Tausend Bilder, keine Welt!

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@SoulFrontier , das ist es, was ich in diesem Falle suche. Ich las speziell bei Bob Dylan viele Texte, wo ich entweder komplett fast keinen Sinn fand oder mir wenigstens die Strophen völlig versponnen vorkamen. Und trotzdem bin ich jahrzehntelang ausgerechnet zu diesen Texten zurück gekehrt. Weil ich nicht verstand, was das sollte...

Und ich beneidete Dylan um seine Ungezwungenheit! Speziell in der Phase vor seinen religiösen Platten. Er schien keine speziellen Themen mehr zu haben. Nur noch ein grosses Lachen über die Wege der Menschen. Kein Wunder, er wurde ja auch gnadenlos ausgepfiffen!
Aber woher kam dann die Leichtigkeit? Für mich das Wichtigstean einem Song!

Vor einigen Tagen fand ich nach all den Jahren eine neue Brücke! Das hier ist ein erster Versuch, selber über diese Brücke gehen. Ich lerne aus diesem Versuch gerade sehr, sehr viel! Den nächsten Versuch schreib ich hoffentlich konsequenter. Auch als Folge solcher unkomplizierter Zustimmungen! Danke

 

[SoulFrontier]

Ich lerne aus diesem Versuch gerade sehr, sehr viel! Den nächsten Versuch schreib ich hoffentlich konsequenter. Auch als Folge solcher unkomplizierter Zustimmungen! Danke

Super! Und immer wieder der Verweis auf Bob Dylan. Ich bin zwar begeistert von seiner Musik, bin aber kein Kenner. Ich habe eine Zeit lang seine jüngeren Alben hoch und runter gehört, das beeinflusst einen sicherlich unbewusst. Modem times und die anderen.
Ist mehr die Musik und sein Ausdruck, der mich begeistert. Diese völlig kaputte Stimme! Und die tolle roots Musik. Blues, jazz, folk...

 

[artname]

Dylans Musik kannte ich ursprünglich nur aus den Radio. Jemand schenkte mir sein Textbuch (d/en) Damit kam ich gar nicht klar; Die fehlende Kongruenz der einzelnen Zeilen, die fehlende Klarheit der Aussagen, die fehlende "Ernsthaftigkeit" vieler Strophen..,

Aber all seine "Unfertigkeiten" gaben mir als Kritiker nicht das Gefühl der Größe, sondern eher das der Borniertheit!! Ich war ein ehrgeiziger junger Maler, dem es nicht mal gelang, die Meister zu kopieren....

Es sollten Jahrzehnte vergehen, eh mir schwante, was große Lyriker von ihrer Konkurrenz unterscheidet: Sie finden alles in sich selber! Sie analysieren permanent auch die Konkurrenz, aber wenn sie schreiben, schöpfen sie nur aus sich selber.
Fremde Strömungen sind ihnen im Grunde egal. Beim Kreieren!!! Nicht beim Analysieren. Aber sie behalten gegenüber Konkurrenten und Kritikern ihre eigene Deutungshoheit. Sie sind Praktiker mit einer messerscharfen Sicht auf die eigenen Bedürfnisse. Vielleicht klaut Dylan gerade deshalb lieber, anstatt zu zitieren!

Wir alle erkennen mühelos Meister! Aber gern bezeichnen wir sie als wirr. Ein Glück, dass der Zufall einige von ihnen aufpickt und adelt. . Nur so bekommt der Rest der Menschheit eine dauerhafte Ahnung davon, was neben dem angeborenen Anpassungszwang außerdem in uns noch so schlummert!

 

[Gel Mitglied 86343]

Ja, hab heute auch nochmal Ballad of a Thin Man und Yer Blues reingezogen. Die Musiker haben sich damals alle gegenseitig beeinflusst. So entstand die sagenhafte Musikkultur.
'Surrealismus' bezeichnet das ganz gut, was da zu hören ist. Und geboren wird es aus der Zerrissenheit der damaligen Zeit, die der heutigen schon ein wenig ähnelt.
Das Resümee: 'Ich weiß schon, was du meinst, aber ich krieg es nicht zusammen' ist der Ausgangspunkt für eine neue Welt, die erst zusammen erschaffen wird.
Ja, zuviel Idealismus, aber ohne geht's halt net.

 

[artname]

@malles , "Ballad of a Thin Man" ist auch für mich ein gutes Beispiel. Der Autor schickt irgendeinen Mr. Jones in einem Raum mit lauter Monstern oder wenigstens Außenseitern. Keine Chance für irgend eine Verständigung. Totale Isolation. Äußerliche Zerrissenheit? Innerliche Zerrissenheit? Für Dylan? - Glaub ich nicht! Gilt wohl nur für "Mr. Jones".

Mein "Held" ähnelt der Position von Mr. Jones. Wie ich (und ihr) ist er Autor. Ich zeichne ihn bewusst anonym, baue eine Distanz zu dieser Figur auf.

Dylans Interesse gehört scheinbar den Monstern. Meines scheinbar dem Schreiber in dieser Geschichte. Wen ich damit meine, bleibt offen. Und wer wiederum sind die Betrachter...

Ich höre die "Ballade vom dünnen Mann" auch als Opposition gegen die meisten Künstler seiner Zeit. Dylan ist sowohl als Autor wie auch als Mensch ziemlich unnahbar. Man betrachte nur das spöttische Lächeln des jungen Dylan auf Pressekonferenzen....

Das Resümee: 'Ich weiß schon, was du meinst, aber ich krieg es nicht zusammen' ist der Ausgangspunkt für eine neue Welt, die erst zusammen erschaffen wird.

Diesem Resümee stimme ich zu, denn es lässt offen, wozu der Mensch noch fähig sein wird..

 

[Gel Mitglied 86343]

Ehrlich gesagt war seine Haltung -auch bei der Nobelpreis-Verleihung- für mich bis jetzt nicht ganz so nachvollziehbar.
Der Satz: 'Ich schreibe Texte, sonst nichts' verwehrt ja auch ganz bewusst die genauere Betrachtung des Objekts, dass sich bei diesem Vorgang schon verändern kann. Um so interessanter -wenn auch unlösbar- scheint nun eine musikalische Fassung der Tausend Bilder zu sein.

 

[SoulFrontier]

Ach der Dylan ist einfach ein Kauz. Alles was zählt ist seine Musik. Der Mensch dahinter verweigert sich komplett der Öffentlichkeit.

Das ist imo völlig in Ordnung. Er kam auf den Olymp wegen seiner Kompositionen. Die Texte sind halt kryptisch und laden zu Spekulation und Deutung ein.
Der Stempel protest Sänger war ihm meines Wissens immer schon verhasst.

 

[artname]

Ehrlich gesagt war seine Haltung -auch bei der Nobelpreis-Verleihung- für mich bis jetzt nicht ganz so nachvollziehbar.

Ich habe zwar mit ihm Geburtstag, aber glaube leider nicht an Astrologie. Also meinerseits ebenfalls fast Ahnungslosigkeit.

Aber ich habe trotzdem eine Meinung dazu. Es gibt keinen Popstar, der von Presse und teilweise Publikum derart überheblich verfolgt und vereinnahmt wurde. Ganz offensichtlich ist ja, dass Dylan unbeirrbar SEINEN Weg in die Tiefe sucht. Unabhängig davon, ob er gefeiert oder ausgepfiffen wird. wahrscheinlich gehört er zu den Künstlern, die einen scharfen Gegenwind brauchen, um quasi voller Verachtung und Trotz neue Energie zu sammeln. So gesehen kommen alle diese Ehrungen aus einer Öffentlichkeit, der er vermutlich tief misstraut.

 

[artname]

Der Stempel protest Sänger war ihm meines Wissens immer schon verhasst.

Er wurde ja von der Staatsanwaltschaft der Kritiker nicht nur wegen Verrat am Protestsong verfolgt , sondern auch wegen Verrat am Gesang und Mundharmonikaspiel, an der Folkmusik, Hinwendung zum Dadaismus, zum Christentum, zum Buddhismus, zum Volkstümlichen, zum Fatalismus, Nihilismus, Zynismus, Dilettantismus... usw. Und nun kommt das Schlimmste: Nun ist er Klassiker. Wie Goethe und Shakespeare. Keiner wird ihn mehr hassen. Und diese Abwertung, diese Motivationsbremse soll er all den Ignoranten verzeihen? ​

 

[SoulFrontier]

Und diese Abwertung, diese Motivationsbremse soll er all den Ignoranten verzeihen?

Hehe, ja so ungefähr stelle ich mir das auch vor! So kommt man dem Dylan auf die Schliche. Immer distanziert und ein wenig genervt.

 

[artname]

So kommt man dem Dylan auf die Schliche. Immer distanziert und ein wenig genervt.

Sollte man denken, nicht? - Aber Gottseidank gibt es da noch seine letzte CD "Rough and Rowdy ways"!

Wer will ( und Herz genug hat), der kann hier mit Dylan das eigene Leben noch mal durchträumen und berührt beweinen. Und wer Dylan schon immer geliebt hat, der findet hier (erstmalig) einen durchweg entspannten und nahbaren Freund für ein paar Stunden oder mehr. - Vertrau mir, so weit du kannst.