PROBLEM: Rückbezügliche Textstellen

[artname]

1. Danke für die letzten Kommentare! Sie klingen letztlich weniger nach Ablehnung, eher nach Interesse.

2. Jeder Mensch hat in sich selber einen speziellen Maßstab, wie lange er beim Hören oder Lesen von Texten am Ball bleiben kann und will. Früher interessiert mich noch der nackte Inhalt. Heute lasse ich mich viel mehr von der Originalität der Formulierung anlocken. Wenn Erich Kästner einen Text beginnt mit:

„Als sie einander acht Jahre kannten
und man darf sagen: sie kannten sich gut,“

da muss ich einfach weiter lesen. Einfach weil bereits die beiden ersten Versen mit feiner Ironie getextet sind. Dem oberflächlichen Leser wird noch nichts verraten, während der aufmerksame Leser bereits die Nachtigall trapsen hört.

„Da kam ihnen plötzlich die Liebe abhanden
Wie anderen Leuten ihr Stock oder Hut“

Na, das kam ja heiter werden…. So heiter traurig geht es weiter bis zum Schluss! Davon war ich sofort überzeugt!

Wieso ich mir sicher bin? Weil mir der Texter (übrigens wohl auch ein passabler Pianist) bereits nach 4 Versen zeigt, dass er die Klaviatur der Sprache hinreichend beherrscht.

Worin nun das Wagnis besteht? Man muss eben gut Worte hin und her schieben können, um letztlich so unterhaltsam über die Abnutzung der Liebe plaudernd zu können. Wer das nicht kann, triumphiert oder jammert von der ersten Zeile an. Und langweilt jedenfalls mich fast immer sofort.

Etwas von der Pike an zu lernen ist für mich ein großes Wagnis im Umgang mit der eigenen Lebenszeit. Wer meint, ohne Übung mit dem Klavier Geld verdienen zu können, der sollte Klavierträger werden.

 

[Andaraginga]

Weil ich sehe, dass @Teestunde ein Danke hinterlassen hat, möchte ich erwähnen, dass mir die 1. Strophe ihres neuesten Werks "Ich wäre gern dein Mond" sehr gefällt, weil dort in abgeschwächter und weniger offensichtlicher Form die Formulierungen auch so klingen.

https://recording.de/threads/ich-waere-gern-dein-mond.252259/#post-3150650

 

[artname]

Ist das so? Für mich ist es einfach das gefühlt bekannteste Gedicht überhaupt und dadurch auch häufig zitiert und parodiert.

„Für mich ist es einfach...“

Hm… ‚etwas wird also einfach häufig zitiert, weil es bekannt ist? ! Was für ein lupenreiner Zirkelschluss! Ich würde hingegen sagen: Nur ein Original hat das Zeug dazu, über Jahrhunderte zu überleben! Naja: Zwei Menschen - zwei Welten.

Doch auch wenn kein Mensch beim Erfolg die Rolle des Zufalls messen kann - warum sollte man hinter einem (zur Redewendung mutierten) Vers keine sprachliche Meisterleistung vermuten, die jederzeit (!) eine nähere Betrachtung lohnenswert macht? Für mich beispielsweise verkörpert „Wanderers Nachtlied“ Lakonik wie selten zuvor - ein gerade heute modernes Stilmittel!

Wir alle wollen Stress vermeiden, beim Labern in der Öffentlichkeit lieber auf Nummer sicher gehen. So bleibt vieles ungesagt oder nur andeutet. Und statt dessen dominiert der harmlose Plauderton.

Die Kunst hingegen bietet Autor*innen eine einmalige und anonyme Plattform der Begegnung. Aber nur einige wenige Dichter, Gedichte und Lieder faszinieren mich mein ganzes Leben lang. Wie kommt das?

Als Jugendlicher mochte ich manchmal einige Verse, obwohl mich das gesamte Gedicht eher langweilte. Jahrzehnte später gefielen mir speziell diese speziellen Stellen noch immer.

Und nun endlich fiel mir auf, was mir an diesen Stellen gefiel: Es waren nicht etwa interessante Fakten, sondern vielmehr die sehr subjektive Erzählweise. Und diese einzelnen Erzählweisen wiederum ähneln dem Chor der gängigen Plaudertöne, die mir alltäglich begegnen. Jeder Meister meistert sich halt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Langweiligere Autor*innen hingegen vertrauen ihrem eigenen Tonfall wenig bis gar nicht, suchen und landen in einer seltsam jammernden, sachlichen oder triumpfierenden Darstellung. Sie suchen Kunst und finden künstlich.

Lieber @Andaraginga , letztlich ist dies meine Antwort auf alle deine Fragen und Bemerkungen. Ich schreibe hier nicht, um mich zu streiten. Ich kenne meine Irrungen und Wirrungen beim Schreiben und vermute diese auch bei den meisten anderen Autor*innen. Jeder kann (auch über die Meister) zu seinem eigenen Plaudertonfall (zurück)finden.

Gerade an diesem WE begegnete ich einer viralen Puppen-Spielerin, deren Texte und Bilder auf mich unendlich natürlich und zugleich witzig wirken. Ich vermutete (neidisch) ein reines Naturtalent - und war sehr erleichtert, als sie für mich stundenlang ihre große Handwerkskiste öffnete. Uff, auch sie analysiert täglich ihre Meister. Täglich - obwohl sie hauptberuflich nicht als Künstlerin arbeitet und dazu noch ihr mehrstöckiges Haus mit Garten bewirtschaften muss!!!

 

[mdmk]

..mein Interesse sich darüber auszutauschen liegt bei Null..ich finde das Thema Songtexte gut..

Joo und wobei geht es hier deiner werten Meinung entsprechend.

 

[mWermut]

..du schreibst..

Wieso soll man da über die deutsche Romantik oder Moderne diskutieren?

..ich schreib

..mein Interesse sich darüber auszutauschen liegt bei Null..

..du willst nicht, ich will nicht..also alles OK..

ich finde das Thema Songtexte gut..

Joo und wobei geht es hier deiner werten Meinung entsprechend.

..um Texte, die für/zu Musik geschrieben werden und kein..

Abitur

..oder eine sonstige Schulbildung voraussetzen..

Gruß, m