Störgeräuschen bei unsymmetrischen Kabeln

[katerkarlo]

Mir sind im Studio ein paar Sachen aufgefallen in Bezug auf Brummen und Störgeräusche bei unsymmetrischen Kabeln. Vielleicht kann mir jemand helfen, das Ganze besser zu verstehen.

A. Schliesse ich ein unsymmetrisches Audiokabel an den Line-Input meines Pres an, höre ich einen Brummton. Beim einem symmetrischen nicht. Der Noise Floor ist beim unsymmetrischen Kabel 20 dB höher als beim symmetrischen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Kabel 1m oder 10 m lang ist. Ist das normal?

B. Schliesse ich das unsymmetrische Kabel, das im Preamp steckt, an einen Synth an, reduziert sich der Geräuschpegel um ca. 10 dB. Bei einem meiner Synths ist das jedoch nicht der Fall. Warum reduziert sich das Brummen bei den meisten Synths und was könnte der Grund sein, dass dies bei einem Synth nicht der Fall ist?

C. Mein Preamp ist an einem RME Multiface 2 angeschlossen. Sobald ich die RME Mixer-Software öffne, kommt zu dem Brummen bei den unsymmetrischen Kabeln ein Knistern dazu. Wenn ich das Fenster der Software schliesse, ist das Knistern wieder weg. Wie kann es sei, dass diese Software ein Störgeräusch verursacht?

 

[Burkie]

Zu A.:
Brummen könnte an Erdungsschleifen liegen.
Oder daran, dass das unsymetrische Kabel in der Nähe von Trafos oder Steckernetzteilen liegt, die magnetisch einstreuen.
Was Erdungsschleifen sind, weißt du?
Bitte niemals Schutzerden/Schutzkontakte in den Steckdosen/Netzsteckern abkleben!!! Und auch niemals Schutzleiter entfernen!!! Das kann im Ernstfall zu tödlichen Stromunfällen führen.
Abhilfe könnte eine DI-Box (Übertrager) bringen, die das unsymetrische Signal symetrisiert und dann symetrisch in den Pre-Amp bringt. Der Ground-Lift-Schalter kann hier auch helfen. -> Probieren, in welcher Position weniger Brummen kommt.
So beseitigt man fachmännisch und vor allen Dingen elektrisch sicher Erd/Brummschleifen.
Oder hast du dabei das Kabel noch gar nicht an die Signalquelle eingesteckt...?

Zu B:
Offene Kabel (also keine Signalquelle angeschlossen) neigen zum Brummen. Weil alle Störungen direkt auf die (hochohmige) Eingangsimpedanz des Pres einwirken.
Mit angeschlossener Quelle (in deinem Falle Synthi) mit niederohmiger Ausgangsimpedanz werden die Störungen (teilweise) über die Ausgangsimpedanz der Quellen "kurzgeschlossen", also im Pegel reduziert. War das verständlich erklärt?

Zu C:
Kann ich nur Vermutungen anstellen...
Evtl. schaltet erst die Mixer-Software die Eingänge ein/scharf, sodass nun erst die Eingänge gehört werden?

Bei symetrischen Kabeln bzw. symetrischen Quellen hast du diese ganzen Probleme nicht?
Dann wäre mein ersten Ansatz die Anschaffung einer ganz billigen aber tauglichen DI-Box, zwecks Überprüfung, ob damit die ganzen Brumm- und Knisterprobleme sich in nichts auflösen.
Billige aber taugliche DI-Boxen sind in der Regel z.B. die Hausmarken vom Thomann (habe ich selber) oder von den anderen großen Versendern.

 

[katerkarlo]

Burkie, vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

A:
Erdungsschleifen entstehen, wenn Geräte, die miteinander verbunden sind, an unterschiedlichen Stromkreisen bzw. Erdungen angeschlossen sind. Richtig? In meinem Fall sind die Geräte zwar an unterschiedlichen Steckdosen angeschlossen, die aber alle von derselben Stromleitung abgezweigt sind.

Was ich unter A beschreibe, tritt auf, wenn die Kabel nur einseitig am Preamp angeschlossen sind. Das andere Ende ist lose. Dass in dem Fall ein leises Brummen auftritt, scheint mir logisch. Aber dass dieses bei unsymmetrischen Kabeln so viel lauter ist, hat mich erstaunt.

DI-Boxen sind nicht wirklich eine Option, da ich 5 Synths habe, die ich alle an dem Mehrfach-Preamp angeschlossen habe. Das Brummen stört im Normalfall auch nicht, weil es so leise ist, dass man es auf der Aufnahme nicht hört. Ausser eben bei dem einen Synth, bei dem sich das Brummen nicht reduziert, wenn das Kabel eingesteckt ist. Woran könnte das liegen?

C:
Diese Vermutung trifft nicht zu. Ich höre dein Eingang nur, wenn ich manuell in der Mixer-Software den entsprechenden Eingangsfader hochziehe. Dann ist es aber egal, ob das Fenster der Software geöffnet oder minimiert ist. Das Knistern tritt aber nur bei geöffnetem Fenster auf. Es ist übrigens auch zu hören, wenn ich in einem anderen Programm mit der Maus irgendwas verschiebe.

 

[Burkie]

Das klingt dann doch nach Treiber-Problemen für dein Interface.

"Ausser eben bei dem einen Synth, bei dem sich das Brummen nicht reduziert, wenn das Kabel eingesteckt ist. Woran könnte das liegen? "

Hab ich doch beschrieben.

Gruß

 

[katerkarlo]

Nein, das ist kein Treiber-Problem. Aus irgendeinem Grund hab ich eine Brummschleife auf den Eingängen, die über unsymmetrische Kabel laufen. Die Grafikaktivität ist dann über diese Brummschleife auch hörbar.

Ich hab mal bei dem einen Synth die Erdung rausgenommen. Und siehe da: das Brummen und das Knistern sind verschwunden. Aber nur, solange der Synth eingeschaltet ist. Sobald ich ihn ausschalte, sind die Störgeräusche wieder da.

 

[Superdrummer]

Hätte auch zuerst an Masseschleifen gedacht, eine Möglichekit könnte hier noch sein:

Wenn der Synth kein echt 3-poliges Anschlusskabel hat (viele Keyboards haben z.B. keine Schukostecker, sondern nur die 2-poligen flachen), dann kann das Umdrehen des Steckers in der Steckdose helfen.

Außerdem: Nur weil die Steckdosen am selben Stromanschluss hängen heißt das nicht zwingend, dass die Erde brummfrei wird. Wenn die Zuleitung zu der einen Steckdose stärker belastet wird (z.B. wenn da irgendein Gerät signifikant mehr Strom zieht), dann können Steckdosen an ein und derselben Leitung unterschiedliche Störpegel auf der Masse mittragen.

Schon mal probiert alle Geräte an eine einzige Steckdose zu hängen? Ist fast immer vorzuziehen. Dann immer ein Gerät nach dem anderen einstecken, System checken und ggf. Groundlift oder Steckrichtung korrigieren.

Auch möglich: Unterschiedlich symmetrisierte Verbindungen. Es gibt mehrere Versionen, wie Ausgänge symmetrisiert werden: elektronisch, Trafo, Widerstand und paar billig-Symmetrisierungen. Es gibt durchaus Firmen, deren Geräte das Signal nur auf eine der Adern (symm Kabel sind dreiadrig) schicken. Symmetrisch heißt NICHT, dass die zwei Leiter das gleiche aber phasengedrehte Signal führen, sondern NUR, dass die Impedanz auf beiden Seiten gleich groß ist. Hier kann eine DI-Box, evtl aber auch einfach ein unsymmetrisch-symmetrisches Kabel helfen (muss man selber löten, hab ich noch nirgends bezahlbar gefunden...).

Nur ein paar evtl helfende Gedanken...

 

[katerkarlo]

Ich hab das Problem mittlerweile auf den Preamp eingegrenzt, an dem ich die Synths angeschlossen habe. Das ist ein Focusrite ISA 828. Das Brummen und Knistern tritt nur mit diesem Preamp auf.

Im gleichen Rack hab ich noch einen Chandler TG2 und einen Universal Audio 2-610. Der Chandler hat nur einen Hi-Z-Eingang. Wenn ich dort ein unsymmetrisches Kabel anschliesse, habe ich null Störgeräusche, selbst wenn das Kabel am anderen Ende nicht verbunden ist. Der 610 hat Line- und Instrumenteneingänge. Beim Line-Eingang ist auch nichts zu hören. Beim Instrumenteneingang kriege ich ein leichtes Brummen, das aber nicht vergleichbar ist mit dem ISA 828. Das Brummen ist etwas stärker, wenn ich die Impedanz auf hoch stelle und leiser, wenn die Impedanz auf tief steht.

Ich weiss nicht, ob das beim ISA 828 ein Erdungs- oder ein Impedanzproblem ist. Wahrscheinlich ein Erdungsproblem. Das Teil ist noch ziemlich neu. Glaube daher nicht, dass irgendwas kaputt ist. Wohl nur schlecht konstruiert.

Danke für eure Hilfe.

 

[Superdrummer]

Der ISA 828 ist mit Sicherheit NICHT schlecht konstruiert

Die 4 vorderen Eingänge sind unsymmetrische Klinkeneingänge - hier ein symmetrisches Kabel einstecken liefert also keinen Vorteil - normalerweise aber auch kein Brumm. Ein unsymmetrisches könnte halt alle Krankheiten unsymmetrischer Verkabelung mitführen.

Die hinteren Eingänge sind - soweit ich weiß - ALLE symmetrisch, auch die Klinkeneinänge. Das heißt ein unsymmetrisches Kabel schließt hier eine Seite kurz. Die Kanäle sind alle in ihrer Impedanz mehrfach einstellbar. Hier schon rumgespielt?

Sind die Ausgänge deiner Synths symmetrisch? Line-Pegel?

 

[katerkarlo]

Die Störgeräusche treten auf, egal ob ich die symmetrischen Line-Eingänge oder einen der unsmmetrischen Instrumenten-Eingänge benutze. Aber wie gesagt nur mit einem unsymmetrischen Kabel.

Durch weiteres Testen habe ich herausgefunden, dass zwei Komponenten für die Störgeräusche verantwortlich sind: Der ISA 828 und der RME Multiface 2 Wandler.

Das heisst: Wenn ich den ISA 828 über das Multiface 2 aufnehme, sind die Geräusche da. Wenn ich den 828 hingegen über den RME ADI-8 ADAT-Wandler aufnehme, sind die Geräusch sehr viel geringer.

Aber: Wenn ich einen anderen Preamp über das MF2 aufnehme, sind die Geräusche nicht vorhanden.

Ich hab noch herausgefunden, dass die Geräusche weniger werden, wenn ich das Multiface 2 mit einem Netzgerät betreibe. Eigentlich bekommt das Teil seinen Strom ja vom Computer.

Ich werde mir nächstens sowieso ein neues RME-Interface mit richtigem Stromanschluss kaufen. Mal schauen, ob die Geräusche dann ganz verschwinden.