Provokativ - was mache ich, wenn ich Samples mischen sollte?

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Wäre ich Koch, und meine Kunden wollen heiraten, aber beim Essen ganz krass sparen, und man nimmt billigstes Fake Essen - nun, da wird ein Koch mit etwas Berufsstolz hoffentlich auch sagen, dass das wenig Sinn macht;-)

Wir müssen in der Branche auch zusammen arbeiten. Gewisse Dinge sind einfach nicht gut, wenn wir möchten, dass eine Produktion zum Erfolg wird. Da riskiere ich es gerne, mal was zu sagen, und nehme dafür ein Kauf, einen Kunden zu verlieren.

Und ich glaub nicht, dass man dem Kunden einen Gefallen tut, wenn er der König ist. Der Kunde kommt zu mir, weil er einen geilen Mix will - und wenn ich Sachen sehe / höre, so ich merke, da ist was noch nicht gut, dann sage ich das.
Ein kleines Geschichten, aber ein Wahres (und unrelated zu mir): Adrian Stern (einer der bekanntesten Pop Musiker in unserem Ländle) hat sein Album fertig produziert ("chum mir singe Songs wo mir liebä"), und wollte es noch mischen lassen. Das bei einem Engineer/Producer, den ich gut kenne. Der wollte anfangen zu mischen, fand dann aber die Synths einfach scheisse und hat ihm gesagt, dass er es so nicht würde mischen wollen. Adrian fragt, wieso und was man tun könnte? Produzent: Ein paar echte analoge Synths aufnehmen, und nicht alle Sample-Synths benutzen (ein paar sind ok) plus noch mehr am Producing arbeiten. Adrian: Ok let's do that! Und das Album wurde richtig cool.

Es würde vielen Produktionen guttun, etwas mehr im Ami-Style ranzugehen. (Ich weiss, das ist jetzt wieder provokativ:).
Aber in unseren Ländern (CH, A, DE), da höre ich einfach zu viel "Ach komm, das reicht doch ..." in den Studios.
naja, man sollte ihm vorweg natürlich schon klar machen, dass seine wunschvorstellung einen supergeilen mix zu bekommen, mit der realität nicht kompatibel ist.
wenn er bereit ist, aufgrund des materials abstriche zu machen, dann passt es doch.
du musst es ja auch nicht als dein referenzprojekt vorzeigen...
 
Ich verstehe das Problem nicht. Da schreibt man dem Kunden eine Mail, in der man die Bedenken dokumentiert. Will er es doch - take the money and run. Wenn's gar nicht geht, verzichtet man halt lieber auf die Credits oder nimmt ein Pseudonym.


Das ist sozusagen das goldene Motto.^^ Und der Grund, warum manche Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt hatte. Generell. Solange es nur einen da draußen gibt, dem es nicht langt, wird der den Job machen.
Alles gut, wenn das jemand machen will. Ich aber will es nicht. Ich liebe meinen Job und möchte Produktionen machen, die ich schön finde, und ich hoffe, dass meine Hörer sie auch schön finden. Wenn die Zutaten, die ich kriege, das nicht erlauben, so lehne ich ab und mache was anderes (oder mal ein paar verdiente Tage frei:)
 
Insofern ziehen ich einfach die Reissleine, wenn ich Samples höre, die echte Instrumente und Musiker ersetzen, in einer Situation, wo das einfach keinen Sinn macht.
Ich lehne mich mal sehr weit aus meinem Fenster...
Ich glaube , dass Ihr Profimixer/Produzenten euch noch wundern werdet, was für Musik/Samples Ihr noch mischen müsst.
 
Ich fasse zusammen:

nur OTB Mixing ist gut, nur echtes Orchester ist gut und nur analoge Synths sind gut.

Das wäre ja so als würden die Frauen sagen das jeder man der zu nahe am Pissoir stehen muss keine Chance hat.
Quatsch - das habe ich ja nie gesagt.

Was ich sage: Für gewisse Dinge, ja ist es so. Qualität muss von woher kommen, sorry. Wenn wir digitale Tools nutzen, sollten wir sie für das Nutzen, wofür sie gut sind, und das ist nun mal nicht um was nachzumachen, zu emulieren. Wenn ein echtes Orchester gefragt ist, dann gibts nur das. Wenn in einem Pop-Song Samples auch reichen, dann geht das.

Es gibt Dinge, die kann man nicht samplen. Bereiche, wo wir einfach Qualität benötigen. Wo wir nicht sparen sollten. Wo einfach "do a little bit more" besser wäre, als es einfach beim Seich zu belassen. Jedem das Seine.
 
Alles eine Frage der Zeit.
 
Irgendwie habe ich es nicht verstanden.
Waren es Samples ohne aussagekfräftigen Artikulationen? Billige 0815 Samples? Oder einfach schlecht arrangiert?

Okay, vielleicht bist Du in der Situation, wo Du es Dir leisten kannst.
Bin selbst und ständig Steinmetz. Würde ich so denken, wäre ich sehr schnell am Ende... In meiner beruflichen Laufbahn musste ich schon viel arbeiten ausführen, welches meinen Geschmack nicht gerade trifft. Egal, Kunde zahlt doch.

Ich hätte die 10K mitgenommen. Man kann doch weiterhin über alles reden und gegebenfalls bei beiden Seiten einen Kompromiss eingehen.
Ok, höre Dir an dieser Stelle kurz "Both Sides Now" von Joni Mitchell an.
Und dann sage mir, wie diese Produktion ohne ein echtes Orchester funktionieren sollte. Sie könnte es nicht. Nie und nimmer. Jeder der das ernsthaft anders sieht, hat keine Ahnung von einem Orchester.

Es gibt nun mal Produktionen, da brauchen wir die Interpretation von 90 Musikern. Die dann die Musik spielen, und dabei hören, wie sie komponiert ist, und sie entsprechend gestalten, sie zum Leben bringen. Die zusammen musizieren und so mehr als die Summer der Einzelteile herausholen. Das ist etwas ganz anderes. Wer wirklich glaubt, man könne sowas mit Samples machen, so dass es gleich berührt, also das weiss ich dann wirklich auch nicht mehr. Auf einem hohen Niveau geht das einfach nicht.

Für mich auf jeden Fall: Nicht egal, wenn Kunde einfach zahlt.

Wie gesagt, "Both Sides Now" sei empfohlen. Wenn jemand das mit Samples nachmacht, dann höre ich gerne rein:)
 
naja, man sollte ihm vorweg natürlich schon klar machen, dass seine wunschvorstellung einen supergeilen mix zu bekommen, mit der realität nicht kompatibel ist.
wenn er bereit ist, aufgrund des materials abstriche zu machen, dann passt es doch.
du musst es ja auch nicht als dein referenzprojekt vorzeigen...
Ich halte das für falsch. Das mag nur auf mich zutreffen. Aber ich empfehle es anderen Engineers auch: Macht nur Dinge, wo ihr dahinter stehen könnt. Manchmal staunt man, welche neue Türen aufgehen, wenn man durch einige Türen geschlossen hält.
 
Ich lehne mich mal sehr weit aus meinem Fenster...
Ich glaube , dass Ihr Profimixer/Produzenten euch noch wundern werdet, was für Musik/Samples Ihr noch mischen müsst.

Ich hoffe, dass Musiker, die Instrumente spielen, das weiterhin tun. Sich zu Bands, Orchestern, Chören zusammenschliessen. Ich hoffe, dass wir weiterhin, sowohl bei Konzerten, als auch bei Produktionen, echte Instrumente, mit Liebe, guten Miks und guten Mischungen hören können. Ich hoffe, dass wir auch elektronische Instrumente einsetzen, aber so, dass wir deren Vorteile nutzen, und nicht etwas ersetzen, was anders viel besser wäre.

Ich sehe (noch) keine Gefahr. Wären Samples wirklich ein Ersatz für das echte Instrument, dann hätten wir an klassischen Konzerten längst auch schon mal ein Sampling Piano gesehen.
Aber was die Zukunft bringt, wissen wir nicht.

Es ist ja lustig, dass sich alle, die sich hier echauffieren, die besagte Musik gar nicht gehört haben. Gar nicht beurteilen können, ob meine ablehnende Haltung dieser Produktion gegenüber nicht vielleicht berechtigt war.
 
Ich fasse zusammen:

nur OTB Mixing ist gut, nur echtes Orchester ist gut und nur analoge Synths sind gut.

Das wäre ja so als würden die Frauen sagen das jeder man der zu nahe am Pissoir stehen muss keine Chance hat.
hehe, super vergleich!
ich differenziere aber da so:
outboard gear gehört teuer verkauft
synthies klingen eh immer schlecht
gute live orchester sind für sinfonische musik nicht durch libraries zu ersetzen.

das ist natürlich nur meine eigene meinung dazu, und btw benutze ich selber ausgiebig orchesterlibraries und finde das toll, was das für möglichkeiten eröffnet. aber es ist eben nicht so gut wies live geht.
oder es ist besser, weil es live gar nicht performt werden könnte. 😎
 

In diesem Bericht steht übrigens viel zum Thema. Lest den doch, da steht viel über meinen, für einige vielleicht überkritischen Ansatz, drin geschrieben.

In diesem Bericht, ist übrigens eine ähnliche Situation beschrieben:

Für die aktuelle Jasmin Tabatabai Produktion (Jagd auf Rehe) wollte der Produzent (David Klein), dass ich diesmal mit nach Berlin fahre, um die wichtigen Vocal Aufnahmen zu machen. Beim letzten Mal hat das jemand anders gemacht und wir waren nicht zufrieden.

David verlangte nicht nur, dass ich mitkomme, sondern ich müsse auch die Verantwortung übernehmen, dass die Aufnahme absolut höchsten Ansprüchen genügen würde. Ich sollte also eines meiner U47 mitnehmen, einen Pre dazu und noch einen AD Wandler. Das Studio sei schon gebucht (Ich nenne es hier nicht).

Ich sagte David, dass ich das nicht machen kann. Er: Warum nicht? Ich: "Wenn ich die Verantwortung habe, bestimme ich auch den Aufnahmeraum und entscheide, wo wir in Berlin tracken. Denn das von Dir Gebuchte ist mir viel zu klein, und die Akustik ist nicht genügend gut. So kann ich die Verantwortung nicht übernehmen"

Er war kurz irritiert, aber wirklich nur ganz kurz. Denn er möchte Qualität haben. Er hat die Sachlage sofort eingesehen, das eine Studio abgesagt und das gebucht, was ich wollte.

Manchmal sind Kompromisse eben einfach falsch.
 
Es ist ja lustig, dass sich alle, die sich hier echauffieren, die besagte Musik gar nicht gehört haben. Gar nicht beurteilen können, ob meine ablehnende Haltung dieser Produktion gegenüber nicht vielleicht berechtigt war.

Wir (ich fühle mich explizit angesprochen!) echauffieren uns nicht, sondern fragen uns, ob die Absage alleine wegen Samples per se erfolgte oder aufgrund der Qualität. Sollte ich was überlegen haben - Brain-Fog.
 
Das ist und bleibt offenbar das große Mysterium.
Nein, es war wie gesagt Musik, die einfach nicht mit Samples funktionieren kann.
Versucht doch mal ein klassisches Werk mit Samples zu machen und die CD dann zu verkaufen. Sorry, es gibt Limitationen, und die sind grösser als ihr wohl denkt.

Wie gsagt: Nehmt Joni Mitchell (Both Sides now) als Beispiel, die Musik war recht ähnlich.
 
außerdem nimmt so gut wie jeder filmprod mit budget zumindest teile in echt auf.
Hmm, mach mal den Fernseher an und schau rein - Tatort, Inga Lindström, Kinderprogramme, soko usw. Sogut wie alle TV-Produktionen haben Musik aus der Dose, ganz egal ob orchestral oder nicht. Mitunter ist die Musik dennoch grandios
 
Wir (ich fühle mich explizit angesprochen!) echauffieren uns nicht, sondern fragen uns, ob die Absage alleine wegen Samples per se erfolgte oder aufgrund der Qualität. Sollte ich was überlegen haben - Brain-Fog.
Es ist für mich das Gleiche. Gäbe es Samples, mit denen man ein echtes Orchester (in einer Musik, wo es eine tragende Rolle hat) ersetzen könnte, und hätte er das genommen, dann hätte ich es ja gar nicht gemerkt, dann hätte ich mich ob diesen Tracks nicht echauffieren müssen und nicht absagen müssen, und hätte Samples gemischt, ohne es zu wissen, und selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich keine Probleme gehabt damit.
Die Emotion muss in der Musik sein. Zieht man alle Fader auf, und sie kommt nirgendwo her, dann muss diese Musik auch nicht gemischt werden. Zu überspitzt formuliert (aber trotzdem irgendwie treffend): Nimmt der Koch das Fleisch aus dem Kühlschrank und merkt, dass es nicht mehr frisch und gut ist, wird er es hoffentlich auch nicht mehr kochen:)
 
Hmm, mach mal den Fernseher an und schau rein - Tatort, Inga Lindström, Kinderprogramme, soko usw. Sogut wie alle TV-Produktionen haben Musik aus der Dose, ganz egal ob orchestral oder nicht. Mitunter ist die Musik dennoch grandios
Es war eine MUSIKPRODUKTION - keine Billig-Serie. Wobei: Tatort: Bei 2 Produktionen kenne ich die Komponisten - ne Streicher waren da nicht aus der Dose, sondern echt. Ich würde auch bei Serien dazu plädieren, echte Orchester aufzunehmen, aber klar, für ein Gute Zeiten schlechte Zeiten oder auch Inga Lindström, da reicht dann ne Sampling-Sülze auch aus.

Nochmals: Ich bin nicht gegen samples, aber es gibt einfach Musik-Projekte, da reicht es einfach nicht. Auch wenn das einige nicht wahrhaben wollen.
 
Wenn ich den Daniel recht verstanden habe, gehts nicht nur um das Thema VSTs oder "echt" - ich denke eher, dass man das etwas großzügiger auslegen kann und sollte.
Sprich, wenn die Zutaten nicht stimmen, dann kannst du mischen so viel du willst - shit in - shit out.
Btw. ich verstehe ziemlich genau was er meint, denn so gehts mir leider zu oft :cool: ..

Es würde mich nun aber interessieren, was er gemacht hätte wenn das Orchester großartig spielt aber die Sängerin nervig knödelt.
 
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