Was die Nachbearbeitung angeht: Dass nachbearbeitet werden MUSS, ist mir auch klar. Ich wollte eben allein schon mit der rohen Spur gute Ergebnisse haben, um später weniger bearbeiten zu müssen
Das ist auch genau der richtige Ansatz. Denn Shit in -> Shit out.
Ich bearbeite zunächst die Vocals immer mit dem EQ, dann komprimiere ich sie und wenn nötig kommt dann noch ein De-Esser drauf. (Alle Plugins sind von Waves).
Wie bearbeitet ihr eure Vocals mit dem EQ? Welche anderen Plugins verwendet ihr?
Wie bei allen anderen Aufnahmen auch, gilt aber insbesondere für Vocals:
Ziel ist es, außer einem Low-Cut / High-Pass überhaupt keinen EQ auf der Stimme anwenden zu müssen.
EQing macht man in erster Linie, um den Mix aufzuräumen, Maskierungen zu vermeiden und jedem Element seinen eigenen Platz zu geben.
Man fährt übrigens weitaus besser, wenn man nur absenkt und vom Anheben generell die Finger lässt.
Da der Gesang fast immer das Wichtigste im Song ist und "vorne" sein soll, senkt man die anderen Instrumente entsprechend so ab, dass sie sich untereinander (frequenzverteilungstechnisch) "verstehen" und dem Gesang nicht im Weg stehen, bzw. dem Gesang Platz lassen.
Außerdem sind EQ Eingriffe beim Gesang auch sehr schnell zu hören, da unser Gehör nun mal optimal auf das Erkennen von Sprache und Stimmen optimiert ist. Noch ein Grund mehr, die Finger von EQs zu lassen.
Wenn doch ein paar Anpassungen nötig sein sollten, versuche dich, abgesehen vom obligatorischen Low-cut, auf ganz sachte, flache Shelfs zu beschränken.
Die Vocals letztendlich fett und produziert klingen zu lassen geht mit anderen Mitteln als EQing viel besser.
Neben der passenden Kompression kann man die Stimme etwas anzerren, sprich Sättigung drauflegen. Man könnte sie auch mit delayed pitch shifting etwas verbreitern. Und natürlich ein Delay, einen Raum Effekt oder simplen Plate Hall drauflegen. Aber Vorsicht: Weniger ist mehr.
Ein paar Tipps zu Kompression: Oft machen sich mehrere (meistens 2) Kompressoren für verschiedene Aufgaben gut. Parallele Kompression (Wet/Dry) sorgt dafür, dass ein bisschen der natürlichen Dynamik erhalten bleibt.
Die Release Zeiten (genauso wie Delay und Reverb Zeiten) sollten im Song Tempo "atmen". Bei Vocals machen sich nach meiner Erfahrung vergleichsweise kurze Release Zeiten unter 100ms gut.
Eine interne High-Pass Sidechain im Kompressor kann dafür sorgen, dass der Kompressor nocht so stark auf die Bässe anspringt. Naturgemäß springen Kompressoren viel stärker auf tiefe Frequenzen an. Das ist auch der Grund, warum nach der Kompression meistens de-essed werden muss, weil die hochfrequenten Zischlaute im Gegensatz zum Rest kaum komprimiert werden.
Wie stark und wie genau komprimiert wird, muss natürlich individuell entschieden werden. Für nen Rap kann es ruhig mal ein bisschen extremer und knackiger sein, denk ich.
Delays, Raum und Hall fügen sich übrigens meistens besser ein, wenn die Höhen, aber auch die Bässe dort etwas zurückgenommen werden, also insgesamt eher mittenlastig sind.
Der Nahbesprechungseffekt ist übrigens wirklich nicht zu vernachlässigen.
Man muss auch hier einen Kompromiss finden: Viel Nahbesprechung führt dazu, dass die Aufnahme mehr "in the face" klingt, aber auch sehr bassig (und damit ggf. dumpf wird). Wenig Nahbesprechung (größerer Abstand) führt zu mehr Raumanteil auf der Aufnahme, was es automatisch schwieriger macht die Vocals nach vorne und "in the face" zu mixen. Daher sollten Gesangskabinen auch eher schalltot sein (natürlich keine Gummizelle ^^).
Ansonsten bringt das NT1a schon, wie viele Mikrofone, eine sanfte Höhenbetonung mit sich. Ein Blick auf den Frequenzgang macht sich da immer ganz nett:
Der "wacklige" Frequenzgang und die ganzen kleinen "Ausreißer" bescheinigen übrigens auch, dass das NT1 kein wirklich gutes Mikro ist.
Zum Vergleich der Frequenzgang eines Neumann U87 (ok, zugegeben, das ist ein Äpfel Birnen Vergleich):
