Hi,
Ich habe gute Erfahrungen mit Mischen über die DAW.
Angefangen hat das über mein Konzept (die hauptsächlich unerfahrenen) Bands bevorzugt simultan aufzunehmen und wenig per Overdub etc zu machen. Da ich die Musiker zur Signaltrennung in verschiedene Räume platziere, habe ich angefangen den Kopfhörer-Mix direkt über Cubase zu machen.
Das klappte ganz gut und niemand hatte Probleme mit Latenzen. Die Musiker waren immer sehr glücklich über den Sound und Effekte die man so bereits während der Aufnahme einsetzen (und als Sänger z.B. auf abgefahrene Delay- und Distortionsachen eingehen) konnte.
Irgendwann letztes Jahr bin ich zu einer Band gekommen, die eine Live-Aufnahme und gleichzeitig den Ton von mir gemischt haben wollte. Als ich ihr Equipment gesehen habe (6-Kanal uralter Behringer-Powermischer) machte ich den Vorschlag digital über den PC abzumischen, das wurde abgenickt.
Mittlerweile habe ich mit der Band drei weitere Gigs hinter mir und sie sind von der Lösung so überzeugt, dass sie sich auch ihre weiteren 8 Konzerte in diesem Jahr so abmischen lassen wollen. Die 6 Mann auf der Bühne finden den Sound super und sind sehr begeistert von den flexiblen Effekten, die ich einsetze (verschiedene Delays z.B. auf Gitarren und Vocals, auch zum anfetten z.B. der Snare, großer Hall auf der Snare, Chorus..). Wir haben es mehrmals geprüft, die Latenz war gar kein Problem.
Ich hatte auch schon Vorbands die ich dann mit abgenommen hab, sie meinten während dem Soundcheck wow, fetter Sound, kommen hinter ans Pult und reißen erstmal die Augen auf weil sie nur ein 4HE Rack aber kein großes Mischpult sehen..
Mittlerweile habe ich mir noch einen DAW-Controller mit DigiPult-Oberfläche gebaut, mit dem ich alle Parameter ohne Maus steuern kann z.B. EQ, LowCut, Gate, Kompressor, Aux 1-8, Effekte. Mein Setup läuft seit neustem mit 3x Presonus Firepods was 24 in/outs macht.
Vorteile ganz klar:
- auf JEDEM Kanal 4-vollparametrik EQ, variabler LowCut, Gate, Kompressor
- beliebige Effekte, teils sehr hochwertig z.B. für den Hall das Lexicon plugin
- 8 Stereo-Outs d.h. 16 Aux-Sends
- für Bands, die sonst nix haben oder nur einen kleinen Mixer ist der Zusatz von Kompressoren etc schon fein
- schnell aufgebaut, da man kein analoges Outboard verkabeln muss
- du kennst dich mit den Plugins aus und weißt wie du deinen Sound erreichen kannst
Nachteile/Tipps:
- viele computertechnische Faktoren können zu Fehlverhalten und Instabilität führen
- du musst auf dem Thema PC etwas fit sein um zu wissen was du machst und im Fehlverhaltem reagieren zu können
- nicht alle Interfaces schaffen die Latenz
- ich würde den PC optimieren, bei mir läuft ein separates System nur für diese Anwendung
- ohne HW-Controller lässt sich nicht schnell eingreifen z.B. im Falle eines Feedbacks
- du musst wissen was du machst, ein unsicherer Tontechniker wirkt sich auf die Performance des Musikers aus
Bei mir läuft das Setup nur mit einer Partyband die max 200 Leute beschallt, meist in Kneipen, Clubs, kleinere OpenAirs. Für größere Sachen würde ich mir ein Pult mieten.
Wenn man als Band überlegt sich Recordingequipment anzuschaffen, welches live verwendbar ist, rate ich davon ab. Kauft euch für 1500-2000€ eine Presonus StudioLive und seid für beide Aufgaben glücklich abgedeckt.