NAM Captures, Input Level Calibration, Fragen zum Verständnis

[Rocko]

Ich checke deine Überlegung noch immer nicht. Wie gesagt: Du musst deine Gitarre mit deinem Interface auf einen vernünftigen Wert einpegeln. Und 0dB ist keine Option, wie das auch in dem Video oben schön erklärt wird.

Ich kann doch auch problemlos mit dem Interface auf einen vernünftigen Wert einpegeln und danach softwareseitig den Input-Gain für die Amp-Sim einstellen. Genau das wird doch in dem Video erklärt. Verstehe ich das Video vielleicht nicht richtig?

Ein Amp reagiert ja auch anders auf andere Gitarren - wieso soll das bei einem Plugin nicht der Fall sein. Wenn es dir zu gainy ist, drehst du den Software Trim herunter, magst du etwas mehr, dann drehst du den Software Trim etwas hoch. Du hast ja sowieso nicht genau die gleiche Gitarre wie der, der das Preset gemacht hat...

Dein Ansatz scheint mir so in etwa: der Software-Amp ist ein eigenständiger Amp und als solcher zu händeln. Stell ihn dir halt ein, dass er gut klingt. Das ist natürlich grundsätzlich richtig. So mach ich es auch und nutze seit langem sowieso nur einen Software-Amp und sonst Hardware. Ein anderer Ansatz wäre: es gibt Software-Amps und einige von denen wollen z.B. explizit alte Amps und ihr Verhalten nachahmen in der Software-Welt. Und dafür wäre dann doch der passende Input-Gain interessant. Generell wenn ich Demos von Amp-Sims checke, fände ich mich mit dem Wissen über den beim Programmieren verwendeten Input-Gain deutlich schneller zurecht.
Klar sind die Gitarren sowieso nicht die gleichen, aber Tendenzen ließen sich so schneller erkennen. M.E. einfach praktisch zu wissen.

 

[Rocko]

Ich habe da jetzt einige elektrotechnische Überlegungen angestellt.
Wenn man es sich überlegt ist es logisch.
Mein Pegel am Eingang des Verstärkers war zu gering für das capturing.
Dieser sollte meines Erachtens ca. 9 Vss betragen, wenn das Testsignal 0dBFS erreicht.
Warum?
So eine typische ECC83 Eingangsröhre beginnt bei einer Gitterspannung von ca. 700mV zu clippen.
Wenn ich da jetzt nur, Hausnummer, 400mV reinschicke kann ich garnicht das Zerrverhalten der Eingangstufe abbilden.
Ich hatte es nun so gepegelt, dass -6dbFS ca. 1,2 V sind. Das heisst 0dbFS sind dann 2,4 V. Und dann war aber Schluss bei mir. Nun könnte aber noch ein Boost vor dem Amp hängen, der das Signal noch bis max. Zu seiner Versorgungsspannung aufblasen könnte. Also sollte man bis zu diesem Pegel gehen um das System vollständig analysieren zu können.

Wäre ja cool, wenn du es noch mal probieren würdest. Und wenn es dann gut ist, schreibst du uns hier die ultimative deutschsprachige und idiotensichere (für mich) Anleitung zum Pegeln beim Capturen.

 

[raketenmann]

Ich kann doch auch problemlos mit dem Interface auf einen vernünftigen Wert einpegeln und danach softwareseitig den Input-Gain für die Amp-Sim einstellen. Genau das wird doch in dem Video erklärt. Verstehe ich das Video vielleicht nicht richtig?

Ja, das meine ich ja auch. Da reden wir glaubs aneinander vorbei.

Dein Ansatz scheint mir so in etwa: der Software-Amp ist ein eigenständiger Amp und als solcher zu händeln. Stell ihn dir halt ein, dass er gut klingt. Das ist natürlich grundsätzlich richtig. So mach ich es auch und nutze seit langem sowieso nur einen Software-Amp und sonst Hardware. Ein anderer Ansatz wäre: es gibt Software-Amps und einige von denen wollen z.B. explizit alte Amps und ihr Verhalten nachahmen in der Software-Welt. Und dafür wäre dann doch der passende Input-Gain interessant. Generell wenn ich Demos von Amp-Sims checke, fände ich mich mit dem Wissen über den beim Programmieren verwendeten Input-Gain deutlich schneller zurecht.
Klar sind die Gitarren sowieso nicht die gleichen, aber Tendenzen ließen sich so schneller erkennen. M.E. einfach praktisch zu wissen.

Ja, jetzt weiss ich was du meinst. Nun, da bin ich glaubs einfach zu wenig Purist. Wie gesagt. ich habe bspw. einen Bandmaster der mit Singlecoils einfach nicht lebt. Da nehme ich halt einfach einen Booster oder ein OD Pedal - Problem erledigt.

ACHTUNG: Aber auch da: selbst wenn du da möglichst authentisch sein willst: es geht nicht prinzipiell um das Input Gain des INterfaces, sondern um den Pegel, der bei der Ampsim ankommt, und der setzt sich zusammen aus dem Input Gain des Interfaces und dem Trim in der Software.

 

[Rocko]

Wie gesagt. ich habe bspw. einen Bandmaster der mit Singlecoils einfach nicht lebt. Da nehme ich halt einfach einen Booster oder ein OD Pedal - Problem erledigt.

Ja und manch einer will vielleicht deinen Bandmaster mit genau diesen Eigenschaften auch auf Software-Ebene so haben und dann eben das bestimmte Pedal davor verwenden. Einfach gewohnte Arbeitsweisen virtuell fortsetzen. Klingt verrückt?!

ACHTUNG: Aber auch da: selbst wenn du da möglichst authentisch sein willst: es geht nicht prinzipiell um das Input Gain des INterfaces, sondern um den Pegel, der bei der Ampsim ankommt, und der setzt sich zusammen aus dem Input Gain des Interfaces und dem Trim in der Software.

Genau. Das habe ich auch schon verstanden. Siehe auch Beitrag #3.

 

[dokta_ALK]

Erfolg!

Ich revidiere meine Aussage in Post #7, dass der NAM unbrauchbar ist.

Habe nun für das capturing den X-AMP voll aufgedreht.
Da kommen zwar auch nur 3,5 Vss raus, das scheint aber für eine adäquate Analyse des Verstärkers auszureichen.

Bei einem A/B konnte ich jetzt nur mehr winzigste Unterschiede hören.
In einem Blindvergleich könnte ich bei bestem Willen feststellen welches das NAM Signal oder das Reamp Signal ist.
Ich denke auch dass die winzigsten Unterschiede daher kommen, dass zwischen capture und Reamp eine Stunde vergangen ist. Der Verstärker ist sicher in der Zwischenzeit ein paar grad wärmer geworden.

Also NAM = Top!

Wenn es meine Zeit erlaubt werde ich euch in den nächsten Tagen die "ultimative deutschsprachige und idiotensichere Anleitung" schreiben.

 

[dokta_ALK]

Liebe Leute aus der "ultimativen deutschsprachigen und idiotensicheren Anleitung" ist mittlerweile eine 16-seitige Abhandlung geworden und noch am wachsen. Ich möchte nicht wie so oft im Internet, vorallem im Audiobereich, ungeprüfte Behauptungen reinstellen, sondern meine Aussagen durch Messungen, Berechnungen und Simulationen untermauern.
Trotzdem, ohne Beweise, mal die Zusammenfassung:

Spielen​

1. Verwende eine DI-Box mit hoher Eingangsimpedanz oder ein Audiointerface mit Instrumenten- oder Hi-Z Eingang.
2. Schlage deine Gitarre an so stark du kannst, pegele dein Interface so ein, dass es grade nicht clippt.
3. Lade dein gewünschtes Model und drehe den Inputregler im NAM-GUI ganz runter.
4. Erhöhe nun den Inputpegel bis sich das gewünschte Maß an Verzerrung einstellt.
5. HAVE FUN!

Capturing​

1. Lade die entsprechende Trainingsdatei runter. „input.wav“
2. Richte deine DAW so ein, dass du die Trainingsdatei über eine geeignete Reamp-Box (z.B. Radial X-Amp) ausgeben kannst. Projekteinstellungen 48 kHz, 24 bit.
3. Äußerst wichtig ist ein möglichst hoher Ausgangspegel der Reamp-Box. Dreh sie voll auf!
4. Hänge den Lautsprecherausgang an eine geeignete Loadbox. Achte drauf, dass die Loadbox einen möglichst linearen Frequenzgang ausgibt. (Ev. Filter und Lautsprechersimulationen deaktivieren.
5. Du kannst auch den Line-Ausgang deines Verstärkers verwenden. Für "High-Gain-Modern-Metal"-Sounds wahrscheinlich ausreichend. Wer aber einen "Vintage"-Sound mit Endstufenzerre modellieren möchte, sei eine Loadbox ans Herz gelegt. "Recording compensated"-Ausgänge sind ungeeignet.
6. Alternativ kannst du den Lautsprecher mit einem Mikrofon abnehmen. Das verhindert aber dann nachträglich die Flexibilität, alternative Lautsprechersimulationen (IRs) zu verwenden.
7. Pegele dein Interface so ein, dass es grade nicht clippt.
8. Trainingsdatei abspielen und gleichzeitig aufnehmen.
9. Trimme das aufgenommene Audio-Event so, dass es samplegenau die selbe Länge wie die Trainingsdatei hat.
10. Exportiere das aufgenommene Amp-Signal als „output.wav“. Mono, 48 kHz, 24 bit.
11. Lade beide Dateien auf: https://colab.research.google.com/github/sdatkinson/NAMTrainerColab/blob/main/notebook.ipynb
    oder
    https://www.tonezone3000.com/ (einfachere Option)
    hoch und lass dein Modell berechnen. Wähle für den Wert „Epochs“ 200, mehr macht keinen Sinn mehr.