ich möchte niemandem sein Mikro madig machen. Andererseits ist es aber doch legitim, wenn man versucht Alternativen aufzuzeigen, die für den gleichen finanziellen Aufwand mehr Qualität bringen, oder? Es kann durchaus sein, dass für die eine oder andere spezielle Stimme ein SC 450 in dem untersten Preissegment das optimale Mikro ist - man sollte sich dann aber der "Risiken und Nebenwirkungen" bewusst sein...
Leider gibt es wenige Händler, die die Gelegenheit bieten, Mikros auch mal anzutesten - und die Händler, die das tun, haben dann auch nur eine begrenzte Auswahl da. Das Fernabnahmegesetz machts aber möglich - und eine ganze Reihe Händler, die keinen Onlineshop haben, bieten dennoch die Möglichkeit, innerhalb einer bestimmten Frist die Ware wieder zurückzugeben. Ich denke mal, wenn schon die Möglichkeiten da sind, sich zu informieren und zu testen, sollte man das tun - und nicht damit zufrieden sein,
irgendein Mike zu nehmen, das besser ist als die bisher verwendeten.
Das ist jetzt nicht persönlich an irgend jemand gerichtet, ich will es aber mal loswerden:
Sowohl auf der Bühne als auch beim Recording stelle ich fest, dass zwar bei der Auswahl der Instrumente große Sorgfalt angewendet wird - und es da auf den einen oder anderen 100 - Euronenschein nicht so sehr ankommt - wenn es aber um das Instrument Stimme geht, reicht es, wenn es irgendwie ordentlich klingt. Viele SängerInnen sind nicht bereit, für Liveauftritte in ein vernünftiges Mikro zu investieren - man verlässt sich darauf, dass schon irgendwer irgendwas anschafft, was dann halbwegs passt.
Ähnlich scheint es mir bei Recording zu sein. Klar ist, dass man mit einem Kondensatormike (meist) weiterkommt als mit einem einfachen dynamischen. Und wenn man dann mal den Unterschied zwischen
irgendeinem Kondenser und dem bisher verwendeten Dynamiker gehört hat hat, kommt Zufriedenheit auf. Ist soweit ja ganz nett - vielleicht kann man aber für das Geld, das man ausgeben will (wenn die Entscheidung erst bevorsteht) noch etwas mehr rausholen.
Was ja auch noch ganz wichtig ist, wie dann das aufgenommene Signal im Mix klingt. Es kann duchaus vorkommen, dass sich eine Gesangsspur für sich alleine schon mal ganz gut anhört - im Mix kommen dann aber Probleme auf, den Gesang auch schön in den Vordergrung zu bringen. Leider haben da viele (nicht alle) der günstigen (ich schreibe bewusst nicht "billigen")Chinamikes ihre Probleme. Es war ja gerade ein Anliegen der Leute von MXL und Studio Projects, die Möglichkeiten zu nutzen, die eine günstige Produktionsstätte wie China bietet, ihren Mikes aber einen Sound zu geben der mehr unseren "westlichen" Hörgewohnheiten entspricht (und nebenbei auch bessere Verarbeitungsqualität abzuliefern).
Neben den (meist teureren) Produkten der Markenhersteller aus dem deutssprachigen Raum (und Produkte aus den Häusern Neumann, AKG, Beyerdynamic, Gefell, Schoeps, Sennheiser und in jüngerer Zeit auch Brauner gelten weltweit als Messlatte für Mikrofone) haben es nur sehr wenige geschafft, sich einen weltweit bekannten Namen zu machen. Und dann meist auf dem hochpreisigen Markt. Otto Normalverbraucher konnte sich kein Großmembranmikro leisten.
Günstigere Großkondenser gab es dann zuerst von AKG mit dem C3000 (das ja jetzt schon wieder zu den etwas teureren der unteren Preisklasse gehört) - Audio Technica wurde anfangs etwas naserümpfend begutachtet, bis man merkte, dass die zu einem ebenfalls sehr günstigen Preis gute Qualität abliefern - erstmals aus Fernost.
Als dann die sehr günstigen Mikros aus chinesischer Herstellung auf den Markt kamen, war es (fast) für jeden möglich, sich so ein Mike zuzulegen. Das Problem dabei ist aber leider die Fertigungsqualität - und der "spezielle" Chinasound. Das möchte ich jetzt nicht über einen Kamm scheren, ich habe da ja an anderer Stelle schon ausfühlicher drüber geschrieben. Andere Anbieter wie z.B. Røde oder die sogar wieder hochpreisigeren BPM beziehen zumindest Teile ihrer Mikros aus China. Auch Joemeek lies seine (wiederum etwas teureren) Mikros in China bauen. Und Firmen wie MXL und Studio Projects entwickeln selbst - und lassen in China bauen, überwachen aber die Produktion und führen schärfere Qualitätskontrollen ducrh als das bei den T-Bones, Fames, Hitecs, Staggs, DAPs undwiesiesonstnochalleheißen dieser Welt der Fall ist.
Über Firmen wie Soundking kann man sich bei der Bestellung von entsprechenden Stückzahlen sein eigenes Mikrolabel bauen lassen (oder Lautsprecher, Endstufen, undwasauchsonstimmer) - auf die Produktion hat man dann wenig oder keinen Einfluss. Mehr Einfluss haben sicher Großabnehmer - nur will man ja an den Teilen einen guten Schnitt machen. Andere Händler gehen wieder einen anderen Weg und vertreiben keine eigenen Labels sondern haben in der "Billignische" dann Staggs, Nadys usw. im Angebot. Das ganze dann mit der Begründung:
Manche Einzelhändler betreiben sogenannte Eigenlabels, wir sind der Meinung, dass uns EMD gleichwertige Ware zu günstigeren Konditionen bietet, ohne selbst das Risiko eines Vertriebes zu tragen! Wie viele Eigen-Labels funktionieren denn? Vor allem, wo ist die langfristige Perspektive. Wie hoch sind die Kosten für einen Container von China nach Rotterdam, wieviel geht kaputt usw.
Das ist ja durchaus legitim. Nur weiß der Kunde nicht, wo seine Ware herkommt, es kann durchaus sein, dass das "gleiche" Mike in seiner "Lebenszeit" plötzlich nur noch so aussieht, wie das vor einem halben Jahr gekaufte - inzwischen aber von einem ganz anderen Hersteller kommt - und auch andere Innereien hat. Der Kunde wird darüber im Unklaren gelassen. Neben den Qualitätsproblemen und den Fertigungstoleranzen, die zu Exemplarstreuungen führen, ist das halt der Grund, warum ich von diesen gelabelten Mikrofonen eher abrate. Zumal es für den gleichen Preis inzwischen Alternbativen gibt, die zwar von den Händlern mit Eigenmarken nicht angeboten werden (damit würden sie sich selbst die größere Verdienstspanne abgraben) - aber sie
sind zu haben - warum soll man dann nicht zuschlagen?
Uuuups - ich ich befürchte, das Ganze passt jetzt gar nicht hier rein
Die Gedanken gingen mir durch den Kopf - jetzt drücke ich einfach den "Sende" Knopf
Gruß Günter