Was man eigentlich immer machen kann, um zumindest mal einen ganz groben Hinweis darauf zu haben, wo das Problem überhaupt liegt:
- In sehr flachem Winkel über die Griffbrettkanten gucken. Von der Kopfplatte her zu schauen bietet sich da an (zeigt der Typ im Bonedo-Video auch). Macht man einmal am oberen, einmal am unteren Griffbrettrand. Die Kanten sollten idealerweise minimal konkav, vielleicht auch schnurgerade aber auf *gar* keinen Fall konvex sein, letzteres ist quasi die Schnarrgarantie schlechthin, es sei denn, man will die Saiten ganz extrem hoch legen, was ja kein großer Spaß ist.
- Als Verfeinerung, und weil man nicht immer alles sofort sieht: Im ersten Bund und bspw. im 15. Bund zeitgleich greifen und dann schauen, ob in der Mitte zwischen Bünden und Saiten noch etwas Luft ist. Bei gut eingestellen Gitarren ist das meistens so, spielt sich aber in der Größenordnung von dickem Papier ab. Nur komplett aufliegen sollten die Saiten idealerweise nicht, das deutet dann auf einen konvexen Hals hin.
Stellt man fest, dass der Hals in der Tat konvex ist, kann man das an sich selber beheben, bzw. es zumindest versuchen. Dafür braucht man aber zwingend einen passenden Schlüssel (meist Inbus) für den Halsstab.
Wenn der nur von der Korpusseite zugängig ist, würde ich, wenn ich das nicht schon häufiger gemacht habe, die Finger davon lassen, meistens kommt man dann nämlich nur ran, wenn man das Schlagbrett entfernt oder aber sogar den Hals abmontiert (unfassbar dämliche Sache, geht mir leider mit meiner Nr.1 so...), beides ist nicht mit gespannten Saiten möglich, man verliert im Prinzip bei jedem Rumfummeln einen Satz Saiten.
Wenn der Halsstab hingegen von der Kopfplatte her zugängig ist, kann man das bedeutend lockerer angehen. Nur sollte man *sehr* vorsichtig sein und sich, auch wenn unterm Strich größere Bewegungen erforderlich sind, Stück für Stück rantasten. Wir reden hier von ca. einer Viertelumdrehung pro Operation, maximal einer halben. Danach muss man das gute Teil erstmal stehen lassen (oder drauf spielen), damit sich Halsstab und Holz "setzen" können. Erfahrungsgemäß reichen da ein paar Minuten, die sollte man aber auf jeden Fall verstreichen lassen.
Wenn man merkt, dass diese kleinen Einstellbewegungen nix bringen, sollte man es bleiben lassen und einen Spezialisten konsultieren.
Ist der Hals dann gerade (bzw. minimal konkav) und es schnarrt noch immer, kann man sich der Saitenhöheneinstellung am Steg widmen. Wenn das nur für den Steg als ganzen geht, würde ich hier vorher die Saiten zumindest lockern, gerade dann, wenn es sich um ein Vibratosystem handelt, bei dem man nur die Standschrauben justieren kann (wie etwa bei den meisten Floyd-Rose Modellen der Fall). Und natürlich wieder nur sehr vorsichtig vorgehen.
Diese Operationen muss man zwingend mit einem Saitensatz in der Stärke vornehmen, die es dann auch sein soll, alles andere ist vergebliche Liebesmüh. Idealerweise nutzt man auch dieselbe Marke, denn selbst bei gleicher Saitenstärke gibt es streckenweise große Unterschiede in punkto Saitenzug. Und auch die Stimmung sollte die sein, in der man üblicherweise spielt.
Bei umfangreicheren Operationen in punkto Stegjustierung sollte man auch unbedingt einen zweiten Satz Saiten einplanen, denn der erste könnte danach durch sein.
Ist nach diesen eigentlich locker selber machbaren Geschichten keine deutliche Besserung zu spüren oder die Saitenlage unangenehm hoch (um eben Schnarrerei zu vermeiden), hilt an sich nur der Gang zum Gitarrendoktor, zumindest dann, wenn man keine Erfahrung hat und sich das Instrument nicht versauen will. Abrichten von Bünden inkl. neuem Sattel und kompletter Neueinstellung der Gitarre kann man für €100-150 bekommen. Idealerweise geht man damit zu jemandem, den man über Bekannte kennt.
