Lufs vs Dezibel

[Kingtapir]

Hallo zusammen,
Nach längerem philosophieren stellt sich mir eine Frage, die ich mir von euch beantwortet hoffe. So wie ich es verstanden habe, stellt Dezibel ja den schalldruck also die tatsächliche Lautstärke dar und Lufs die empfundene Lautstärke, also Lautheit. (Wenn das nicht so ist, klärt mich bitte auf). Jetzt frage ich mich: wie kann ein Plugin die empfundene Lautstärke messen? Das ist doch subjektiv und je nach empfinden von Mensch zu Mensch anders. also wie kann man etwas, was vom subjektiven Empfinden abhängt objektiv messen? Man könnte doch höchstens die empfundenen Lautstärke je nach Dezibel mit dem Durchschnitt des menschlichen Empfindens abgleichen (zum Beispiel 2 Dezibel ist leise, 30 normal und 100 laut) und das irgendwie in Lufs zusammenfassen. Irgendwie ergibt das alles für mich keinen Sinn, ich denke ich habe die Definition von Dezibel und Lufs bzw. Von Lautstärke und Lautheit nicht richtig verstanden.
Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, danke im Voraus

 

[rocking.xmas.man]

Dezibel ist erstmal sehr ungenau.
dB SPL beschrieben Lautstärke anhand des Schalldrucks, dBu und dBv beschreiben Lautstärke anhand der Stromspannnug, dB FS die Lautstärke üblicherweise samplegenau im Bezug zu Vollaussteuerung, dB TP mit 4 fachen Oversampling usw.

Bei LUF gibt es eigentlich nur die relevanten Varianten LU, LUFS und LKFS, Wobei effektiv LUFS und LKFS das gleiche ist:
LU = Loudness Unit (relativ zur Ziellautheit)
LUFS quasi immer = LKFS - Loudness Unit relativ zu Vollpegel mit K-Weighting (Frequenzgewichtung).

die Messung von LU legt die frequenzabhängige Sensitivität unseres Gehörs zugrunde und auch die zeitliche Komponente. So ist auch die Integrationszeit wichtig bei der Angabe, was für LU man grade meint. es gibt momentary (400ms), short Term (3s) und integrated (gemessen über die gesamte Programmspieldauer).

Der im Studio wichtige Unterschied ist, dass dBFS technische Pegel anzeigen, weil normalerweise samplegenau und ohne Frequenzgewichtung, während LUFS einen 'inhaltlichen' Pegel anzeigt - eine allgemeine Lautstärkeempfindung.
Eine Besonderheit ist die dB RMS Messung - oftmals ist völlig unklar welche Integrationszeit da tatsächlich genutzt wird und für gefühlte Lautheit halt aufgrund fehlender Frequenzgewichtung auch keine Aussage.
Eine andere Besonderheit ist dBvu - hier ist die Ballistik eines VU Meters ausschlaggebend, das heißt die Trägheit eines Nadel-Anzeigers.

Eine rein praktische Erwägung ist außerdem, dass integrated Loudness Werte für Musik recht wenig Aussagekraft haben, weil eine Ziel-Lautheit wenn sie Integrated ist keine Aussage zum Dynamikumfang macht.(man könnte die nur rudimentär normierte Loudness Range LRA begrenzen, die short term oder momentary Maxima oder - für Musik völlig unsinnig - die Loudness Range, nach Dialog Gating) Und dazu ist ein Stück Musik eben doch verdammt kurz.

Allerdings gibt es laut aller Papiere eine gewisse Comfort Zone der short term Loudness-Werte: außerhalb dieser comfort Zone greift der Hörer potentiell schnell zum Lautstärkeregler bzw. zur Fernbedienung. Diese Comfort Zone liegt zwischen +3 und -5 LU relativ zum Zielwert.

 

[Kingtapir]

Danke

 

[rauschkiller]

Hi Kingtapir

Dezibel und LUFS haben erstmal keinen direkten Bezug zueinander.

Dezibel ist für die Luftdruckschwankungen, z.B. erzeugt durch Lautsprecher, als Messwert zuständig und ist, wenn das Messsystem genau ist, sehr genau.

Wie sollte man sonst in der Industrie z.B. die Lärmgrenze von 85dBA überwachen können...

LUFS ( mit den dazugehörigen Variablen) ist für Pegelschwankungen in einem Song z.B., aber auch als Gesamtpegelbewertung, als Messwert zuständig...

Der Bezug wird im weitesten Sinn über die Bezugskurven ( dB A - D ), für Musik aber im speziellen durch die ISO Kurven ( ISO226:2003 ) hergestellt. Sie stehen für die empfundene Lautstärke.

Aus diesen Kurven wurde weiterführend, die K-Gewichtung entwickelt, die in die LUFS Bewertung einfliesst.

Diese K Gewichtung beim LUFS Messsystem führt z.B. dazu, das Freq. unterhalb von 100 - 120 Hz ( Lowcut ) immer weniger in die Bewertung einfliessen.

Das erklärt, das z.B. BASSSTARKE Electro Tracks mit wenig Mitten ( eigentlich Gehörrichtig ) bei Spoti und Konsorten, auf der Pegelanzeige im Studio Vollgas geben ( keine Absenkung ).

Und Bass schwache Metalsongs mit viel Mitten um 5 - 8dB gesenkt werden ( Luft oben in der Pegelanzeige ).

Stellt man sich z.B. eine Playlist zusammen, wo im Wechsel mehrere Bass Tracks und Mitten Tracks liegen. Merkt man, wenn man sich die Songs auf dem Analyser anschaut, beim durch skippen. Das der Mittenbereich bei allen Songs auf einem ähnlichen Niveau ( nicht 0,0001dB genau ) liegen, bei eingeschalteter Normalisierung...

Ich würde es so beschreiben...

Das Dezibel absolute Werte beschreibt ( mit den Gewichtungskurven im Rücken ).

LUFS hingegen, sich mehr auf Relationen bezieht...

Was wiederum bedeutet, wie oben schon erwähnt, das es keinen direkten Bezug gibt.

Man kann also nicht sagen...

-16LUFS sind.... 80dBA z.B.

Ich hoffe das hilft ein wenig weiter

 

[Kingtapir]

Diese K Gewichtung beim LUFS Messsystem führt z.B. dazu, das Freq. unterhalb von 100 - 120 Hz ( Lowcut ) immer weniger in die Bewertung einfliessen.

super jetzt hab ich's verstanden vielen dank