Mehr "Dreck" im Mix?!

[-sinus]

Hi Community,

ich wurde gebeten mehr "Dreck", mehr "Rock'n'Roll", mehr "Erdung" in den nächsten Mix zu bringen. Ich tu mir da etwas schwer. Die Tendenz in meinen Mixes geht immer Richtung "natürlich" und "sauber"...

Was würdet ihr empfehlen? Einfach ein Rauschen in den Hintergrund legen bringt wahrscheinlich nicht den Erfolg... Arbeitet ihr für "mehr Dreck" mit Kompression, Frequenzen? Effekten wie Distortion, etc.?

Und klar: der "Dreck" muss auch schon in den Aufnahmen und in der Spielweise hörbar sein. Aber rein das Mixing betrachtet: Welche "Tricks" werden da von den alten Hasen angewandt?

Hier ein Hörbeispiel (nach PN gern auch als Wave Datei) - -8

Liebe Grüße aus Österreich,
Sinus


EDIT (23.1.17)
Hier geht's zur vorläufigen Zusammenfassung aller Tipps & Tricks - https://recording.de/Community/Forum/Recording_und_Studiotechnik/Mixing/208003/Post_2406436.html

 

[leary]

puh, da stellst du jetzt eine sehr allgemeine frage. es gibt verschiedenste wege "dreck" in einen mix zu bekommen.

zu allererst geht das über den sound der instrumente bevor etwas in den computer geht, z.b. gitarren oder bass anzerren, snare anzerren, komprimieren, überkomprimierte spuren dazumischen und und und... es gibt wirklich unzählige möglichkeiten "dreck" zu erzeugen.

 

[NiCKEL]

Erst mal alle Low Cuts raus und mit Glocken und Shelfs untenrum aufräumen...

 

[AWF]

Du könntest versuchen parallele Bearbeitung zu machen, sprich Kompression, Sättigung, Verzerrung.
Den Hall verzerren und leise drunter mischen.

 

[-sinus]

ja, die frage ist sehr weitläufig.

vielleicht können wir anhand des obigen beispiels gezielter diskutieren (dieser song wird zwar nicht mehr verändert, aber für kommende mixes). es geht um diesen indie-rock sound. wie würdest du bspw. bei dieser produktion mehr "dreck" reinbringen?

im Refrain mit dabei sind schon verzerrte gitarren, komprimiertes Drumset mit knorriger Snare, angezerrter Synthbass Sound, angezerrte Orgel, ich glaub mich zu erinnern, auch der Stimme etwas Distortion beigemischt zu haben...

 

[bafc24]

Wie Nickel schon schrub, erst mal alle Low-Cuts raus....und schon bist Du Deinem Ziel um einiges näher.

 

[-sinus]

Erst mal alle Low Cuts raus und mit Glocken und Shelfs untenrum aufräumen...

ui, das hab ich mir eigentlich ganz anders beigebracht... erstmal muss der bassbereich sauber sein... gehört sozusagen zur routine.

da aber mal weniger einzugreifen ist ein interessanter ansatz! könnte mir vorstellen, dass dadurch letztlich mehr "rumble" untenrum entsteht.

edit: genaugenommen bin ich im bassbereich sehr pingelig. da wird unter 90Hz alles rausgecuttet, was nicht von bass oder bassdrum (oder teilweise gitarre) kommt. teilweise sehr steil (48dB/oct). mir wurde mal verdeutlicht, wieviel platz tiefefrequente anteile bei der lautheit im mastering wegnehmen können... seither bin ich sehr genau...

gibt's da irgendein No-Go zu beachten? habt ihr da mit eurem Masterer keine probleme?

 

[speedtom]

Ordentlich Tape-Sim auf den Master und die Drums?

 

[-sinus]

Du könntest versuchen parallele Bearbeitung zu machen, sprich Kompression, Sättigung, Verzerrung.
Den Hall verzerren und leise drunter mischen.

meinst du parallele Bearbeitung schon in den Einzelspuren, oder in den Subgruppen, oder im Masterkanal? Oder sowohl als auch

daran, den hall zu verzerren, hab ich noch gar nicht gedacht... shaping per EQ und kompression ja. aber anzerren... gute idee.

 

[Entone]

Ordentlich aufgerissene Nevepreamps (oder Klone) verwenden.

 

[NiCKEL]

Du musst den Bassbereich aufräumen, keine Frage. Gitarren haben meist einen Bass Bump bei so 120 Hz +-. Den machst du mit ner Glocke ein bisschen weg. Dann noch mit nem Shelf alles unterhalb von 100 Hz so weit runterziehen, dass man Bass und BD noch gut genug hört. Probier's aus... wirst evtl. überrascht sein

 

[-sinus]

Ordentlich Tape-Sim auf den Master und die Drums?

ich hab den magneto von steinberg. der sättigt den klang sehr schön und hebt das entsprechende signal hervor. ich arbeite aber sehr vorsichtig damit, ich hab aber immer das gefühl, dass der mir zu viel dynamik wegnimmt?... bzw. wen ich den im masterkanal habe, wird mein mix irgendwie "flacher"...

hast du da bevorzugte plug-ins?

 

[NiCKEL]

Überall nur Zerre drauf ist auch kein Allheilmittel. Der Sound wird dadurch unterm Strich eher flacher und oft auch nerviger. Naja, mein Empfinden

 

[speedtom]

Ordentlich Tape-Sim auf den Master und die Drums?

ich hab den magneto von steinberg. der sättigt den klang sehr schön und hebt das entsprechende signal hervor. ich arbeite aber sehr vorsichtig damit, ich hab aber immer das gefühl, dass der mir zu viel dynamik wegnimmt?... bzw. wen ich den im masterkanal habe, wird mein mix irgendwie "flacher"...

hast du da bevorzugte plug-ins?

Ich nutze das Cakewalk-interne Tape-Sim nur auf den Drums, der raut das ordentlich auf. Auf der Summe hab ich das noch nicht probiert, aber ich könne mir vorstellen, dass das ordentlich Dreck produziert!

 

[-sinus]

Ordentlich aufgerissene Nevepreamps (oder Klone) verwenden.

höre ich immer wieder, dass die jeden mix nochmal voranbringen. kleiner nachteil: kosten...

hatte auch schon überlegt, mich in ein studio mit entsprechendem Equipment einzumieten, um ein paar Spuren zu re-ampen bzw. durch diverse Geräte laufen zu lassen...

 

[-sinus]

Du musst den Bassbereich aufräumen, keine Frage. Gitarren haben meist einen Bass Bump bei so 120 Hz +-. Den machst du mit ner Glocke ein bisschen weg. Dann noch mit nem Shelf alles unterhalb von 100 Hz so weit runterziehen, dass man Bass und BD noch gut genug hört. Probier's aus... wirst evtl. überrascht sein

danke für den tipp! werd ich bei den gitarren gleich mal probieren.

 

[holgi]

Meine Gedanken zum Dreck in der Mischung:

Die Gitarren nicht all zu hart links/rechts platzieren, die Signale nur mässig mitm EQ bearbeiten,ruhig die Tiefenstaffelung etwas vernachlässigen, den Bass auch ein wenig wummern lassen.

Zerren würde ich nix, wenn die Sounds nicht zu sauber via EQ beschnitten werden besitzen sie noch genug "Dreck".

 

[bafc24]

edit: genaugenommen bin ich im bassbereich sehr pingelig. da wird unter 90Hz alles rausgecuttet, was nicht von bass oder bassdrum (oder teilweise gitarre) kommt. teilweise sehr steil (48dB/oct). mir wurde mal verdeutlicht, wieviel platz tiefefrequente anteile bei der lautheit im mastering wegnehmen können... seither bin ich sehr genau...



gibt's da irgendein No-Go zu beachten? habt ihr da mit eurem Masterer keine probleme?

Grundsätzlich ist Dein Ansatz schon richtig. Nur wenn man das masslos Übertreibt, so wie ich das jetzt von Dir da lese, dann wundere ich mich nicht, dass der geneigte Zuhörer das als steril empfindet. Da fehlen dann halt u.U. in den Tiefmitten wichtige Signalanteile. Ev. Dreck???

Knall mal alle Plugins und Cuts raus und mache einfach nur mit den Volumen-Fadern einen für Dich stimmigen Routh-Mix.

Wenn Du damit soweit zufrieden bist, würde ich mir dann die Kandidaten vornehmen, welche Du mit den Fadern nicht in den Griff bekommst. Aber erst dann.

 

[verflixte13]

das mit dem „dreck“, das scheint mir noch nicht klar umrissen zu sein.

ich denke nicht, dass man es NUR auf die tiefen frequenzen beziehen kann.

nur ein beispiel: … spuren, die man durchgängig mit einem neve oder la610er
oder einem api-preamp recorded hat, denen könnte man einen cut bei 200 herz
verpassen … und dennoch klingen manche der spuren offen/klar/schnell/sauber
und manche eben etwas eingetickert/langsam/„dreckig“.

und diesen „grundklang“, der schon beim tracking eingefahren wurde,
den bekommt man auch nicht mehr über den EQ „nachträglich“ geregelt.

so zumindest meine bisherigen erfahrungen … widerspruch wird gerne
entgegengenommen … LG

 

[bafc24]

höre ich immer wieder, dass die jeden mix nochmal voranbringen. kleiner nachteil: kosten... hatte auch schon überlegt, mich in ein studio mit entsprechendem Equipment einzumieten, um ein paar Spuren zu re-ampen bzw. durch diverse Geräte laufen zu lassen...

Na ja, da würde ich zuerst die Kohle schon eher in MIxingpraxis Lernvideos oder in Mixinpraxis Privatstunden investieren, als mich in ein Studio einmieten, nur um meine Einzelspuren durch all das Tolle Equipment jagen zu können. Hier geht es am ende des Tage zu 95% ja darum, wie ich das Equipment gewinnbringend einstelle und um das gewinnbringend zu können, das Equipment auch zu 100% kenne.