Song zu dumpf mit Studiokopfhörern

[ErnteKohlrabi]

Guten Tag,

ich bin am Ende mit meiner Google-Suche und Recherche und ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Zur mir: Ich bin sehr laienhaft unterwegs (wahrscheinlich sogar im falschen Thread). Mache Musik mit Ableton Live und habe vor ca. einem Jahr eine hübsche Stange Geld für Studiomonitore und Studiokopfhörer ausgegeben.

Das Problem: Wenn ich meine Lieder auf den Studiogeräten produziere, klingen sie einwandfrei. Sie sind sehr ausgewogen und klingen für mich optimal. Alle Tiefen und Höhen sind so, wie sie sein sollen. Jeder Klang ist sehr detailreich und klar. Für mich ist der Song in diesem Zustand vollendet.

Die Bässe sind nicht zu laut und man nimmt sie kaum wahr. Der Subbass ist über die Studiogeräte eigentlich gar nicht wahrzunehmen.

So weit, so gut. Wenn ich nun aber das fertige Lied über meine "normalen" Musik-hör-Boxen und Kopfhörer laufen lasse, sind die Tiefen völlig überdreht. Die Kick überdröhnt das gesamte Lied und der Bass ist auch viel zu basslastig. Die Höhen klingen einigermaßen normal aber insgesamt ist der ganze Song viel zu dumpf.

Meine bisherige Lösung: Ich benutze das Studio-Equipment nicht mehr. Ich produziere alle Songs auf meinen "normalen" Boxen und Kopfhörern, denn dann ist das Ergebnis so wie ich es haben möchte.

Warum soll ich mir erst mit den Studiokopfhörern den Song "versauen" um ihn dann mühevoll wieder mit meinen Billig-Kopfhörern auszubessern?

Vielleicht habe ich auch das ganze Prinzip noch nicht verstanden und ich kann mit der Technik einfach nicht umgehen. Mich frustriert es nur die Technik hier rumfliegen zu haben und bei jedem neuen Versuch enttäuscht zu werden.

Über Hilfe wäre ich sehr dankbar viele Grüße!

 

[muffy]

Um diese Frage besser beantworten zu können: welche Boxen, welche Kopfhörer?

Grobe Idee: die "Studioboxen" bilden den Bass deutlich schwächer als die "normalen" Boxen ab, weswegen du da reindrehen musst - was aber auf der andern Seite dazu führt, dass es auf den "normalen" Boxen zu bassig klingt.

 

[TheSnatcher]

Moin! Erste Frage wäre: Welche Boxen benutzt du als Studiomonitore? Eigentlich sollten die Bässe bis zu einer gewissen Grenze darüber hörbar sein.

Vorschlag um das zu umgehen: Schau dir im Summenkanal über einen Analyzer die Frequenzverteilung an - da dürftest du ziemlich schnell sehen, ob der Bassbereich von der Energie her zu laut ist.

Auch wenn ich davon ausgehe, dass du das überprüft hast: Wie sind die EQ Einstellungen an deiner "Musikhör-Anlage"? Wenn du da nen dicken Bass Boost mit drin hast kommt das natürlich auch zum tragen

Edit: Da war muffy schneller als ich

 

[Signalschwarz]

Monitor-Boxen und -Kopfhörer sollen, was den Frequenzverlauf/die Frequenzgewichtung betrifft, möglichst neutral abgestimmt sein und eine hohe Impulstreue aufweisen. Dann gibt es noch weitere Eigenschaften, aber die beiden zuvor genannten sind wohl die wichtigsten und selbst bei günstigen Fabrikaten aus dem Einsteigersegment sollte man darauf achten, dass diese Eigenschaften, soweit im Preisbereich realisierbar, "gut" sind.

Diese Neutralität hat den Sinn, dass man auch wirklich beurteilen kann was klanglich vor sich geht und wie sich Bearbeitungen auswirken.

Natürlich muss dann eine Transferfunktion beim Mixing stattfinden, das heißt der Mixing-Engineer muss wissen, wie sich ein Mix auf einer "neutralen" Monitor-Abhöre auf den üblichen Wiedergabesystemen da draussen in der realen Welt übersetzt/anhört. Dazu ist eine gewisse Lernphase notwendig.

 

[ErnteKohlrabi]

Danke für eure schnellen Antworten!

Meine Studiomonitore: KRK RP6 RoKit G3
Mein Studiokopfhörer: Beyerdynamic DT 770 pro 250 Ohm

Das mit dem Analyzer ist ein guter Tipp. Werde gleich mal schauen, wie der Frequenzbereich so aussieht.

Ich schätze anscheinend den Bassbereich auf den Studiogeräten nicht richtig ein

 

[muffy]

Bingo! Die Rokits können richtig tiefe Subbässe nicht (so gut) abbilden. Daher drehst du sie ordentlich rein. Auf den 770er - bei manchen Leuten als Bassmonster oder Dumpfdosen bekannt - klingt es dann entsprechend übertrieben.

Ich würde den Bassbereich eher mit den 770ern mischen und dann auf den Rokits hören. Sorum sollte es besser passen.

Je nach Style würde ich mir einen Sub gönnen. Dann hättest du ein solides System. Die 770er sind zum Mischen generell nicht unumstritten.

 

[Signalschwarz]

Geilo, ich habe mir insgeheim schon gedacht, dass es sich um KRKs handelt - schwacher Bass, überzogene Höhen. Aber sehen halt toll aus.

 

[muffy]

Aber sehen halt toll aus

Rate mal, was meine ersten Boxen waren....^^

 

[synthpark]

Danke für eure schnellen Antworten!

Meine Studiomonitore: KRK RP6 RoKit G3
Mein Studiokopfhörer: Beyerdynamic DT 770 pro 250 Ohm

Das mit dem Analyzer ist ein guter Tipp. Werde gleich mal schauen, wie der Frequenzbereich so aussieht.

Ich schätze anscheinend den Bassbereich auf den Studiogeräten nicht richtig ein

Hallo! Erstens sind die DT770, also deine Studiokopfhörer, ziemlich bassbetont. Wenn du damit Probleme mit "nicht vorhandenen Bass" hast, liegt hier ein ernsteres Problem vor. Genauso empfinden manche Kunden die KRK RP6 G3 als satt im Bass. Kann entweder an der Raumakustik liegen, oder an den Ohren. Mal mit wandnaher Aufstellung probiert, oder gar in den Ecken? Da bekommt man nochmal deutlich mehr Bass rausgekitzelt. Manchmal ist es eher so, daß man sich die Hörgewohnheiten versaut hat, oder man hat in der Tat ne Hörschwäche. Wenn man ne Weile auf nicht ganz so bassbetonten KHs mischt und abhört bzw. stundenlang Musik hört, dann eicht sich das Ohr um. Hinterher klingt der Bass auf den Bassmonstern oft zu laut. Daran merkt man, wie stark der subjektive Eindruck vom Gewöhnungseffekt abhängt.

 

[AndiPaulo]

Wie groß ist dein Raum?

Ich hab früher mal probiert in nem extrem kleinen Raum zu mischen. Die Bässe waren am Mischpult nicht zu hören, nur 2 m dahinter.
Räume können den Bass-Bereich völlig durcheinander bringen.

 

[NiCKEL]

Die 770 haben zwar ordentlich Bass... aber sie gehen auch nicht so gaaanz weit runter. Zudem komprimieren sie ordentlich. Ein Analyzer ist da glaube nicht das richtige Tool. Es gibt KH, die noch ein bisschen weiter runter gehen, als die 770.

Manchmal ist es eher so, daß man sich die Hörgewohnheiten versaut hat, oder man hat in der Tat ne Hörschwäche. Wenn man ne Weile auf nicht ganz so bassbetonten KHs mischt und abhört bzw. stundenlang Musik hört, dann eicht sich das Ohr um. Hinterher klingt der Bass auf den Bassmonstern oft zu laut. Daran merkt man, wie stark der subjektive Eindruck vom Gewöhnungseffekt abhängt.

Ja, das hatte ich schon zwei mal, in Perioden, wo ich nichts gemischt habe, aber unterwegs und auf der Arbeit viel Musik über Earbuds gehört habe. Momentan habe ich meine im Studio ausgemusterten 770 auf der Arbeit, in der Hoffnung dass mir das so schnell nicht nochmal passiert. Davor hatte ich die alten K271 auf der Arbeit. Doch mit denen sind mir regelmässig Dinge aufgefallen, die ich im Studio nicht gehört habe. Die haben zwar andere Defizite, aber sie sind wieder zurück im Studio Für die Bässe nehme ich aktuell den 7506 von Sony. Mit den DT770 sind mir noch nie Dinge aufgefallen, die ich woanders nicht gehört habe.

 

[ErnteKohlrabi]

Vielen Dank nochmal für die Antworten.

Ich habe ein wenig herumprobiert und den unteren Frequenzbereich ausgedünnt. Klingt schon besser.

Muss mich wohl auf die Studiokopfhörer einstellen und andere Soundquellen ausprobieren, um den "perfekten" Punkt zu treffen. Hab mich bisher immer nur auf eine Quelle verlassen.

Meine Hörgewohnheit ist anscheinend wirklich auf die bassbetonten Kopfhörer gewöhnt.

Dennoch finde ich es schwierig, gerade im EDM-Bereich, mich mit den Studiogeräten auf so wenig Bass einzulassen

Übung macht da wohl den Meister

 

[NiCKEL]

Übung macht da wohl den Meister

Prinzipiell ja schon. Aber was dein System nicht überträgt (Frequenzen unter XY Hz), kannst du nicht hören. Und was du nicht hörst, kannst du nur im Blindflug einstellen. Da kannst du den Kram höchstens wegschneiden (Low Cut)... Kontrolliert formen wäre besser.

 

[Cruba]

Ich würde den Bassbereich eher mit den 770ern mischen und dann auf den Rokits hören. Sorum sollte es besser passen.

Also ich hör mir meine Sachen immer auf einem 20 Euro MP3-Player mit billigen Inear an. Nachdem ich jetzt viel im Mixing dazugelernt habe, ist es mir erstmalig gelungen, dass mein neuster Song in den Bässen trotz voller Lautstärke auf Anschlag im Player nicht zerrt - obwohl ich Lowendfan bin.

Noch fieser ist Musik auf TV... Da versag' ich durch die Bank. Voll lustig.

Meine Hörgewohnheit ist anscheinend wirklich auf die bassbetonten Kopfhörer gewöhnt.

Das wird so sein. Ich mische (leider) mit 20 Euro Sennheiser Kopfhörern und muss mir den Bass dazudenken. Wenn man dran gewöhnt ist, mischt man automatisch um das, was man hört und das, was es sein soll drumrum.

Hab mich bisher immer nur auf eine Quelle verlassen.

Verlassen ist falsch, das kann ja nicht gut gehen. Du solltest eine Quelle priorisieren und Dich auf sie einschießen.

Wäre natürlich schön, mal was zu hören.

 

[Gel Mitglieder 86341]

Der AKG K-612 Pro ist da besser für Dance und Techno.
Alle Beyerdynamic wirken seltsam ich würde es nicht komprimiert nennen, eher Eq verbogen ganz besonders die Custom Reihe, was ein unbehagliches Gefühl und dann pressen die einem dem Schädel das ist heftig was die für einen Anpressdruck haben.
Die Mechanik um den den Frequenzgang zu ändern funktioniert aber sehr gut.
Ich such auch nach einen guten erschwinglichen Kopfhörer Beyerdynamic und AKG ist schon mal raus weil ich wenn einen kleinen Allrounder möchte und wenn möglich auf einen Kopfhörerverstärker verzichten kann, könnte schwierig werden

Dir würde ich raten mehr Musik über deine KRK zu hören das du ein Gefühl für deine Lautsprecher bekommst und wie vorgeschlagen einen Analyser dazu laufen lässt und mal schaust wie der Bassbereich gepegelt ist, das immer im Hinterkopf werden deine Mischungen mit der Zeit immer besser.
Den Beyerdynamic kannst du getrost in den Müll werfen oder verkaufst ihn in der Bucht.