Jain.
Es ist Teil des "Reamping" im ursprünglichen Sinne, mit einer DI-Box das trockene Gitarrensignal aufzunehmen, um es später wieder abspielen und bspw. durch andere Verstärker/Boxen/Mikrofone schicken zu können.
Vorteil: wenn der Studiomusiker schon lange wieder verschwunden ist, kann man trotzdem noch den Gitarrensound tunen ... oder einfach mit zusätzlichen Spuren von anderer Hardware anfetten.
Heutzutage, im digitalen Homerecording-Zeitalter, hat wahrscheinlich jeder Schlafzimmerstudiogitarrist (und -bassist) irgendeine Amp-Simulation im Rechner. Wurden die früher noch genutzt, um schlechten "echten" Aufnahmen mehr Qualität zu verleihen (basierend auf dem ursprünglichen Reamping-Prinzip) werden sie (in Schlafzimmerstudios) heute meist exklusiv genutzt.
Folglich hat sich der Begriff "Reamping" inzwischen -trügerischer Weise- von "alle Möglichkeiten offen halten" zu "ich benutze Amp-Simulationen" entwickelt.
Allerdings ist es so falsch auch wieder nicht, immerhin hat man ja die trockene DI-Spur auf dem Rechner und KÖNNTE tatsächlich "ursprüngliches" Reamping betreiben.
Wie's funktioniert:
Kleine Faustregel:
aktive Tonabnehmer - passive DI-Box
passive Tonabnehmer - aktive oder passive DI-Box
Aktive Tonabnehmer werden schon im Instrument vorverstärkt, brauchen also keine zusätzliche Verstärkung in der DI-Box.
Aktive DI-Boxen haben begrenzten Headroom, d.h. die Wahrscheinlichkeit der (ungewollten) Übersteuerung ist bei aktiven Tonabnehmern recht hoch, da diese meist ordentlich mehr Output haben als passive Tonabnehmer.
Von der DI-Box geht erstmal das XLR-Kabel in's Interface, damit wird der cleane Ton der Gitarre aufgenommen.
Der Klinkenausgang der DI-Box, meist mit "Through" oder "Thru" betitelt, geht in den Verstärker oder POD oder irgendwas anderes. Man kann somit parallel zum trockenen DI-Signal auch noch ein verstärktes Signal erzeugen (und aufnehmen), oder zumindest schonmal beim Einspielen latenzfrei mithören.
Wenn man jetzt die trockene DI-Spur im Kasten hat und noch eine "echt" verstärkte dazu aufnehmen möchte, dann spielt man die DI-Spur über's Interface ab, jagt sie zur Impedanz-Anpassung optimaler Weise rückwärts durch eine passive DI-Box (also Interface-Ausgang an DI Thru, Verstärker an DI Input) und schickt den Ton weiter zum Verstärker - den man dann widerum aufnimmt.
Ich habe hier auch schon gelesen dass man ohne die umgekehrte passive DI-Box in den Verstärker gehen kann, als ich das aber vor Jahren mal gemacht habe (weil keine DI-Box da war), habe ich nur Brummen geerntet.
[EDIT]
Um vom Interface in den Amp zu gehen, gibt es auch spezialisierte "Kasterl" mit zusätzlichen Schaltungsfinessen, z.B. wie von einem Vorposter genannt das von Radial. Auch Palmer haben eins im Angebot, kostet etwas weniger.