Nun ich will dann mal die Fragesteller noch kurz in Schutz nehmen. Ich meine die Fragen danach sind schon legitim und "sich irgendwo im Netz" zu erkundigen, ist ja letztlich auch hier auf dieser Seite.
Ich frage mich wenn ich sowas lese eigentlich immer, was will der jenige und was glaubt der jenige was er dafür tun muss?
Ich weiß auch nicht ganz was die Frage bedeuten soll, ob sich ein Label heute noch lohnt. Was ist denn bitte schön "lohnen". Meint man damit, dass man davon leben kann, oder eher das man seine Musik besser an den Hörer bringen kann, oder mehr das man etwas gutes für andere Musiker tut ... ?
Je nach dem wie man das sieht, kann sich ein Label also immer lohnen, selbst wenn man keinen Cent damit verdient
Aus meiner Sicht gibt es zwei Beweggründe für ein Label.
- Einmal will ich meine Musik, für die ich keine Plattenfirma finde auf eigene Faust vermarkten.
Hier sehe ich nicht mehr unbedingt die Notwendigkeit ein Label zu gründen, wenn ich wirklich nur ein, zwei oder drei [g=420]CD[/g]'s von mir selber anbieten möchte und das eben je in kleinen Serien von einigen hundert Stück. Für einen LC - Code gibt es wie oben erwähnt auch andere Möglichkeiten und alles andere, wie Verkauf, Werbung, oder Verträge mit einem Versand oder ähnlichem, kann ich als Privatperson oder als GbR genau so machen, wie das ein Label auch könnte. Auch bei der Herstelleung macht es eigentlich keinen Unterschied, ob ich das privat veranlasse, oder als Label.
Die Zeiten sind vorbei, wo man leichter ins Radio kam, oder schneller einen Versand gefunden hat, nur weil man ein Label ist. Zumindest ist dies meine Erfahrung.
Ein solches Gewerbe bringt wie schon erwähnt halt auch einiges an Aufwand mit sich, wenn man es nur für sich selber betreibt und das ist sicher nur selten sinnvoll.
- Der zweite Beweggrund kann sein, ich arbeite gern mit Musikern zusammen, hab kaufmännisches Interesse, gute Ideen wie man Musik vermarkten kann, hab Interesse am Musikbuissines allgemein, Lust mich mit Vertragsrecht auseinanderzusetzen und möchte gern die Musik anderer (+event. die eigene) vermarkten.
In dem Fall ist die Gründung eines Labels natürlich sinnvoll (mit Gründung meine ich halt immer auch die Bedingungen für die Erteilung eines LC zu erfüllen).
Wissen aber die jenigen die mit dem Gedanken spielen auch, was sie dann genau tun müssen?
Als Label ist man ja auf der Suche nach Künstlern (na gut, meist eine gegenseitige Suche *g*), deren Musik man gerne verkaufen will. Dazu lässt man sich die entsprechenden Rechte von den Musikern (meist exklusiv) für eine gewisse Zeit übertragen.
Das bedeutet ich muss mich intensiv mit dem entsprechenden Vertragsrecht und Gesetzgebung auskennen und ich muss auch gut mit Menschen umgehen können, denn man arbeitet nicht nur mit dem fertigen Produkt, dem "Tonträger", sondern im Idealfall auch die gesammte Vertragszeit mit dem Musiker zusammen.
Wichtig ist, ich erhalte von dem Musiker etwas, nämlich bestimmte Rechte und muss deshalb auch gesetzlich vorgeschrieben, bestimmte Pflichten erfüllen, die auch ein Vetrag nicht grundsätzlich außer Kraft setzen kann.
Ich muss dann also der Vermarktung auch in bstimmtem Umfang gerecht werden. Da reicht es nicht aus, einfach mal 300 [g=420]CD[/g]'S pressen zu lassen.
In den seltensten Fällen bekommt man als Label die Musik fix und pressfertig auf den Tisch.
Oft ist es deshalb auch die Aufgabe von dem Label, entsprechende Aufnahmen zu organisieren und sich auch um die jeweilige Finanzierung derer zu kümmern.
(Natürlich werden auch Musiker mit einem fertigen Mastertape vor der Tür stehen, aber die interessantesten Bands haben das oft noch nicht.)
Ich muss also organisieren können und muss eventuell über finanzielle Rücklagen verfügen, um die Produktion (mit)finanzieren zu können.
Tonträger brauchen natürlich auch entsprechende Drucksachen, im vorgegebenen Format. Auch das gilt es zu organisieren und man muss wissen, was ist möglich, was kostet welche Aussattung, was will und kann ich ausgeben, welche Angaben und Inhalte will ich haben, was ist Pflicht ... usw. ...
Desweiteren kann es sein, dass bestimmte Rechtsfragen zu klären sind, wenn Urheberrechte dritter tangiert sind. Auch das ist dann die Aufgabe des Labels.
Nun geht es an die Herstellung des Tonträgers. Ich muss entscheiden welche Auflage lasse ich herstellen und welche Firma beauftrage ich damit.
Die Herstellung muss der [g=119]Gema[/g] gemeldet werden und je nach dem ist dann später auch die entsprechende Rechnung vom Label zu begleichen. Auch hierfür muss das Geld schon da sein, wenn vielleicht noch keine einzige [g=420]CD[/g] verkauft ist.
Das ist schon alles viel Arbeit (die schon auch Spaß macht klar), aber ist der Tonträger dann erst mal da, geht es erst richtig los.
Er kann noch so gut sein, noch so toll aussehen, wenn keiner davon weiß und die Musik keiner hört, wird ihn auch keiner kaufen.
Man muss also sinnvolle Bemusterungen organisieren (neben der ohnehin fälligen Pflichtbemusterung). Dafür sollte neben dem eigentlichen Tonträger auch entsprechendes Info und Begleitmaterial erstellt werden.
Auch das ist nicht umsonst und sollte einen perfekten und professionellen Eindruck machen.
Man muss das Produkt ins Gespräch bringen, Interviews organisieren, Radiosender ansprechen, die Tagespresse, Magazine etc.
Auch hier wieder Telefon oder Postkosten. Von E-Mails würde ich abraten. Die gehen einfach zu oft unter und werden eher als Spam betrachtet.
Gerade in der ersten Zeit ist es wichtig, dass der Musiker oft zu hören ist. Ich muss also das entsprechende Management untertützen, dass es so viele Konzerte wie möglich gibt, vielleicht selber eine Releaseparty und Konzerte organisieren.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Vertriebswegen wurde ja schon mehrfach erwähnt. Auch hier wieder Kontaktaufnahme, Verträge, Versand etc.
Nun sind auch irgendwann die ersten Abrechungen an den Musiker fällig, man muss mit Retouren umgehen, evtl. Nachbestellungen und und und
Ich könnte jetzt noch viel schreiben, aber ich höre hier mal auf.
Bin mir halt nicht sicher, ob jedem das (und noch viel mehr) klar ist, der mit dem Gedanken spielt ein Label zu gründen.
und .... ob es sich für jeden lohnt
