Gibt es da irgendwelche Tricks oder illuminierendes Wissen, welche Noten in einer Tonleiter "gerne"" erhöht oder vermindet werden?
Es gibt da eigentlich keine Regeln, alles ist erlaubt. Tonartfremde Noten dienen wie bereits beschrieben dazu, Spannung aufzubauen. Die Prominentesten Noten, die am meisten Spannung erzeugen sind die sogenannten blue notes. Verminderte Quinte und die große Septime. Die große Septime ist in einer Durtonart nicht tonartfremd. In Molltonarten werden sie aber sehr häufig dazugekommen, um mehr Spannung und Epos reinzubringen.
Du hast bei Deinem Song die Terz angehoben. Es gibt eine Verminderte Skala die sowohl den Moll als auch den Dur Akkord auf der Grundstufe(Tonika), also dem Grundton Akkord hat. Aber auch losgelöst von der Harmonielehre gibt es mindestens einen Song, der mit dem Geschlechtwechsel zwischen Dur und Moll spielt.
Mit Köpfchen und Experimentierfreudigkeit, kann man damit ganz nett Aussagen unterstützen. Ich bin der Meinung, dass man grundlegend gut fährt, wenn man die Regeln und Gewohnheiten unserer ausgebildeten Musikkultur kennt und einsetzen kann, um dann bewusst und gezielt gegen sie zu verstoßen.
Ein wunderschönes Beispiel, sehr subtil, aber ausdrucksstark findest du in diesem Song.
In diesem Song erschafft er mit dem schrägen spannungsgeladenen Intervall einer Verminderten Quinte Unbehagen. Das braucht der Song, geht es doch um depressive Selbstmordgedanken. Im Bass Synth findest du dieses miese unbehagliche Intervall.
Es ist aber alles andere als willkürlich gewählt. Er bedient sich der Phrygisch-Dominaten Tonart. Die hat zwar in sich keine verminderte Quinte zum Grundton, aber er nutzt den zweiten Ton der Tonleiter in Verbindung mit der reinen Quinte und bildet mit beiden einem Verminderten Akkord. Und genau da, wo am meisten Energie drin steckt, im Bass. Das reibt sich und bringt dieses Unbehagen.
Nach 2min etwa, wechselt er von dieser phrygisch dominanten Tonart zur reinen Phrygischen. Da ändert sich genau eine note. Die besagte Zwei, die in phrygisch dominant noch einen halbton tiefer lag. Und damit kommt auf einmal Klarheit in den Harmonien. Und im Text kommen Passagen wie, "the destiny I chose, all becoming clear."
Songs wie diese, sind für mich ein Paradebeispiel, dass Theorie büffeln und verstehen einen guten Musiker in jedem Fall zu einem besseren Musiker machen.
Trent Reznor hat immer mal wieder unpassende Noten in seinen Songs. Discipline ist ein Beispiel, indem er mit einer Tonartfremden Note arbeitet und mit ihr die Kernaussage untermalt. "once I start, I cannot stop myself."
(oder kennen wir uns???)
