Latenz Handling moderner Digitalpulte

[Studiovogel]

Hallo Ihr Lieben,

ich bin bislang großen Analogkonsolen erlegen gewesen. Nun ist meine eigene Konsole kürzlich verstorben.

Daher ist meine Frage, ergibt es für mich Sinn, eine digitale Konsole anzuschaffen, wenn ich gleichzeitig einiges an Outboard einbinden möchte? Das fängt bei 2 sehr guten Lexicons / 1 Bricasti an und hört bei ein paar Distressoren noch nicht ganz auf. Also gutes Kram, welches möglichst im Sync mit dem Rest des Klangs läuft und nix durcheinander bringt.

Da sind wir dann bei meinem Thema...

- Wie funktioniert der Latenzausgleich auf Pulten wie Presonus 64s, Allen & Heath QU 6 usw.? Gibt es überhaupt einen?
- Wird am Ende vor Summenausgabe geschaut, wieviel Rechenzeit hat welche Spur mit welchen Plugins verbraucht, sodass am "L/R Output" eine latenzkorrigierte Version vorliegt? Oder schraubt man die Zeiten einfach nur hier und da hoch und das Pult fängt vorne an zu rechnen und hört hinten auf, also ohne Ausgleich?
- Kann man externe Effekte, Compressoren auch (am besten automatisch per Ping wie in Studio One oder ähnlichem) ausgleichen lassen?

Mir kommt es NICHT auf Live-Wiedergabe an - ob mein gesamter Song ne halbe Sekunde später erschallt, nachdem die ersten Spuren ins Pult liefen, ist mir egal. Nur Studio.

Was für mich sehr wichtig ist, alles ist nachher komplett gleichzeitig bzw. phasenrichtig bzw. latenzkorrigiert und nix verschoben, nur weil da ein Plugin genutzt wird, oder weil es von extern eingeschliffen wird.

Ja, ich weiß ich bin verwöhnt von analoger Lichtgeschwindigkeit. Aber ich denke, wenn DAWs das können, vielleicht ja auch Digitalpulte. Ich fand nur im Netz gar nix zu der Thematik.

Ob das Pult 0,1ms oder 400ms Latenz hat, ist mir wumpe. Es zählt allein die Korrektur.

Gibt es die?

Vielen Dank für Eure Antworten.

LG

 

[adrachin]

Ich fand nur im Netz gar nix zu der Thematik.

Weil es kein Thema ist. Die Latenz ist so gering, dass sie eigentlich nur noch unter Developer und Ingenieuren ein Thema ist. Für den Anwender ist das irrelevant. Exemplarisch hier ein Link zu einem Dokument "Delay in Large Format Digital Music Consoles". Von 2000. Also auch damals schon nur ein Thema für Spezialisten.

 

[Studiovogel]

Ahm, ok. Ich vermute, du hast einen anderen Eindruck von dem, was ich meine, als ich

Beispiel:

Stereo Bus-out in Bricasti, dann Stereo-ins des Effektsignals.

Allein die Wandlung ergibt in diesem Fall 2x Stereo / vier Mal Mono Latenzen.

Wo bleiben die?

Und natürlich hat ein Compressor Plugin im Pult auch eine Latenz und da kommt einiges zusammen bei vielen Spuren. Rest wie oben beschrieben.

LG

 

[Wird schon]

Also sagen wir ein Pult hat eine roundtrip-Latenz von 2ms.
Also Signal ins Pult, raus aus dem Pult, rein in den bricasti (oder was auch immer) und von da wieder rein ins Pult, dann wirst du eine Verzögerung von Original und Effekt haben. Das gleicht kein Pult aus. Wie soll es das auch wissen, welches Signal wie angepasst werden muss.

Vielleicht hab ich die Frage aber auch falsch verstanden…

 

[Studiovogel]

Studio One erledigt das mit dem Pipeline Plugin. Quasi raus und rein und per Ping vorher den Durchlauf messen.

Das Ergebnis wird dann in den Mix eingepreist, sodass am Ende NULL Latenz entsteht.

Ebenso, wie alle DAW-internen Latenzen durch Plugins und virtuelle Instrumente vor dem Mixout ausgeglichen werden.

Ich weiß halt nur nicht, ob Digitalpulte das auch machen.

Das war die Frage.

LG

 

[Entone]

Dafür haben DAWs doch normalerweise Funktionen, um Hardwareeffekte einzubinden und Latenzen auszugleichen. Da wird dann zuerst ein Tessignal durchgeschickt und die Latenz gemessen und diese dann ausgeglichen.

z.B. bei Reaper:

 

[adrachin]

Die üblichen Wandler Latenten bewegen sich um die 0.7 - 1.2 ms Latent. Die addieren sich auch nicht auf, wenn man mehrere Kanäle raus und wieder rein verwendet. Also einmal Stereo raus und wieder ein ist irgendwas um die 2.x ms. Für das menschliche Empfinden irrelevant.

Und natürlich hat ein Compressor Plugin im Pult auch eine Latenz und da kommt einiges zusammen bei vielen Spuren.

Es gibt auch in DAW Plugins mit 0 Latenz. Das gilt auch für digital Pulte. Und auch die haben irgend eine Art der Kompensation eingebaut. Wie das geht, fragen Sie am besten ihren Developer oder Ingenieur..... (;

 

[Studiovogel]

Es geht mir wie gesagt nicht, um gesamte Durchlauflatenzen oder so.

Es geht mir um extrem unterschiedliche Latenzen einzelner Spuren und ob Digitalpulte das berücksichtigen (bei Plugins) bzw. einen Ausgleich anbieten (bei HW-Einbindung.)

 

[Entone]

Ich weiß halt nur nicht, ob Digitalpulte das auch machen.

Fungiert das Digitalpult als Audiointerface? Wenn ja, sollte doch für das Pult der interne Latenzausgleich der DAW gelten, soweit nicht extern zusätzliche Latenzen dazukommen.

 

[Studiovogel]

Dafür haben DAWs doch normalerweise Funktionen, um Hardwareeffekte einzubinden und Latenzen auszugleichen. Da wird dann zuerst ein Tessignal durchgeschickt und die Latenz gemessen und diese dann ausgeglichen.

z.B. bei Reaper:

genau, die Frage ist nur: wie gehen Digitalpulte damit um?

 

[Studiovogel]

Fungiert das Digitalpult als Audiointerface? Wenn ja, sollte doch für das Pult der interne Latenzausgleich der DAW gelten.

Das Pult pultet aber mit ner Menge weiteren Plugins und HW Einbindungslatenzen.

 

[Entone]

Das Pult pultet aber mit ner Menge weiteren Plugins und HW Einbindungslatenzen.

Wenn zusätzliche Hardwarelatenzen dazukommen, musst Du es wohl oder übel manuell für jeden Kanal einzeln einstellen. Das Digitalpult kann ja auch nicht hellsehen, was wo eingeschliffen wird.

 

[Studiovogel]

Die üblichen Wandler Latenten bewegen sich um die 0.7 - 1.2 ms Latent. Die addieren sich auch nicht auf, wenn man mehrere Kanäle raus und wieder rein verwendet. Also einmal Stereo raus und wieder ein ist irgendwas um die 2.x ms. Für das menschliche Empfinden irrelevant. Ich wüsste nicht, warum man dafür Aufwand für Kompensation betreiben sollte.



Es gibt auch in DAW Plugins mit 0 Latenz. Das gilt auch für digital Pulte. Und auch die haben irgend eine Art der Kompensation eingebaut. Wie das geht, fragen Sie am besten ihren Developer oder Ingenieur..... (;

0 Latenz gibt's evtl. dann mit Quantencomputern

Nehmen wir mal 2ms. Mal 4 sind 8. Dann geratene 10 für nen Comp und Eq auf dem Kanal.

Da dort nicht 64 Kanalprogramme auf 64 Prozessoren gleichzeitig laufen, muss sowas iwie nacheinander gerechnet werden, siehe auch dein Artikel (der noch vor Plugin Erfindung und ohne Berücksichtigung vieler Outs und Wieder-Ins entstand).

Ja, ich kenn halt keinen, deshalb frag ich hier und hoffe, iwer mischt im Studio hybrid mit nem Digitalpult.

 

[Studiovogel]

Wenn zusätzliche Hardwarelatenzen dazukommen, musst Du es wohl oder übel manuell für jeden Kanal einzeln einstellen. Das Digitalpult kann ja auch nicht hellsehen, was wo eingeschliffen wird.

Ich würd das auch manuell durchpingen, kein Ding.

Die Frage bleibt: machen Digitalpulte eine intere Latenzkorrektur je nach Ort und Anzahl und Rechenzeit der verwendeten Plugins? Da kann ich manuell nicht eingreifen. Bzw. sollte ich das müssen, hätte ich da keine Lust dazu.

 

[Wird schon]

Also. Ein digitalpult (zumindest die meisten) haben eine festgelegte roundtrip-Latenz. Egal wie viele Effekte man (vom Pult selbst) nutzt. Wenn man Hardware anbindet (analog) findet kein Ausgleich statt. Wenn du also als Beispiel eine parallelkompression über eine Hardware machst, dann wirst du eine phasenverschiebung im Bereich 2,x ms (oder was auch immer) haben.

 

[tylerhb]

Natürlich haben Digitalpulte Latenzen. Im Livebetrieb bei sehr großen Setups ist dies auch durchaus relevant, weil sich natürlich wie schon beschrieben alle Latenzen addieren und da kann in der Summe ganz schön was zusammenkommen. Deswegen versucht man im Live Bereich möglich früh in der Signalkette auf digital zu wandeln und weitere Wandlungen so gut es geht zu vermeiden. Daher bleibt das geliebte analoge Outboard Gear auch eher zu Hause und man erledigt das meiste mit den integrierten Effekten oder sowas wie den Waves Grid Servern. Die meisten internen Effekte arbeiten ohne eigene Latenz und sowas wie ein Brickwall Limiter mit Look Ahead sollte nach Möglichkeit nur einmal auf der Summe verwendet werden, falls überhaupt. Sowas wie ein automatischer Latenzausgleich ist mir nicht bekannt. Natürlich kann man alle anderen Signale manuell mit einem Delay versehen, aber wer macht sowas?

 

[Studiovogel]

Natürlich haben Digitalpulte Latenzen. Im Livebetrieb bei sehr großen Setups ist dies auch durchaus relevant, weil sich natürlich wie schon beschrieben alle Latenzen addieren und da kann in der Summe ganz schön was zusammenkommen. Deswegen versucht man im Live Bereich möglich früh in der Signalkette auf digital zu wandeln und weitere Wandlungen so gut es geht zu vermeiden. Daher bleibt das geliebte analoge Outboard Gear auch eher zu Hause und man erledigt das meiste mit den integrierten Effekten oder sowas wie den Waves Grid Servern. Die meisten internen Effekte arbeiten ohne eigene Latenz und sowas wie ein Brickwall Limiter mit Look Ahead sollte nach Möglichkeit nur einmal auf der Summe verwendet werden, falls überhaupt. Sowas wie ein automatischer Latenzausgleich ist mir nicht bekannt. Natürlich kann man alle anderen Signale manuell mit einem Delay versehen, aber wer macht sowas?

Ist die Latenz dann "nur" auf den Summenouts höher aber alles zueinander bleibt in sync? Oder wird zB Kanal eins 200ms langsamer wenn ich da 50 Plugins draufhänge? Rein theoretisch.

Die Summenouts würden mich hier nicht stören, aber Kanäle mit unterschiedlichen Laufzeiten in einem Mix schon sehr.

 

[tylerhb]

Ist die Latenz dann "nur" auf den Summenouts höher aber alles zueinander bleibt in sync? Oder wird zB Kanal eins 200ms langsamer wenn ich da 50 Plugins draufhänge? Rein theoretisch.

Die Summenouts würden mich hier nicht stören, aber Kanäle mit unterschiedlichen Laufzeiten in einem Mix schon sehr.

Nein, wie schon gesagt, die normalen internen Effekte arbeiten alle ohne Latenz. Standard Sachen wie Dynamics und EQ hat man ja pro Kanal und weitere Inserts erhöhen die Latenz ja auch nicht, sofern es nichts mit Look Ahead ist. Somit bleibt es auch in Sync. Wie @Wird schon schon beschrieben hat, ist eigentlich nur sowas wie eine Parallelkompression mit Outboard Gear kritisch, weil es hier in jedem Fall zu Phasenproblemen kommt.

 

[Studiovogel]

oki. das klingt für den alten programmierer mit dem langen weissen bart (ich hier) zwar nach magic, aber sei's drum also fällt nicht weiter ins gewicht, sagste. oki

ich vermute es gibt delays je kanal meistens? sind die auch negativ (auf dem output return) einstellbar? also so, dass der rest auf mein outboard wartet und sich die summenlatenz erhöht? haste sowas mal gesehen auf einem pult?

 

[Studiovogel]

grossen dank an alle! bin etwas schlauer!