Mixe aus der Mischmaschine

[AWF]

Hi,

ich habe mal so eine Frage für die Runde:

Kann es sein, dass die Mixe in der Mischmaschine grundsätzlich transientenarm sind?

Ich höre sehr viel Musik und immer wenn ich in der Mischmaschine unterwegs bin kommen mir zumindest zwei Dinge etwas seltsam vor:

a) es fehlt an Transienten und Punch

b) die Mixe klingen sehr oft flach, als ob jede kleine Resonaz (auch die welche für Instrumente typisch sind) komplett gekillt werden.

Ich kann mir nicht helfen, weiß auch gar nicht wo genau das Problem ist. Liegt es bei mir, dann müsste aber auch gekaufte Musik so klingen oder hat sich in der Mischmaschine ein Sound durchgesetzt ?

Das soll jetzt keine Provokation sein. Mich verwirrt es wirklich extrem wenn Transienten scheinbar negativ bewertet werden und flache resonanzarme Mixe das Ziel zu sein scheint?
Gerade Transienten geben dem Mix auch eine gewisse Tiefe.


Hier Beispiele mit Resonanzen im positivem Sinn:





Bei den Black Keys ist die Qualität schlechter durch You Tube und man hört es nicht so richtig.


Und hier mal Beispiele mit Transienten:







UND BITTE GESCHMEIDIG BLEIBEN! Gemütliche Diskussion.

 

[synthpark]

naja, wenn soviele Rocker unterwegs sind, dann leiden halt die Transienten, ganz platt formuliert.
Ausserdem veranstaltet jeder einen Loudnesswar. Plus Unvermoegen, trotz Lautstaerke genug Transienten zu lassen. Plus der Drang, tolle Saettigungstools einzusetzen.

Mit "Resonanzfrei" ist mir nichts aufgefallen. Hoechstens wenn typischerweise zuviele Tiefmitten rausgeschnitten werden, dann klingts vielleicht tendentiell "resonanzfrei".

Resonanzfrei sind ja auch viele Kommerzmixe.

 

[heimlichstillleise]

ich denke der aktuelle Contest zeigt ganz gut was Du meinst. Das ist halt die aktuelle Forenästhetik.

 

[synthpark]

ich denke der aktuelle Contest zeigt ganz gut was Du meinst. Das ist halt die aktuelle Forenästhetik.

Naja, wobei ich finde, dass es Mixe gibt, die durch Bassarmut letztlich zu hart in der Snare klingen.

Und zum Beispiel die Kick ganz am Anfang, die kommt bei vielen, inklusive mir eindeteutig zu hart, die haette man leiser machen muessen.

 

[sts]

Ich finde, dass Mischungen in der Mischmaschine zu unterschiedlich sind, um wirklich solche gemeinsamen Nenner zu finden.

Aber gut, das mit den Transienten könnte in der Tat mit dem obligatorischen Loudness-Spoiler zu tun haben, der zum Schluss noch montiert wird. Bei unter -12 dB RMS muss man ja in der Mischmaschine schon mit dem Kommentar "Man kann Dein File nicht hören, der Link funktioniert nicht" rechnen.

Aber dass die Mischungen durchgängig resonanzarm sind, kann ich auch nicht bestätigen. Da ist auch schon mal das Gegenteil der Fall.

 

[TonyPizza]

Ja, es ist leider so, dass man mit harten Transienten den Mix nicht besonders laut bekommt ohne Artefakte. Grundsätzlich werden die Peaks ja schon gekillt auch auf den YT Beispielen, es wird aber darauf geachtet den Punch mit paralleler Bearbeitung zu erhalten. Dann gelingt der Spagat zwischen Laut und gleichzeitig Punchy. zumindest sehe ich die Dinge so, und zahlreiche Tutorials haben es mir bestätigt.

 

[andy_g]

Ich finde oft klingen die Mixe flach im Sinne von 2dimensional.

 

[TonyPizza]

Mich beeindruckt es immer wieder, wenn ich meine Lieblings Platten von Survivor und Toto etc. aus den 80s höre und dann umswitche auf moderne Mucke. Das neue material ist so anstrengend zu hören, unfassbar, es ist wie als müsste man gegen ein Störgeräusch hören. Ich nenne es auch rosa Rauschen mit Rythmus. Der Loudness War, obwohl ihn Bob Katz ja beende hat, hält leider weiterhin an. Es gibt aber auch Ausnahmen, die letzte Platte von Terry Brock z.b. ist schön entspannt gemischt und gemastert

 

[AWF]

Bob Katz hat zwar vieles gegen den Loudness War gemacht, aber bei deinem Beispiel klingen die Drums einer Rock Band im Vergleich zu Prince "Purple Rain" wie Spielzeug Drums.

Bei der Snare hätte man auch das Top Mikro weglassen können und nur die Overheads nehmen können.

Leider finde ich auf YT kein gescheites Purple Rain Video, aber hör dir mal das Original (und meinetwegen sogar die neue Loudness Version an), die Drums haben mehr Body.

Dein Video klingt wie die Mischmaschine Resonanzfrei. Alles ausgedünnt was auf dem Analyzer eine Erhebung erzeugen könnte.

Im Prinzip wird nur leiser gemischt, aber der Sinn wieder mehr Transienten einzubauen ist bei Terry Brock auch nicht angekommen und Charaktereigenschaften einer Spur werden entfernt.

Ist jetzt mein empfinden als Laie.

 

[TonyPizza]

Joa ich wollte mich auch nur auf die Loudness beziehen.

Also bei den Survivor Alben kann ich jeden Snare Hit sehen in der Wellenform, das wollte ich sagen. Leider wird das alte Zeug jetzt alles ge-remastert und zerstört. Hab mir das Painkiller Album von Judas Priest gekauft und erst zuhause gemerkt das es neu gemastert wurde, konnte man nicht hören, total platt und Artefakte als hätten sie mp3´s zusammen gemischt

Dann gibts noch den Trend die neuen Master im Bass aufzublähen, ist z.b. bei "Too Hot To Sleep" so, also Finger davon und bei das Original kaufen. Das Album beginnt auch mit einem der geilsten Drumsounds ever!

 

[AWF]

Survivor Alben kann ich jeden Snare Hit sehen in der Wellenform

Ok, Survivor ist ein gutes Beispiel. Da klingt eine Snare auch nach Snare und nicht nach einer Clap.

 

[TonyPizza]

Man stößt aber auch auf Mischungen die total modern klingen und man gar nicht vermutet wie alt sie sind. Es gab schonmal eine trockene Pahse Anfang der 80s. Glaube Yes hatten das eingeläutet.

Schön fett im lowend und denke auch gute Transienten. Warum sich das nicht durchgestzt hat und alles immer nasser wurde? Ich mag aber beides. Leider kann ich nicht mehr als ein Song von KG am Stück hören, aber der Sound ist geil!

 

[SOS]

liegt es nicht auch daran, dass man heute einfach die tools für solche mixes hat? man macht's, weil man's kann? in den 80ern hatte man nicht 10 eq bänder und 3 (multiband)kompressoren/tools etc. pro spur. da musste auf den meisten signalen die 4 bänder der konsole reichen. da bleibt schon mal 'ne nase stehen.

gute beispiele dafür sind zb. andy wallace mixes, der bekanntermassen hauptsächlich auf einer ssl mischt und eben mit relativ wenig processing auskommt, dafür die levels fährt wie ein irrer. da klingt nicht immer jedes signal glatt oder "gut" und man könnte sogar das eine oder andere bemängeln, aber die mixes sind beim zweiten hören genial intensiv und voller leben. wenn resonanzen auftreten, macht er halt das signal leiser, anstatt einfach generell raussaugen... ist natürlich 'ne schweinearbeit!

was mir hier auch auffiel bei dem einen song, den ich als mixing practice reingestellt habe, ist dass praktisch alles einen loudnesswar veranstaltet haben. ich hatte das glaub sogar angemerkt, weil ich nicht verstand, warum man den mix dermassen gegen die wand fährt. also platt scheint halt immer noch in zu sein.

 

[musicdevil]

ich denke der aktuelle Contest zeigt ganz gut was Du meinst. Das ist halt die aktuelle Forenästhetik.

Empfinde ich genauso. In den Top10 vom Contest gibt es (für mich) nur einen einzigen Mix dem ich eine glatte 10 geben würde, alle anderen Mixe kämen bei mir (im Vergleich) nicht über 5 Punkte.
Genau genommen ist diese "Forenästhetik" Kacke und hat nichts mit der "Realität" zu tun, ich meine gute Referenzmixe klingen einfach anders.
Erstens werden viel zu viel Höhen gepuscht, der Bassbereich oftmals eher vernachlässigt und zum Schluss noch alles mit "Loudness Dingern" versaut.

Dass "Multibandkompression" Transienten platt drückt, genauso wie die mühsam eingestellte Räumlichkeit, müsste doch eigentlich klar sein und "Reverb" darf man ruhig auch mal hören.

Zwei Begriffe sind gefallen "Bassarmut" und "Mixe flach im Sinne von 2dimensional", genau ist es.
Bestimmt so 90% aller Mixe aus der "Mischmaschine" gefallen mir in der Regel nicht.
Andy Gallas und synthpark, sind meist meine Favoriten, bin gespannt vom wem diesmal der Siegermix im Contest ist.

 

[oliveramberg]

Mir fehlt oft der Mut bei den Mixes mal was zu tun, was nicht im Lehrbuch steht resp. in den Tuts von vermeintlichen Engineer-Göttern empfohlen wird. Oft klingt alles "gut" aber nicht aufregend. Es muss knallen. Warum muss es knallen? Muss es nicht. Wenn ich mir z.B. Kyuss anhöre, ist der Sänger mal einfach ganz nach links gedreht, die Drums scheppern mehr als sie knallen, die Gitten sind irgendwie überall und trotzdem kommt eine unheimlich intensive Stimmung auf. Es wird zu Tode poliert, komprimiert und optimiert bis am Schluss nichts mehr Lebendiges übrig bleibt.
Handwerklich oft richtig, aber emotinal im Nirvana.

Was man auch nicht vergessen darf, ist das ein gute Song auch nicht ganz verkehrt ist, wenn es um ein eindrückliches Hörerlebnis geht. Ich höre lieber einen schwach produzierten, aber starken Song als eine Gähn-Nummer mit Top-Produktion.

 

[AWF]

Empfinde ich genauso. In den Top10 vom Contest gibt es (für mich) nur einen einzigen Mix dem ich eine glatte 10 geben würde, alle anderen Mixe kämen bei mir (im Vergleich) nicht über 5 Punkte.

Das sehen die Mischer wohl anders, wenn man da liest. Ich hatte auch nur einen "Favoriten" und musste ja noch Platz 2 und 3 wählen, diese waren für mich aber deutlich hinten.

 

[Gel Mitglieder 16064]

ich neige oft dazu, bei Gitarren zwischen 1 und 4 khz Resonanzen zu ziehen... Dann frage ich mich wieder, ob das Sinn macht, denn eigentlich liegen doch genau dort die wichtigen Frequenzen.

 

[heimlichstillleise]

ich neige oft dazu, bei Gitarren zwischen 1 und 4 khz Resonanzen zu ziehen... Dann frage ich mich wieder, ob das Sinn macht, denn eigentlich liegen doch genau dort die wichtigen Frequenzen.

Vielleicht solltest Du lieber hören, anstatt Dich was zu fragen. Wenn es besser klingt ist es gut, wenn es schlechter klingt, oder kastriert klingt ist es schlecht. So einfach ist das.

Und ganz nebenbei. Raumresonanzen und Korpusresonanzen hast Du in dem Bereich ganz sicher nicht mehr. Keine Ahnung was da resonieren sollte.

 

[AWF]

Dann frage ich mich wieder, ob das Sinn macht, denn eigentlich liegen doch genau dort die wichtigen Frequenzen.

Also falls es Metal ist oder Hardrock oder ähnliches, wo die Gitarren eine grosse Rolle spielen, dann fange doch mit denen an. Klingen sie für sich allein gut, dann ist doch erst mal alles ok.

Dann nimmst du die Stimme dazu und die Bassdrum. Dann hast du schon mal wichtige Elemente zuerst, gemischt.

Dieses "ich fange immer mit dem Fundament an" halte ich für irreführend, aber das ist nur meine Meinung und kein falsch oder richtig.