Samplen. Neue Schaffung, oder doch Piraterie???

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hallo liebe hrler!

ich hab da mal eine moralische frage zum thema samplen:

zum einen heißt es, sei du selbst, klau nix, auf der anderen seite wird gesamplet, daß es kracht. es gibt da einen musiker, von dem wurde glaube ich jedes lied aus den 70ern gesamplet. als er in einem interview drauf angesprochen wurde, meinte er, er fände es schade, daß den jungen leuten nichts mehr einfällt. hat er recht??

bei manchen hiphop oder triphop liedern gefallen mir die samples recht gut. höre ich dagegen das original, so finde ich das gesamplete stück meist einen erbärmlichen abklatsch, ja manchmal sogar fast eine vergewaltigung des originals.

was findet ihr?
grüße, der kollege
:)
 
Fladeranten sind künstlerische Trittbrettfahrer. Glücklicherweise bleiben uns solch Zweifelhafte "Stars" auf Dauer eh erspart. Qualität und Eigenständigkeit setzt sich auf Dauer immer durch und kann auch vom Mediendiktat nicht erstochen werden.

Gruaß

Rold
 
ich denke man kann sampeln (klauen) und trotzdem damit kreativ umgehen, wenn man natürlich versucht mit bekannten fragmenten aufmerksamkeit zu bekommen, weils ums geschäft geht, ist das schon ärmlicher.
 
Nehmen wir doch zum Beispiel Beck:
Über weite Strecken aus Samples generierte Musik, z.B. auf Odelay.
Wer diese Platte hört und dann weiterhin behauptet, Sampling sei per se "geistiger Diebstahl" und vor allem "unkreativ", muss ein Vollidiot sein.

Wieviel von aller veröffentlichter Musik benutzt denn kein ähnliches Prinzip? Ist ein C-F-G Akkordwechsel nicht auch "geistiger Diebstahl"? Oder nahezu jedes "konventionelle" Metal Riff? Lebt Musik nicht davon, das man dekontextualisiert und weiterverarbeitet?

Darüber, dass eine 90er Eurotrashproduktion (Technobeat und gesampelter Hitrefrain) keine kreative Leistung darstellt, brauchen wir, denke ich, nicht zu sprechen.
 
Kollege schrieb:
es gibt da einen musiker, von dem wurde glaube ich jedes lied aus den 70ern gesamplet. als er in einem interview drauf angesprochen wurde, meinte er, er fände es schade, daß den jungen leuten nichts mehr einfällt. hat er recht??
Nein, natürlich nicht. Solche Pauschalurteile treffen doch nie zu. Hier auf hr.de gibt es dauernd neue Musikbeispiele, die zeigen, wie viel den jungen und auch den älteren einfällt.


Ursprünglich wurde aus 2 gründen gesampelt:

1. Um musikalisch weiter zu kommen und Dinge zu machen, die ohne Samplingtechnik nicht gehen. Als es noch keine Sampler gab, wurde in der neuen Musik (z. B. Stockhausen) schon mit tapelloops experimentiert. Auch "Krautkrock" Pioniere wie Can arbeiteten mit tapeloops. Auch Zappa hatte in seiner späten Phase eine riesige Datenbank mit Samples. Diese Künstler "sampleten" natürlich in erster Linie sich selbst oder irgendwelche Geräusche.

Dennoch trat die Samplingtechnik quasi die Nachfolge des per Hand geschnitten Tapeloops an, genau wie das Harddiskrecording irgendwann bei den meisten Produktionen die Bandmaschine ersetzte.

2. Im Hiphop war das Samplen von Vinyls eine natürliche Entwicklung - nach dem DJ kommt das Samplen. Dabei ging es aber nicht darum, zu klauen, sondern Respekt gegenüber dem gesamplte Künstler auszudrücken, so nach dem Motto: Seht mal, was fürn geilen Groove z. B. diese Soulbands drauf hatten. Mit dem erkennbaren Samplen macht man immer auch Werbung für den originalkünstler. Als 2tes ging es natürlich darum zu sagen: Seht mal, was wir aus diesem alten Zeug fürn heissen Shit machen ...

Letztenendes gibt es eben gute und schlechte Musik. Mit dem Einsatz von Sampling hat das nur sehr bedingt zu tun.

Und: Ist es eine moralische Frage, ob man ein guter Musiker ist oder nicht? Wohl eher nicht ... Es ist wohl eher eine moralische Frage, ob man Lizenzen für Sampels zahlt oder nicht. Eine moralische Frage könnte auch sein, wieviel von der Lizenzzahlung beim Originalkünstler wirklich ankommt ...
Traurigerweise war es für einige Plattenbosse nämlich überhaupt kein moralisches Problem, in den alten Zeiten eine Menge schwarzer Musiker total abzurippen ...
 
Dabei ging es aber nicht darum, zu klauen, sondern Respekt gegenüber dem gesamplte Künstler auszudrücken

mag sein.
aber eine solche aussage von einem der samplet, habe ich noch nie gehört, sondern viel mehr: 'hör mal, hab ich gemacht.'
und mal ehrlich, bei den meisten liedern, die samples anderer lieder verwenden, bleibt nichts übrig, wenn das sample wegfällt. da wird ein sample genommen und ein lied drumherumgebaut.

da kann ich mir doch gleich ein schönes gemälde nehmen, pinsel meine hässlichen strichmännchen dazu und sag dann: 'schaut her, hab ich gemacht.'
dann sagen alle: 'ooh, welch schöne, interessante kunst!'
aber wenn das eigentliche gemälde weg ist, bleiben nur die schäbigen männchen.

deshalb: selber machen...

grüße
kokollegege ;)
 
...und wenn man eine sample cd (oder ähnliches wie getriggerte schlagzeugsamples) benutzt, ist das auch nur "malen nach zahlen" ?

ich mache mir zwar prinzipiell auch alle samples selbst, aber es gibt schon sehr gute musik die auf samples anderer stücke basiert.
 
...und wenn man eine sample cd (oder ähnliches wie getriggerte schlagzeugsamples) benutzt, ist das auch nur "malen nach zahlen" ?

natürlich nicht. klar, oder?

wer sich ein ganzes riff, oder was weiß ich wieviele takte aus einem lied herausschneidet und selber neu verheizt, ist in meinen ohren ein dieb, ob er nun dafür zahlt, oder nicht.
ich finde es eben interessant, wie digitalprediger dann doch wieder analoge samples klauen, um ihren sound rauszureißen...

gut.
 
bei vielen chartliedern ist es doch nicht anders, da nennt man es halt covern und nicht samplen und frischt einfach irgendeinen alten track auf, der vor 3,5,10 oder 30 Jahren schon erfolgreich war.
und die meisten denken es wär was neues...

samplen bedeutet ja nicht gleich das man sich 4 bars nimmt und diese loopt und bum tschak drunter setzt...
 
samplen bedeutet ja nicht gleich das man sich 4 bars nimmt und diese loopt und bum tschak drunter setzt...

für viele hiphops schon.
manche schämen sich dann und zerhacken das sample dann noch, was im endeffekt noch erbärmlicher ist. :roll:
 
Kollege schrieb:
samplen bedeutet ja nicht gleich das man sich 4 bars nimmt und diese loopt und bum tschak drunter setzt...

für viele hiphops schon.
manche schämen sich dann und zerhacken das sample dann noch, was im endeffekt noch erbärmlicher ist. :roll:

so läufts aber ab!

entweder irgendwas loopen oder zerhacken und neu einspielen.
die letzten jahre wird zwar immer mehr selber mit instrumenten und viel mit synties eingespielt, aber früher wurde fast hauptsächlich gesamplet
 
bei vielen chartliedern ist es doch nicht anders, da nennt man es halt covern und nicht samplen und frischt einfach irgendeinen alten track auf, der vor 3,5,10 oder 30 Jahren schon erfolgreich war.
und die meisten denken es wär was neues...

Das ist wahr.
Es kommt im Endeffekt aufs gleiche raus.
 
Schon wieder eine Grundsatzdiskussion, Kollege? Samplest Du Dich da nicht vielleicht selbst? :D
 
Kommt auch immer drauf an was man nu damit meint...ein kleiner Loop der am Besten auch noch in einem neuen Taktraster geschnitten ist kann sehr interessant sein, einfach nen [g=52]Chorus[/g] zu sampeln und drumherumzurappen ist dann schon wieder arm, weil es klar ist das was immer gut war auch dann noch gut ist... zumeist ist das gerappe drumrum gänzlich gehaltlos. Dennoch gibts auch hier Ausnahmen, finde z.B. Eminems "Stan" sehr cool! Musik ist halt was man draus macht, sobald man der Musik den Kommerz anhört bleibt nur ein: AUS!
 
Schon wieder eine Grundsatzdiskussion, Kollege? Samplest Du Dich da nicht vielleicht selbst?

:D :D tatsächlich, das tu ich, aber sich selber samplen darf man ja. steht zumindest schon drin.
nun ja. samplen hin oder her:
prüft immer, was ihr tut und hinterfragt woher alles kommt.
ein narr, wer 1000jährige musikgeschichte leugnet und aus dem NICHTS neues schaffen will.
stützt euch nicht auf 'godfathers' of irgendwas, sondern fragt weiter...

bis dann
der kollege

:)
 
Eine Frage, die nur jeder für sich selbst beantworten kann. Wenn Du Bock drauf hast, mach es, wenn nicht, dann lass es eben. Ist doch vollkommen Wurst was andere davon halten, denn Du wirst ohnehin immer nur einen Teil der Hörer zufriedenstellen können. Und zwar egal ob alles handgemacht oder gesampled ist.

Ich habe mir selbst jedenfalls zwei Regeln zur Befolgung aufgestellt:
1. Klaue nur, was sich lohnt
2. Klaue nur, was Du auch nachspielen kannst

Keep on stealin'
Gruß Stephan
 
Ich halte das für eine Stil-Frage. Nix drauf haben aber auf dicke Hose machen ist wie das "Illegal"-Schreien eine Zeitgeisterscheinung. Ich halt von beidem nix. Musiker die samplen wollen, weil sie wissen was sie tun, sollen es machen. Nichtskönner und Moralapostel haben hingegen das Haupt zu senken und zu schweigen ;-)
 
wenn man was samplelt, dann klaut man etwas was andere geschaffen haben.
ich denke, das man das verbieten sollte, da ich auch nicht will, dass irgendjemand
meine sachen sampelt.
das habe ich in mühevoller arbeit gemacht und da hätte ich
echt ein problem damit.
das ist der grund, warum ich nicht sample.
bei keinem song von mir kann man ein sample hören.
 
Wieso sitzt du auf deinem Kram wie Gollum? "Ein Lied sie zu knechten..:" oder was? Ich kann sowas nicht verstehen.
Abgesehen davon, dass ich wohl kaum Gefahr laufe mit meinen Gothic Metal Songs gesampelt zu werden, würde ich es als Ehre erachten gesampelt zu werden. Es sei denn es handelt sich um irgendein Music Maker Kid. Aber dann isses auch wieder egal. Die einzigen Hörer die diejenigen haben, sind ihre Mama und Leute die auf MP3-Portalen versehentlich auf den "Preview"-Button gedrückt haben. Sollen sie halt machen. Typisch deutsch dieses Rumgeflenne von wegen "sollte man verbieten"..."alles meins" ..."geht doch nicht". Ellenbogen-Einzelkinder jetzt auch auf der "guten" Seite des Musikgeschäfts. Schöne neue Welt.
 
@dave: word!
 

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