Und lächelnd schaut der Stern herab (neue Version: Was ich von mir sagen kann)

[Teestunde]

Ich glaube, ich muss den Text bis Weihnachten weglegen. Der Abstand ist mir abhanden gekommen.

 

[Burkie]

@Burkie , Mißverständnisse öffnen auch einen Text.

Ja, aber die Diskussion ist ja nicht Bestandteil des Textes.
Die Rezeptionsgeschichte später dann schon, aber nicht zu Beginn.

Gruss

 

[Burkie]

Ich hatte das Gefühl zuletzt als Kind,
dass wir für Gott nicht unbedeutend sind.

Das dreht die Sache aber nochmal ganz anders. Gut gemacht!

Gruss

 

[Burkie]

Hi @Burkie,

Vor allem dann, wenn ich "eigentlich" etwas lebensbejahendes aussagen wollte.

welche Stellen des Textes würdest du zuerst angehen und welche Bilder könnte man hinzufügen, um den Pfad der bedienten Todessehnsucht zu verlassen?

Viele Grüße, m

Teestunde hat das schon gemacht.

Gruss

 

[Klauski]

Du hattest nur den Wunsch, dass ich es tu.
Den einen Wunsch. Und weiter nichts dazu.

Ich kann nicht nachvollziehen, wie man aufgrund diese beiden Zeilen darauf kommen kann, dass es sich um Suicid handeln soll.
Zuvor geht es doch immer um den "lächelnden Stern"
Dieses Lächeln als etwas listiges oder argwöhnisches anzusehen, lässt darauf schließen, dass der Betrachter im menschlichen Wesen schlechtes und niederträchtiges für wahrscheinlicher hält als Gutes.
Anyway
@Teestunde Hast gut hinbekommen! Gefällt mir.

 

[Burkie]

Dieses Lächeln als etwas listiges oder argwöhnisches anzusehen, lässt darauf schließen, dass der Betrachter im menschlichen Wesen schlechtes und niederträchtiges für wahrscheinlicher hält als Gutes.

Nein, dem kann ich mich nicht anschließen.
Was du propagierst, ist, sich dumm zu stellen und die Worte für den Nennwert zu nehmen, ohne jegliche Lebenserfahrung, ohne jemals zwischen den Zeilen zu lesen.

Bei Schlagertexten ist das noch egal.

Im täglichen Leben, im Beruf und in der Politik, ist das fatal. Mit deiner Einstellung geht man nämlich den simpelsten Bauernfängern auf den Leim.

Gruss

 

[Clandon]

Was du propagierst, ist, sich dumm zu stellen und die Worte für den Nennwert zu nehmen, ohne jegliche Lebenserfahrung, ohne jemals zwischen den Zeilen zu lesen.

Wenn ich was einkaufe und dann später feststelle, dass es kaputt ist, gehe ich immer mit ganz schlechten Gefühlen zurück ins Geschäft und male mir aus, was der Verkäufer mir wohl zum Vorwurf macht. "Der sagt bestimmt, ich hätte es kaputt gemacht". Manchmal gehe ich deswegen auch erst gar nicht zurück ins Geschäft.

 

[Burkie]

Was du propagierst, ist, sich dumm zu stellen und die Worte für den Nennwert zu nehmen, ohne jegliche Lebenserfahrung, ohne jemals zwischen den Zeilen zu lesen.

Wenn ich was einkaufe und dann später feststelle, dass es kaputt ist, gehe ich immer mit ganz schlechten Gefühlen zurück ins Geschäft und male mir aus, was der Verkäufer mir wohl zum Vorwurf macht. "Der sagt bestimmt, ich hätte es kaputt gemacht". Manchmal gehe ich deswegen auch erst gar nicht zurück ins Geschäft.

Bloß, was du hier schreibst, hat nicht mit dem zu tun, was ich hier schrieb.

Gruss

 

[Clandon]

Bloß, was du hier schreibst, hat nicht mit dem zu tun, was ich hier schrieb.

Ich denke schon. Ich lege dem Verkäufer Dinge in den Mund, die er noch gar nicht gesagt hat und gebe ihm dann teilweise nicht einmal die Möglichkeit, meine Fehlinterpretation zu korrigieren. Damit schade ich nicht nur dem Verkäufer, sondern auch mir selbst. Es kann dem Interpreten natürlich nicht vorgeschrieben werden, was er zwischen den Zeilen findet, ich und das Bundesverfassungsgericht denken übrigens, dass die vielschichtige Interpredationswürdigkeit eines Werkes gerade dazu beiträgt, aus einem Werk ein Kunstwerk zu machen. Umgekehrt kann aber der Interpret nicht verlangen, dass sich der Urheber dessen Interpretation zu eigen macht. Das wäre dann nämlich sehr diktatorisch, sprich der Interpret macht seine Interpretation zum Diktat.

 

[Teestunde]

Seid ihr sehr böse, wenn ich zugebe, dass mir dazu nichts weiter einfällt? Ich hatte den Text schon aus der Hand gelegt und werde ihn wohl erst in der Adventszeit wieder aus der Schublade holen. Nicht böse sein, wenn ich nicht zu jedem Post hier Stellung beziehe. Ihr könnt euch gerne noch weiter austauschen. Lesen werde ich eure Beiträge natürlich.

 

[Klauski]

Im täglichen Leben, im Beruf und in der Politik, ist das fatal. Mit deiner Einstellung geht man nämlich den simpelsten Bauernfängern auf den Leim.

Ach je die Bauernfänger...

Ich denke, das ist letztlich eine Erfahrungssache, Vertrauen ist nicht jedermanns Sache. Aber es ist der Schlüssel zu neuen Freundschaften. Wenn keiner auf den anderen zugeht, bleibt jeder in seinem sicheren Loch und erlebt nix Neues.

 

[Teestunde]

Alles wegwerfen, ehrlich bleiben, Tabula rasa.


Was ich von mir sagen kann

Hätt ich Joseph und Maria
Raum geboten in der Nacht,
wenn sie mich gebeten hätten?
Hätt ich ihnen aufgemacht?

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Ließe sich ein Engel blicken,
dächte ich an Illusion,
Laserstrahlen oder sonst was,
aber nicht an Gottes Sohn.

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Stünde über meiner Wohnung
der Komet auch sonnenhell,
sähe ich darin kein Zeichen,
dass der Heiland kommen soll.

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Ich muss an den Armen denken,
der vorm Einkaufszentrum steht
mit der Obdachlosenzeitung
und um etwas Milde fleht.

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

 

[Burkie]

Ein paar Stunden. Aber Tage?
Nein, da werde ich ganz still.

Da kommt schon die Wertung rein: "Aber Tage? Nein."
Ist das so gewollt?

Ich muss an den Bettler denken,
der vorm Einkaufszentrum steht
mit der Obdachlosenzeitung
und um etwas Milde fleht.
Bäte ich an meine Tafel
jemals einen Mann wie ihn?
Brächte mein gekonnt Vorbeisehn
je den Weihnachtsstern zum Glühn?

Das rückt den Text vorher wieder etwas gerade.

Was hat das aber mit dem Ursprungstext zu tun?

Gruss

 

[Teestunde]

Was hat das aber mit dem Ursprungstext zu tun?

Nur, dass mich das Nachdenken über den Ursprungstext langsam genervt hat und ich einen Strich ziehen wollte. Dass ist vielleicht Quatsch, aber für mich hat Eins eben dadurch mit dem Anderen zu tun.
Übrigens nett, dass du noch drangeblieben bist.

 

[Andaraginga]

Alles wegwerfen, ehrlich bleiben, Tabula rasa.

Was ich von mir sagen kann
(...)

Nicht so recht mein Thema (und ich seh auch noch nicht, wer sowas singen könnte), aber echt gut umgesetzt.

Der Einstieg ist vielleicht sehr direkt. Ich könnte mir ein kurzes Vorspiel gut vorstellen.
Tenor: Weihnachten. Alle singen wir die Lieder mit der Botschaft. Aber manchmal frag ich mich, wie viel davon ich wirklich leb...

"Stünde über meiner Wohnung
der Komet auch sonnenhell,
sähe ich darin kein Zeichen,
dass der Heiland kommen soll"

Gäb es statt "sonnenhell" nicht irgendeinen Reim mit "...voll"? "bedeutungsvoll", "erbarmungsvoll", irgend so was...

 

[artname]

Ich kann "Was ich von mir sagen kann" (#52) gefühlsmäßig sehr gut nachvollziehen. Gut gemacht!

Aber für mich hältst du noch etwas zurück. Nämlich die Antwort darauf, warum du als einzige Wohltat einen Text schreibst. Alternativ zur öffentlichen Beichte gehst.

Also, ich würde mich auf EIN Bespiel beschränken (alles Folgende wiederholt es ja nur). Damit wird automatisch die Atmosphäre dichter - und die Spannung wächst: Und nun...? - Tja, und nun würde ich auf weitere Gedanken achten, die mir beim Schreiben kommen.

 

[SoulFrontier]

Was ich von mir sagen kann

Hätt ich Joseph und Maria
Raum geboten in der Nacht,
wenn sie mich gebeten hätten?
Hätt ich ihnen aufgemacht?
Ich werd klein vor dieser Frage,
wenn ich ehrlich bleiben will.
Ein paar Stunden. Aber Tage?
Nein, da werde ich ganz still.

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Ließe sich ein Engel blicken,
dächte ich an Illusion,
Laserstrahlen oder sonst was,
aber nicht an Gottes Sohn.
Stünde über meiner Wohnung
der Komet auch sonnenhell,
sähe ich darin kein Zeichen,
dass der Heiland kommen soll.

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Ich muss an den Bettler denken,
der vorm Einkaufszentrum steht
mit der Obdachlosenzeitung
und um etwas Milde fleht.
Bäte ich an meine Tafel
jemals einen Mann wie ihn?
Brächte mein gekonnt Vorbeisehn
je den Weihnachtsstern zum Glühn?

Sicher zünde ich zur Weihnacht
pünktlich meine Kerzen an.
Aber das ist auch schon alles,
was ich von mir sagen kann.

Das ist ja tatsächlich ein völlig anderes Thema!
Jetzt bin ich allerdings verwirrt. Denn bisher dachte ich dass Du eine gläubige Christin bist. Und jetzt dieser ernüchternde Text.

Das es ausgerechnet auch manchmal Menschen sind die jede Woche in die Kirche pilgern um für ihr eigenes Wohl zu beten und für ihre eigenen Interessen den lieben Gott um Hilfe bitten denen das Wohl aller Anderen von Herzen egal ist entspricht leider meiner Beobachtung.
Wobei dies ein offensichtlicher Widerspruch ist.
Womit wir dann bei Heuchelei, Scheinheiligkeit und Blasphemie wären.

Sind keine auf Dich gemünzten Gedanken! Nur einfach Dinge, die mir in den Sinn kommen.

 

[mWermut]

Hi @Teestunde,

für mich hat dieser Text mehr Fluss, weniger Strenge als viele deiner anderen. Vielleicht sind es die längeren Zeilen, der Verzicht auf Reime hier und da oder einfach nur die Wortwahl. Das passt zu deiner Prämisse..

ehrlich bleiben

..

Zu zwei Stellen hab ich dann doch mich was.

Das Glühen am Ende ist schon sehr pathetisch.

Mir ist das Wort Bettler unangenehm. Ich empfinde es als herabwürdigend. In welcher Situation der Mensch lebt beschreibst du ja sehr passend.

Viele Grüße, m

 

[Teestunde]

Hallo, @mWermut
Das pathetische "Glühen" ist volle Absicht. In vielen Weihnachtsliedern, vor allem -schlagern, wird dermaßen dick aufgetragen, da sind Worte wie "Glühen" an der Tagesordnung. Das sollte eine Anspielung sein.
"Bettler" ist keineswegs herabwürdigend gemeint. Offiziell sind es Zeitungsverkäufer, aber so arm und sinnlos, wie sie dastehen, kann ich mir das Wort "Bettler" eben nicht verkneifen. Meistens drücke ich so einem armen Menschen 2 bis 3 Euro in die Hand und sage dann "Die Zeitung brauch ich nicht". Dann kann er die auch noch mal verkaufen und hat obendrein noch 60 Cent dazu. Aber ich kann ja mal mein Gedächtnis durchkramen, ob es noch ein besseres Wort gibt, das in die Zeile passt.

Vielleicht: Ich muss an den Armen denken, der vorm Einkaufszentrum steht...

 

[Teestunde]

Sind keine auf Dich gemünzten Gedanken! Nur einfach Dinge, die mir in den Sinn kommen.

Ich kann mir vorstellen, dass meine nüchterne Bestandsaufnahme etwas verwirrt. Aber ich war dermaßen "ertrunken" in Weihnachtsvokabeln, dass ich mich, um nicht unterzugehen, freischwimmen musste. Ich bin auf meine Weise sehr gläubig. Mir ist die Bhagavad Gita allerdings etwas näher, als das Neue Testament. Zudem bin ich eigentlich sehr weihnachts-süchtig. Nur seit mein Mann tot ist, hat mich die Energie irgendwie verlassen. Durch ihn hatte ich überhaupt erst gelernt, das Fest auf christliche Art zu begehen. Seit er weg ist, hab ich kaum noch Lust, wenigstens den Adventskranz anzuzünden.
Es kommen auch wieder bessere Zeiten.