Als ich das erste Mal von dieser "Technik" gelesen habe, fand ich es schlüssig, da ich selbst ein Typ bin, der sich schnell in Details verliert.
Ich versuche mich seit einiger Zeit so in der Richtung Trailer- oder Filmmusikgedöhns.
Da kommen, je nach Projekt, ziemlich viele Spuren zusammen.
Gerade die "orchestralen" Spuren, wie Strings, Percussion, Brass, Woodwinds etc. in einem Projekt sind da stellenweise schon schwer überschaubar.
Anfangs, nachdem ich alle Spuren exportiert, sortiert und in die entsprechenden Gruppen geleitet habe, bin ich nach dem groben Leveln und Panning erstmal in die einezelnen Spuren gegangen. Dann hab ich mich aber in den Einzelspuren immer in Details verloren. Ein Schnarren oder eine Resonanz in den Legato-Violins. Etwas Mumpf in den Violas. etc.
Bei der Kompression war es ähnlich. Immer erstmal schön nen Comp auf einzelne Percussion/Drum-Spur.
Als ich dann von der Methode hörte, hab ich einen Mix mal anders angefangen. Grob gelevelt und gepannt und danach erstmal die Gruppen bearbeitet. Mit der Summe, wie es oftmals vorgeschlagen wird, anzufangen, ist aber auch nicht so meins.
Erstmal auf den Gruppen zu schauen, was abgeht, war für mich aber schon ein grosser Timesaver und hat mir geholfen, sich auf das wesentliche zu konzentrieren.
Deshalb hat mich diese Methode schon irgendwie weitegebracht bzw. mich zu einem Umdenken bewegt.
Ob die Methode jetzt für alle Mischer/Komponisten oder Genres der heilige Gral ist , würde ich aber ganz klar mit Nein beantworten.
Ausprobieren, gute Sachen für sich und seine Arbeitsweise adaptieren und fertig. Wenn es gar nichts für einen ist, ist es auch okay, aber man hat es zumindest mal ausprobiert.
Durch Zufall bin ich vor ein paar Tagen über ein Interview mit Alan Meyerson gestolpert, der wohl auch mit einer "Art" Top Down (oder wie auch immer man es nennen mag) arbeitet.
Ich zitiere mal aus dem Interview, verlinke aber auch nochmal darauf, weil ich das Interview allgemein ganz interessant finde.
"Once I get all the instruments placed, I adjust the levels. I very rarely EQ or compress individual tracks unless it is really needed. I build my session with stems through Auxes and VCAs. The Auxes are the ones that have the EQ or the compression or harmonic exciter on it. Not the individual tracks. This helps me focus on the mix much faster, and when you are dealing with more than 1000 or sometimes more than 2000 tracks, this saves a lot of time. Otherwise, you could go on till the end of time trying to fix things individually. I also make sure my balances are right from the moment I record my orchestra. This too saves me an enormous amount of time and also rather than trying to create an orchestral performance from faders, I have real people playing it. It brings a human element into the mix and creates another way to have the dynamics right. This is also why I mentioned about the 90 percent work in 10 percent time.
I also have a 20 percent rule. When you are EQing or processing something, do it to a setting you like and then back it off by 20 percent. The reason this helps is when you are adding tracks over tracks and everything is processed to a 100 percent satisfaction, the overall sound usually won’t be. So I back off and let the tracks interact to give me the 100 percent mix. "
https://film-mixing.com/2016/07/28/film-score-mixing-with-alan-meyerson/
