untere Mitten (Wärme) - bei Live-Auftritt einer Band?

[Lucky]

Hallo zusammen,
mit unserer 5-köpfigen Band haben wir eigentlich eine ziemlich komfortable Situation, nämlich einen festen Tontechniker/Live-Mischer, der uns nun schon seit Jahren zuverlässig und zu einem Freundschaftspreis begleitet, sehr hochwertiges Equipment mitbringt und auch schon jahrzehntelange Erfahrung vorweisen kann. Das Publikum ist auch immer zufrieden. So weit, so gut.

Seit Jahren finden wir aber einen Punkt im Gesamtsound stets verbesserungswürdig, und gestern sprach ich (einmal beim Soundcheck und nach dem Gig noch mal ganz in Ruhe) unseren Techniker auf meinen Sorgenkind-Frequenzbereich an. Unser Mischer versteht sich sehr gut darin, einen (a) transparenten und (b) druckvollen Sound zu fahren. Ich finde allerdings, für unseren Musikstil (warmer 60er-Jahre-Sound) klingt es zu steril und zu modern.

Wir haben folgende Besetzung:

Drums
Bass
E-Gitarre (lead)
Westerngitarre (Rhythmus)
Klavier (im Wechsel mit Querflöte)
3x Gesang

Ich finde, es fehlt auf fast jedem Kanal an "Wärme". Vor allem merke ich das bei meiner zugegebenermaßen nicht "teuren" (aber für meinen Geschmack guten) Westerngitarre. Unbehandelt hat sie einen schönen, warmen, ausgewogenen Sound mit Pickup-Schwächen in den Höhen. Aber ausgerechnet diese Höhen sind das einzige, was der Mischer durchlässt im Mix.
Auch der Lead-Gitarre fehlt es an "#### in der Hose". Gefühlt ist sie (trotz eines genialen Gitarristen mit super Equipment) stets 30% zu leise, um "richtig" zu rocken. Wobei: In den Frequenzen über 1 kHz fetzt sie schon ziemlich, aber ich finde, eine fette Lead-Gitarre (als einzige E-Gitarre im Setup) darf auch einen "Bauch" haben (sprich ca. 400 Hz).
Dasselbe Spiel am Klavier. Auch hier wird an den unteren Mitten gespart.
Und beim Gesang haben wir zwar eine gute Sprachverständlichkeit (in dem Bereich laut genug), aber auch hier fehlen mindestens 50% der unteren Mitten, um Wärme reinzubringen. Mir kommt es (wenn ich später mitschnitte höre) immer vor, als hätten wir Sänger Kinderstimmen oder stünden 1 Meter vom Mikro entfernt, als wäre der Gesang nur Begleitung zur Musik. Laut genug ist er eigentlich, aber nicht "voll" genug.

Als ich unseren Techniker also darauf ansprach, z.B. meiner Gitarre etwas(!) untere Mitten zu geben, kam ein ganz arroganter Kommentar: "Ja, bei wie vielen Stücken spielst du denn Gitarre ohne den Rest der Band?" Damit war das Thema für ihn erledigt

ich weiß ja selbst, dass man Angst haben kann vor einem Mitten-Mumpf. Aber muss das so weit gehen, dass man die unteren Mitten aus jedem relevanten Kanal rauszieht? "Ja, welches Instrument featurest du denn in diesem Frequenzbereich?" - Er: "Live? Gar keins, und das ist gut so, sonst kommt aus den Boxen nur Matsch.... und z.B. die Toms vom Schlagzeug spielen ja auch schon in den unteren Mitten".

Ich denke, das ist am Ende Geschmackssache. Wir machen keinen 90er-Jahre-Rock. In den Mixes, die er nachträglich am Rechner macht, auch da ist der Sound super crisp, luftig, die Instrumente sind klar zu erkennen "wie Sterne an einem Sternenhimmel", aber es "verschmilzt" nix, und der uns als Musiker wichtige Gesang ist nur Beiwerk. Die Lead-Gitarre viel zu dünn, die Westerngitarre fehlt quasi komplett und das Schlagzeug hingegen haut einen mit Bassdrum und Toms aus den Socken, da zuckt man richtig zusammen... Ich hab mit den Originalspuren mal was viel stimmigeres gemixt, aber das sei Live alles nicht machbar.

"Da muss das so transparent sein, und da musst du auf die unteren Mitten verzichten, weil sonst nur Matsche aus der [10.000 €] PA kommt."

Hat er da echt recht?

 

[m4d3raIn]

"Da muss das so transparent sein, und da musst du auf die unteren Mitten verzichten, weil sonst nur Matsche aus der [10.000 €] PA kommt."

Hat er da echt recht?

Nö.

Gerade bei rockigen Gitarren müssen Tiefmitten vorhanden sein, und auch im 90er Jahre Rock war das so

Livemixing ist eben ein sehr überlaufener Bereich wo sehr viele Möchtegern Mischer unterwegs sind, die auch mit mehreren Jahrzehnte Erfahrung trotzdem sch*** mischen.

darf auch einen "Bauch" haben (sprich ca. 400 Hz).

In dem Bereich muss man tatsächlich immer aufpassen, da ansonsten der Gesang weggedrückt wird.
Darunter im 100-200 Hz Bereich sollte aber immer genug Platz sein.

Laut genug ist er eigentlich, aber nicht "voll" genug.

Ich würde mal ganz pauschal auf Hörschaden tippen.
Wenn man dünn und überpräsent mischt kann es gut sein, dass das Gehör in den Hochmitten nicht mehr so ganz mitspielt und man deshalb das Verhältnis falsch bewertet.
In der Tontechnik Szene, und vorallem im Livebereich sehr verbreitet, aber ein absolutes Tabuthema, da das das Ende der beruflichen Karriere bedeutet...

 

[Nightfly]

Wenn die Band mit dem Sound unzufrieden ist, hat sich der Mischer zu fügen! Basta!

Natürlich klingt der Moni-Sound auf der Bühne immer anders, als der FOH-Sound, deshalb ist es für die Band natürlich schwierig zu beurteilen. Wenn aber z.B. der Gitarrist mit Funkstrecke arbeitet, kann er sich beim Soundcheck mal spielend neben den Mischer stellen.

Ansonsten muss man sich ein paar Meinungen von Leuten in der Audience einholen, auf deren Urteil man vertrauen kann, weil man weiß, dass die da Plan von haben.

 

[SirTruesound]

Also ich mische gerne bei den Vocals im Bereich so zwischen 250hz - 350hz was dazu über die PA.
Das stabilisiert den Gesang enorm - es tönt angenehm rund und man hat den Eindruck, der Gesang würde auf einen zukommen und steht schön vorne - was ja in der Regel gewünscht ist.

 

[Marc1610]

Bedenke, er bringt Alles mit verlangt nicht all zu viel für seinen Service.

Also gehe inn dich und frage dich ob es nur dich oder einzelne Bandmitglieder betrifft.
Wenn dem so ist, ist es dennoch vollkommen scheißegal, da der Sound beim Publikum ankommt, die finden es ausreichend um eure Songs zu feiern, was will man denn noch mehr.
Die Diskussion mit dem Techniker lohnt nicht solange die Zuhörer zufrieden sind.
Dann klingt es eben moderner, komm von deinem 60ger Jahre Trip runter und sei nicht so Stur, ansonsten steht ihr ohne PA und Techniker da.
Dann wars das erstmal mit den Liveauftritten, es sei denn ihr wollt ordentlich Kohle abdrücken für Verleih und Techniker, der es vielleicht nicht besser macht und mehr kostet.

Vielleicht gibt es ja mal eine Möglichkeit ihm hören zulassen wenn er etwas Wärme in die Instrumente bringt, man muss es ja nicht übertreiben, denn sonst hat man wirklich mehr mulm als Sound.

Also stell dir die Frage, was ist dir euch wichtiger.

Ist halt kacke wenn man sich Abhängig macht, da geht's halt nicht ohne Kompromisse und mal über den eigenen Schatten springen.

 

[mix4munich]

Ist Euer Toni denn auch Musiker oder nicht? Wenn jemand Musik nur vom Hören kennt, hat er oftmals nicht das WIssen darum, wie es sich "anfühlen" muss. Und für dieses Fühlen, das Wohlfühlen sind eben die unteren Mitten und die Bässe zuständig.

Womit er absolut recht hat: Man muss mit der Dosierung der Tiefmitten höllisch aufpassen, sonst ist der gesamte Mix ein einziger Mumpf. Dennoch sollte er seine Einstellungen in Sachen Tiefmitten mal ein wenig "tweaken".

Desweiteren: Ist er alt oder (in musikalischer Hinsicht) gebildet genug, um zu wissen, wie der Sound der 60er so klang? Ich mische oft klassische Soulbands, da lasse ich die Glitzerhöhen auch größtenteils raus. Es klänge zwar schön, passt aber nicht zur Musik. Allerdings wird es damit auch etwas schwieriger, noch einen durchsichtigen Sound zu fahren (denn darauf stehe ich auch sehr).

Weiter schreibst Du über den eher rockigen Schlagzeugsound, der eben auch nicht zu Sixties-Music passt (so jemanden gibt es auch hier, Rock-Bassdrum für die Soulband - aua!). Wie wäre es, Ihr füttert ihn mal mit Material, das er sich mal als Referenz reinziehen soll?

Gruß,
Jo

 

[mix4munich]

An den Threat-Ersteller:
Hat ein Gespräch stattgefunden? Hat es was gebracht?

Gruß,
Jo

 

[RefinedRough]

Ist diese Kritik anhand von Mitschnitten oder bist du immer wieder mal ins Puplikum gestanden?