Muss man Autodidakt sein um in der "Szene" etwas zu reißen!?

[rencan]

Ich habe ein wenig überlegt, ob ich für diese These ein eigenes Thema aufmachen soll oder nicht- Da ich aber glaube dass es hierzu einige Meinungen geben könnte, habe ich mich nun doch für ein "Neues Thema" entschieden um durch eine Diskussion eine differenzierte Sicht zu bekommen.
Da ich die These bewusst nicht sehr wissenschaftlich formuliert habe, werde ich sie noch etwas genauer erläutern.
1) Autodidakt = selbstständiges Lernen/ Selbstständigkeit
2) Szene = Elektronische Musik (Produktion), Recording, "Musikbusiness" (gern auch genreübergreifende Meinungen willkommen)
3) reißen = bewegen also "Erfolg" haben (gewissermaßen auch in finanzieller Hinsicht)

Der Anreiz dieser Frage ergibt sich aus meinen persönlichen Gegebenheiten. Soll heißen: Meine bisherigen Erfahrungen aus Schule und Ausbildung haben mir gezeigt, dass ich das Lernen nach vorgegebenen Inhalten unterdurchschnittlich gut bewältige und mangels Motivation, deutlich unter meinen "Potenzial" bleibe. Da ich mich für den Bereich Recording und Audiotechnik interessiere und ganz ok auskenne, überlege ich, mich weiterhin und auch professioneller damit zu beschäftigen. Somit ist nach meinem Fachabitur (Fachhochschulreife) dieses Jahr, ein anschließendes Studium in diesem Bereich jedoch eher unwahrscheinlich (aus genannten autodidaktischen Gründen. Zumal meines Wissens, fundierte Studienangebote nicht mein Interesse abdecken (nicht auf eine selbstständige Berufstätigkeit gerichtet), sowie ich nicht vollends die Anforderungen erfülle oder Angebote wie SAE, erstens zu teuer und zweitens dann doch zu flach sind (da ich dann die Kosten für das Studium auch in eigene "Studiogerätschaften" und Bücher investieren kann. ). Deshalb:
Eine klare Antwort was richtig oder falsch ist, die gibt es nicht! Vielmehr interessieren mich eure Erfahrungen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit, wie realistisch es ist, in dieser Industrie (Szene) zu arbeiten…
Ich seh' schon, zu wirklich neu- bzw. allgemeiner Aussagen wird es wohl nicht kommen. Dennoch würde ich gern einmal den "Zeitgeist" einfangen, denn Ansichten ändern sich ja im Lauf der Zeit immer mal wieder (Hoffe es ist einigermaßen verständlich!?)
Guten Abend

 

[altessockenfach]

dass ich das Lernen nach vorgegebenen Inhalten unterdurchschnittlich gut bewältige und mangels Motivation, deutlich unter meinen "Potenzial" bleibe.

da liegt der Hund begraben. So wird man nicht erfolgreich.

Abgesehen davon besteht das Business zu 90% aus Vitamin B. Du kannst noch so gut sein, wenn dich keiner kennt, dann wirst du auch nichts "reißen". Deshalb ist ein Studium, auch am SAE sinnvoll. Da bekommt man Connections.

 

[m4d3raIn]

Schau dir doch mal Studiengänge wie:
Musik und Medien / Ton und Bild am IMM in Düsseldorf an.
Tonmeister in Berlin, Wien und Detmold

In der Branche kannst du aber nur breit aufgestellt und mit sehr viel Eigenmotivation überleben...man muss hart im nehmen sein..

 

[mojojo]

Ein Praktikum kann auch schon helfen. Im Endeffekt geht es wirklich nur um zwei Dinge: "Was kannst du?" und "Wen kennst du?" Ein Studium an der SAE kann sinnvoll sein (bin selbst Student dort) wenn dir klar ist, 'warum' ein Studium an der SAE für dich sinnvoll sein kann. Wenn du zum Beispiel schon in der Szene drin bist, schon Jobs und viele Kontakte hast und eh schon das meiste kannst, ist ein Studium an der SAE meiner Meinung nach nicht sinnvoll.

 

[m4d3raIn]

Bei der SAE musst du dir aber im Klaren darüber sein, dass du einen sehr viel höheren Wettbewerb mit anderen SAE Studenten hast... allein schon durch die Masse der Absolventen, die den ohnehin schon gesättigten Markt völlig überfluten.

 

[Nachtschicht]

ich halte solche studiengänge für überbewertet, gerade wenn man sie unter dem stichpunkt "connections knüpfen" betrachtet. das macht man im echten leben sehr viel effektiver und nachhaltiger, und dementsprechend ist auch die "szene" (worunter sicherlich jeder was anderes versteht) randvoll mit autodidakten. also ich kenne in meinem durchaus grossen umfeld nicht einen einzigen menschen, der das regulär studiert hätte, die meisten haben, schmutzige wahrheit, über eine kombination aus learning-by-doing bei gleichzeitig anfänglichem preisdumping (solange man noch mehr learning als doing ist, sozusagen ) den fuss in die tür gekriegt und waren dann oftmals im alter wo andere gerade mal mit ihrem studiengang fertig wurden schon einen halbwegs gehaltvollen kundenkreis aufgebaut. und gerade im jungen alter ist das glaube ich ein ziemlich essentieller vorsprung.

und dazu kommt natürlich noch, dass das, was man auf diesen schulen lernt, auch nicht immer praxisgerecht ist. also persönlich würde ich ganz klar sagen, der autodidaktische weg ist der bessere, fachlich wie strategisch.

zumal heutzutage wo es zu jedem schnickschnack youtube-tutorials bis zum abwinken gibt...

 

[Kollege]

mangels Motivation, deutlich unter meinen "Potenzial" bleibe.

entweder einstellung ändern, sonst wird das ein teurer Frust
oder mach was, wo du nicht selbstständig ein buch aufschlagen mußt.

 

[stefangeidel]

Ich würde jetzt auch mal behaupten: wenn jemand nachfragt, wie man "in der Szene was reißt", hat er schon keine Chance mehr...

Jemand, der WIRKLICH Einfluss in der Szene hat und WIRKLICH erfolgreich in der Szene ist, ist auch genügend selbst von seinem Handeln überzeugt, dass ihm egal ist, wie der Lehrbuchweg ist. In denen steckt einfach genügend Genialität und Biss, dass sie einfach ihr Ding machen und mit jedem ihrer Schritte den Zahn der Zeit treffen...

Der Zahn der Zeit ist aber eine Sache des Feelings.
Das lernt man nicht aus Büchern.
Das lernt man nicht auf der SAE.
Das lernt man auch nicht durch Connections.

Entweder du bist schon was und suchst nur noch den Weg an die Öffentlichkeit (nämlich durch eine Once-in-a-lifetime-Chance") oder man wird ewig rumdümpeln.

Das ist (aus meiner Sicht) die traurige Wahrheit.
Es steht jedem frei, sich seine eigene Wahrheit zurechtzuspinnen.
Mit manchen Wahrheiten schlägt man eben härter am Boden auf...

 

[holgi]

@rencan

Wie wärs denn damit? jetzt, quasi parallel zum Fachabitur, bei Kumpels und ortsansässigen Bands Aufnahmen und Mixarbeiten erledigen fürn Appel und n Ei, überregional auf die Pauke hauen (wenn denn deine Fähigkeiten dazu taugen).

DAS ist wichtiger als alle Grübelei.

Das du im Anschluss an dein Fachabitur deinen Lebensunterhalt mit deinem Hobby finanzierst ist eher Utopie, das braucht Zeit.

Was du bis dahin machst ist die Frage, und vor allem, ob du, wenn es mit der Hobbygeschichte zum Leben nicht reicht, dann anstelle dessen machen kannst.

Und schon bist du wieder am Ausgangspunkt deiner Frage

 

[Nachtschicht]

mangels Motivation, deutlich unter meinen "Potenzial" bleibe.

entweder einstellung ändern, sonst wird das ein teurer Frust
oder mach was, wo du nicht selbstständig ein buch aufschlagen mußt.

ich glaube ihr überseht da ein detail - die aussage bezieht sich (so versteh ich das), auf motivation in bezug auf "reguläres" studium nach von aussem diktiertem zeitplan und inhalt.

DAS, würde ich sagen, dürfte auf den grossteil aller mir bekannten kollegen zutreffen. und zwar alleine schon deswegen, weil das eigene interesse einen viel zu von-aussen-unkontrollierbar von einem thema zum nächsten spült.

so gesehen muss er da seine einstellung null ändern.

wenns allerdings tatsächlich so gemeint war, dass er eher generell ein motivationsproblem hat, dann kann er sich in dieser branche auch gleich begraben aber ich glaube das war nicht gemeint.

 

[Nachtschicht]

@rencan

Wie wärs denn damit? jetzt, quasi parallel zum Fachabitur, bei Kumpels und ortsansässigen Bands Aufnahmen und Mixarbeiten erledigen fürn Appel und n Ei, überregional auf die Pauke hauen (wenn denn deine Fähigkeiten dazu taugen).

DAS ist wichtiger als alle Grübelei.

*unterschreib*

beste methode.

 

[AndreasEsterl]

Ich denke, die Mischung machts. Weiterbildung, Selbststudium, private Kontakte, Kontakte durch Weiterbildung...Kontakte mit allen möglichen Musikern, anderen Produzenten.

Man muss einfach für die Sache leben. Ich denke, gerade Musik ist ein Bereich, in dem man nicht wirklich weiterkommt wenn man nur halbherzig an die Sache rangeht...schon gar nicht wenn man damit was erreichen möchte.

 

[Black_Bender]

moin,

ich kann nur aus meinen erfahrungen berichten und derer von freunden.

mach eine solide ausbildung welche dir als backup auch chancen auf dem "normalen" arbeitsmarkt gibt.

ein studium richtung elektrotechnik oder informatik bietet sich da am besten an.
beides auch grundlegende dinge die man auch sehr gut im kreativen medienbereich gebrauchen kann.

gehe immer davon aus dass dein traumberuf immer nur ein traum bleibt weil du halt damit höchstwahrscheinlich nie genug geld verdienen kannst (eher mehr ausgibst) um dein lebendsunterhalt zu sichern.

betreibe deinen traumberuf als hobby.
du kannst dann irgendwann wenn du meinst dass es funktioniert ein kleingewerbe nebenbei laufen lassen. ohne gewinndruck.
wenn die arbeit irgendwann mehr wird und das geld tatsächlich ertragsreich kommt dann geh mit deinem brotlohn auf teilzeit.
irgendwann dann auf halbzeit.
das machst du dann so lange bis deine firma so gut läuft dass du ohne nennenswertes risiko voll-selbstständig werden kannst. aber vorsicht. dieser schritt ist mit einer EXPLOSION deiner fixkosten verbunden (Sozialversicherung Einkommenssteuer etc)
dein steuerberater wird dir da genau sagen können wie es finanziell steht.

der sichere sozialversicherte job schützt dich vor der pleite. du bist in der zeit sozialversichert und zahlst lohnsteuer. dein lebendsunterhalt ist gesichert. daher musst du den so lange behalten wie du kannst.

ich kann mir heute keine andere möglichkeit mehr vorstellen als das so zu machen wenn keine unsummen von startkapital vorliegen.

der kreativmarkt ist vollkommen übersättigt. man kommt da selbst mit dem besten abschluss und größten talent nur mit dem berühmten lottoglück rein. sozialversicherte anstellungen wirst du in den traumbereichen nie finden. da gibts eigentlich nur selbstständige die teilweise weniger verdienen als ein taxifahrer.
oder man hat wirklich eine totale marktlücke erkannt und kann sie erfolgreich vermarkten.

wenn du der meinung bist dass du ausbildungen in diesem bereich brauchst dann machen auch das nebenbei.
die woche hat mehr als 40h

ich arbeite seit 3 jahren nonstop 70-80h in der woche um mein unternehmen im wachstum zu erhalten. irgendwann ist dann der punkt erreicht wo ich eine GmbH gründen kann mich selbst dort einstellen kann und mein vermögen gesichert ist.
so kann ein sicherer weg aussehen.
nur das dauert halt eins bis zwei komplette lebensabschnittsphasen.

lg

 

[AndreasEsterl]

@Black_Bender
Sehr vernünftige Ansichten!

 

[tylerhb]

betreibe deinen traumberuf als hobby.
du kannst dann irgendwann wenn du meinst dass es funktioniert ein kleingewerbe nebenbei laufen lassen. ohne gewinndruck.
wenn die arbeit irgendwann mehr wird und das geld tatsächlich ertragsreich kommt dann geh mit deinem brotlohn auf teilzeit.
irgendwann dann auf halbzeit.
das machst du dann so lange bis deine firma so gut läuft dass du ohne nennenswertes risiko voll-selbstständig werden kannst. aber vorsicht. dieser schritt ist mit einer EXPLOSION deiner fixkosten verbunden (Sozialversicherung Einkommenssteuer etc)
dein steuerberater wird dir da genau sagen können wie es finanziell steht.

So sehe ich das auch. Super Beitrag.

 

[Lagoona]

betreibe deinen traumberuf als hobby.
du kannst dann irgendwann wenn du meinst dass es funktioniert ein kleingewerbe nebenbei laufen lassen. ohne gewinndruck.
wenn die arbeit irgendwann mehr wird und das geld tatsächlich ertragsreich kommt dann geh mit deinem brotlohn auf teilzeit.
irgendwann dann auf halbzeit.
das machst du dann so lange bis deine firma so gut läuft dass du ohne nennenswertes risiko voll-selbstständig werden kannst. aber vorsicht. dieser schritt ist mit einer EXPLOSION deiner fixkosten verbunden (Sozialversicherung Einkommenssteuer etc)
dein steuerberater wird dir da genau sagen können wie es finanziell steht.

lg

So kenne ich das auch von 3 Leuten aus meinem Bekanntenkreis.... die mittlerweile komplett von der Musik leben können. Ich selbst arbeite seit ein paar Monaten auch nur noch in Teilzeit. Ich habe aber zudem auch noch die volle Unterstützung meines Partners.

gehe immer davon aus dass dein traumberuf immer nur ein traum bleibt weil du halt damit höchstwahrscheinlich nie genug geld verdienen kannst (eher mehr ausgibst) um dein lebendsunterhalt zu sichern.

Hmhmh weiß nicht ob das wirklich die richtige Einstellung ist.... hab mal eine Reportage gesehen... in der es um die ganz Großen ging.... die alle gesagt haben, dass Sie schon immer wußten und fest davon überzeugt waren.... dass sie irgendwann mal sehr erfolgreich sein werden.

 

[Saurus]

...hab mal eine Reportage gesehen... in der es um die ganz Großen ging.... die alle gesagt haben, dass Sie schon immer wußten und fest davon überzeugt waren.... dass sie irgendwann mal sehr erfolgreich sein werden.

Im Nachhinein kann man damit immer leicht prahlen.



.

 

[Black_Bender]

Hmhmh weiß nicht ob das wirklich die richtige Einstellung ist.... hab mal eine Reportage gesehen... in der es um die ganz Großen ging.... die alle gesagt haben, dass Sie schon immer wußten und fest davon überzeugt waren.... dass sie irgendwann mal sehr erfolgreich sein werden.

ja da fehlt halt die reportage über alle anderen die schule und ausbildung hingeschmissen haben um star zu werden und damit ihre zukunft und existenz verspielten.

nur ein ganz kleiner teil schafft es. der rest eben nicht. und den interviewt auch keiner.

wer von ausgeht dass er es schafft und dafür alles auf spiel setzt das ist schon irgendwie wie der berufswunsch lottospieler.

 

[Lagoona]

Hmhmh weiß nicht ob das wirklich die richtige Einstellung ist.... hab mal eine Reportage gesehen... in der es um die ganz Großen ging.... die alle gesagt haben, dass Sie schon immer wußten und fest davon überzeugt waren.... dass sie irgendwann mal sehr erfolgreich sein werden.

ja da fehlt halt die reportage über alle anderen die schule und ausbildung hingeschmissen haben um star zu werden und damit ihre zukunft und existenz verspielten.

nur ein ganz kleiner teil schafft es. der rest eben nicht. und den interviewt auch keiner.

wer von ausgeht dass er es schafft und dafür alles auf spiel setzt das ist schon irgendwie wie der berufswunsch lottospieler.

Hä? Wieso deswegen gleich alles hinschmeißen?

 

[Black_Bender]

meine empfehlung war:

gehe immer davon aus dass dein traumberuf immer nur ein traum bleibt weil du halt damit höchstwahrscheinlich nie genug geld verdienen kannst (eher mehr ausgibst) um dein lebendsunterhalt zu sichern.

einfach damit man keine unüberlegten überstürzten entscheidungen trifft die den fortgang des ganzen lebends negativ und unwiderruflich prägen.

wenn man das risiko der verarmung auf ein normales niveau halten will dann macht man eine ausbildung im konventionellen bereich und betreibt seinen traumberuf in der zeit die noch bleibt.

das wollte ich damit aussagen


darauf hast du argumentiert:

Hmhmh weiß nicht ob das wirklich die richtige Einstellung ist.... hab mal eine Reportage gesehen... in der es um die ganz Großen ging.... die alle gesagt haben, dass Sie schon immer wußten und fest davon überzeugt waren.... dass sie irgendwann mal sehr erfolgreich sein werden.

ich geh mal von aus du meinst dass die trotzdem volles risiko gegangen sind und es ja geschafft haben. also ohne gesicherten umweg über einen normalen beruf,
aber was denkst du wieviele es schaffen die volles risiko gehen?
sicher die wenigsten. und du hast ja nur eine reportage über die "wenigen" gesehen und nicht über alle die es so versucht haben. die meisten sind dabei gescheitert.