Soundcheck - virtueller Soundcheck ... wie machen die das?

[TeddyTester]

Hallo zusammen,

ich war am Wochenende auf einem "Festival" wo mehrere Bands aufgetreten sind.
Eine Band hat dort für längere Zeit die Bühne umgebaut (hinter einem schwarzen Vorhang) und dann mit einem richtig guten Sound angefangen zu spielen. Da ich sehen konnte, wann die Backline aus dem Sprinter geholt wurde, weiß ich, dass vorher kein Soundcheck möglich war. Die Jungs haben auch keinen Soundcheck (Drums, etc.) gemacht, den das Publikum hören konnte. Allerdings gehe ich mal davon aus, dass ein Linecheck gemacht wurde.

Ich habe mich in verschiedenen Foren über das Thema schlau gemacht und ich bin auf das Schlagwort "virtueller Soundcheck" gestoßen. Mit neuen Digipulten ist es möglich die Spuren mitzuschneiden und dann (auf Studiomonitoren ?!?) zu mischen. Dann müsste der Livemischer am FOH doch nur noch Kleinigkeiten (mit SummenEQ) überarbeiten???

Aber das kann doch irgendwie nicht die Lösung des Rätsels sein? Die Mikrofone (für Drum / Amps / Gesang, etc) haben doch sicherlich Übersprechungen / Raumhall etc. die man vorher nicht so berechnen kann.

Hat jemand Ideen / Tipps oder eine Plan wie das gemacht wurde?

 

[Instrumentenfreak]

Virtueller Soundcheck ist meines Wissens nach wenn die Band nen kurzen Songschnipsel angespielt hat, das ganze aufgenommen wurde und der Mischer dann mit den Aufnahmen den Sound einstellt.

Allerdings denke ich, dass die Band mit gleichem Mischer schon kurz vorher woanders gespielt hat und daher die Einstellungen einfach abgespeichert waren. Somit hat der Mischer nur noch Kleinigkeiten zu regeln.

Ich habs aber auch schon erlebt, dass eine 11-köpfige Band (meine^^) innerhalb weniger Minuten fertig war, weil der Soundmann einfach Ahnung hatte von dem was er da macht. Und da keiner von uns Erfahrung mit solchen Riesenbühnen hatte (Rheinland-Pfalz-OpenAir), waren Monitorwünsche quasi nicht vorhanden ... hatte alles schon gepasst.

 

[AndiPaulo]

Vielleicht war der Soundcheck mittags, und die Einstellungen wurden gespeichert.

 

[Nachtschicht]

virtueller soundcheck ist ne feine sache. man muss den ja auch nicht mit probenmitschnitten machen, sondern kann auch das konzert vom tag davor benutzen o.ä.

wie genau der recall dann ist ist dann vor allem eine frage, wie präzise das bühnenpersonal vorgeht. wenn die alle kompetent sind, hast du einen nahezu eins zu eins recall. was sich nicht nur nach vorne auswirkt sondern vor allem auch beim monitorsound.

wir nutzen soundchecks inzwischen in der regel um neue sachen zu proben. der soundcheck selbst ist meist das anspielen eines refrains in dem so ziemlich alle signalquellen drin vorkommen und den jeder klanglich in und auswendig kennt. wenn der sitzt (und in 19 von 20 fällen tut er das), ist der soundcheck zumindest aus band-sicht dann nach 30 sekunden vorbei. und am FOH kann dann gemütlich bei den folgenden proben noch die summenbearbeitung auf die entsprechende lokalität angepasst werden.

zu meinem grossen erstaunen funktioniert das inzwischen sogar so gut, dass selbst wenn die orte schwer verschieden sind (etwa open air mit komplett offen "fliehender" akustik und danach eine halle mit absolutem akustikhorror), der recall trotzdem noch so gut funktioniert. klar. der FOH ist dann schwer am kämpfen um da aus der halle irgendwas rauszuholen, aber für uns auf der bühne, die wir nur den direktsound der nahmikrofonie haben - krass wie gut das dann immer noch geht. bisschen mehr sosse über die leadvocal bekommt man, das wars aber auch schon fast.

 

[TeddyTester]

Hallo zusammen,

vielen Dank für die guten Beiträge!!! Da liege ich ja in meiner Vorstellung wohl gar nicht so daneben
Das ist echt ne feine Sache, mit der man sich mal etwas näher beschäftigen sollte...

Zum Monitoring kann ich sagen, dass die Band mit INEARs gespielt haben, wahrscheinlich auch auf Klick, da die Songs zum Teil ohne Einzähler begonnen haben - Der Monitorsound/Bühnensound, sollte daher recht leise und vor allem homogen ausfallen, was dem Gesamtsound damit sicherlich auch zu Gute kommt....

Bin einfach noch total beeindruckt, dass man das so machen kann

 

[mix4munich]

Yep. Nicht alles, was neu ist, ist automatisch schlecht
Ich habe gerne auf Analogpulten gemischt (und das fast 25 Jahre lang), habe aber in den letzten 2 Jahren genau einen Job auf einem (stationären) Analogpult gemacht. Mein feines Siderack für Analogjobs staubt ein und langweilt sich.

Man kann die Aufnahmen vom Soundcheck nicht nur für einen virtuellen Soundcheck nehmen, sondern auch dazu benutzen, um einer Band, mit der man vorher noch nicht gearbeitet hat, zu zeigen, wie sie "draussen" klingen. Die meisten Bands mögen so eine kleine Demo sehr, das Vetrauen in den Tech wächst dadurch sofort.

Gruß,
Jo

 

[jaeger-audiodesign]

Man sollte bei der ganzen virtuellen Soundcheck Geschichte nicht vergessen, dass die wenigsten hier in einer Größenordnung mischen wo das funktioniert und Sinn macht.
Ich würde jetzt mal behaupten, dass es bei Events unter 2000 PAX überhaupt keinen Sinn macht, da der Direktschall von der Bühnen einen Großteil des Sounds ausmacht. Lasst mal in einem 1000er Venue den Drummer loslegen. Open Air sieht das wieder das wieder etwas anders aus, aber da erreicht man auf Grund der nicht vorhandenen bzw. geringeren Reflexionen auch schneller ein gutes Ergebnis.

 

[Nachtschicht]

würds nicht ganz so hart trennen. auch in ner 1000er venue kannst du mit den scenes arbeiten, man muss halt die drumgruppe dann absenken (und ggf. die gitarren, je nachdem wie still die bühne ist).
die von dir formulierte grenze 2000 bzw open air gilt eher für den anwendungsfall "scene aufrufen und man muss nix mehr machen", meistens ist es nur die halbe miete (für FOH zumindest, für monitor ist recall heutzutage nahezu ne 1 zu 1 sache wenn mans richtig macht). aber auch halbe miete ist ja mehr als gar keine

 

[jaeger-audiodesign]

@ Nachtschicht ich wollte damit vor allem verdeutlichen, dass man in nem 250er Club keinen virtuellen Soundcheck machen braucht. Da wird man sich nämlich hinterher schwer wundern warum der Livesound der Band hinterher ganz anders klingt.

 

[Nachtschicht]

aber man muss ja nicht mit so ner scene-mentalität da ran gehen. zum vorprogrammieren von diversen details wie getimten effekten usw ist es selbst in so einem extremfall zumindest aufwandsparend (ein extremfall der ansonsten aber absolut kanonen auf spatzen ist, da hast du schon recht)