Komponieren mit pen und paper

[synthpark]

Man kann damit anfangen, abgespielte Musik analytisch zu hören und ggf aufzuschreiben, nachzuspielen. Wenn das sehr gut gelingt, dann kann man vielleicht nur mit Stift und Notenpapier komponieren.

 

[clemenserwe]

Schnelle (und nicht sehr umfangreiche) Skizzen von Melodien mache ich tatsächlich mit Papier und Stift.
Blöd ist nur, dass ich seltenst Notenpapier dabei habe. Und mit freihand-gezogenen Notenlinien wird das ein richtiges Geschmiere - schwer leserlich.

Generell ist mein Handycap, dass ich nicht gerade eine saubere Notenschrift habe. Ich denke, strukturiert und leserlich schreiben zu können ist für größere Projekte eine zwingende Voraussetzung. Das heißt aber nicht, dass man ein gedrucktes Notenbild reproduzieren soll, sondern dass man durchaus eine eigene Handschrift hat.

Siehe Mozart - nicht gerade sauber, aber man sieht schon gut, was los ist.

 

[hendo]

Ja was wie ich finde die größte Herausforderung ist, ist es mit mehreren Stimmen, da man eine Spur ja noch innerlich nachsingen kann aber mehrere gleichzeitig da muss man sich ja irgendwie den Zusammenklang innerlich vorstellen können. Was für mich auch echt schwierig ist, ist die Tatsache, dass es auf der Gitarre einfach nicht so viel sinn macht mit noten zu spielen da es so viele Noten Dopplungen gibt und man ja nicht weiß welche man von den Noten jetzt wo spielen soll. Ich werde es auf jeden Fall mal probieren einfach Sachen aufzuschreiben und sie dann später abzutippen in den PC und dann kann ich ja sehen wie falsch ich lag.Es wäre halt echt super praktisch so eine Fähigkeit zu haben und wenn es ein paar Jahre dauert. Dann kann man es später einfach abschreiben und verbessern und erspart sich so sehr viel Zeit vor dem Rechner, da ich da irgendwie überhaupt keine Lust mehr habe davor zu sitzen.

 

[Ennui]

Wenn du vom Rechner wegkommen willst (was ich verstehe), dann schreib wenigstens die Grundmelodie mit Pen & Paper, also praktisch "eine Spur in deiner DAW".

 

[hendo]

Ja ich denke es geht auch in erster linie darum die Inspiration festzuhalten. Also das zentrale Thema und die Motive und die Zündende Idee etc. Den Rest kann man ja dann am Pc orchestrieren und noch verfeinern. Nur macht mich der Bildschirm einfach so unkreativ und ich werde einfach zu schnell abgelenkt. Ich hab jetzt mit dem Earmaster Programm angefangen. Finde ich eigentlich ganz gut.

 

[FredTadge]

Ich hatte letztens einen Studiomusiker bei uns im Proberaum, der für unser Album einige Instrumente eingespielt hat. Das war unheimlich beeindruckend, wie der sich einfach hingesetzt, nur die Akkorde eben ohne Instrument in der Hand aufs Papier geschmiert und dann gleich losgelegt hat.

Grundlage dafür ist wohl absolutes Hören. Ich bin da weit von entfernt. Wenn mir einer ein A vorspielt, weiß ich nicht, dass es ein A ist. Ich höre nur Intervalle und meistens das Geschlecht.

Angeblich kann man das Lernen...

 

[ollo123]

Ich kann das alles gar nicht und es kommt ja auch aufs Genre drauf an. Grade bei diversen Spielarten der elektronischen Musik kommt es ja oft auch auf den Sound drauf an und es geht gar nicht so sehr um Melodien, da muss erstmal der Sound stimmen und das geht dann über die richtigen Plugins, da käme ich mit Papier, Stift und Gitarre selbst wenn ich das könnte, gar nicht weiter.

 

[hendo]

Ja das stimmt. Wobei man sich da ja auch schonmal notizen machen kann ob man den oder den synth verwendet und den Sound den man sich vorstellt schonmal mit worten beschreiben kann. Wenn man seine Plugins gut kennt dann kann man das ja schnell zusammenbauen. Ich denke bei der Sache eher an Orchester Zeug für film musik und Videospiele.

 

[akStudio]

Ich denke, alle großen Komponisten hatten/haben ausreichend Vorstellungskraft, vorliegende Noten gedanklich in Musik umzusetzen und ebenso musikalische Ideen sehr detailliert ohne Instrument zu Papier zubringen.
Ich selbst bin weit davon entfernt, ein großer Musiker zu sein. Aber es gab eine Zeit vor dem Computer ...
Zumindest fiel es mir da sehr leicht, nur mit einem Kopfhörer und einem Tonbandgerät komplette Band-Arrangements zu transkribieren. Die Prüfung mit dem Klavier auf Richtigkeit erfolgte erst anschließend.

 

[bafc24]

Ich frage mich ernsthaft.... hätte Mozart all die Möglichkeiten gehabt wie wir heute, hätte er das bewusst nicht genutzt? Glaube ich kaum.

 

[hendo]

vlt hätte er dann eher cyberpunk gespielt als zu Komponieren

 

[Graham]

Ja ich denke es geht auch in erster linie darum die Inspiration festzuhalten.

Diktiergerät.

 

[Graham]

vlt hätte er dann eher cyberpunk gespielt als zu Komponieren

Genau.

Klein Amadeus ist leider durch Candy Crush verblödet und schiebt jetzt beim OBI die Einkaufswagen zusammen.

 

[ollo123]

Ich denke, alle großen Komponisten hatten/haben ausreichend Vorstellungskraft, vorliegende Noten gedanklich in Musik umzusetzen und ebenso musikalische Ideen sehr detailliert ohne Instrument zu Papier zubringen.

Sie waren ja auch dazu gezwungen. Mozart oder Beethoven konnten nicht mal eben gucken, wie das ganze klingen könnte, dazu hätten sie ja das ganze Orchester anfordern müssen, was nicht mal so eben geht wie beim Rechner das passende Plugin auszusuchen. Die konnten höchstens ein paar Melodien auf dem Klavier oder etwas ähnlichem spielen aber das meiste wird sicherlich Vorstellungskraft gewesen sein.

Dazu kommt ja, dass alles live gespielt und gehört werden musste, mal eben irgendwo anders hinsetzen und gucken wie das klingt, ging nicht, zumindest wenn man auch selber dirigiert hat.

 

[bafc24]

vlt hätte er dann eher cyberpunk gespielt als zu Komponieren

Tja, wer kann das schon beweisen, dass das - wäre er in der heutigen Moderne geboren - er sich für diesen Stiel entschieden hätte

 

[Eiermann]

Ohne Piano das man ein Gefühl für die Musik bekommt geht sowas absolut nicht, selbst der beste der besten Dirigenten würde da stellenweise Mist produzieren, es sei denn es ist ein bekanntest Stück das er umschreibt bzw fürs Orchester anpasst und selbst dann würde er so manch Passage anspielen um sich Bestätigt zu wissen, es gibt ja nicht nur die reine Stimmung.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Ansonsten gibt es halt genügend Zeichen um etwas zu kennzeichnen so das Instrumentalisten es in Töne und Phrasierung umwandeln.
Genauso gibt es Zeilen und Zeichen die einer Instrumenten Gruppe zugewiesen werden und somit ein mehrstimmiges Ensemble ensteht.

 

[ranzman]

das kann man im Rahmen der klassischen Musikausbildung alles bis zu einem gewissen Grad lernen. Rhythmus- Melodiediktate, zuerst ein- dann mehstimmig. Partiturlesen. Je nach Talent entwickelt sich mit diesen "technischen" Übungen auch die Imagination. Ob´s dann bei dem einen oder anderen auch zum Mozart reicht ??? Einfach ausprobieren.

 

[akStudio]

Ohne Piano das man ein Gefühl für die Musik bekommt geht sowas absolut nicht,

Ich hatte einen Lehrer, der konnte das, zumindest mit klassischer / romatischer Musik. Bei atonalen Sachen kann ich es mir auch nicht vorstellen, aber wer weiß...

 

[clemenserwe]

Grundlage dafür ist wohl absolutes Hören.

Das absolute Gehör bedeutet, dass man Töne ohne eine Referenz direkt einer Note zuordnen kann. Man hat quasi eine "Stimmgabel gespeichert".

Bedeutsam ist eher das geschulte relative Gehör - also Intervalle erkennen, Akkorde (Dur/Moll/etc. sowie deren Umkehrungen) erkennen.
Aber es geht um Gehörbildung.
Software bzw. Apps braucht es dafür nicht. Zum Einstieg empfehle ich die Technik mit den Liedanfängen. Zu Jedem Intervall gibt es einen passenden Song bzw. ein Musikstück. Kann logischerweise auch der Anfang einer Strophe oder des Refrains sein. Wichtig ist, dass man sich die Liedanfänge selbst heraussucht. Man muss sie verinnerlicht haben. Es macht keinen Sinn Songs zu nehmen, die man selbst nicht (oder nur ungefähr) kennt.
Man sollte übrigens das Intervall aufwärts und abwärts zuordnen.

Das schreibt man sich auf und summt sich die Intervalle regelmäßig vor.
Es gibt übrigens auch viele Liedanfänge, die fertige Akkorde bzw. Umkehrungen bieten, z.B. Pippi Langstrumpf-Lied -> Dur-Akkord, 2. Umkehrung (die ersten drei Töne). Abwärts kann man (auch) das Titellied von der Sendung mit der Maus nehmen (wenn man den ersten Ton weg lässt).

Ohne Piano das man ein Gefühl für die Musik bekommt geht sowas absolut nicht,

Das Piano macht es einfacher, aber es ist ohne Piano nicht unmöglich. Sänger und Instrumentalisten an Instrumenten ohne absolute Referenz (Fretless, Streicher, Posaune usw.) müssen sauber intonieren können und dazu den Zielton schon im Kopf haben, bevor sie ihn spielen/singen.

 

[notebynote]

Frage einfach ob es sich lohnt da zeit zu investieren oder ob das ein ding der Unmöglichkeit ist.

Natürlich ist es sinnvoll investierte Zeit und auch kein Ding der Unmöglichkeit. Vorausgesetzt, Du hast Geduld und Spass am Lernen. Der Weg ist das Ziel, soll heißen, fertig wirst Du nie. Ich habe einen ehemaligen Schulkollegen, der heute international gefeierter Pianist ist. Der lernt bis heute.