Muss man einen guten Mix überhaupt mastern?

[Faustulus]

Nehmen wir einmal an, ich habe in Logic einen richtig guten Mix erstellt - druckvoll, dynamisch, transparent etc. Weshalb wäre es überhaupt nötig, diesen für mich perfekt klingenden Mix noch zu mastern?
Kann ich ihn nicht einfach so auf CD brennen?

Danke für alle Antworten.

 

[Kosaken-Kaffee]

Weshalb wäre es überhaupt nötig, diesen für mich perfekt klingenden Mix noch zu mastern?

Gründe könnten bspw. sein, dass du ihn auch auf verschiedenen Plattformen wie YouTube, Soundcloud, Spotify, Apple Music, etc. einstellen möchtest.

 

[Graham]

Weshalb wäre es überhaupt nötig, diesen für mich perfekt klingenden Mix noch zu mastern?

Die Antwort ist im

für mich

verborgen.

Es soll ja überall gut klingen.


Letztens habe ich ein Interview mit einem Mastering-Heini gelesen, der hat gesagt, es kommt schon mal vor, das ein Top-Mischer etwas anliefert, wo er nur leicht Limiter draufmacht, und fertig.

 

[Soundloch]

Selbst wenn du sehr zufrieden bist mit deinem Track, gehen dir nicht selten nach dem (gekonnten) Mastern dennoch die Augen und vor allem die Ohren auf, weil es dann doch in einer anderen Liga spielt. Ohnehin ist es ja so, dass ein Mastering umso besser gelingen kann, je besser deine Nummer ohnehin schon klingt. Eigentlich sollte Mastern nicht "retten", wobei kleinere Korrekturen zur feinen "Entgratung" schon mal vorkommen dürfen.

Allerdings muss das auch ein "richtiges" Mastering mit gutem Equipment und gutem Engineer sein, nicht so ein Jugendzimmer-Mastering mit gecrackten PlugIns.

Wer es sich leisten kann und will, der sollte das tun.

 

[Kosaken-Kaffee]

Obigen Kommentar weiter gespinnt könnte sich ein Mastering auch deswegen lohnen, da du von einer anderen Instanz Feedback erhältst über etwas, was deine Ohren nicht mehr wahrgenommen haben, da du deine Nummer zum einen sehr gut kennst und zum anderen Mischfehler nicht mehr hörst.

 

[Entone]

Mastern soll ja auch bei einer kompletten Produktion Konsistenz erzeugen, also zwischen verschiedenen Songs. Dieses Argument fällt natürlich weg, wenn es nur um einen Song geht. Und dann sollte man die technische Seite nicht vernachlässigen, deren Zweck das Mastering ja auch ist. Und dann ist da sicher noch der klangästhetische Aspekt. Wenn man das alles nicht braucht, ja mei, dann lässt man es halt wie es ist.

 

[AnGee]

mastering beinhaltet nicht nur musikalische anpassungen (damit es möglichst überall gut klingt) sondern auch rein technische (z.b. true peak limiting)

 

[TheEar]

Mastern soll ja auch bei einer kompletten Produktion Konsistenz erzeugen, also zwischen verschiedenen Songs. Dieses Argument fällt natürlich weg, wenn es nur um einen Song geht. Und dann sollte man die technische Seite nicht vernachlässigen, deren Zweck das Mastering ja auch ist. Und dann ist da sicher noch der klangästhetische Aspekt. Wenn man das alles nicht braucht, ja mei, dann lässt man es halt wie es ist.

@Entone schreibt es kurz und gut.

Wenn ich mal ausholen darf:

Klar, man kann einen Song so mischen und hinten nen Limiter drauf setzen, dass das für eine Veröffentlichung völlig ausreicht. Wenn von vornherein alles stimmig ist, warum sollte der Mastering-Engineer was kaputt machen?
Das ist eher sehr selten.

Mastering kümmert sich zwar um diese Aspekte,
- Lautheit auf ein gewünschtes Maß (hängt vom Zielmedium ab)
- Kompatibilität zu versch. Wiedergabesystemen (mit Schwerpunkt auf ein Zielmedium) (Stichwort: klingt "überall" gut)
...geht aber auch noch weit darüber hinaus.

Bei Albumproduktionen sollen eben auch die Titel in ihrer Reihenfolge klanglich und von der Lautheit plausibel aneinander kommen, verschiedene Songs/Sounds/Mixes (mitunter aus verschiedenen Studios) sollen einen gemeinsamen Nenner erhalten (Stichwort Kolorierung), ähnliche Stereobreiten usw. Hier geht es also nicht nur um Bearbeitung eines Titels, sondern Bearbeitungen der Titel zueinander. Deshalb muss/sollte man vorher auch schon die Reihenfolge der Titel wissen.
Inwieweit diese Dinge zum tragen kommen, hängt natürlich vom Material ab - deshalb braucht es nicht nur Ohren und Equipment, sondern auch ein Verständnis des Materials. (Stichwort: Hörbuch vs. Jazz LP vs. Metal-LP...)

Dazu kommen noch technische Aspekte wie Monokompatibilität, Entzerrung (Stichwort Resonanzen), ISP-Protection, Dithering usw...

Restaurierung und Schadensbegrenzung (Denoising, Verzerrungen entfernen, Mixfehler beheben...) ist eigentlich nicht die primäre Aufgabe von Mastering. Dann, wenns geht, neu aufnehmen oder mischen. Vgl: Mischen ist nicht mastern - oder besser: Mastern ist nicht mischen!

Ähm...wenn euch das zu blöd ist, lösche ich den Post gerne...
Ahoi!

 

[TheEar]

Hoppla! Wollte den Thread aber nicht abwürgen...

 

[Manoloco]

Ist doch alles gesagt

 

[LM18]

Ein Mastering ist eine Qualitätskontrolle.
Die letzte Instanz, welche die Richtigkeit der Veröffentlichung bestätigt.

Unverzichtbar.

Das hat nichts mit klanglichen Veränderungen zu tun.
Meistens tut es das natürlich.

Nahezu jeder Masteringkollege drallert logischerweise irgendwas und irgendeinen shit um, rein um seine Existenz zu rechtfertigen, aber die Endabnahme ist eigentlich zwingend.

Die letzte Chance um einen Schalter zu drehen, bevor Du fest gemacht wirst...

Nicht zuletzt eine Frage des Vertrauens...
Auch große Häuser liefern auch mal offensichtlcih grüne Paste in der Tüte ab...

 

[TheTick]

Ich bin da auch bei Entone. Mir sind noch bei keinem Mastering meiner Songs „die Ohren aufgegangen“, aber es sind halt die letzten paar Prozent, ein paar andere Ohren, die drüber hören und die Optimierung, bei einer Albumproduktion, der Konsistenz unter den Songs. Mehr nicht, aber das ist schon viel.

 

[Loftone Soundfactory]

Selbst wenn du sehr zufrieden bist mit deinem Track, gehen dir nicht selten nach dem (gekonnten) Mastern dennoch die Augen und vor allem die Ohren auf, weil es dann doch in einer anderen Liga spielt. Ohnehin ist es ja so, dass ein Mastering umso besser gelingen kann, je besser deine Nummer ohnehin schon klingt. Eigentlich sollte Mastern nicht "retten", wobei kleinere Korrekturen zur feinen "Entgratung" schon mal vorkommen dürfen.

Allerdings muss das auch ein "richtiges" Mastering mit gutem Equipment und gutem Engineer sein, nicht so ein Jugendzimmer-Mastering mit gecrackten PlugIns.

Wer es sich leisten kann und will, der sollte das tun.

Schön gesagt.

Selbst Masteringonkel kann ich sagen, gibt es keine Schwächen und Fehler im Mix ist man einfach nur etwas schneller fertig und hat Spaß dabei. Und ja es kann Wunder bewirken die man so nicht gehört hat. Gute Technik ist dabei genauso unabdingbar wie Erfahrung. Einfach nur lauter machen kannste selber mit einem Limiter.
Es ist eine Mischung aus Hand- und Kunstwerk und selbst wenn jeder Masteringonkel die gleichen Tools hätte, würde jedes mal ein anderes Ergebnis rauskommen

Zeig doch mal dein Werk, da werden bestimmt einige es machen oder was zu sagen.

Klar kannste den Track ungemastert auf CD brennen, ob der dann neben anderen Tracks bestehen kann mag ich bezweifeln. Es ist der finale Abschluß wo das Baby für die Ewigkeit massgeschneidert eingekleidet wird.

Meine Mixe sind auch sauber, druckvoll und transparent und mache das trotzdem wie eigentlich alle.

 

[synthpark]

Nehmen wir einmal an, ich habe in Logic einen richtig guten Mix erstellt - druckvoll, dynamisch, transparent etc. Weshalb wäre es überhaupt nötig, diesen für mich perfekt klingenden Mix noch zu mastern?
Kann ich ihn nicht einfach so auf CD brennen?

Danke für alle Antworten.

Mach eine Checkliste:

Bei allen Kumpels klingt es gut und ausgewogen, überall (Auto, Hifi, Brüllwürfel, Ghettoblaster), und denen fällt nichts auf.

Der Song schafft in etwa die Lautstärke von kommerziellen Songs in dem Genre.

Beim Umschalten auf Referenzen fallen keine unmittelbaren Defizite auf (zu dumpf, zu spitz zu flach, zu untransparent, Membrane werden durch Bass/Bassdrum überfordert (Zerrung) etc.).

Auf allen Anlagen: Kein Mixelement springt raus oder geht unter oder passt nicht.


In manchen Sparten wie Lounge/Chillout macht man oftmals aus Kostengründen kein Mastering, weil man kaum was verdient, zB Mittelklasse Compilations. Soll kein Vorbild sein, aber ist halt so.

Soll nicht heißen, externes Mastering macht kein Sinn, im Gegenteil. Aner unter seltenen Umständen kommt man drum herum.

 

[Loftone Soundfactory]

Nahezu jeder Masteringkollege drallert logischerweise irgendwas und irgendeinen shit um, rein um seine Existenz zu rechtfertigen, aber die Endabnahme ist eigentlich zwingend.

Nicht zuletzt eine Frage des Vertrauens...
Auch große Häuser liefern auch mal offensichtlcih grüne Paste in der Tüte ab...

Was meinst du mit drallert sein shit ein ?

Sicherlich wird der ein oder andere nicht verlegen sein irgendeinen Mumpitz zu erzählen um den Preis aufzubohren, aber Quacksalber sind selten. Sehr oft aber die Einschussmentalität gemäß Friss oder stirb und etliche die davon keine echte Ahnung haben (nach dem Motto Limiter drauf = laut=fertig, Kohle her)

Der Idealfall ist, wenn dieser nach dem hören Tipps gibt, um die Ausgangslage noch mal zu überarbeiten, damit das Mastering keine Rettungsmission wird, das zwangsläufig ein anderes Ergebnis bedingt. Mit dem Kunden telefoniert um etwas über seine Vorstellungen zu erfahren. Weiter, dass dieser sein Ergebnis als Entwurf versteht, welches nochmal überarbeitet werden kann, wenn der Musiker es wünscht. Ich kann sagen es dauert manchmal 2-5 Anläufe bis man sich aufeinander eingeschossen hat oder getrennte Wege geht. Letzteres ist der Worstcase aber auch das passiert und kann viele Gründe haben, die nicht unbedingt dem Masterer anzulasten sind. Aber auch der hat Tagesformen und sollte wissen wann man den Anker wirft um ausgeruht mit frischen Ohren erneut ans Werk zu gehen.
Schaue ich mir die meisten Angebote an dann steht da was von Probemaster, da bekommt man dann seinen halben Track und gefällt das drückt man ab um das ganze Lied zu bekommen.Genauso oft die Einschränkung max 2 Entwürfe.
Beides kann ich gar nicht nachvollziehen denn wie soll so einer motiviert alsauch an langfristigen Bindungen interessiert sein. Schaue ich mir die Preisspanne von 6,95 Landr Blindflugautomationsmastering mit Wahlmöglichkeiten mit tollen Namen wo keiner was mit anfangen kann bis 25-50 Eur Plugin-Mastering ist es tierisch schwer die Spreu vom Weizen zu trennen, denn kaum einer läßt sich in die Karten gucken womit gemacht und über wieviel Erfahrung man verfügt. Ich hab den Eindruck derlei Angebote schießen wie die Pilze aus dem Boden. Selbst wenn da eine schicke Flotte an Hardware steht, weiß der wenigste was diese können und weniger ob es sie gibt und genutzt werden.

Ich habe keine Ahnung wie man da filtern soll, muß es auch nicht und kann mir selber helfen. Ist ein teurer Luxus. Vor etlichen Jahren konnte man davon leben und ich gehe davon aus, dass alle nun am Fliegenfänger hängen und mehr an dem Geld interessiert sind, welches auch nicht viel Verdienst ist im Vergleich zu anderen handwerklichen Berufen.

 

[TheEar]

Ich habe keine Ahnung wie man da filtern soll.

Breitbandig!

Ich mache ja auch Master, meine Kunden sind bisher durch die Bank zufrieden gewesen. Dass ich mehrere Anläufe mache ist eigentlich sehr selten, meistens einen, machmal eine zweite Runde. Wie bei so vielen anderen Themen der Musikproduktion ist ein Großteil der Arbeit nicht "am Mischpult", sondern in der Kommunikation mit den Mitwirkenden.
Dass Aufnehmen, Mischen, Mastern usw. erstmal ein kommunikativer Job ist, ist leider vielen so nicht klar.

Mir ist aber halt auch durchaus bewusst, was ich da mache (siehe meinen längeren Post vorher) - Leute denen sowas nicht bewusst ist, sind eher Pluginwerfer und Schrauber. Oder eben noch wilder: Blind-Onlinemaster ohne Rücksicht auf Material, Zielmedium... Es wird sich durchaus überschätzt und da man das insgeheim weiß durch kleine Preise interessant gemacht. ...daher: Breitbandig!

 

[Loftone Soundfactory]

Als ich noch ein kommerzielles Studio hatte (1995-2014) und die Produktionen selbst von A-Z begleitete gab es am Ende bezüglich des Mastering auch keine Überarbeitungswünsche, denn die Zusammenarbeit zuvor sorgte für ein aufeinander einschießen und mängelfreie Mixe

Von 10 Sachen die ich für andere erledige, gibt es 2-3 Überarbeitungswünsche und da geht es dann um Nuancen wie mehr Höhen, heftigeres Limiting oder denen fällt danach auf, dass sie hier und da ihre Effekte leiser machen wollen also alles wieder von vorn zum leuchten bringen, recorden schneiden, konvertieren bla und blubb. Bei Neuankömmlige kann es schon mal ein paar mehr Anläufe sein.
Ich hab zwar unfassbar geiles Zeugs am Start aber manchmal ist die Erwartungshaltung selbst von alten Hasen jenseits der Realität und musste auch schon mal sagen, ne das wird nix such dir nen anderen. Letztes Jahr bin ich noch auf Kundenfang gegangen und habe ärmliche 600 EUR verdient, dass reichte für einen Röhrenwechsel im Multibandkompressor und ne halbe Monatsstromrechnung. Verlangt habe ich 40 EUR pro Track und dabei reines Masteringear im Wert von 15k eingesetzt. Will man dann jeden happy bekommen und muß 2-3 mal ran, reicht der Gewinn für Baldrian. Selbst ne Putze verdient mehr und braucht als Invest nur nen Mob. Der Markt ist tot.
Als Nerd komme ich nun für den Bereich auf 20k aber hab Nullbock mehr auf Annoncen, Knausermails, Sichtungen samt schriftliche Fehlerquellenanalysen des eingereichten Mix (zwecks Überarbeitung, die nicht immer perfekt vollzogen wird um dann wieder was sabbeln und warten) und bediene noch Stammkunden (nicht mehr viele übrig, dank Umsatzeinbußen). Von 1995-2005 lagen die Einnahmen nur aus Mastering bei 6-10k pro Jahr. Ich habe das ganze Zeugs um mir selbst zu helfen und das was ich habe, taugt nicht für Rettungmissionen. Das könnte ich zwar mit Software kompensieren aber frißt Zeit und meine Laune. Bei meinen eigenen Sachen muß ich das auch nicht.Ich habe zwar vor kurzem überlegt mir einen tierisch teuren weiteren Mastering-Eq zu besorgen um auch die kniffeligsten Dinge anzupacken, aber es würde nach dem jetzigen Stand sich nicht mehr amortisieren und Spass macht das trotzdem nicht. Da verdiene ich in meinem Job dann leichter und schneller mein Geld.

Man sieht auch in jedem Thread dieser Art, toll aber rechnet sich nicht.
Ich kann das zwar nachvollziehen aber nicht verstehen, wenn wer Mics und Pres der Edelklasse rafft, sich stundenlang über Preamps versus UAD-Pre-Emus ausläßt, aber dann keine Kohle für nen coolen Komp etc abdrücken mag, dann garantiert auch nicht für analoges Mastering.
Ich für meinen Teil kann sagen, dass der Endschliff für die Ewigkeit mir die Kohle für das Zeugs es wert ist und auch damals hatte ich ne geile Masteringkette und freue mich über diverse uralte Tracks von mir, die ich heute noch genießen kann und nix anders machen würde. Von manchen Tracks sind die Einzelspuren vom Zahn der Zeit gefressen worden und dann wird mir bewußt wie wichtig und richtig das war.

 

[Ester]

Ein guter Mix ist die Grundvoraussetzung um ein Top Master zu erstellen.
Ein Amateurmix ist insofern fast immer im Nachteil zu einem Fachmännischen Master.
Das ist auch sofort zu hören bei einem unmittelbaren Vergleich.
Der Gemasterte Song oder Track klingt luftig druckvoll mit ausgewogener M/S, und
Tiefenstaffelung. Jedes Instrument kann man hören, und sitzt auf seinem Platz.
Das wiederum ist auch abhängig vom Genre.
Eine aufwendige Produktion mit verschiedenen Instrumenten, und vor allem
Vocals mit Backround ist da etwas anders aufgestellt als eine Band mit drei Gitarren
Key und Drums.
Das liegt aber in der Natur der Sache.

 

[TheEar]

Ein guter Mix ist die Grundvoraussetzung um ein Top Master zu erstellen.

Wie ich bereits schrieb: Mastern ist nicht Mischen.
Mastering ist kein Klärwerk.

 

[recording-man]

Ein Mastering ist eine Qualitätskontrolle.
Die letzte Instanz, welche die Richtigkeit der Veröffentlichung bestätigt.

Unverzichtbar.

Zumindest Iron Maiden haben sich mal getraut eine ungemasterte Platte zu veröffentlichen. Das Ergebnis war, wenn ich mich richtig erinnere nicht vorteilhaft.