Pack deine Schmerzen ein - Newbies erster Versuch

[Turquoise]

Helge, zwischen Songtexten und Romanen existiert mMn ein riesengroßer Unterschied.

Das weiß unser bester Helge aller Zeiten schon. Nicht wahr, @helge1973 ?

 

[helge1973]

...ist wohl nicht mein Humor...

Sicher nicht.
Da bleibt mir nur ein entschuldigendes, schüchternes Schulterzucken.

...kam das so rüber?

Ja.
Muss ich immer wieder lesen.

Danke, werd ich mir anschauen

an-HÖ-RÄN.

Aber gib Dir vorher ne ordentliche Portion Cannabis.
Ist ja jetzt legal und beim Apotheka Deines Vertrauens sicher easy zu bekommen.

 

[mWermut]

Nein, da verstehst du mich leider regelrecht falsch.

..War vielleicht der Wunsch Vater des Gedankens

Viele Grüße, m

 

[artname]

hallo Textaffin, am besten kann man mit Beispielen seine Sicht demonstrieren. In meinem Sinn ein ideenorientierter Liedtext wäre:

SCHMERZEN IN KARTONS

Schmerzen in Kartons
Ich hoff die Dinger gehen nie wieder auf
Schmerzen im Kartons
ich hoff die Monster kommen nie mehr raus

Das erste Mal traf es mich in aller früh
als du mich nicht zu dir reinkommen ließt
den zweiten Schmerz fühlte ich kurz danach
Als wochenlang kein Zeichen von dir kam
Mein ersten Frühstück bei dir - zack, da wars wieder da
Als ich begriff, wie gottverlassen ich einst war

Schmerzen in Kartons
Ich hoff die Dinger gehen nie mehr auf
Schmerzen im Kartons
ich hoff die Monster kommen nie wieder raus

Der erste Streit, die erste Nacht ganz ohne dich
Türen die sich öffneten, und keine tats für mich
dein langes Schweigen, dein Versöhnungskuss
Und das Gefühl, ohne dich, da mach ich Schluss
Auch dieses Lied hier, dass so sehnsüchtig klingt
und mein Gefühl, dass mir auch das nichts weiter bringt, als

Schmerzen in Kartons
Ich hoff die Dinger gehen nie mehr auf
Schmerzen im Kartons
ich hoff die Monster kommen nie wieder raus

Ich will mich mit solchen Vorschläge nicht in den Vordergrund schieben. Ich denk nur, dass Beispiele besser für sich sprechen, als Lehrsätze. und wieder hoffe ich, dass du eine andere Intuition hattest und ich dich weiter anregen kann. Ob trotzig oder mit mir im Einklang wäre mir (fast) egal.

lg

 

[textaffin]

Artname, ich glaub, ich verstehe was du meinst (mit selbsttherapeutisch vs. ideenorientiert). Und finde auch, dass meine zweite Version inhaltlich verschlimmbessert klingt. Werde in mich gehen und herausfinden, was ich mit dem Song eigentlich erzählen will (kann sich nur um Monate handeln).

Gehe später noch auf die anderen Postings ein!

 

[artname]

Nein! Die zweite Version finde ich besser, weil sie auf dem Weg zu mehr Klarheit ist. Aber Wenn man nach mehr Klarheit strebt, sieht man als Begleiterscheinung eben auch klarer, wo man gerade steht.

Wenn du gedanklich am Ball bleibst, wird sich 100% ig irgendwann eine Idee einstellen, unter die du plötzlich dein gesamtes Material wie Perlen auf einen roten Faden fädeln kannst. Das verspreche ich dir! Bleib dran!

 

[Turquoise]

Die zweite Version finde ich besser, weil sie auf dem Weg zu mehr Klarheit ist.

Handelt es sich hier nicht aber um Deine spezielle subjektive Klarheit, der Deiner Ansicht nach die zweite Version näher kommt?

Oder anders - was Dir klarer erscheint, hängt doch wohl von Deiner Erwartungshaltung ab und muss doch nicht auf @textaffin zutreffen, oder?

 

[artname]

Ich schrieb doch, find ich besser. Ich bin so subjektiv wie jeder andere.

Ich verstehe zudem auch, wenn textaffin die zweite Variante NUN verschlimmbessert findet. Beim Veröffentlichen war sie vermutlich noch anderer Meinung. Und dieses Gefühl kann auch künftig noch schwanken. Je nachdem, in welcher Stimmung man ist. Kennst du das nicht?

Ich bleib aber bei dem Gesagten: Je länger man sich mit einer Sache beschäftigt, um so tiefer, klarer wird sie. Die meisten Dichter,die ich kenne, schreiben wochenlang und noch länger an einem Gedicht. Weil sie sich der u.a. wachsenden Klarheit über ihre Schreibmotive sicher sind. Auch du weist doch öfters darauf hin, wochenlang mit einer Idee schwanger zu gehen....Ist doch ein beruhigender Gedanke, fall's es nicht gleich klappt.

 

[Turquoise]

Ach so. Für mich klang "weil sie auf dem Weg zu mehr Klarheit ist" nach einer objektiven Feststellung.

Nix für ungut. Alles klar.

 

[mWermut]

Danke, werd ich mir anschauen

Hi Helge,

Hab sie mir angeschaut eure Soundcloud. Gefällt mir gut, gerade auch dein Umgang mit Sprache. Kleine Kritik: Die Songs mit deutschem Text sind mir auf Dauer zu anstrengend, da emotional kraftig aufgeladen und entsprechend dramatisierend gesungen.

Werf mal einen Blick auf @artname s "Ruf der Zeit" (https://recording.de/threads/ruf-der-zeit.215196/). Da kann man sich in Hinblick auf Lockerheit und Leben im Moment durchaus was abschauen.

Sorry @textaffin, hat den direkten Bezug zu deinem Text verlassen. Ist zu Helges Themen hier mein letztes Posting.

Viele Grüße, m

 

[helge1973]

Ich bleib aber bei dem Gesagten: Je länger man sich mit einer Sache beschäftigt, um so tiefer, klarer wird sie

Das stimmt.

Man muss nur aufpassen, dass man eine Sache nicht zu Tode durchdenkt - irgendwann muss man loslassen (können).

Ansonsten aber: Ja, so ähnlich geht es mir beim Schaffens Prozess von Liedern... So btw ... also, nicht texten, sondern Song basteln.

 

[Turquoise]

Je länger man sich mit einer Sache beschäftigt, um so tiefer, klarer wird sie. Die meisten Dichter,die ich kenne, schreiben wochenlang und noch länger an einem Gedicht. Weil sie sich der u.a. wachsenden Klarheit über ihre Schreibmotive sicher sind. Auch du weist doch öfters darauf hin, wochenlang mit einer Idee schwanger zu gehen.

Meine tiefe, lange und eingehende Beschäftigung mit der Idee hat dazu geführt, dass ich sie mittlerweile verworfen habe. In der Form wurde das nichts und erzwingen wollte ich es nicht.

Von daher - wegen Beschäftigungsdauer - bin ich auch ein Freund eines gewissen Tempos. Wenn etwas sich mir nicht in einem angemessenen Zeitraum als überzeugend und funktionabel entblättert, dann ist es das höchstwahrscheinlich auch nicht. Da bringt auch zusätzliche Länge nichts.

 

[artname]

Ich glaube nicht, dass man einen Sachverhalt zu Tode denken kann. Aber es kann passieren, dass man nicht rechtzeitig zum Erfolg kommt.

Mehr als früher veröffentliche ich im Netz Texte, die mir noch unklar sind. Leider erweist sich dieses Gefühl meistens als richtig. Aber die Kritik trennt mich früher von unnötigen, eitlen Umwegen. Erst wenn man sich von seiner Eitelkeit trennt, tritt der allgemeine Hintergrund zu tage, den die meisten Menschen teilen könnten.

 

[Turquoise]

Erst wenn man sich von seiner Eitelkeit trennt, tritt der allgemeine Hintergrund zu tage, den die meisten Menschen teilen könnten.

Wenn man sich von seiner Eitelkeit trennen würde, würde man gar nicht mehr veröffentlichen.

 

[artname]

Turquoise, mit Eitelkeit meine ich hier: Sich trennen von dem Bedürfnis, als Autor etwas besonderes darstellen zu wollen. Wir sind alle nix besonderes. Höchst alle besonders. Doch zur Hybris, Selbstüberschätzung neigen wir ebenfalls alle. Leider klingt das in einem Gedicht nicht gut. Ich jedenfalls stelle beim arbeiten fest, dass meine Figuren sympathischer werden, je schlichter ich sie darstelle.

Noch klarer: Immer häufiger durchsuche ich meine Texte nach Zeilen, die nur den Zweck haben könnten, mich als orginellen, oder wortgewaltigen Texter abzufeiern. in dem Maße, wie ich mich von solchen Zeilen trennen kann, geht es mit dem Text meistens vor- und aufwärts.
Ich vermute, die Position des Texters verbessert sich, wenn er sich als etwas Schlichteres verkauft, als er meint zu sein. Weil wir uns alle vermutlich viel häufiger scheitern sehen, statt zu gewinnen...

Wahrscheinlich basiert darauf auch der wunderbare britische Humor....

 

[Turquoise]

Zwiegespalten.

Von Goethe heißt es, er spazierte gerne am späten Nachmittag, weil er da den längsten Schatten warf.
Ich denke, im künstlerischen Bereich ist eine gewisse Eitelkeit unabdingbar. Vielleicht versteckt sich hinter der abgelegten Eitelkeit bereits die nächste, noch besser getarnte Eitelkeit - nämlich die, nicht eitel sein zu wollen? Ich weiß es nicht... Aber ich bin davon überzeugt, dass - wer immer "Kunst" macht (oder machen will) - das tut, um wahrgenommen zu werden. Heinrich Böll "zerschnitt" seinen ersten Roman, den niemand veröffentlichen wollte, in mehrere kurze Geschichten (und begründete so ganz nebenbei die ShortStory in Deutschland), weil er "nicht ohne Echo" leben wollte.
Von daher weiß auch kaum jemand besser, dass er jemanden anderen damit abstraft, als der, der einem anderen verwehrt, wonach er sich selbst ausstreckt.

Aber das ist ein weites Feld...

Grundsätzlich denke ich auch nicht allzu positiv über Eitelkeit. Im Hebräischen bspw. aber entspricht das Wort "eitel" einer der dutzend(en) möglichen Bedeutungen des Adjektives "stark". Vielleicht also sollte man auch mit der Eitelkeit ein wenig gnädig verfahren...

 

[textaffin]

Eine Mischung aus klassischen (Streicher und Solo Streicher) und aktuellen "harten" Synth-Sounds, gemischt mit ner Portion Trap.

Och ja, da würd ich wohl auch mal reinhören wollen!

Einige Texter denken gar nicht an die armen Komponisten, die das dann verwurschteln sollen, wie gesagt, mal im Takt mitgehen am Ende ist immer cool, fällt einem dann selber auf, wo der Hakan ... äh .. Haken ist.

Hab das meiste mit meiner "Arbeitsmelodie" durchgesungen, wie schon angedeutet im Chanson-Stil mit ternärem Rhythmus, da lässt sich vieles sehr frei interpretieren, ohne dass es ausm Rahmen fällt. Bei Trap wär das vermutlich deutlich schwieriger.

Darüber hinaus finde ich diese Sinnbilder sehr unglücklich, zusammen mit den leeren Pappkartons und den handlichen Kartons ergibt das eine ziemlich langweilige, ja, fast schon fachsprachliche Aussage über - immerhin - die Liebe

Genau deshalb bin ich hier, damit ihr mir sowas klar machen könnt. Für mich sind alle diese Sinnbilder an ganz bestimmte Situationen geknüpft, die ich erlebt habe und die - für mich - mit Bedeutung aufgeladen sind. Was davon so "archetypisch" ist, dass es auch Nichtbeteiligte verstehen, zeigt sich eben oft erst im Austausch. Danke für deine Meinung!

Deine neuer Text übrigens, gefällt mir nicht mehr.
Ich fand grade den sich nicht wiederholenden Refrain sehr dynamisch und gekonnt, 4 allem meine L-Stelle is wech.
Mist, jetzt geh ich doch in die Ecke heulen

Mir jefällta ooch nich. Heul ich halt mit.

Der Chorus gibt es mMn auch her, dass du das "mir" in den zwei Zeilen jeweils durch "uns" ersetzt.
Beziehungsprobleme lassen oft nicht einseitig lösen, denk ich.

Gedacht war das "uns - dir - mir" als letzte Hinüberrettung meines ursprünglichen 3-Schritte-Entwicklungs-Refrains. Es geht um Abschied und Trennung, nicht um eine Lösung der Beziehungsprobleme! Da find ich den Weg vom "wir" zum "ich" schon passend.

Ich verstehe zudem auch, wenn textaffin die zweite Variante NUN verschlimmbessert findet. Beim Veröffentlichen war sie vermutlich noch anderer Meinung. Und dieses Gefühl kann auch künftig noch schwanken. Je nachdem, in welcher Stimmung man ist.

Mein "besser?" bezog sich auf formale Klarheit und leichtere Lesbarkeit. Inhaltlich erschien mir schon beim Veröffentlichen vieles "geopfert", was mir wichtig gewesen wäre. Na, mal sehen... third time's a charm.

Noch eine forumsorganisatorische Frage: Sind konkretere Überlegungen zur Vertonung hier auch erwünscht oder muss ich dafür den Forenbereich wechseln?

 

[Turquoise]

Für mich sind alle diese Sinnbilder an ganz bestimmte Situationen geknüpft, die ich erlebt habe und die - für mich - mit Bedeutung aufgeladen sind. Was davon so "archetypisch" ist, dass es auch Nichtbeteiligte verstehen, zeigt sich eben oft erst im Austausch.

Ich denke, die meisten haben schon einmal die Erfahrung gemacht, dass man einen Witz erzählen wollte, über den man selbst gelacht hat, und dass man schon vor dem Erzählen wusste, dass er nicht ankommen wird, weil man selbst einfach nicht in der richtigen Stimmung ist, ihn zu erzählen. Da bringt nichts etwas - keine Änderung der Betonung, keine bessere Mimik usw. Es ist aussichtslos, dass man den Witz gut rüber bringt.

Ich denke, mit Deinem Text wird es auch so sein. Wenn Du jetzt anfängst, nach "Bildern" zu suchen, die archetypisch oder konsensfähig sind, die man einer Allgemeinheit vermitteln kann usw. . . . weiß nicht...

Es ist denke ich schon sehr wichtig, dass der Text das einfängt, was Du empfunden hast. Mit Deinen Bildern. Du kannst es eh nicht 7.4 Milliarden Menschen recht machen.
Am wichtigsten ist das natürlich, wenn Du es selbst auch noch singst. Wenn nicht, sieht das schon wieder ein bisschen anders aus.

 

[artname]

Gut, dass du nochmals widersprichst. Hey Mann, ich will auch bis Alaska gehört werden!!!!
Aber das nenne ich Erfolg.

Worüber ich vorher sprach, nenne ich Glaubwürdigkeit. Und da meine ich: Je bescheidenerer, unwissender, anspruchsloser, selbstgenügsamer ich mich als Autor im Kampf mit den Gefahren der Welt sehe, auf desto mehr Interesse kann ich hoffen. Das bedeutet keinesfalls, dass man unoriginell sein muß. Charly Chaplin, Mark Twain, Erich Kästner, Morgenstern, Heinz Ehrhard, Loriot.... liebe ich nicht zufällig

und soviel ist auch klar: ich bin nicht ich. Ich bin viele. Tag für Tag. Also verwandle ich mich nicht etwa für eine spekulative Masse ... sondern nur für uns, die wir sind. In mir. Klaro?

 

[Turquoise]

Und da meine ich: Je bescheidenerer, unwissender, anspruchsloser, selbstgenügsamer ich mich als Autor im Kampf mit den Gefahren der Welt sehe, auf desto mehr Interesse kann ich hoffen.

Ist das so?

So wie an der Tafel des Königs, an der die ganz nach vorn gerufen werden, die sich aus Bescheidenheit ganz hinten hinsetzten?