und feststellen, ob sich was Ändert und woran es liegt.

 

[no-fi]

Ich dachte, die wären dafür da um einzelne Spuren beim Abspielen zueinander einzustellen. Wobei ich die Einstellung in Minus-Richtung eigentlich nicht verstehe...

so ist es auch!

das sind übrigens keine latenzeinstellungen (die nimmst du in den voreinstellungen vor, dazu hat mein vorredner schon alles gesagt), sondern "track delay", also auf einzelne tracks bezogene verzögerung.

wenn du nun drei tracks hast mit neutraler einstellung und dem vierten track gibst du einen negativen wert, dann startet live bei betätigung des play-buttons die drei spuren um den eingestellten wert später.

warum du den eindruck hast, du könntest die latenz des gesamtsystems verringern, indem du alle spuren verzögerst, ist mir ein rätsel. weil geht nicht

 

[lqud]

Ich dachte, die wären dafür da um einzelne Spuren beim Abspielen zueinander einzustellen. Wobei ich die Einstellung in Minus-Richtung eigentlich nicht verstehe...

so ist es auch!

das sind übrigens keine latenzeinstellungen (die nimmst du in den voreinstellungen vor, dazu hat mein vorredner schon alles gesagt), sondern "track delay", also auf einzelne tracks bezogene verzögerung.

wenn du nun drei tracks hast mit neutraler einstellung und dem vierten track gibst du einen negativen wert, dann startet live bei betätigung des play-buttons die drei spuren um den eingestellten wert später.

warum du den eindruck hast, du könntest die latenz des gesamtsystems verringern, indem du alle spuren verzögerst, ist mir ein rätsel. weil geht nicht

Exakt, aber er hat ja ein Problem mit der Latenz und das liegt höchstwahrscheinlich an irgendwelchen Plugins, die er nutzt. Denn wenn ein Plugin wie z.B. PitchShifter von QuickQuak reingelassen wird, dann wird die Latenz vom gesamten System gesteigert und da helfen keine Einstellungen von wegen Buffersize ändern usw.

 

[tubeless]

Oder verstehe ich diese Latenzeinstellungen falsch?

Möglicherweise.
Die Einstellungen der Buffersize und damit der Latenz, die man bei ASIO-treibern im Treiber einstellt, dienen dazu, Klicks, Hänger, Dropaouts oder gar das Aussteigern der Audioengine zu verhindern - dazu kommt es, wenn nicht genug Zeit war, alle Samples zu berechnen.
Alles, was die Maschine ausgibt, wird dabei um die Grössenordnung des Puffers nach hinten geschoben, also verzögert.
Wenn eine Berechnung - zb durch ein Plugin - mehr Zeit benötigt, als der Puffer zu bieten hat, gibts Dropouts und Klicks. Ist das der Fall, muss man den Puffer vergrössern - man erhöht damit automatisch auch die Latenz bzw. vergrössert die Verzögerung.

Diese Latenzeinstellungen sind also nicht dazu da, dass man als User dranrumspielen kann, um eine für einen selber gefällige Latenz hinzubekommen, sondern sie sind dazu da, Latenzen, die von der Maschine - also von irgendwelchen Berechnungen - verursacht werden, so auszugleichen bzw. abzudecken, dass das System ohne Probleme sein Geraffel berechnen kann.

Wenn Du ein Interface hast, das selber wie auch dessen Treiber geringe Latenzen ermöglichen, und Du musst die Buffersize erhöhen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Latenzen von Deinen Effekten verursacht werden. Da kann weder der Treiber des Interface noch das schnelle Interface was dran ändern.

Damit nun passend zur tatsächlichen Timeline der Gesang auf die Eins kommen kann, muss der Sequencer sein Zeugs früher abfeuern als es die Timeline angibt. Latenzausgleich also negativ, denn positive Werte kämen einer Verzögerung gleich.

 

[MerlinMagic]

Ich freu mich total, dass es so schnell so viele Antworten gibt!
Gibt halt doch viele Ableton-Begeisterte.

Ich probiers jetzt sofort noch mal aus.
TrackDelay heißt das, ja so war das... hat natürlich mit Latenz nix zu tun... Wobei ich das Minus-Delay immernoch nicht verstehe... aber egal.

So ich teste jetzt...
Also globale Latenz von 8ms.

Jetzt auf die Schnelle hab ich natürlich, wie das immer so ist, nahezu keine Verzögerung! :-/
Melde mich wieder nach ausführlichen Tests...

LG Stefan

 

[tubeless]

Gibt halt doch viele Ableton-Begeisterte.

Nö
Ich hab das Ding noch nie in den Fingern gehabt. Und werds auch nicht probieren.

Wobei ich das Minus-Delay immernoch nicht verstehe... aber egal.

Das ist je kein Delay im Sinne von Echo als Effekt, sondern schlicht Verzögerung, Verschiebung nach hinten.
0 Delay ist keine Verzögerung, aber auch nicht das Gegenteil.
Positiver Wert beim Delay ist nach hinten schieben, negatives Delay ist nach vorne ziehen - und das alles immer in Bezug auf die Timeline, nach der sich der Sequencer richtet.

 

[adrachin]

Moin MerlinMagic,



Und eigentlich kann ich doch die Latenz beim live singen mit Effekten von Ableton nicht ins Minus stellen, damit ich weniger Latenz habe?!


Trackdelay hat mit Latenz erst mal gar nichts zu tun. Latenz ist die Laufzeit eines Signals in einem technischen System. Ich habe die mal in meinem System ermittelt:

Latenz in meinem System

Die Latenz im System wird natürlich wesentlich von den verwendeten Effekten und Instrumenten bestimmt. Druamagog zum Beispiel hat eine feste Latenz von 80ms die auch nicht ausgeglichen werden kann. Die meisten Audioengines haben eine automatische Latenz Kompensation. Das bedeutet, wenn ich in einem Kanal eine ganze Batterie von Effekten habe und in einem anderen nicht, sorgt diese Latenzkompensation dafür, das beide Kanäle wieder wieder richtig liegen, wenn sie an der Summe ankommen.

Da muß man sich in der Regel nicht darum kümmern.

Willst Du jetzt "Live" was dazu aufnehmen, wobei ich davo ausgehen, daß "Live" bedeutet, da spielen ein paar Tracks und Du willst zum Beispiel dazu singen, dann sieht das schon anderes aus.

Natürlich kann eine Software kein Signal verzögern, das noch gar nicht da ist. Und wenn es da ist, kann es dieses Signal auch nicht mehr in negative Bereiche verzögern. Die Software kann nur die anderen Signale später ausgeben und damit scheinbar das Bezugssignal früher erscheinen lassen.

Wie auch immer, zuerst ermittelst Du mal die Latenz in Deinem System mit nur einer Spur. Mit dem RME UCX solltest Du da traumhafte Werte erreichen. Wenn Du mehr als 2ms hast, ist was nicht in Ordnung. Dann musst Du die Konfiguration Deines Rechners und Deines gesamten Audiosystems prüfen.

Stimmt das, sollte es auch problemlos möglich sein, über Kopfhörer einen Submix zu hören und dann Live was dazu zu machen, ohne daß die Latenz negativ auffällt. Da müsstest Du schon ordentlich was in das Projekt packen an Effekten und Instrumenten, damit da störende Latenz entsteht.

Eines ist jedenfalls sicher, wenn Du da immer mit dem Track-Delay rummachen musst, ist grundsätzlich etwas nicht in Ordnung.

Beschreibe doch mal genauer, was Du da für ein Setup hast und was Du machen willst.

Beste Grüße

Thomas