Richtiger Einsatz von Reverb

[Odaz]

Geht es jemandem ebenso?

Mir ging es bis vor kurzem genauso.

Dann wachte ich eines Morgens auf und habe bemerkt dass ich keine guten Monitore habe. Als ich diese beinahe-Erleuchtung hatte hörte ich plötzlich eine (nach Gott klingende) Stimme die sagte: "Scheisse Odaz, deine Raumakustik ist so schlecht dass du selbst auf den besten Lautsprechern der Welt nicht einmal annähernd beurteilen könntest was da vor sich geht". Ich war dann voll auf den Erleuchtung-Trip und vertiefte mich immer mehr in diese Sache. Dann kapierte ich sogar dass selbst wenn ich die besten Boxen und die beste Raumakustik hätte... es mir nichts bringt weil ich keine Kontakte habe die meine Musik irgendwie verwerten können. Und als ob das alles nicht schon genug wäre kam noch eine letzte Erleuchtung die mich wie eine Faust voll am Kinn traf: Selbst wenn ich die besten Kontakte hätte... ihnen wäre es Scheiss egal wie der Raumeindruck von meinen Stück ist. Wichtig sind nur die Melodien die in diesem virtuellen Raum erklingen.

Wenn Mischen dein Job ist oder es irgendwann mal werden soll dann empfehle ich dir auch dass du dir Bücher zulegst und Workshops besuchst. Falls nicht... würd ich nicht all zu viel Zeit dafür opfern.

 

[thomasflorence]

Sehe ich anders Odaz. Gerade wie eine Melodie klingt entscheidet, ob man sie mag oder nicht. Da kann die Melo noch so simpel sein.. wenn sie geil klingt, ists interessant. Und um zu wissen, wie du es geil klingen lässt, musst du dir unter anderem auch mal die Frage stellen, wie Reverb eingesetzt wird etc..

Klar, das Kreative darf nicht zu kurz kommen. Aber ist leider Gottes nur die halbe Miete.

 

[Odaz]

Jo also für mich zeichnet sich eine geil klingende Melodie eher dadurch aus, was sie umgibt. Der Rhythmus der Drums muss passen. Die Instrumentenwahl für die Begleitinstrumente ist genauso wichtig wie die Instrumentenwahl für die Melo.

Und ich sag mal so... Wenn das alles passt dann kann man mit einem Reverb nicht mehr viel falsch machen. Andersrum gehts aber nicht. Du kannst eine schlechte Instrumentenwahl nicht mit dem besten Reverb Plugin wieder gut machen.

Aber das allerletzte was ich will ist das Leute (und vor allem angehende Produzenten usw) jetzt den Eindruck bekommen, Reverb ist eh nicht so wichtig. Reverb ist der meist unterschätzte Effekt überhaupt obwohl es, bei richtigem Einsatz, das beste ist, was man seinem Track nur antun kann.

Aber ein Produzent der seinen Schwerpunkt auf "Produzieren" hat, ist mit ein wenig Kenntnisse über Tiefenstaffelung usw bestens bedient ist.

 

[Gel Mitglieder 58746]

Naja - geb ich noch schnell meinen Senf dazu...

Die geilsten FlächenEffekte als Reverb/Hall habe ich erzielt in dem ich verschiedene Hallplugins gekreuzt habe.

Wie ich vorging:

Zu erstmal habe ich versucht den Grundcharakter zu erkennen der den Sound im Mix bestimmen soll. Dazu zappe ich meist stur durch presets während der mix läuft & höre was geht, was geht nicht. Wenn ich noch unschlüssig bin. Mit etwas Training bekommt man hier schnell den dreh raus ob man einen kleinen Raum, eine Fläche oder gar etwas total abgedrehtes benötigt.
Nun - wir gehen nun davon aus das der Hall tragend und lang sein soll dabei aber in der Hallfahne noch viel geschehen soll.
Man schraubt sich dann langsam von vorne nach hinten durch das Hall. Die besten Ergebnisse erziele ich meist in dem ich auf der Spur selbst gar kein Reverb liegen habe. Dafür aber 3 oder mehr FX Sends die ich bei mischen kann. Je nach dem was genau mir an dem Reverb gefällt setze ich Lowcuts, lege einen Compressor dahinter (um den Charakter noch zu verändern) oder lege gar noch Delays oder Pannings mit in die Sendspur.

Gut harmonieren tuen zb. Der M30 mit dem UAD Dreamverb in Combination mit Abletons Reverb. Aber auch andere Reverbs können sehr nützlich sein. Irgendwie hat JEDES Reverb seinen Klangcharakter der mal dumpfer is mal sehr Diffus oder gar metallisch klingt. Diese Eigenschaften auswendig zu kennen kann helfen den Klangcharakter zu zeichnen der sich ergeben soll.. schluckt halt massiv CPU power.

Hat man dann die richtige Mischung gefunden kann man dies in Ableton zb. auf den Max. Wert des Reglers legen. Nun lässt sich recht intuitiv über zb. ein BCF2000 und dessen Fader jeder Send Effekt aktiv an die Situation im mix anpassen - mal dreht man raus mal rein. Mal mehr mal weniger dann haut man beim Break mal alles auf voll und lässt es ausschweben...
So lassen sich sehr Teuer klingende und interessante Flächen erzeugen die am Ende aus einem einfachen Sinus Beep etwas lebendiges machen von dem man kaum genug bekommen kann

Die Frage nach Richtig oder Falsch stellt sich aber bei der Art der Effektierung jedoch nicht. Wenn es im Mix geil klingt und klappt WARS richtig. Und wenn mans ausmacht und der Mix wirkt plötzlich lasch öde und uninteressant - sollte man es vielleicht wieder anschalten. Jedoch eines muss ich zu gestehen - zuviel mischen sollte man auch ned. Mehr als 3 Reverbs und das ganze klingt meist unscharf und durcheinander. Da macht es Sinn in Nah Mid und Far Distance auf zu teilen. Und die Raumanteile der Physikalischen Abfolge nach zu betonen. Ausnahme sind auch hier die Instrumente die von sich aus schon weiter weg stehen. Vom künstlerischen Aspekt jedoch is erlaubt was gefällt Auch Surreale Weiten können begeistern..

Ich hab mir abgewöhnt in Reverbs nach dem Preis zu beurteilen - ehr danach welchen grundlegenden Klangcharakter sie haben. Und ein Chrakter is mir das Geld echt ned Wert - zumal es SIR und co gibt die es ermöglichen das was man evtl. nicht in Freeware findet - damit zu ergänzen. Ein Raum der nun, ich nenns mal den Anspruch auf Realität erfüllen muss, benötig aber auch ein Reverb das diesen Ansprüchen gerecht wird. Ohne aber jetzt irgendwem auf den Schlipps Treten zu wollen behaupte ich mal frech: Um das aber auch richtig einschätzen zu können benötigt man mehr als eine Homerecording Umgebung! Da bedarf es dann schon wirklich eines Studios mit guten Boxen in dem auch wirklich was in die Raumoptimierung hineingesteckt wurde. Sonst hat das nämlich wenig Sinn tausende € in Hall zu investieren.

 

[anthe]

<mark>

 

[thomasflorence]

Da geb ich Optimus Prime Recht. Hall kann nicht beurteilt werden, wenn die Abhörumgebung nicht passt.

Was ich dem ganzen noch hinzusetzen mag: manche Klänge werden auch erst durch Effektierung interessant. Ein ganz normaler und langweiliger Synthieton kann durch eine vielzahl von Effekt so sehr verändert werden, dass interessant und "catching" klingt. Meiner persönlichen Meinung nach gewinnt dies auch immer mehr an Bedeutung. Gerade im House/Trance Bereich sind die Melodien doch recht simpel gehalten. Nichts kompliziertes von der Melodieführung und den Harmonien. Aaaber: es stecken so viele geniale Effekte drin.