Kompression vor Amp-Plugins?

[Struppi]

Heyho,

mir hat sich eben eine kurze Frage aufgetan... Wenn ich ein direktes Line-Signal der Gitarre bearbeite, ist es dann eigentlich sinnvoll, vor dem Amp-Plugin zu komprimieren? Ich habe das bisher meist intuitiv so gehandhabt, um das Plugin bereits mit etwas gleichmäßigerer Dynamik zu füttern.
Bei einem abgenommenen Amp in der schön gesättigten Zerre ist eine weitere Kompression ja in der Regel überflüssig, daher frage ich mich, ob das Plugin das ähnlich simuliert (nutze hauptsächlich die Amp-Simulation aus Cubase 5).

Klar, kommt oft auch auf den Einzelfall an, aber wie handhabt ihr das denn meistens?

Cheers,
Struppi

 

[tomric]

Kommt immer auf den gewuenschten Effekt an. Ich hab auch live gern mal 'nen Kompressor als Sustainer vor dem cleanen bis angezerrten Amp.

 

[SOS]

auch bei highgain sounds ist kompression danach für mich ein muss... weiss auch nicht, woher das gerücht stammt, dass sei unnötig bis hin zu verboten... davor ist es einfach geschmacks/soundsache, wenn man z.b. mehr sustain will... und es gibt ja auch pickups die ziemlich komprimieren (z.b. emg 81), ergo dagegen ist nix zu sagen... wenn es denn gut klingt

 

[Entone]

Es gibt auch Kompressoren/Tretminen für Gitarristen, die dann vor den Amp gehängt werden. Ist im Prinzip ja nichts anderes.

Kommt halt drauf an, was man will. Bei cleanen oder angezerrten Sounds macht es bei der Aufnahme nur dann einen Sinn, wenn man den Grad der Sättigung des Amps schon einschränken will, also möglichst wenig Dynamik in Bezug auf den Zerr-/Sättigungsgrad zulassen will. Will man das nicht oder kommt es darauf nicht an, reicht der Kompressor nach der Aufnahme.

Bei HiGain-Sounds hab ich persönlich als Gitarrist immer auf einen Kompressor vor dem Amp verzichtet, weil das idR nicht viel bringt oder sogar den Dampf/Druck rausnimmt. Auch eine verzerrte Gitarrenvorstufe lebt von der Dynamik des Spielers. Kompressor nach dem Amp ist wie SOS schon angedeutet hat eine Glaubensfrage. Ich verzichte idR drauf, zumindest auf nichtfärbende Brot-und-Butter-Kompressoren. Da sehe ich meist nicht den Sinn, da die Dynamik eh schon stark beschränkt ist. Was aber einiges bringen kann, sind Loudness Maximizer, wenn man die verzerrten Gitarren weiter nach vorne bringen will (in den 80ern wurde für diese Vorgehensweise v.a. die Studioarbeit von Skid Row bewundert) oder eben färbende Geräte/Plugins, um dem Klang den letzten Schliff zu verleihen.

 

[RefinedRough]

Für mich funktioniert der sknote disto nach der amp-sim ganz gut, wor allem wegen der "warmth" funktion. Ist eine art deesser oder so, hilft das billig-britzlige zu entschärfen.
Ansonsten...kommt haltdrauf an, solange es gut klingt am ende isseswurst. Vorher komprimieren lässt manchmal halt eine gleichmässigere verzerrung zu.

 

[AWF]

weiss auch nicht, woher das gerücht stammt, dass sei unnötig bis hin zu verboten

Damit Homerecordler weiterhin im dunklen tappen.

Ist wie mit den Bodybuilding Zeitschriften etc. Ohne 2,75 Gramm (alleine diese Zahl) Protein täglich, kann man keine Muskeln aufbauen.

Da sagt man auch nicht: Jungs, die Profis stoffen was das Zeug hält, ohne kann man keinen 50er Oberarm bekommen.

Also machen die Hobby Sportler alles, nur nicht was die Profis tun und kaufen Plugins..ähm ...ich meine Protein.

 

[Bassmacher]

So sieht's aus. Das ist Business.



--guten Rutsch!

 

[Struppi]

Ich habe mal gelesen, dass die Aussage daher rührt, dass ein verzerrter Amp durch die Übersteuerung eine natürliche Kompression erzeugt. Und das trifft ja durchaus auch zu, wenn man die Wellenform cleaner und verzerrter Gitarren nebeneinander legt fällt der Dynamikunterschied schon auf.

Danke für eure Hinweise, ich denke ich muss da noch ein wenig mehr experimentieren. Aktuell habe ich ein Projekt, in dem die einzige Gitarrenkompression ganz am Ende auf der jeweiligen Gruppe erfolgt, das schweißt alles recht nett zusammen. Die Kompression vor dem Plugin war bei mir bisher eher prophylaktisch und dezent, wahrscheinlich macht es am Ende doch eher wenig Unterschied.

Ach ja, gegen das billige Fizzeln der Zerrsounds mache ich eigentlich meistens einen High Cut bei 10 bis 12k, die Idee mit dem De-Esser hat aber auf jeden Fall was, wird getestet

 

[musicdevil]

Nen Compressor verdichtet das Signal, dabei werden auch leise Töne lauter. Das heißt, dass man auch jegliche Saitengeräusche usw. viel deutlicher hört, wenn man nen Comp vor den Amp schaltet.
In der Regel ist das eher nicht gewünscht...bei eher Cleanen Sachen vielleicht, aber bei so High-Gain Sachen dann eher nicht. Und desto mehr Gain, umso weniger wird auch nen Comp nach dem Amp unnötiger werden.

 

[sts]

Das heißt, dass man auch jegliche Saitengeräusche usw. viel deutlicher hört, wenn man nen Comp vor den Amp schaltet.

Was für Saitengeräusche meinst Du denn da?

 

[musicdevil]

Na zb. Umgreifgeräusche (über die Saiten rutschen), die durch eventuell unsauberes Spiel entstehen, oder wenn man nicht richtig abdämpft, vielleicht auch Geräusche durchs Plektrum oder wie auch immer, alles was im Prinzip eher unerwünscht ist, im Normalfall leise ist, aber durch nen Comp halt noch verstärkt wird, bevor es in den Amp geht. Selbst rauschende Pickups würden verstärkt werden.

 

[holgi]

HighGainZerrsound hat bei mir keine Kompression auf der Gitarrengruppe, ich höre durch den Einsatz eines Kompressors wie die Gitarrensumme "blockig" klingt, voll in die Fresse, ohne Dynamikreste, mog i net.

 

[sts]

Na zb. Umgreifgeräusche (über die Saiten rutschen), die durch eventuell unsauberes Spiel entstehen, oder wenn man nicht richtig abdämpft, vielleicht auch Geräusche durchs Plektrum oder wie auch immer, alles was im Prinzip eher unerwünscht ist, im Normalfall leise ist, aber durch nen Comp halt noch verstärkt wird, bevor es in den Amp geht. Selbst rauschende Pickups würden verstärkt werden.

Kann ich nicht bestätigen. Dass solche Effekte entstehen, wenn man ein bereits verstärktes Signal nachher mit einem Kompressor bearbeitet, mag ja durchaus sein (wobei ich auch hier eher die Verstärkung von Rauschen und Brummen auffällig und ggf. störend finde). Bei Kompressoren, die man vor eine Gitarrenvorstufe schaltet (in der Regel Bodenpedale) habe ich so eine Verstärkung von Nebengeräuschen eigentlich noch nicht erlebt. Allerdings weiß ich auch nicht, was für Höllenmaschinen manche vielleicht zwischen Gitarre und Amp schalten.

 

[Nachtschicht]

ich tus in der regel eher nicht. zerre ist ja auch kompression, und wenn man nen compressor davorhängt ändert sich dynamisch / pegeltechnisch eigentlich nicht wirklich was, die verzerrung wird nur flacher und weniger artikuliert.

das ist im lieblingsbeispiel "sustain erhöhen" ja so auch erwünscht (technisch ändert sich da ab einem bestimmten verzerrungsgrad ja weniger der pegel-verlauf als der höhenabfall, die töne bleiben länger "hell" und dadurch wird mehr sustain wahrgenommen), aber in den meisten anderen fällen halt eher nicht. da finde ich die art der pegelbegrenzung die die zerre selber macht klanglich deutlich spannender als das rein pegelorientierte arbeiten des compressors, da tauscht man also graduell eine pegelbegrenzung die mit allerlei lustigen harmonischen artefakten daherkommt (=zerre) gegen eine pegelbegrenzung, die eben nur das tut: pegel begrenzen.

finde ich fast immer nen schlechten tausch, deswegen ist bei mir vor der zerre eher selten ein compressor. verboten isses natürlich überhaupt nicht, aber ich muss schon einen sehr expliziten grund (wie etwa sustainverlängerung) haben um einen compressor vor die zerre zu hängen, ganz sicher würde ich das niemals als default-standard-move machen.

und hinter der zerre machts meistens dann sowieso auch keinen sinn mehr, weil ab einem bestimmten zerr-grad schon der verzerrer die dynamik mehr aus ausreichend eingeschränkt hat. auch da macht ein compressor meistens eigentlich nur noch unnötig flach für meine ohren.

und das sage ich als ausdrücklicher compressor-fetischist der die dinge statistisch gesehen eher auf zuviele als zuwenige kanäle packt

 

[SOS]

auch beim highgainsten signal sind die palm mutes lauter/bassiger als offene power chords, shreds oder tappings leiser/dünner etc... typische metal riffs vereinen diese oder andere verschiedene techniken innerhalb eines oder zwei takten... will ich aber alles solide upfront und in tonaler balance haben, ergo: kompression! auch gerne mal multiband um einzelne "problemzonen" besser im griff zu haben.

 

[Entone]

auch beim highgainsten signal sind die palm mutes lauter/bassiger als offene power chords, shreds oder tappings

Das ist doch gerade das Geile dabei und sorgt für ein bisschen Dynamik. Wobei viel Druck aus den Palmmutes schon idR durch den LoCut genommen wird. Aber wie so oft: Geschmacksache.

 

[Nachtschicht]

ich mags ach gern wenn die palmmutes eher bisschen ein dynamisches treppstüfchen nach oben sind. was da an bissken pegelunterschied noch bleibt gibt sowieso spätestens im mastering den löffel ab

 

[SOS]

Wobei viel Druck aus den Palmmutes schon idR durch den LoCut genommen wird

ja genau, danke für diese aussage, ich lasse das mal so stehen

 

[birdseedmusic]

Moin

Nach meiner Meinung macht ein Kompressor vor dem Amp nur wieder viel von dem dynamischen Gitarrenspiel kaputt. Wenn man sein Handwerk halbwegs beherrscht, wird man als Gitarrist ja gerade durch unterschiedliche Anschlagsstärken eine gewisse Dynamik in die Gitarrenspur bringen. Das dann alles mit dem Kompressor wieder glattzubügeln, so dass es dann bei der Ampzerre kaum noch Dynamikunterschiede gibt, halte ich für in den meisten Fällen nicht geeignet.

Bei sehr cleanen Funky Sachen kann es manchmal notwendig sein, ein Übermass an Dynamik zu begrenzen. Aber das erreicht man auch durch einen Kompressor nach dem Amp, so bleiben die Dynamikunterschiede im Zerrverhalten erhalten.

lg
bird

 

[Nachtschicht]

jo, clean ist nochmal was ganz anderes. so ne schöne funkgitarre darf auch gerne mal gnadenlos durch den schnappatmungscompressor geprügelt werden

(und ja, im zweifel lieber hinterm amp als davor, ausser man möchte eine konstanz im zerrverhalten der transienten...das ist dann nur ne frage der angepeilten ästhetik)