Hallo Dave et al, meine Domäne ist hauptsächlich der LiveMix, aber ich war in den letzten Jahren Zeuge der Umsetzung diverser Ansätze "Live-Recording einzelner Spuren, ohne die Qualität des Livemixes zu beeinträchtigen."
Dein Gedanke "ich nutze soviel wie möglich meines vorhandenen Analogequipments" sieht erstmal einfach und elegant aus, aber bei der praktischen Umsetzung handelt man sich immer irgendwelche Einschränkungen oder potenzielle Fehlerquellen ein. Nur ein paar Beispiele, die ich gerade in Erinnerung habe:
- die Nutzung der Insertbuchsen, um das Recordingsignal abzugreifen:
geht, aber dazu muss man meist eine Stereoklinke bis zum ersten Einrasten in die Insertbuchse des Pultes schieben; schiebt man zu weit oder nicht weit genug, ist entweder der Kanal im Saalmix stumm, oder es kommt kein Pegel auf dem Recorder an oder beides; nun suche mal im Halbdunkel nach nicht ganz korrekt gesteckten Steckern
- Du musst pro Signal ZWEI Peak-LEDs überwachen:
eine am Pult (das ist logisch) und eine am Interface oder HD-Recorder (die aber leider nicht im Blickfeld liegt); nach einigen Versuchen, die ein Kollege und ich hiermit gemacht haben, waren wir uns einig, dass man hierfür immer zu zweit sein muss: Einer, der den Livemix macht, einer, der sich NUR um die Pegelverhältnisse am Recorder kümmert; ganz schön aufwändig für meinen Geschmack
- Nutzung des von Dir verlinkten Signalsplitters
sicher kein schlechtes Gerät, aber erhöhter Verkabelungsaufwand und immer noch das Problem, dass Du pro Signal zwei Peak-LEDs überwachen musst
- Nutzung eines externen HD-Recorders
Wenn der Strom weg ist, ist auch die Aufnahme futsch - mir ist mal wegen eines stehengebliebenen Generators und dem deswegen ausbleibenden "Saft" die Aufnahme eines 45-minütigen Sets abgeraucht. Mit einem Laptop dagegen kann man die Aufnahme ordentlich zu Ende bringen und die Daten speichern, wenn der Strom mal ausfällt.
Dann der ganze Transportaufwand (falls Du das live und mobil machen willst), dazu die recht aufwändige und umfangreiche Verkabelung. Wir haben den Spass dann irgendwann gelassen.
Bei dem, was nun kommt, muss ich folgendes vorausschicken:
- ich bin kein Mitarbeiter von Presonus oder überhaupt irgendeines Ladens, der Dir was verkaufen will
- ich bin auch kein Presonus-Fanboy (wenn jemand wissen will, was ich am StudioLive 16.0.2 wirklich Mist finde, einfach PM an mich)
- ich bin als Livemischer ein einfacher Anwender, allerdings mit einem Ingenieursstudium im Kreuz und fast 30 Jahren Bühnenerfahrung, etwa 500 Gigs gespielt, etwa 600 Gigs gemischt - also logisches Denken, Lösungsorientiertheit und Erfahrung sind vorhanden
- oh, und ich bin auch nicht der Zweitaccount von Ari oder irgendjemand anderem
Der langen Rede kurzer Sinn:
Das kleine Presonus StudioLive 16.0.2 ist eine elegante Lösung für Deine genannten Anforderungen - wenn Du es per FireWire mit einem Rechner koppelst (mit einem Mac scheint es am besten zu funktionieren), kannst Du einfach mitschneiden, ohne den Livemix zu beeinflussen. Alle oben genannten Einschränkungen und Fehlerquellen sind hier ausgemerzt, und die Umsetzung ist einfach gut gelungen. Wenn rund 1100 EUR für den Mixer drin sind und Du evtl. bereits ein MacBook hast, wäre das was für Dich.
Wenn Du das Geld nicht hast, aber noch etwas Geduld: Der kommende Behringer UFX 1604 scheint auf dem Papier ähnlich gut geeignet zu sein, ist aber ein Analogmischer mit fast so guter Ausstattung wie der kleine Presonus. Dabei aber wesentlich günstiger:
https://www.thomann.de/de/behringer_ufx1604.htm
Es ist ein Jammer, dass Yamaha den neuen Pulten der MGP-Serie keine Interfaces spendiert hat, denn damit wären es genau die Pulte, die Du brauchen könntest, und die guten PreAmps hätten sie als Pulte für den Live-Mitschnitt empfohlen. Du schriebst irgendwo, Du magst die Sachen von Yamaha. Deren Analogmischer mag ich auch.
Ich hoffe, Dir damit einigermassen geholfen zu haben, den einen oder anderen Fallstrick zu umgehen. Falls Du immer noch die Lösung mit der Einbindung des vorhandenen Equipments vorziehst, weisst Du nun wenigstens, worauf Du aufpassen musst, damit es gelingt.
Viele Grüße
Jo