Taktfestigkeit mit Synthesizern... Die Kunst zu spielen

[ZornicvS]

Hi!
Ich habe mal eine Frage, welche vielleicht nicht alle Tage kommt.

Eigentlich bin ich Gitarrist, spiele aber in der Band die Orgel und ein Synthesizer ist auch dazugekommen.
So weit so gut.

Mit der Gitarre habe ich absolut keine Probleme mit der Taktfestigkeit.
Wenn ich etwas aufnehme sitzt in der DAW alles, wie es soll.
Mit den Keys ist es allerdings anders!
Ich bin immer einen Tacken zu früh und habe keine Ahnung, wie ich das aus den Händen bekommen soll.

Meine Muskeln haben sich wohl daran gewöhnt, bereits kurz vor dem Klick auszulösen, damit die Bewegung des Plektrums genau auf den Punkt kommt.
Bei der Klaviatur haut das aber nicht hin.
Nur: wie soll ich mein Muskelgedächtnis austricksen?

Gibt es spezielle Übungen?


Danke im Voraus... ich werde noch wahnsinnig.
Ich dachte schon dass meine DAW falsch eingestellt wäre, und zwar der Aufnahmeversatz.
Aber ein Griff zur Gitarre zeigte mir dann, dass der Fehler bei mir liegt, was frustrierend ist.

 

[Kosaken-Kaffee]

Vielleicht auf dem Keyboard zusammen mit einem Metronom üben?

 

[ZornicvS]

Ich übe immer mit Metronom.

Das Problem ist, dass es sich im Musikkontext auch absolut taktsicher anfühlt und sogar anhört.
Wenn ich allerdings die Spur wiedergebe, dann sieht und hört man ganz genau, dass ich zu früh anschlage, und zwar genau gleichmäßig.

So muss sich ein Kind fühlen, dem man bis zum 12. Lebensjahr gesagt hat, dass Orange eigentlich Rot ist und Grün eigentlich Gelb heißt...

 

[Kosaken-Kaffee]

Boah, dann wird's schwierig.

Das einzige, was mir noch einfallen würde, ist, dass Du ganz bewusst auf die anderen Instrumente (insbesondere Schlagzeug) hörst, wenn Du Keyboard spielst.

 

[musicdevil]

Ich dachte schon dass meine DAW falsch eingestellt wäre, und zwar der Aufnahmeversatz.
Aber ein Griff zur Gitarre zeigte mir dann, dass der Fehler bei mir liegt, was frustrierend ist.

Das ist schon möglich. Einfach mal mit ner Bassdrum zum Klick spielen und die Noten sollten dann eventuell immer vor der Zählzeit liegen und hätte dann eventuell technische Gründe. In zb. Studio One kann man den Midi-Versatz (der ist abhängig von der eingestellten Latenz) einstellen.

Warum das genau ist, weiß ich auch nicht, aber betrifft mich ebenso.
Bei einer In/Out Latenz von gesamt 8ms muss ich auch unter "Midi" einen Aufnahme-Offset von 8ms einstellen, sonst sind die Noten immer zu früh. Ja, ich meine "zu früh".

 

[ZornicvS]

So weit komme ich mit, aber die Option "automatischen Aufnahmeversatz berücksichten" ist bereits aktiviert.

Mit der Gitarre klappt es ja. Die MIDI Synchronisierung ist ausgeschaltet, es liegt also wirklich an mir.


Ich habe gerade den Aufnahmeversatz mal gemessen. Er liegt bei 60 Samples, welche ich zusätzlich ausgeglichen habe.
Aber nach wie vor das gleiche Problem. Es liegt also definitiv an mir

 

[musicdevil]

Kann ich mir aber wirklich schlecht vorstellen. Jemand der nicht Takt-fest ist, "eiert" normalerweise herum, aber schafft es eigentlich nicht permanent zu früh zu sein, also sogar mit einer Regelmäßigkeit. Gitarre ist Audio, Keyboard ist Midi, das ist technisch dann schon nen Unterschied.
Bei mir liegts höchstwahrscheinlich an nem Midi zu USB Kabel, weil mein Audiointerface keine Midi-Anschlüsse hat.

Klar, wenns keine technischen Gründe haben sollte, hilft nur immer wieder nach Metronom zu üben.

 

[ZornicvS]

Nein. Ich rede nicht von MIDI und Masterkeyboard

Ich rede von einem Hardware Synthesizer und einer Hardware Orgel.
Da kommt auch nur Ton raus, wie aus einem Amp.

 

[hedelund]

Ich kann mir das eigentlich überhaupt nicht vorstellen, weil ich sowas nur von Cubase her kenne, wenn der Haken auf Systemzeit einstellen nicht gesetzt ist.
Dann kommt es zu diesen Zeitverzögerungen am Anfang.
Hat damals ganz schön lange gedauert, bis ich das raus hatte.
Kann mir absolut nicht denken, das Deine Spielweise permanent der Grund sein soll.
Du wirst schon richtig spielen, doch aus irgendeinen Grund haut Dir was dazwischen
Das ist nur eine Einstellungssache.

Lieb Grüße
Hedelund

 

[ZornicvS]

Aber ich verstehe dann nicht, wieso es mit der Gitarre keine Probleme gibt?
Ich benutze den gleichen Eingang im Interface und alles läuft über das selbe Mischpult.
Ich würde das ja liebend gerne glauben, wenn mir das jemand erklären kann, aber ich komme da nicht ganz hinter.

 

[musicdevil]

Nein. Ich rede nicht von MIDI und Masterkeyboard
Ich rede von einem Hardware Synthesizer und einer Hardware Orgel.
Da kommt auch nur Ton raus, wie aus einem Amp.

Ah, jetzt wirds klarer.
Du spielst die Orgel gleich als Audio über den Line-In ein, geht gar nicht um Midi...deshalb immer dein Vergleich mit der Gitarre. Gut, das war mir nicht bewusst, weil das so wahrscheinlich nicht mehr viele User machen. Dann kann es natürlich schon mit den Spielkünsten zu tun haben.

Testen könntest du das, indem du vielleicht doch mal zb. ein Softwareinstrument per Midi einspielst, denn dann siehst du möglicherweise den Versatz besser als bei Audio.

 

[ZornicvS]

Habe ich auch mal getan.
Es liegt definitiv an mir.

Bessern tut es sich, wenn ich den Monitorsound ausschalte und nur nach Tastengeräusch meines Instrumentes spiele. Wie ein leises Drumpad

Also ist es Kopfsache. Ei Ei Ei, das wird nicht einfach wegzukriegen...
Da hilft nur täglich eine halbe Stunde mit Metronom Übungen zu machen, fürchte ich.

 

[Nachtschicht]

was soll man da gross zu sagen: als jemand der auch beides spielt kann ich bestätigen, dass timingfestes spiel auf der gitarre bedeutend einfacher ist als auf den tasten.

das liegt einfach daran, dass auf der gitarre ein paar faktoren zu deinen gunsten arbeiten, die bei tasten wegfallen - es gibt keine "taktkonditionierende" bewegung wie etwa den wechselschlag. bei der gitarre steuerst du das timing nahezu ausschliesslich mit der rechten hand, bei tasten mit jedem einzelnen finger. gitarren sind gerne mal verzerrt und klingen da auch leicht nach vorne gespielt dann erstmal einfach nur "energisch" - ein tasteninstrumente ohne zerre klingt da sofort falsch. hinzu kommt noch der bei tasten deutlich eindeutigere attack gegenüber den üblicherweise breiter gestreuten transienten bei der gitarre.

insofern ist das eigentlich ganz normal, und lässt sich nur mit viel übung auf dauer verbessern. einfach mal anfangen, an den tasten absichtlich etwas übertrieben laid back zu spielen, mit der zeit findet sich dann ein sweet spot. ich bin an den tasten und an der gitarre relativ gleich unterwegs, was das timing angeht, aber ich mache mir da nix vor, das liegt schon primär daran, dass ich sehr viel länger tasten drücke als saiten schlage

gib der sache zeit und bis dahin verzöger deine keyboardspuren im mix halt um 20ms

 

[Kosaken-Kaffee]

Da hilft nur täglich eine halbe Stunde mit Metronom Übungen zu machen, fürchte ich.

Oder wenn Du mal übertrieben laut mit dem Fuss den Takt mitstampfst - das ist direkter und geht unmittelbar durch den Körper im Vergleich zum Metronom.

 

[DrownedInTrance]

Bessern tut es sich, wenn ich den Monitorsound ausschalte und nur nach Tastengeräusch meines Instrumentes spiele. Wie ein leises Drumpad

Jetzt mal ne blöde Frage .. du spielst also einen Synthesizer, der in dein Interface geht. Und an dem Interface hängen deine Monitore, über die du dann den Synthesizer hörst? Sofern du nicht mit Direct Monitoring abhörst hast du ja da dann eine kleine Latenz .. bringt die dich vielleicht aus dem Konzept?

 

[Cruba]

Genau das hab' ich neulich in ähnlicher Form beschrieben: Ich als Schlagzeuger, der nun wirklich auf Timing fixiert ist, kann's nicht auf die Tasten bringen. Schön (wenn auch nicht für Dich) dassich net alleine bin! lol

 

[ZornicvS]

@Drowned...
Ja, der Synth und die Orgel gehen vom Mischpult aus in das Interface.
Mein Monitoring kommt über Cubase.

Natürlich ist da eine kleine Latenz drin, doch da ich mit 2.9ms Latenz fahre, ist das eher unbedeutend.

Wenn die Latenz ein entscheidender Faktor wäre, müsste ich ja mit meiner Spur NACH dem Click liegen.
Da ich aber davor liege, kann es nur ein Problem in meiner Birne sein.

 

[Burkie]

@Drowned...
Ja, der Synth und die Orgel gehen vom Mischpult aus in das Interface.
Mein Monitoring kommt über Cubase.

Natürlich ist da eine kleine Latenz drin, doch da ich mit 2.9ms Latenz fahre, ist das eher unbedeutend.

Wenn die Latenz ein entscheidender Faktor wäre, müsste ich ja mit meiner Spur NACH dem Click liegen.
Da ich aber davor liege, kann es nur ein Problem in meiner Birne sein.

Hallo,
woher weißt du genau, dass die Latenz vom Monitor nur 3ms ist? Vieleicht ist sie in Wirklichkeit etwas mehr?

Bei zu großer Latenz könntest du unbewusst versuchen, das auszugleichen, und spielst also konstant immer etwas zu früh, vor dem Taktstrich.

Das kannst du ausprobieren, indem du nicht über Cubase das Monitoring machst, sondern analog über ein kleines Mischpult, wenn du sowas zur Hand hast: Playback vom Interface in Mixer, Orgel direkt in Mixer, per Insert/Direct-Out in das Interface zur Aufnahme.
Monitoring dann nur über den Kleinmixer.
Wird das Timing dann genauer?

Andererseits kann es am Spielen liegen... Angeblich neigte auch manchmal ein Keyboarder der Lindenberg-Band zum Vor-dem-Taktstrich-Spielen, was Udo gar nicht wollte, damit die Drums nicht schleppend wirken...

Wenn's am spielen liegt: Einfach mal eine kleine Probeaufnahme mit deinem normalen Monitoring machen. Im Cubase den Orgel-Track und Playback abhören, ob es eigentlich so gut klingt.

Dann mal den Orgeltrack nach Auge so nach hinten verschieben, bis nach Auge die Noten auf dem Takt liegen. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine...
Auch den so auf's Timing geschobenen Orgeltrack samt Playback abhören.

Klingt es so besser? Klingt es anders?

Denn wenn es auch mit dem etwas zu frühen Timing eingespielt genauso gut klingt, oder sogar besser als nachträglich auf das Timing geschoben, würde ich es so lassen... Als menschliche Note der Aufnahmen...
Anscheinend eierst du im Tempo ja nicht rum, sondern bist nur immer konstant etwas vor dem Taktstrich. Das kann ja auch gut klingen...

Andererseits könnte es daran liegen, dass das Stück für dich etwas zu langsam angelegt ist, und du unbewusst versuchst, das Tempo anzuschieben. Wäre dann also Kopfsache... Bzw. mal versuchen, dass Stück im Tempo etwas schneller zu arrangieren.

Gruß

 

[der_wahre_Noplan]

Da hilft nur täglich eine halbe Stunde mit Metronom Übungen zu machen, fürchte ich.

Oder wenn Du mal übertrieben laut mit dem Fuss den Takt mitstampfst - das ist direkter und geht unmittelbar durch den Körper im Vergleich zum Metronom.

Ich würde das mit dem Fuss stampfen nicht empfehlen. Das gewöhnt man sich nie wieder ab.

 

[ZornicvS]

Bisher ist es so geschaltet, dass die Instrumente über ein EPM6 Mischpult direkt in das Interface gehen.
Das Monitoring läuft über den SPDIF des Interface.
Das Mischpult wird also momentan nur benutzt, um nicht immer umstöpseln zu müssen.

Burkie, mit der Methode würde ich dann einen Track aufnehmen, der die Summe enthält?
Also Playback inkl. Orgelspur?
Nur zu meinem Verständnis.


Wäre noch eine Möglichkeit, wirklich ALLES technische auszuschließen


Das mit dem Fußstampfen möchte ich mir nicht unbedingt antrainieren.
Habe mit dem Schwellerpedal auch noch was zu tun, und das stelle ich mir kontraproduktiv vor