Räumlichen, ausgewogenen und vollen Sound erreichen

A

Anon2024

Registriert
19.04.24
Beiträge
30
Reaktionen
10
Punkte
62
Hallo zusammen,

meine Mixe klingen oft gerade in der Stereobreite und vom Hall zwar an sich okay, aber mir fehlt dieses dreidimensionale, ausgewogene, aufgeräumte.

Als Beispiel zur Verdeutlichung wie ich es gerne hätte habe ich diesen professionellen Mix von Aurosonic angehängt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=SUsVUcl_QLE

So ab ca. 40 Sekunden, wenn sich die einzelnen Sounds aufbauen (Atmo, Vocal und dann die Melodie die etwas später einsetzt), merkt man wie voll und räumlich das ganze klingt, obwohl man keine Hallfahne wahrnimmt. Ich versuche diese Art von professionellem Sound schon lange hinzubekommen und frage mich, wie man dies erreichen kann. Gerade im Hinblick auf diesen räumlichen Sound. Man nimmt den Hall wahr, aber hört ihn nicht. Selbst bei den Drums meine ich dies wahrzunehmen (okay beim Clap hört man eine leichte Hallfahne). Ich vermute, dass sind EQ-Einstellungen auf dem Hall? Und diese extreme Stereobreite gelingt mir auch meisst nicht, ohne dass die Korrelation aus dem Ruder läuft.

Habe ihr evtl. ein paar Tipps, wie ich dem näher kommen kann?

Viele Grüße
Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
obwohl man keine Hallfahne wahrnimmt
Ehm, die Perkussion sind ziemlich trocken, aber der Rest überhaupt nicht, dadurch grenzen sich die Sounds in ihrer wahrgenommenen Tiefe von einander ab. Das ist nicht nur im EDM-Bereich ziemlich beliebt.
 
Okay, werde ich mal ausprobieren. Wenn ich auf die Percussions keinen Hall packe, klingen sie oft zu dünn, aber vielleicht habe ich auch einfach die falschen Sounds genommen.
 
Na ja, neben der Stereoverbreiterung und der stringenten Verteilung im Panorama kann man auch mit Mid-Side-Processing viel erreichen. Und neben Reverb kann man auch Delay zur räumlichen Verbreiterung einsetzen, ähnlich einem Choruseffekt - oder subtiles PingPong mit langer Nachhallfahne.

In dem verlinkten Stück höre ich bei der Kick keinen Hall, die klingt auch ziemlich mono. Die Clap hat einen kurzen Gated Reverb mit etwas PreDelay, das kann aber auch Noise anstelle von Raumhall sein. Sie verändert sich auch im Laufe des Stückes bzw. wird gelayert. In die Breite geht die aber auch nicht. Ansonsten sind die Pads schon ziemlich breit, bestehen aus mehreren Stimmen mit leichtem Unison- bzw. Chorus-Effekt. Wenn man die mit geringem Dry-Anteil in einen Reverb mit langem Nachhall sendet, dann bleibt die Breite erhalten, obwohl man keine einzelne Stimmen mehr ausmachen kann, weil alles verschmiert. Auch da kann man mit Mid-Side-Processing noch mal mehr Räumlichkeit erreichen. Wichtig für den Eindruck von Tiefe und Breite ist (in der EDM) auch Bewegung im Frequenzbild durch dynamische Filter und dynamisches Panning (besonders in den höheren/hohen Frequenzen).

Beim Bass bin ich mir übrigens ziemlich sicher, dass der überwiegend in die Seiten gemischt wurde, damit in der Mitte Platz für die Kick und die Clap bleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay, werde ich mal ausprobieren. Wenn ich auf die Percussions keinen Hall packe, klingen sie oft zu dünn, aber vielleicht habe ich auch einfach die falschen Sounds genommen.
Layering, Saturation, EQ und Kompression machen (sehr) viel aus. Der Sound (Preset/Sample) sollte natürlich auch passen. Und perkussive Sounds sollte man meiner Meinung nach lieber mit einem Kompressor und kurzer Releasephase "verlängern" statt mit einem Reverb zu verschmieren (das ist aber natürlich genreabhängig). Und wenn mit "Perkussion zu dünn" gemeint ist, dass da (stille) Lücken im Rhythmus bzw. Groove verbleiben, dann muss man die auffüllen mit anderen Instrumenten (üblicherweise einem Rhythmusbass), Delays (Slapbacks) oder schlechtestenfalls Reverb. Denn Reverb "verschmiert" wie gesagt und verhindert, dass die Frequenzbereiche der einzelnen Instrumente sauber voneinander getrennt werden können. Das ist aber Grundvoraussetzung für eine saubere Verteilung im Panorama und in der Breite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

meine Mixe klingen oft gerade in der Stereobreite und vom Hall zwar an sich okay, aber mir fehlt dieses dreidimensionale, ausgewogene, aufgeräumte.

Als Beispiel zur Verdeutlichung wie ich es gerne hätte habe ich diesen professionellen Mix von Aurosonic angehängt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=SUsVUcl_QLE

So ab ca. 40 Sekunden, wenn sich die einzelnen Sounds aufbauen (Atmo, Vocal und dann die Melodie die etwas später einsetzt), merkt man wie voll und räumlich das ganze klingt, obwohl man keine Hallfahne wahrnimmt. Ich versuche diese Art von professionellem Sound schon lange hinzubekommen und frage mich, wie man dies erreichen kann. Gerade im Hinblick auf diesen räumlichen Sound. Man nimmt den Hall wahr, aber hört ihn nicht. Selbst bei den Drums meine ich dies wahrzunehmen (okay beim Clap hört man eine leichte Hallfahne). Ich vermute, dass sind EQ-Einstellungen auf dem Hall? Und diese extreme Stereobreite gelingt mir auch meisst nicht, ohne dass die Korrelation aus dem Ruder läuft.

Habe ihr evtl. ein paar Tipps, wie ich dem näher kommen kann?

Viele Grüße
Christian


Das Zauberwort heisst wie so oft "Early Reflections". Bei Hall / Reverb denken viele immer an 2-4 Sekunden lange Breifahnen. Warum nicht mal 200-300ms als kleine "akustische Aura" spendieren?

Was die Stereobreite angeht - ich persönlich bin per se kein Fan von "überbreiten" Images. Jedenfalls sollte man imho keine Breitmachtools auf die Summe packen, sondern auf eine einzige Stereospur im Mix, die vorzugsweise in den hohen Mitten präsent ist und zB als Effekt im Chorus einsetzt. Ist es durchgehend breit, hat man keinen Kontrast.
 
Habe ihr evtl. ein paar Tipps, wie ich dem näher kommen kann?

Hall (richtig langer) und Delay an den richtigen Stellen und pumpi pumpi vom Beat so das man nicht anders kann als mitzuhampeln :D

Stell mal was von Deinem Problemkind rein, dann ist's einfacher Tipps zu geben.
 
Hi, danke für die zahlreichen Tipps schonmal!

Ich glaube ich habe auf meinen Mixen meißt zuviel Hall auf vielen einzelnen Sounds. Das ist schonmal ein guter Ansatzpunkt. Ich werde mal ein bisschen mit den Eary Reflections arbeiten. Bei der Überbeite im Stereo Feld habe ich auch gemerkt das es bei mir schnell künstlich klingt, und auch die Korrelation dann nicht mehr passt.

Ich glaube hinsichtlich Kompressoren mache ich noch zu wenig. Da packe ich meißt nur was auf den Bus und auf die Summe, oder auf den Bass, maximal noch den Clap / Snare, aber nicht auf die perkussiven Drumsounds. Das werde ich mir auch mal genauer anschauen. Oft scheitert es bei mir gerade bei den Percussion Drumsounds aber auch schon an der Soundauswahl. Layering habe ich hier bisher noch gar nicht gemacht. Ich frage mich gerade, warum ich noch nicht auf die Idee gekommen bin :D Macht man ja bei anderen Sounds auch.

Saturation habe ich bisher auch noch nicht so viel verwendet. Da werde ich mich auch mal ausprobieren.

Ich kenne zwar viele der Techniken, weiß aber oft nicht wann ich sie anwenden soll und in welcher Kombination.
 
Ich EQe Reverbs grundsätzlich um sie besser einzubetten.

Hier eine Synthstrecke:
4 Takte mit EQ-Reverb > 4 Takte trocken > 4 Takte das gleiche Reverb ohne EQ

Der Zuspielpegel des Halls ist gleich.

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich EQe Reverbs grundsätzlich um sie besser einzubetten.

Hier eine Synthstrecke:
4 Takte mit EQ-Reverb > 4 Takte trocken > 4 Takte das gleiche Reverb ohne EQ

Der Zuspielpegel des Halls st gleich.

Anhang anzeigen 142809
Danke für das Beispiel :) So mache ich es im Prinzip auch und dann noch ein Kompressor auf dem Reverb der durch die Melodie im Sidechain gesteuert wird. Nur finde ich das meine Reverbs immer noch zu offensichtlich klingen, auch mit EQ.
 
Ah, Du bist da leider in eine ganz alte, aber leider beliebte Falle getreten. Wenn Du zwischen Deinem Song und der Referenz hin und her schaltest, fällt Dir da gar nichts auf? Die Referenz paßt nicht, der Song klingt viel voller und wärmer, weswegen er auch mehr Platz hat. Du müßtest mal probieren Deine Echos und die Hallräume noch mehr zu filtern. Vergiß irgendwelche Zahlen, wenn 4kHz zu hoch sind, mußt Du eben tiefer gehen und gucken, ob das dann eher paßt. Wenn nicht, müssen die Obertöne der Sounds selbst runter - wenn Dein Song so klingen soll wie die Referenz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein ERs dafür, dass Sounds sich ein wenig voneinander und vom Speaker lösen.
Darum ging es in der Fragestellung nach "mehr Stereobreite ohne Korrelationsprobleme" aber nicht. Das "Zauberwort" muss also ein anderes sein ;)

Ich will mich nicht streiten, heute nicht, aber ich bin mir sicher, dass der TE sein Problem nicht mit ERs lösen können wird. ERs sind sicherlich sehr hilfreich, wenn es um die Hervorhebung von perkussiven Instrumenten geht, besonders bei schlecht recordeten akustischen Drums, aber ganz sicher nicht für Kicks und Claps in der EDM, die ja zudem in der Regel in einem Drumsynth generiert wurden. Und bei der Verteilung von Padflächen, Reverbs bzw. Frequenzabschnitten im Raum sind ERs nun gänzlich sinnlos. Und ich finde es deshalb schade, dass der TE sich jetzt mit ERs statt mit dem meiner Ansicht nach weit zielführenderen Mid-Side-Processing beschäftigt, das in der EDM sehr häufig angewendet wird - eben weil man damit den Abstand zwischen den Instrumenten vergrößern und auch das einzelne Instrument "breiter" klingen lassen kann, ohne dafür die Stereobühne verbreitern zu müssen. Es geht dabei um maximalen Kontrast.

(@Anon2024) Beispiel: Man hört, wie durch Mid-Side-Processing die Stereo-Mitte freigemacht wird und dadurch der Eindruck entsteht, die Stereobühne wäre breiter geworden ... ist sie aber nicht! (Wechsel alle 2 Bars)



Das gleiche bei einer Kick (wenn man es brauchen sollte) oder eben stellvertretend für perkussive Instrumente. Und nochmal: es ist keine Stereoverbreiterung!




Auf diese Art und Weise ist auch der Bass in dem verlinkten Stück "Paradiese" in die Seite gemixt worden, damit in der Mitte Platz für Kick und Clap bleibt. Genauer: Die tiefen Frequenzanteile des Basses, die sich mit der Kick überschneiden würden, sind in der Mitte mit einem LowShelf herausgezogen und mit einem Glockenfilter in diesen Frequenzbereichen in der Seite betont wurden worden. Dort, in der Seite, finden sich von der Kick auch absolut keinerlei Anteile, weil die Mono spielt. Die kommen sich also nicht in die Quere. Und der Bass befindet sich mit seinem vollen Frequenzspektrum auch weiterhin in der Stereomitte und wurde nicht in die Stereoseiten gepannt. Das ist ein großer Unterschied!

In der grafischen Analyse von "Paradise" kann man deutlich sehen, dass die Bassfrequenzen in der Mitte ab ca. 400 Hz massiv abgesenkt und in der Seite um 150 Hz herum massiv angehoben werden. Die Darstellung zeigt den Querschnitt der Verteilung aller Frequenzen des Stückes. Das benutzte Programm heißt "Expose" von Mastering The Mix.

MidSide.jpg


Die Begriffe Mitte und Seite (Mid/Side) haben übrigens nichts mit der Stereomitte oder -seite zu tun, also nichts mit der räumlichen Mitte/ Rechts/Links. Der Begriff "Mitte" bezeichnet in diesem Fall die Summe aller gleichen Signale beider Stereo-Kanäle. In der "Seite" befinden sich dann die Differenzen zwischen linkem und rechten Stereokanal. Je nachdem wie man das eine oder das andere betont, ergeben sich daraus räumlich klingende Effekte. Im englischsprachigen redet man deswegen auch von Summe und Differenz (Sum/ Diff).

Es gibt auf Youtube leider keinen Videos zu diesem Thema, die mir wirklich gefallen, aber dieses hier sollte als Einstieg zumindest einen ersten Eindruck verschaffen können:


View: https://www.youtube.com/watch?v=vuB323FJQ8E

Mid-Side-Processing wird Dich sicherlich ein Stück weiter bringen, ist aber natürlich kein Wundermittel, denn so aufgeräumte Stücke wie "Paradise" und andere sind immer die Summe vieler kleiner Einstellungen im Mix. Mit Kompression (fürs Sounddesign) solltest Du Dich auf alle Fälle auch befassen. Viel Spaß beim Lernen und Ausprobieren :)
 
Die Begriffe Mitte und Seite (Mid/Side) haben übrigens nichts mit der Stereomitte oder -seite zu tun, also nichts mit der räumlichen Mitte/ Rechts/Links. Der Begriff "Mitte" bezeichnet in diesem Fall die Summe aller gleichen Signale beider Stereo-Kanäle. In der "Seite" befinden sich dann die Differenzen zwischen linkem und rechten Stereokanal.

😳🤯😵‍💫
 

Ähnliche Themen


Zurück
Oben